All-BBL-Kader: das Ergebnis

Es gibt zwar keine BBL Hall of Fame, dafür den All-BBL-Kader der Jahre 2000 bis 2015. Die Leser von basketball.de haben für ihre besten zwölf Spieler abgestimmt.

Zehn Tage lang habt Ihr gelesen, gewählt und mitgefiebert, ob Eure Lieblingsspieler es in den All-BBL-Kader der letzten 15 Jahre schaffen. Nun ist es soweit: Das Voting ist abgeschlossen, und wir haben ein Ergebnis. Teil unseres Kaders sind die zehn Abstimmungssieger und der Zweitplatzierte mit den jeweils höchsten Stimmenanteilen unter den Internationalen und den Nationalen. Dazu lest Ihr nochmals die Portraits über die Sieger. Danke für Eure Stimmen!

PG INTERNATIONAL: CARL BROWN (38,6%)

2. Jerry Green (22%), 3. DeJuan Collins (21,1%), 4. Louis Campbell (18,4%)

1,77 Meter groß, dünne Beinchen, mächtiger Oberkörper, kahl geschorener Kopf. So tauchte Carl Brown 1993 bei dem damaligen TVG Trier auf und sollte Trier erst nach zehn Jahren wieder verlassen. In dieser Zeit wurde aus Carl Brown dann Charly Brown − ein Spieler, den man in Trier niemals vergessen wird und der auch über Trier hinaus ein großes Standing hatte.

Brown spielte zu seiner Collegezeit in Little Rock. Bereits dort deutete er sein riesengroßes Potenzial an. Er hält dort noch heute Rekorde mit den meisten verwandelten Freiwürfen (20 von 20), den meisten Drei-Punkt-Treffern (10) und den meisten Assists (18) in einem Spiel.

Seine erste Profistelle in Europa war dann auch für zehn Jahre seine Einzige. In Trier war er die Konstante in teilweise sehr unruhigen Zeiten. Trier erreichte in Carl Browns Zeit mit den Pokalsiegen 1998 und 2001 seine größten Erfolge. Jahr für Jahr war „Charly“ All-Star. Noch 2003 wurde er dort als MVP geehrt. Diese Saison war aber auch die letzte Saison für Brown in Trier. Trier wurde Letzter und hielt nur dank einer Wildcard die Klasse.

Das gesamte Team wurde nun umgebaut, und „Charly“ verließ nach zehn Jahren Trier und wechselte nach Leverkusen, wo er aber häufig verletzt war. Er wechselte nach der Saison 2004/05 nach Oldenburg, wo er mit den EWE Baskets in seiner letzten Saison noch einmal die Playoffs erreichte. Er hatte jedoch seine Leistungsgrenze erreicht und beendete mit Ablauf der Saison 2005/06 seine BBL-Karriere. Wie verbunden er mit seinem ersten Standort Trier war, zeigte er, als er zur Saison 2006/07 noch einmal in Trier auflief, um der MJC Trier in der Regionalliga zu helfen.

Sein bestes Spiel in Trier: In der Saison 1998/99 lag Trier gegen ALBA BERLIN Mitte des dritten Viertels mit 25 Punkten in Rückstand (32:57). Dann brachte Brown sein Team mit sechs verwandelten Dreiern in Folge zurück, und Trier gewann das Spiel noch mit 80:78. Dieses Spiel machte „Charly“ in Trier zur Legende, und er ist bis heute bei allen Basketballfans in Trier die Identifikationsfigur geblieben.

„Charly“ war eine Type, wie es sie heute nicht mehr so oft gibt. Er war alles und gab alles für sein Team. Mit seinem Standort Trier identifizierte er sich total und wurde zum absoluten Publikumsliebling. Und das, obwohl zu seiner Zeit mit Bernard Thompson, Keith Gray, James Marsh und anderen weitere Größen in Trier spielten.

von Wolfgang Pieper

SG INTERNATIONAL: JULIUS JENKINS (54,9%)

2. Rick Stafford (24,7%), 3. Tyron McCoy (15,4%), 4. Tyrone Ellis (4,9%)

Der Ball wird auf den Flügel gepasst, eine schnelle Finte, der Gegenspieler fällt darauf herein, Rastas fliegen durch die Luft, SWISH, der Dreier sitzt. Kaum ein anderer Spieler hat die Liga in den vergangenen zehn Jahren so sehr geprägt wie dieser: Julius Jenkins.

Seine Profi-Laufbahn in Deutschland begann Jenkins in der zweiten Liga bei Falke Nürnberg. Auch der zukünftige All-Star musste den harten Weg gehen und sich seine Lorbeeren und Erfolge erst noch verdienen. Spätestens nach seiner ersten und bisher einzigen Station außerhalb Deutschlands – bei dem belgischen Club Euphony Baskets Bree – wurden die Manager der Basketball-Bundesliga jedoch hellhörig. Genauer gesagt, die Verantwortlichen von ALBA BERLIN. Es war der Beginn einer großen Ära, als Jenkins 2006 an der Spree anheuerte.

In den folgenden fünf Jahren räumte Jenkins fast alle Titel ab, die es im deutschen Basketball zu erlangen gibt. 2008 wurde er mit ALBA deutscher Meister, 2009 Pokalsieger. 2010 wurde der US-Amerikaner zum wertvollsten Spieler der BBL (MVP) ausgezeichnet, hinzu kam noch die Berufung ins All-BBL-First-Team 2010 sowie die Auszeichnung zum besten Offensivspieler der BBL 2008 und 2010. Jenkins entwickelte sich in dieser Zeit zu einem der Aushängeschilder der Liga.

Nach der Saison 2010/11 endete die Ära Jenkins in Berlin. In nur fünf Jahren hatte der 1,87 Meter große Shooting-Guard 4.154 Punkte erzielt und sich damit hinter Wendell Alexis und Henrik Rödl den dritten Platz in der ewigen ALBA-Scorerliste gesichert.

Doch Jenkins‘ Mission in der BBL war noch nicht beendet. Bei den Brose Baskets konnte er in der Saison 2011/12 noch einmal die Meisterschaft und den Pokalsieg feiern. Danach heuerte er zur Saison 2012/13 bei den EWE Baskets Oldenburg an und erlebte mit 31 Jahren seinen zweiten Frühling. In veränderter Rolle, als sechster Mann von der Bank kommend, bewies er, dass er die BBL noch immer offensiv dominieren konnte. In den Playoffs der Saison 2012/13, die Oldenburg als Vize-Meister abschloss, gelangen ihm 17,9 Punkte bei einer Dreierquote von 40,3 Prozent. Die Gegner verzweifelten an einem Julius Jenkins, der aus allen Lagen traf.

Dass er die neue Rolle von der Bank so gut ausfüllen konnte, lag auch an seinen Fähigkeiten als sogenannter „Instant-Scorer“, also einem Spieler, der keine lange Anlaufzeit benötigt. Diese Fähigkeiten brachten ihm den Spitznamen „Human Microwave“ (menschliche Mikrowelle) ein. Zum Abschluss seines Engagements in Oldenburg errang Jenkins mit seinem Team im April 2015 noch einmal den Pokalsieg.

Dass der inzwischen 34-Jährige und Rasta-lose JJ, wie er liebevoll von den Basketball-Fans der Republik genannt wird, der Bundesliga erhalten bleibt, ist unwahrscheinlich. Deshalb lohnt sich umso mehr ein Blick auf Statistiken, die seinen Stellenwert in dieser Liga unterstreichen: 4.964 Punkte (Platz vier der ewigen BBL-Scorerliste) in 359 Spielen. Keine Frage, mit Julius Jenkins tritt ein ganz großer Spieler von der deutschen Basketballbühne ab – eine echte Legende eben.

von Jan Helms

SF INTERNATIONAL: CASEY JACOBSEN (49,4%)

2. Rickey Paulding (37,3%), 3. Immanuel McElroy (12%), 4. Marko Bulic (1,2%)

Oh Captain! My Captain! Bei diesem Ausspruch ist vor allem den Brose-Baskets-Fans sofort klar, um wen es sich handelt: Casey Jacobsen! Der 34-jährige US-Amerikaner spielte sich von Beginn an in die Herzen der Franken. Der 1,98 Meter große Forward kam mit jeder Menge Erfahrung in die Beko BBL: 2002 wurde Jacobsen von den Phoenix Suns an 22. Stelle gedraftet und kam in drei NBA-Jahren bei den Suns und den Hornets auf 240 NBA-Spiele.

Dann klopfte der europäische Basketball an Jacobsens Tür – eine Saison ging er für den spanischen Verein Tau Vitoria auf Korbjagd, ehe es ihn 2006 ins beschauliche Bamberg verschlug. Zu diesem Zeitpunkt war sicherlich noch keinem Bamberger Fan bewusst, dass man dem schlaksigen Spieler mit kalifornischem Charme am Ende seiner Karriere mal ein Trikot unter dem Hallendach widmen würde. Doch eins nach dem anderen …

In seiner ersten Saison in der Beko BBL schlug Jacobsen ein wie eine Bombe. Es ist kein Geheimnis, dass sowohl Dirk Bauermann als auch Wolfgang Heyder in den eigenen Geldbeutel griffen, um den „Star“ aus der NBA in die Bundesliga zu holen. Das Spiel der Bamberger unter Dirk Bauermann wurde sofort auf Jacobsen ausgerichtet, und er fungierte als Scorer und Lenker. Nicht nur gab es am Ende der Saison die Meisterschaft für die Bauermänner, Jacobsen holte sich auch noch den Titel des Finals-MVPs!

Nach zwei Jahren Brose-Unterbrechung (Memphis Grizzlies und ALBA BERLIN) kehrte Jacobsen 2009 mit seiner Frau und den Töchtern ins Frankenland zurück. Was in den folgenden fünf Jahren passierte, beschert jedem Bamberger Fan Gänsehaut. Jacobsen wurde Kapitän, Vorbild, die rechte Hand von Head Coach Chris Fleming, Dreier-Spezialist und Publikumsliebling.

In sieben Jahren Beko BBL kam Jacobsen auf 11,3 Punkte, 3,1 Rebounds und 2,5 Assists im Schnitt, sammelte fünf Meistertitel und vier Pokalsiege und glänzte mit einer Dreierquote von 42,4 Prozent. Unvergessen bleibt vor allem der Buzzerbeater-Dreier für die Brose Baskets aus der rechten Ecke zum 88:86-Euroleague-Sieg gegen Anadolu Efes Istanbul. Und noch vieles mehr! Oh Captain! My Captain!

von Katharina Förtsch

SF INTERNATIONAL: RICKEY PAULDING (37,3%)

324 Spiele, 4.214 Punkte, 1.199 Rebounds, 627 Assists. Rickey Paulding hat beeindruckende BBL-Statistiken vorzuweisen und die neuntmeisten Punkte der BBL-Historie erzielt. Nicht umsonst entstand die Bezeichnung „Pauldingburg“, da der US-Amerikaner Oldenburg seit 2007 treu geblieben und zum Fan-Liebling mutiert ist. In der nächsten Saison geht Paulding in seine neunte Spielzeit in Deutschland.

Dabei wurde der inzwischen 33-Jährige sechsmal in das All-Star-Team gewählt, da er nicht nur spielerisch herausragt, sondern auch mit spektakulären Aktionen glänzt. Jahrelang gehörte er zu den athletischsten Dunkern der Liga. Der Höhepunkt seiner Karriere war zweifelsfrei 2009 der Gewinn der Meisterschaft mit den EWE Baskets Oldenburg, wo er sogar zum besten Spieler der Playoffs gewählt wurde. Ein Zeitpunkt, wo viele Spieler lukrative Angebote aus dem Ausland angenommen hätten.

Aber Paulding hat Oldenburg inzwischen zu seiner Wahlheimat gemacht, sodass ein Engagement nach seiner Spielerkarriere durchaus vorstellbar ist. Identifikationsfigur, „Stat Sheet Stuffer“, Highlights-Dauerbrenner, Erfolgsgarant – Rickey Paulding bringt alles mit und ist damit zu Recht im All-BBL-Kader gelandet.

von Eduard Keller

PF INTERNATIONAL: WENDELL ALEXIS (68,3%)

2. Nathan Peavy (14,2%), 3. Chris Williams (11,5%), 4. John Best (6%)

Als Wendell Alexis 1996 zu ALBA BERLIN kam, war er nicht nur ein gefeierter Star am College, sondern hatte sich auch in Europa bereits einen Namen machen können. 1986, in seinem vierten Jahr an der Syracuse University, erhielt er die „All-American Honorable Mention“ – eine hohe Auszeichnung im College-Basketball – und er wurde ins „Second Team All-Big East“ gewählt. Nach seinem College-Abschluss meldete sich der Power Forward zum NBA-Draft an und wurde an der 59. Stelle von den Golden State Warriors ausgewählt. Dennoch spielte Alexis keine Minute in der NBA und zog ein Engagement in Europa vor.

Seine erste Station in Europa war Forum Valladolid, die er aber schon ein Jahr später Richtung Real Madrid verließ. Sowohl mit den Madrilenen (1987-1988) als auch mit Enichem Livorno (1988-1990) konnte er nicht seinen ersten nationalen Titel gewinnen. Mit beiden Teams wurde er nur Vize-Meister. Bis 1994 musste Alexis auf diesen ersten nationalen Titel warten. Mit seinem mittlerweile sechsten Team in Europa, Maccabi Tel Aviv, gewann er 1994 das Double aus israelischer Meisterschaft und Pokal. Nach dem Gewinn der Titel in Israel zog es den US-Amerikaner wieder nach Italien zu Pfizer Reggio Calabia und gleich ein Jahr später nach Frankreich zu Levallois SC.

Seine wohl beste Zeit hatte der mittlerweile 32-Jährige bei ALBA BERLIN. Von 1996 bis 2002 spielte er für die Hauptstädter und konnte mit ihnen sechs Meisterschaften in Folge feiern, dreimal den deutschen Pokal gewinnen, und er wurde viermal zum wertvollsten Spieler der Bundesliga gewählt (1997, 1998, 2000, 2002). In dieser Phase seiner Karriere bekam Wendell Alexis auch seinen Spitznamen „Iceman“ für seine coole und abgeklärte Art, die er auf dem Feld an den Tag legte.

Alexis zählt nicht nur zu den beliebtesten Spielern der Geschichte von ALBA BERLIN, sondern ist mit 5.922 Punkten in 341 Spielen auch die Nummer eins der ewigen Korbjäger. In den sechs Jahren für Berlin und einem weiteren Jahr beim MBC wurde der „Iceman“ zu einem der besten Spieler der Geschichte der Basketball-Bundesliga. Seit 2012 wird seine Rückennummer 12 bei ALBA BERLIN nicht mehr vergeben; am 15.9.2012 kam ihm die größte Ehre für einen Basketballprofi zuteil: Sein Trikot wurde unter die Hallendecke der o2-World (Anm. d. Red.: heute Mercedes-Benz Arena) gezogen und hat nun einen festen Platz in den Geschichtsbüchern von ALBA BERLIN und der Basketball-Bundesliga.

von Marcel Lubasch

C INTERNATIONAL: CHRIS ENSMINGER (67,3%)

2. John Bryant (17,7%), 3. Jovo Stanojevic (14%), 4. Ajmal Basit (1%)

Ein kurzer Blick auf die Statistiken der letzten 15 Jahre zeigt: Ein einziger Spieler hat die meisten Punkte erzielt, die meisten Rebounds geholt, die meisten Double-Doubles aufgelegt – und sich mit den meisten fliegenden Ellenbögen (tatsächlich: er begang auch die meisten Fouls in den letzten 15 Jahren) den meisten Respekt verdient: Chris Ensminger! Der langjährige Teamkapitän der Brose Baskets spielte zuvor schon beim Mitteldeutschen Basketballclub, nach Bamberg war er noch in Paderborn und Bonn aktiv. Die größten Erfolge feierte er allerdings während seiner Zeit in Bamberg – die beiden Meisterschaften waren sicherlich die größten Erfolge des US-Amerikaners.

Dazu kommen individuelle Auszeichnungen wie die sieben Nominierungen für das BBL-Allstar-Game. Ensminger beeindruckte über viele Spielzeiten mit harter Defense – immer an der Grenze der Legalität rang der heutige Coach der Oettinger Rockets Gotha den ein oder anderen gegnerischen Center zu Boden. Durch geschickte Bewegungen sammelte Ensminger extrem viele Abpraller – so war er fünfmal (2001-2005) bester Rebounder der BBL, aber auch in Europa griff er häufig beherzt zu: So reboundete er sowohl im Eurocup 2004 als auch im ULEB-Cup 2005 von allen Spielern im Wettbewerb am besten.

Doch auch punkten konnte Ensminger hervorragend: So schaffte er die unglaubliche Leistung, in fünf Hauptrunden hintereinander (2001-2005) im Durchschnitt ein Double-Double zu erzielen. Die meisten Abpraller in einem einzigen Spiel sicherte sich der Center übrigens noch während seiner Zeit beim MBC in einem Spiel gegen Ulm: Ensminger krallte sich damals, am 31.03.2001, exakt die Hälfte der Rebounds seines Teams – 22 von 44.

von Simon Linder

PG NATIONAL: PASCAL ROLLER (49,8%)

2. Derrick Taylor (31,8%), 3. Steffen Hamann (12,6%), 4. Marko Pesic (5,8%)

Es war einmal ein kleiner Junge in der Basketballhochburg Heidelberg, der gerne zum Ballett ging. Schon mit fünf Jahren hatte er damit angefangen. Bis der kleine Pascal 15 war, übte er diesen Sport aus. Danach, während seiner großen Karriere im Sport mit dem orangenen Leder, profitierte er nach eigenen Angaben von seiner früheren Tanzkarriere. Denn das, was Pascal Roller auszeichnete, war die Wendigkeit, die schnellen Bewegungen, die Stabilität in der Luft – Fähigkeiten, die er sich schon im jungen Alter beim Ballett angeeignet hatte.

In der BBL glänzte Roller schon während seiner Zeit beim USC Freiburg – in dieser Zeit erarbeitete er sich auch seine ersten Einsätze für die Deutsche Nationalmannschaft. Nach seinem Wechsel in die Mainmetropole gewann Roller gleich in der ersten Saison mit den Skyliners den Pokalwettbewerb. Großen Anteil an seiner Entwicklung wird Kai Nürnberger zugeschrieben, der bei den Frankfurtern zunächst vor Roller auf der Position eins startete. 2004 wurde Roller Basketballer des Jahres (heute: MVP) und gewann mit Frankfurt die Meisterschaft – die beste Spielzeit in Rollers Karriere. Zu beachten ist auch, dass Roller ganze siebenmal für das Allstar-Game nominiert worden ist – und das in einer Zeit, in der noch Nord vs. Süd, nicht National vs. International gespielt wurde, für Deutsche war eine Nominierung also schwieriger zu erreichen als heute.

Besonders in Erinnerung bleibt Rollers Distanzwurf – ich persönlich denke immer wieder an eine Szene, als Roller nach einem Ballgewinn alleine auf den Korb zuläuft, an der Dreierlinie abstoppt und den Wurf nimmt. Ob er reinging, weiß ich nicht mehr – was bleibt, ist die Faszination eines positiv Verrückten, der durch seine Art und Weise auch Fans der gegnerischen Mannschaften in den Bann zog. So benannte die BBL den Most-Likeable-Player-Award nach Rollers Karriere in den Pascal-Roller-Award um – völlig zu Recht, denn Pascal Roller ist eine der Figuren, die die Basketball-Bundesliga am meisten geprägt haben. Hut ab, Mann mit der Glatze!

von Simon Linder

SG NATIONAL: ANTON GAVEL (37,3%)

2. Demond Greene (33,3%), 3. Robert Garrett (19,2%), 4. Nihad Djedovic (10,2%)

Bei manchen Spielern weiß man gar nicht so richtig, wo man eigentlich anfangen und wo man aufhören soll. Anton Gavel ist einer von dieser Sorte. Im jugendlichen Alter von 15 Jahren wechselte der Shooting Guard vom slowakischen Klub BK Chemosvit zur BG Karlsruhe. Nicht einzig und alleine auf die Profikarriere bedacht, absolvierte Gavel 2004 sein Abitur. Von 2004 bis 2006 spielte er für die Gießen 46ers und ließ hier schon sein großartiges Talent aufblitzen. In 69 Spielen kam Gavel auf 14,1 Punkten und 2,7 Assists im Schnitt. In der Saison 2005/06 durfte er sich zusätzlich mit dem Titel „Rookie of the Year“ schmücken.

Danach sammelte er drei Jahre lang in der spanischen und griechischen Liga internationale Erfahrung, bis die Brose Baskets ihre Fühler nach dem heute 30-Jährigen ausstreckten. Grund hierfür: Bambergs Floor General John Goldsberry zog sich zu Beginn der Saison 2009/10 eine Knieverletzung zu und fiel auf unbestimmte Zeit aus. Die Lösung hieß: Anton Gavel. Die Brose Baskets statteten „The Hulk“ Anton Gavel mit einem Einmonatsvertrag aus. Doch nach einem Monat merkten sowohl Verantwortliche als auch Trainer und Fans: Der Junge darf „Freakcity“ nicht wieder verlassen. Nach einer „Anton-Gavel-muss-bleiben“-T-Shirt-Aktion und etwas Geld aus der Chefetage verlängerte man den Vertrag bis zum Saisonende, und Gavel holte prompt seinen ersten Meistertitel.

Anton Gavel wurde Teil des historischen Threepeats der Brose Baskets, erhielt zweimal den Titel des „Best Defensive Players“ und wurde 2013 zum Finals-MVP gekürt. Im gleichen Jahr erhielt Gavel auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Für die Brose Baskets stand er in der Beko BBL 203 Mal auf dem Feld, kam auf 11,7 Punkte, 2,5 Rebounds und 2,9 Assists.

Zur Saison 2014/15 wechselte der gebürtige Slowake zum Ligakonkurrenten FC Bayern Basketball und musste sich dort im Finale seinem ehemaligen Klub geschlagen geben. Geplagt von einigen Verletzungen, lieferte er in München 7,4 Zähler, 1,9 Rebounds und 3,7 Assists. Sein Kämpferherz, seine Bissigkeit, die ruhige Art abseits des Feldes, die fast geradlinige Flugkurve seines Dreiers, der rauschige Playoffbart und der unbändige Wille, jedem Spiel seinen Stempel aufzudrücken, machen Anton Gavel zu einem der bemerkenswertesten Spieler der Beko BBL.

von Katharina Förtsch

SF NATIONAL: DENIS WUCHERER (55,9%)

2. Hurl Beechum (26,1%), 3. Adam Hess (11,7%), 4. Rouven Roessler (6,3%)

123 Länderspiele, viermal Deutscher Meister, zweimal Pokalsieger, EM-Silber: Gäbe es eine „Deutsche Hall of Fame des Basketballs“, wäre Denis Wucherer schon lange dort vertreten. Zu Beginn seiner Karriere wählt Wucherer den damals noch ungewöhnlichen Weg in die USA und spielt dort für ein Jahr an der High-School, bevor er zurück nach Deutschland kommt.

Beim TV Langen reifte Wucherer 1991 im Alter von 18 Jahren zum Jugend-Nationalspieler heran. Schnell wurde der damalige Cheftrainer der „Riesen vom Rhein“, Dirk Bauermann, auf ihn aufmerksam. Bauermann gelang es, den Mainzer nach Leverkusen zu holen. Dort schaffte es Wucherer, sich nach und nach in die Rotation der Rheinländer zu spielen. Nachdem das „Bosmann-Urteil“ in Europa gefallen war, wurde Wucherer fester Bestandteil der Leverkusener Starting Five und schnell zum Nationalspieler. Nach sechs Jahren, vier Meisterschaften und zwei Pokalsiegen fand der Allrounder in Italien eine neue Herausforderung.

Nach drei eher enttäuschenden Jahren wechselte Wucherer 2002 nach Engagements in Frankfurt und Würzburg zurück in die Farbenstadt nach Leverkusen. Dort sollte er als Leader das neue „Deutsche Konzept“ mit Nationalspielern wie Demond Greene und Sven Schultze anführen. Nachdem die Bayer Giants 2004/05 nur knapp am Abstieg vorbeigeschrammt waren, ging Denis Wucherer erneut nach Italien. Seine Saison ließ der damals 32-jährige bei Telindus Oostende in Belgien ausklingen. Dort gelangen Wucherer zwei weitere Meistertitel als wichtiger Rotationsspieler. 2007 beendete Wucherer seine Karriere.

Wucherer war seit 1994 fester Bestandteil der Nationalmannschaft, bevor er sich am Anfang der 2000er mit dem damaligen Headcoach Henrik Dettmann überwarf und mehrere Jahre nicht für Deutschland spielte. Erst als sein Mentor Dirk Bauermann den Trainerposten der Deutschen übernommen hatte, kehrte der Swingman wieder zurück ins DBB-Team. Am Ende seiner Karriere kam „DW“ auf stolze 123 Länderspiele.

Nach seiner Karriere lebte Wucherer mit seiner Partnerin und seinen zwei Söhnen in Südafrika, wo er als „Amateurspieler“ die Landesmeisterschaft gewann. Im Anschluss kam Wucherer zurück nach Deutschland und war kurz als Head Coach des NBBL-Teams von TSV Bayer 04 Leverkusen tätig.  Nach kurzer Zeit trennten sich beide Seiten allerdings einvernehmlich, und Wucherer war als Assistenztrainer von Bauermann bei der Nationalmannschaft aktiv. Nach knapp eineinhalb Jahren als Co-Trainer beim FC Bayern München Basketball übernahm der Mainzer dann die Geschicke der Gießen 46ers, mit denen er 2014/15 den Aufstieg in die Beko BBL perfekt machte.

von Christopher Kwiotek

PF NATIONAL: ADEMOLA OKULAJA (34,3%)

2. Aleksandar Nadjfeji (32,4%), 3. Sven Schultze (30,4%), 4. Jan-Hendrik Jagla (2,9%)

ALBA BERLIN, University of North Carolina, FC Barcelona, Unicaja Malaga, Benetton Treviso, Pamesa Valencia, RheinEnergie Köln, BK Chimki, Brose Baskets. Wer einen Blick auf Ademola Okulajas Lebenslauf wirft, lernt die Bedeutung des Wortes Respekt. Die einzelnen Stationen erzählen aber noch lange nicht die ganze Geschichte des „Warriors”.

Okulaja wird in Nigeria geboren, im Alter von drei Jahren zieht er mit seiner Familie nach Berlin. Dort wird er 1994 Teil der Bundesligamannschaft, die in jener Saison den Korac-Cup gewinnt. Danach studiert er vier Jahre lang an der renommierten University of North Carolina „International Studies“, gleichzeitig hinterlässt er seine Spuren in der College-Basketball-Welt der USA. 1999 wechselt er zurück zu ALBA BERLIN, mit denen er deutscher Meister wird. In der Saison legt er als College-Abgänger 9,9 Punkte und 4,8 Rebounds auf. Er punktet aus der Distanz, wühlt mit seinen 2,06 Metern unter dem Korb und gibt in der Verteidigung nie auch nur einen Zentimeter nach.

Von Berlin aus zieht er weiter nach Spanien, wo er Rookie of the Year und Zweiter bei der MVP-Wahl wird. Erst 2005 taucht er wieder in Deutschland auf, allerdings absolviert er in Köln nur seine Reha und macht lediglich ein Spiel. Zwei Jahre später verpflichtet Dirk Bauermann den Small Forward, der auch als Power Forward auflaufen kann, für die Brose Baskets Bamberg. Hier erreicht der 32-Jährige 9,9 Punkte und fängt 5,4 Rebounds.

Es ist das Jahr, in dem Okulaja auch sein letztes Spiel für die Nationalmannschaft macht. Zwischen 1995 und 2007 bestreitet er insgesamt 172 Partien und erzielt im Schnitt 10,4 Punkte. Sein größter Erfolg in dieser Zeit ist die Bronze-Medaille bei der WM 2002 in Indianapolis. Im Halbfinale gegen Argentinien erzielt Okulaja 18 Punkte, im Spiel um den dritten Platz sogar 21.

Dann, im Sommer 2008, hat er plötzlich Schmerzen bei der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele. Die Ärzte finden einen Tumor im siebten Brustwirbel, Okulaja kämpft fortan fast ein Jahr mit dem Krebs. Der „Warrior“ hat Kraft und auch Glück, im Frühling 2009 verkündet er, dass er den Krebs besigt habe. Als Aktiver kehrt er nicht mehr aufs Parkett zurück, er bildet sich aber weiter und ist wenige Jahre später unter anderem Berater von Dennis Schröder. Auch wenn er nur einen kurzen Teil seiner Karriere in Deutschland verbrachte, ist der Name Ademola Okulaja jedem deutschen Basketballfan ein Begriff. Was aber noch beeindruckender ist: Sein Spitzname „Warrior“ ist es auch. Und das völlig zu Recht.

von Linus Müller

C NATIONAL: TIBOR PLEISS (52,5%)

2. Patrick Femerling (37,7%), 3. Tim Ohlbrecht (6,6%), 4. Stephen Arigbabu (3,3%)

Tibor Pleiß‘ großer NBA-Traum wird bei den Utah Jazz in Erfüllung gehen. Neben Dirk Nowitzki, Chris Kaman und Dennis Schröder wird er in der kommenden Saison der vierte deutsche NBA-Spieler sein. Der am 02.11.1989 in Bergisch Gladbach geborene Pleiß verfolgte so akribisch wie kaum ein anderer Basketballer sein Ziel, einmal in der stärksten Basketballliga der Welt zu spielen.

Seine Karriere begann für den in Köln aufgewachsenen 2,18-Meter-Hünen bei den Köln 99ers. Zusammen mit Philipp Schwethelm führte er schon in seinem ersten NBBL-Jahr im Jahr 2006 sein Team fast zum Einzug ins Top4. In seiner ersten BBL-Saison 2008/09 erzielte der damals 18-Jährige in durchschnittlich zwölf Minuten Einsatzzeit 5,0 Punkte und 2,9 Rebounds.

Nach der Insolvenz der Köln 99ers wechselte Pleiß 2009 nach Bamberg zu den Brose Baskets. Unter Head Coach Chris Fleming ging der Stern des gebürtigen Rheinländers erst so richtig auf. Gleich in seiner ersten Saison bei den Oberfranken gewann der Center das Double aus Meisterschaft und Pokal und steuerte in 19 Minuten 8,0 Punkte und 4,9 Rebounds bei. Der deutsche Nachwuchs-Center war auf Anhieb ein großer Anker in der Defensive und wurde zum „Rookie of the Year“ gewählt.

Im NBA-Draft 2010 wurde Pleiß als 31. Pick ausgewählt und sofort zu den Oklohoma City Thunder getradet. Der sympathische Pleiß sollte aber zunächst bei den Brose Baskets bleiben und entwickelte sich bei den Fans in Freak City zum Publikumsliebling. Am Ende seiner zweiten Saison holte er erneut das Double und steigerte seine persönlichen Statistiken auf 8,9 Punkte und 6,5 Rebounds. Für diese Leistungen wurde er als „bester Nachwuchsspieler“ ausgezeichnet. In seinem letzten Bamberger Jahr (20 MpG, 10,1 PpG, 6,1 RpG) krönte Pleiß seine Zeit bei den Brose Baskets mit dem „Threepeat“, dem dritten Gewinn des Doubles aus Meisterschaft und Pokal in Folge – es gibt wohl kaum einen erfolgreicheren deutschen Center in der Geschichte der BBL. Während seiner Zeit in Bamberg baute der Rheinländer seine offensiven Waffen stetig aus und durfte bei einer Dreierquote von 43 Prozent in der Saison 2011/2012 auch aus der Distanz nicht unterschätzt werden.

2012 vollzog Pleiß schließlich den nächsten Schritt in seiner Karriere: Er wechselte in die ACB nach Spanien, in die zweitstärkste Liga der Welt. Bei Caja Laboral entwickelte sich Pleiß in seinen zwei Jahren zu einem der Führungsspieler. In der vergangenen Saison spielte er für den europäischen Spitzenclub FC Barcelona, seine letzte Station vor der NBA.

Bei der anstehenden Europameisterschaft soll dem mittlerweile 25-Jährigen eine tragende Rolle im deutschen Nationaltrikot zukommen, ehe für den ehemaligen BBL-Star das Abenteuer NBA beginnt.

von Christian Hornung

C NATIONAL: PATRICK FEMERLING (37,7%)

Patrick Femerling war kein Ästhet. Sonst hätte er nicht diese Socken getragen. Auch sein Spiel war wenig ästhetisch. Femerling bevorzugte trotz seiner 2,15 Meter den Korbleger, auch von links schloss er immer wieder mit der rechten Hand ab. Er spielte nicht spektakulär, aber effektiv. Und vor allem erfolgreich.

2000 gewann er in seiner zweiten Saison mit ALBA BERLIN die zweite Meisterschaft, legte dabei 8,5 Punkte und 5,2 Rebounds in nur 21 Minuten Spielzeit auf. Zu diesem Zeitpunkt war Femerling schon 25 Jahre alt, sein Center-Handwerk hatte er zuvor bei den Washington Huskies in der NCAA gelernt. Nach der Meisterschaft mit Berlin startete Femerling seine erfolgreiche europäische Karriere mit Stationen in Piräus, Barcelona und Athen. Mit Barcelona gewann „Socke“ 2003 sogar die Euroleague.

2007 kehrte der gebürtige Hamburger zurück in die BBL zu ALBA BERLIN und hatte prompt großen Anteil an der erneuten Meisterschaft, auf welche die Berliner Fans lange hatten warten müssen. Vor allem seine Feldwurfquote von 72 Prozent beeindruckte in dieser Saison und bewies einmal mehr, dass Effektivität wichtiger ist als Ästhetik. In der nächsten Saison konnte Femerling verletzungsbedingt nur fünf Spiele für die Berliner bestreiten. Nach einem erneuten Auslandsaufenthalt spielte der inzwischen 35-jährige Center seine Abschiedssaison 2010/11 dann wieder in Berlin. Nach einem turbulenten Jahr reichte es immerhin noch zur Vizemeisterschaft.

Femerling war seine Karriere über nicht nur effektiv, sondern auch verlässlich: Mit 221 Länderspielen zwischen 1996 und 2009 ist er mit großem Abstand deutscher Rekordnationalspieler. Er gewann 2002 Bronze bei der Weltmeisterschaft und 2005 Silber bei der Europameisterschaft.

Mit Patrick Femerling verlässt 2010 ein wahrhaft Großer die BBL-Bühne. In Erinnerung bleiben keine spektakulären Aktionen und keine tausendfach geklickten Highlightvideos auf YouTube. In Erinnerung bleiben seine Socken, seine Korbleger und vor allem: seine Erfolge.

von Linus Müller

DER ALL-BBL-KADER VON 2000 BIS 2015

Point Guards: Pascal Roller / Carl Brown
Shooting Guards: Julius Jenkins / Anton Gavel
Small Forwards: Denis Wucherer / Casey Jacobsen / Rickey Paulding
Power Forwards: Wendell Alexis / Ademola Okulaja
Center: Chris Ensminger / Tibor Pleiß / Patrick Femerling