Franchise Fives: Houston Rockets

Der Bärtige, T-Mac und The Dream – an bekannten Spielern mangelt es den Houston Rockets nicht. Wer steht aber neben ihnen in die All-Time Lineup der Franchise?

In einer lose fortlaufenden History-Serie stellen wir auf basketball.de die herausragenden Starting Fives aller 30 NBA-Franchises zusammen und zur Diskussion.

Neben den Startern werden im Hinblick auf 70 Jahre NBA (inklusive ABA) zudem ihre Backups sowie insgesamt 30 Head Coaches benannt.

Die „Auserwählten“ müssen mindestens vier Jahre für das jeweilige Team erfolgreich gespielt/gearbeitet haben. Dabei stehen ihre Leistungen für die betreffende Mannschaft und nicht die Gesamtkarrieren im Fokus. Auch müssen die Profis auf der Position zum Einsatz kommen, auf der sie für das jeweilige Team aufgelaufen sind.

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Die Houston Rockets wurden 1967 als Expansionsteam in San Diego gegründet und zogen ein Jahr später mit dem ersten Pick im Draft Elvin Hayes. Dieser führte sie sogleich in die Playoffs, wurde aber nach dem Umzug der Rockets nach Houston (1971) und internen Differenzen getradet (1972).

Das erste Dekade in Texas war geprägt von wiederholten Playoff-Teilnahmen, MVP-Titeln von Moses Malone und sogar einem Einzug in die NBA-Finals (1981) – ohne diese aber zu gewinnen. Nachdem Malone 1982 getradet wurde, musste Houston zwei schlechte Jahre überstehen. Die Belohnung war Nummer-eins-Pick Hakeem Olajuwon.

Mit dem Ausnahme-Center als überragendem Fixpunkt, starken Mitspielern und einem legendären Coach erlebten die Rockets die erfolgreichste Zeit ihrer Franchise-Geschichte. Bis zum Ende des Jahrtausends erreichten sie 14 Mal die Playoffs. Dabei gelangen ihnen in den Jahren 1994 und 1995 Back-to-back-Championships, die bis heute die einzigen beiden Meistertitel der Raketen darstellen.

Nach Olajuwons Rückzug wurde es in den Nullerjahren etwas leiser um die Franchise. Großes Potenzial war zwar weiterhin vorhanden, doch schlugen die Verletzungsprobleme ihrer beiden Superstars Tracy McGrady und Yao Ming negativ zu Buche.

2013 beendete Houston eine dreijährige Playoff-Durststrecke, nachdem General Manager Daryl Morey das Team umkrempelte, einen speziellen und sehr analytischen Spielstil (Moreyball) implementierte und James Harden die Hauptrolle auf dem Feld übernahm.

Houston wurde in der Folge immer besser und gehörte bald zu den besten Teams der Liga. Auch konnten die Rockets als eine der wenigen Mannschaften wiederholt die Golden State Warriors fordern. Doch der ganz große Erfolg blieb bisher aus.


Point Guard: Calvin Murphy

Teamzugehörigkeit: 1970-1983 | Kernstats: 17,9 PpG, 4,4 ApG, 2,1 RpG, 1,5 SpG, 48,2% FG, 89,2% FT

Mit dem ersten Pick in der zweiten Runde des 1970er Drafts von San Diego gezogen, zeigte Calvin Murphy schon in seiner Premierensaison (15,8 PpG, 4,0 ApG), wie sehr er dem Team weiterhilft. Nicht zufällig verbesserten sich die Raketen um 13 Saisonsiege.

In den 13 Jahren, die der Mann aus Connecticut bei den Rockets verbrachte, erreichte das Team sechsmal die Playoffs. 1977 zog er mit Houston in die Conference Finals ein; 1981 sogar in die NBA-Finals, als man den Boston Celtics nach sechs Spielen unterlag.

Murphys individuelles Highlight war sicherlich seine einzige Berufung ins All-Star-Team 1979. 20,2 Punkte und 4,3 Assists legte er in dieser Spielzeit auf.

Trotz nur einer geringen Größe von 1,75 Metern punktete der Point Guard dank seiner immensen Schnelligkeit immer wieder gut. Über Jahre war er daher die zweite Option seines Teams (20,0 PpG bei 49,5% FG zu seiner Blütezeit). Defensiv bestach „The Pocket Rocket“ durch seine enorme Intensität und großen Druck auf den Ballführer; was es ihm erlaubte, auch zumeist größere Gegenspieler effektiv zu verteidigen.

Offensiv war neben seiner Schnelligkeit auch sein blitzschnelles Abstoppen aus höchstem Tempo eine Waffe. Wusste Murphy, dass sein Gegenspieler ihm den Zug zum Korb schwer machte, konnte er aus dem Dribbling heraus den Jumper nehmen und diesen problemlos versenken.

Des Weiteren war der kleine Guard fast automatisch von der Freiwurflinie. Mit einer Quote von 89,2 Prozent über seine ganze Karriere gehört Murphy zu den besten Freiwerfern der Ligageschichte. 1980/81 führte er die NBA mit einer Wurfquote von 95,8 Prozent an, als er zwischenzeitlich 78 Freiwürfe in Folge einnetzte.

1993 wurde Murphy in die Basketball Hall of Fame aufgenommen. Noch immer ist der Rockets-„Lifer“ der erfolgreichste Passgeber der Texaner. In den Kategorien Punkte, Steals, Spiele und Minuten rangiert er hinter Franchise-Ikone Hakeem Olajuwon auf dem zweiten Platz. Sonach ist „The Dream“ der einzige Spieler, der länger als Murphy im Dienste der Raketen stand.

Backup: Steve Francis (1999-2004, 2007/08: 19,0 PpG, 6,3 ApG, 6,0 RpG, 1,6 SpG, 53,3% TS, 3x All-Star, ROY 1999/2000)


Shooting Guard: James Harden

Teamzugehörigkeit: 2012- | Kernstats: 29,0 PpG, 7,7 ApG, 6,0 RpG, 1,8 SpG, 61,0% TS

Mit dem Trade für James Harden zu Saisonbeginn 2012 hat Daryl Morey wohl sein Meisterstück geliefert.

Zuvor bei Oklahoma City fast ausnahmslos als sechster Mann eingesetzt, wurde der 1,96 große Combo-Guard bei Houston sofort in die Starting Five befördert und übernahm im Angriff die Hauptlast.

Seine Usage Rate stieg von 21,6 auf 29 Prozent und sein Punkteschnitt um satte neun Zähler auf knapp 26 Punkte pro Partie.

Diese Veränderung, sowohl vom Arbeitspensum als auch vom Spielstil, zeigte große Wirkung. Hardens einzigartige Fähigkeiten wurden exzellent eingesetzt, und die Rockets erreichten in seiner ersten Saison die Playoffs.

Als das 56-Siege-Team 2015 ins Westfinale einzog, rechneten viele damit, dass sie im Folgejahr noch mehr angreifen würden. Doch aufgrund von mehreren Faktoren (u.a. Hardens unaustrainierte Rückkehr ins Trainingscamp) blieb das Team weit hinter den Erwartungen zurück und konnte sich mit 41 Siegen gerade so für die Playoffs qualifizieren. In der ersten Runde war sodann gegen die Warriors Endstation, und auch Hardens eigene Leistungen wurden schwächer.

2016/2017 kehrte der alte Harden zurück. Seine Passfähigkeiten erreichten ein neues Level, und die auf Distanzwürfe gepolte Mannschaft gab ihm den nötigen Platz, um durch seinen Zug zum Korb viele offene Würfe zu kreieren. Am Saisonende war der Südkalifornier mit 11,2 Assists pro Spiel der Ligaführende. Die Playoffs endeten jedoch abermals in einer Enttäuschung, als Harden im sechsten Spiel der Semifinals gegen San Antonio eine seiner schwächsten Leistungen der letzten Jahre ablieferte.

Mit dem Trade für Chris Paul (2017) bliesen die Rockets zum Angriff auf Golden State. Mit einer Bilanz von 65-17 (Franchise-Rekord) sicherte sich das Team ligaweit den ersten Platz. Harden wurde dafür mit dem Scoring-Titel (30,4 PpG) und endlich der Auszeichnung als MVP belohnt.

Nach einer zwischenzeitlichen Serien-Führung von 3-2 musste sich Houston schlussendlich aber im Westfinale den Warriors nach sieben Spielen geschlagen geben. Dabei stellt sich noch heute die Frage, was möglich gewesen wäre, hätte Paul in den letzten beiden Spiele nicht verletzungsbedingt gefehlt.

In der abgelaufenen Saison (2018/19) lieferte Harden Highlights ohne Ende ab. 32 Spiele am Stück mit über 30 Punkten, 61 Punkte gegen die Knicks oder 58 Punkte gegen die Nets. Er wurde Topscorer mit astronomischen 36,1 Punkten pro Spiel (seit 2014 steigert er seinen Punkteschnitt beständig) und hievte Houston nach einem schlechten Start fast im Alleingang in die Playoffs. Nach einem Erstrundensieg gegen Utah zogen die Rockets mal wieder gegen die Warriors in sechs Spielen den Kürzeren.

Der Spielstil des Bärtigen fußt auf wenigen, aber enorm effizienten Eigenschaften. Er versucht den Großteil seiner Punkte am Korb, aus der Distanz oder von der Linie zu erzielen. Dazu nutzt der unterschätzte Athlet sein überragendes Ballhandling gepaart mit exzellenten Start- und-Stopp Bewegungen und dem patentierten Stepback-Dreier. Sein Passspiel gehört ligaweit zum Allerbesten und eröffnet seinen Mitspielern etliche freie Würfe.

Derweil beäugen viele Leute skeptisch, wie Harden seine Punkte erzielt, aber gegen seinen bisherigen Erfolg ist schwerlich zu argumentieren.

Backup: Mike Newlin (1971-1979: 14,0 PpG, 4,3 ApG, 3,2 RpG, 1,1 SpG, 46,1% FG, 86,4% FT)


Small Forward: Tracy McGrady

Teamzugehörigkeit: 2004-2010 | Kernstats: 22,7 PpG, 5,6 ApG, 5,5 RpG, 1,3 SpG, 50,6% TS

Mit dem Trade für Tracy McGrady im Sommer 2004 wollte Houston den NBA-Titel in Angriff nehmen. Schließlich sicherten sich die Rockets damit einen Spieler, der mit 25 Jahren bereits eine Menge individueller Auszeichnungen erhalten hatte. Dazu gehörten vier All-Star-Nominierungen, je zwei Berufungen ins All-NBA First und Second Team sowie zwei Titel als Scoring-Champion der Liga (etwa 2002/03 mit 32,1 PpG).

Entsprechend bauten die Texaner ihr Team um das Duo McGrady / Yao Ming auf. Im ersten Jahr knüpfte T-Mac dabei nahtlos an seine Leistungen in Orlando an. Er punktete viel, assistierte ordentlich und zeigte sich defensiv verbessert. Ein Highlight der Saison waren sicherlich seine 13 Punkte in den letzten 35 Spielsekunden gegen San Antonio.

Houston beendete die reguläre Saison mit fünf Siegen mehr als im Vorjahr auf Platz fünf, scheiterte aber in der ersten Runde in sieben hart umkämpften Spielen an Dallas. T-Mac durfte sich über eine weitere All-Star-Nominierung und die Berufung ins All-NBA Third Team freuen.

Die Saison 2005/06 war hingegen eine zum Vergessen. McGrady verpasste aufgrund mehrerer Verletzungen insgesamt 35 und Yao Ming 25 Spiele. Und selbst in den Partien, in denen McGrady fit war, konnte ein erheblicher Rückgang in seiner Effizienz festgestellt werden. Er nahm zwar am All-Star-Spiel teil und erzielte vor heimischer Kulisse 36 Punkte, aber die Rockets beendeten die Saison mit einer negativen Bilanz und verpassten klar die Playoffs.

Das folgende Jahr wurde dafür wieder besser. McGrady absolvierte 71 Spiele, verbesserte sich enorm beim Playmaking (6,5 ApG) und führte das Team trotz Yaos erneuten Verletzungsproblemen sicher in die Playoffs, wo gegen Utah nach sieben Spielen in der ersten Runde das Aus kam.

In jener Saison erfolgten auch seine letzten Nominierungen für die All-Star- und die All-NBA-Auswahl.

2007/08 gewannen die Rockets 22 Spiele am Stück, was bis heute die viertlängste Siegesserie in der NBA Geschichte darstellt. T-Mac verpasste 15 Spiele und hatte insbesondere zum Saisonende hin Knie- und Schulterprobleme.

Im Sommer 2008 unterzog er sich daher einer Knieoperation und verpasste den Saisonbeginn. Als er sich Ende Februar erneut einer Operation unterziehen musste, war die Saison für ihn nach 35 Spielen und nur 15,6 Punkten pro Spiel beendet.

Als McGrady im Dezember 2009 auf das Parkett zurückkehrte, war er nur sieben Minuten im Einsatz und wurde nach sechs weiteren Spielen aus dem aktiven Kader genommen. Mitte Februar wurde der 30-Jährige dann zu den Knicks getradet.

„Was wäre wenn?“ Diese Frage stellt sich sofort, wenn die Namen Tracy McGrady, Yao Ming und Houston Rockets erklingen. Eine talentierte Mannschaft, die von Verletzungsproblemen ihrer Starspieler gebeutelt war und somit nie ihr voll Potential abrufen konnte.

Nichtsdestotrotz war McGrady in seiner besten Phase bei den Rockets ein Augenschmaus. Offensiv hatte der 2,03 Meter große Flügel so gut wie alles im Repertoire. Seine Fußarbeit war exzellent, sein Passspiel oft unterschätzt und er konnte punkten, wann immer er wollte.

2017 wurde der Cousin von Vince Carter, der einst seine Profikarriere fast zeitgleich in Toronto begonnen hatte, in die Basketball Hall of Fame aufgenommen.

Backup: Rodney McCray (1983-1988: 12,5 PpG, 3,8 ApG, 6,7 RpG, 1,5 S/BpG, 52,2% FG, 2x All-Defensive)


Power Forward: Rudy Tomjanovich

Teamzugehörigkeit: 1970-1981 | Kernstats: 17,4 PpG, 8,1 RpG, 2,0 ApG, 50,1% FG, 78,4% FT

Eine Legende der Rockets auf und neben dem Platz, prägte Rudolph Tomjanovich oder „Rudy T“, wie manchmal auf seinem Trikot geschrieben stand, die Franchise schon zu ihren Anfangszeiten und tat das noch weit darüber hinaus.

Mit dem zweiten Pick von den damaligen San Diego Rockets gedraftet, etablierte sich Tomjanovich nach einer schwierigen Rookie-Saison im Team. So erhöhte er seinen Punkteschnitt im zweiten Jahr, dann in Houston, von 5,3 auf 15,0 Punkte und traf um elf Prozentpunkte besser aus dem Feld. Und auch die Rebounds-Zahlen des 2,03 Meter großen Combo-Forwards stiegen mit zunehmender Einsatzzeit von 4,9 auf 11,8 Abpraller pro Partie.

In den nächsten beiden Jahren ging der steile Aufstieg weiter, welcher in Tomjanovichs vierter Saison (1973/74: 24,5 PpG, 9,0 RpG, 3,1 ApG) mit seiner ersten All-Star-Nominierung gekrönt wurde.

1975 erreichten die Rockets dank ihres Topscorers zum überhaupt erst zweiten Mal die Playoffs, in denen man den Celtics in den Semifinals unterlag (bis 1980 spielte Houston in der Eastern Conference).

Tomjanovich konnte in seiner Glanzzeit den Schnitt konstant bei rund 20 Punkten und einer Feldwurfquote von 51 Prozent halten. Houston kam in dieser Zeit im Zweijahresrhythmus in den Playoffs, aber für den ganz großen Wurf reichte es für das Team um „Rudy T“ und Calvin Murphy nicht.

Nach dem Trade für Center Moses Malone (1976) bildeten Murphy, „Big Mo“ und er die großen Drei in Houston. Das Scoring wurde zwischen ihnen aufgeteilt, und die Rockets qualifizierten sich nach der verletzungsgeplagten Saison 1977/78 im Osten regelmäßig für die Playoffs.

Jene Saison ist vielen Leuten auch noch heute im Gedächtnis, wenn über Tomjanovich, den Spieler, gesprochen wurde. Am 9. Dezember 1977 wurde er im Spiel gegen die Los Angeles Lakers von Kermit Washington niedergestreckt. Er brach sich dabei den Kiefer und wurde im Gesicht lebensbedrohlich verletzt, was ihn zu einer Pause von fünf Monaten zwang.

Nach dieser Horror-Verletzung hatte Tomjanovich noch ein gutes Jahr mit einer All-Star-Nominierung, aber langsam neigte sich seine Karriere dem Ende zu.

In seinen letzten beiden Spielzeiten rückte „Rudy T“ etwas in den Hintergrund und überließ Malone, der auf MVP-Level agierte, die Hauptlast. Gemeinsam führten sie Houston 1981 in die NBA-Finals, verloren dort aber gegen die Celtics. Sonach musste Tomjanovich seine Spieler-Karriere ohne Titel beenden, was er aber ein Jahrzehnt später als Cheftrainer der Raketen nachholen sollte.

Backup: Elvin Hayes (1968-1972, 1981-1984: 20,6 PpG, 12,2 RpG, 1,9 ApG, 44,5% FG, 4x All-Star, Scoring-Champion 1968/69)


Center: Hakeem Olajuwon

Teamzugehörigkeit: 1984-2001 | Kernstats: 22,5 PpG, 11,4 RpG, 2,5 ApG, 1,8 SpG, 3,2 BpG, 55,5% TS

Hakeem „The Dream“ Olajuwon ist fraglos die größte Rockets-Legende überhaupt. Der Nigerianer, der erst mit 17 Jahren das erste Mal einen Basketball in seinen Händen hatte, prägte mit seinem Spielstil nicht nur Houston und die NBA, sondern eine ganze darauffolgende Generation.

Im legendären Draft 1984 von den Rockets an Position eins gezogen, überzeugte Olajuwon sofort. Die originären „Twin Towers“, Olajuwon und Ralph Sampson, stellten unzählige NBA-Teams vor riesige Probleme. Beide waren unheimlich agil, und gerade Olajuwon wusste bereits in seiner Rookie-Saison in Korbnähe spektakulär zu punkten. Diese Kombination war der Hauptgrund dafür, dass Houston seine Bilanz um 19 Siege verbesserte und erstmals seit 1982 in die Playoffs einzig. Olajuwon wurde folgerichtig ins All-Rookie- und ins All-Star-Team gewählt.

Sein zweites Jahr war noch besser. Sowohl offensiv als auch defensiv verbesserte sich Olajuwon und führte die Rockets zu 51 Siegen und zum Gewinn der Western Conference. Vor allem in jenem Westfinale (1986) dominierte „The Dream“. Er ließ den Showtime Lakers nicht den Hauch einer Chance, dominierte verschiedenste Gegenspieler und Defensivstrategien und erzielte 75 Punkte in Spiel drei und vier. Die folgenden NBA-Finals verloren die Rocktes allerdings in sechs Spielen gegen die überdominanten Celtics um Larry Bird, der im Schnitt nahezu ein Triple-Double erzielte.

Die nächsten sieben Jahre waren von individueller Brillanz, aber fehlendem Teamerfolg geprägt. Olajuwon war Stammgast beim All-Star-Game, in den All-NBA- und All-Defense-Teams omnipräsent und gehörte zu den konstantesten Spielern überhaupt. Die Rockets zählten in der Western Conference jedoch nicht zu den Top-Mannschaften, sondern reihten sich meist um Platz fünf bis acht ein.

Vier Erstrunden-Niederlagen in Folge musste Houston seinerzeit einstecken – mit dem Tiefpunkt des Verpassens der Playoffs in der Saison 1991/92 und dem kurz bevorstehenden Trades Olajuwons, der dem Management und Teameigner öffentlich vorwarf, keine konkurrenzfähige Mannschaft zusammengestellt und überall Abkürzungen genommen zu haben.

Schlussendlich kam jedoch kein Trade zustande; und die neunte Saison wurde für den 30-jährigen Superstar und die Raketen wieder erfolgreicher. Spielerlegende Rudy Tomjanovich übernahm hierbei den Trainerposten und führte das Team mit 55 Siegen auf den zweiten Platz im Westen und in die Conference Semifinals.

„The Dream“ steigerte sowohl sein offensives Volumen als auch seine Effizienz im Vergleich zu den Vorjahren und überzeugte zum ersten Mal so richtig als williger Passer (3,5 ApG), was dem Team enorm weiterhalf. Defensiv spielte der 2,13-Meter-Mann ebenfalls eine überragende Saison und sicherte sich mit 4,2 Blocks pro Spiel den Titel des Defensivspielers des Jahres.

Was in den nächsten zwei Jahre folgte, wird wohl jeder Rockets-Fan, der diese Zeit miterlebte, seinen Enkelkindern begeistert erzählen.

Olajuwon avancierte zum einzigen Spieler in der NBA-Geschichte, der in einem Jahr sowohl Liga-MVP, Finals-MVP, Meister und bester Defensivspieler des Jahres wurde. Trotz Konkurrenten wie Patrick Ewing, Karl Malone oder Charles Barkley war „The Dream“ 1993/94 der absolut überragende Spieler und brachte nach sieben spannenden Spielen gegen die New York Knicks endlich die ersehnte Meisterschaft nach Houston. Dabei dominierte er Ewing in der Finalserie scheinbar nach Belieben.

Ein Jahr später folgte sogleich die Back-to-back-Championship. Olajuwon ließ die reguläre Saison, für seine Verhältnisse, etwas ruhiger angehen und beendete die Saison 1994/95 mit den Rockets nur auf dem enttäuschenden sechsten Rang im Westen. In den Playoffs legte er jedoch den Schalter um und zeigte vor allem offensiv seine Klasse. Mit 33 Punkten pro Spiel besiegten er und Houston nacheinander in engen Serien Utah, Phoenix und San Antonio; nur um in den Finals den raren Sweep gegen Orlando und einen gewissen Shaquille O‘Neal zu schaffen. Folgerichtig wurde „The Dream“ auch bei seiner zweiten Titelgewinn zum Finals-MVP gewählt.

Die nächsten zwei Jahre konnte Olajuwon weiterhin mit sehr starken Zahlen glänzen. Auch wurden ihm mehrere Ehrungen zuteil, aber der große Teamerfolg stellte sich nicht noch einmal ein.

Anschließend begann der langsame, aber sichere Niedergang des Nigerianers. Nach einer verletzungsreichen Saison 1997/98 und der verkürzten Lockout-Saison 1999, in der er letztmals in ein All-NBA-Team gewählt wurde, wurde es immer ruhiger um den Hall of Famer.

Olajuwon war ein ganz besonderer Spielertyp. Er war körperlich robust, aber zugleich unheimlich agil und stellte somit diverse Gegenspieler vor riesige Probleme. Defensiv zeichnete er sich durch sein hervorragendes Shotblocking und seine schnellen Hände aus, was ihn bis heute als einzigen Center in die Top-Ten der Steals katapultiert hat.

Offensiv war Olajuwon zu seiner Zeit der perfekte Big Man. Überragendes Ballgefühl gepaart mit einmaliger Fußarbeit, machten ihn fast unmöglich zu stoppen. In Korbnähe brachte er verschiedenste Fakes oder Spins an, aber seine größte Waffe war wohl der „Dream Shake“.

Laut Experten ist diese, neben dem Sky Hook von Kareem Abdul-Jabbar, die am schwierigsten zu verteidigende Bewegung. Denn „The Dream“ hatte zu jeder Bewegung noch unzählige Konter auf Lager, die seine Gegenspieler verzweifeln ließen. Selbst heute noch, obwohl das Spiel immer dreierlastiger wird, versuchen viele junge Big Men, die Aktionen des genialen Nigerianers zu erlernen.

Backup: Moses Malone (1976-1982: 24,0 PpG, 15,0 RpG, 1,6 BpG, 57,4% TS, 5x All-Star, 2x Liga-MVP)


Head Coach: Rudy Tomjanovich

Nach dem Ende seiner Profikarriere begann Rudy Tomjanovich im Jahr 1981 als Scout bei den Rockets zu arbeiten. Zwei Jahre später wurde er Assistant von Coach Bill Fitch. Diese Position hielt er neun Jahre inne (fünf unter Fitch, vier unter Don Chaney), ehe er im Februar 1992 zunächst als Interimscoach und dann in der Folgesaison offiziell als Cheftrainer übernahm.

Unter „Rudy Ts“ Regie steigerte sich Houston 1992/93 um 13 Siege, wurde Zweiter der Hauptrunde und erreichte die Semifinals. Erst in Spiel sieben gingen diese gegen Seattle knapp verloren.

Nach einer erfolgreichen Premierensaison begann die ganz große Zeit für Rockets. Es folgten Back-to-back-Titel und sechs Playoff-Teilnahmen in Folge. Insbesondere auf dem Weg zur zweiten Meisterschaft zeigte Tomjanovich seine Klasse.

Nach der Hauptrunde nur auf dem sechsten Platz gelandet, besiegte Houston die vier bestplatzierten Teams der Liga auf dem Weg zur Meisterschaft. So sind die beherzten Raketen auch bis heute das Team, das mit der tiefsten Platzierung die Larry O’Brien-Trophäe gewinnen konnte.

Das Ende von Tomjanovichs Erfolgskarriere war von Enttäuschungen geprägt. Houston beendete die letzten vier Jahre unter seiner Regie außerhalb der Playoff-Ränge und befand sich teils im Tabellenkeller.

Nach der Saison 2002/03 verließ Tomjanovich das Team, um sich ursächlich einer Krebserkrankung behandeln zu lassen.

In insgesamt elfeinhalb Jahren als Head Coach der Rockets verbuchte „Rudy T“ eine Siegesquote von 55,9 Prozent in der Hauptrunde und 56,7 Prozent in den Playoffs.

Sein Stil war geprägt von Emotionen, Intuition und seiner Nähe zu den Spielern. Es ist kein Wunder, dass viele Altstars (u.a. Charles Barkley) zum Ende ihrer Karrieren in Texas anheuerten, um unter Tomjanovich zu spielen.

Gesundheitlich hinterließ sein intensiver und involvierter Coaching-Stil Spuren. Nicht nur einmal musste der heute 70-Jährige wegen Erschöpfung in ein Krankenhaus eingeliefert werden.

Zudem sei gesagt, dass es selten der Fall ist, dass eine Person sowohl zu den Topspielern gehört als auch der beste Coach einer Franchise ist. Tomjanovich hat die Rockets 33 Jahre lang geprägt (32 davon in Houston) und wird kaum in Vergessenheit geraten.

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