MLK Day in der NBA. Mehr als nur ein Event.

Ein Kommentar.

„Freiheit bedeutet, wenn überhaupt, das Recht, den Menschen zu sagen, was sie nicht hören wollen.“

– George Orwell

Die NBA hat viele Events. Den Draft. Die Christmas Games. Das All Star Game. Die Playoffs.

Meist sind dies historisch gewachsene Termine die heutzutage zu „Events“ hochstilisiert werden. Man muss dem Publikum „ja etwas bieten.“ Zumal im knallharten Wettbewerb des nordamerikanischen Sportmarktes.

Ja, Events und das zelebrieren jener, ist oder kann bisweilen eine schöne Sache sein. Wir haben uns dem heute selber angeschlossen, indem wir zb. den zweiten der 3 Surprise Trades im US-Manager gedroppt haben. Auch gibt es heute wieder tolle Partien mit frühen Tip-Offs. Das Rahmenprogramm ist dabei wirklich sehenswert übrigens.

Nur.. der MLK Day ist einfach mehr als nur ein Event. Mehr als nur „ach ja an dem Tag tragen die Teams spezielle Trikots“. Und dem sollte man durchaus auch mal ein Fokus widmen.

Wir leben in unruhigen Zeiten:

Ja das ist etwas das uns allen bewusst sein dürfte. Grade auch durch die jüngsten Ereignisse bei uns direkt vor der eigenen Haustür. Wenn in Potsdam über „Remigration“ fantasiert wird, zeichnen sich dunkle Schatten ab, denen man sich nicht verschließen kann und darf.

Die letzten (und wahrscheinlich auch kommenden) Jahre, sind Jahre der Herausforderungen. Integration ist eine Herausforderung. Postmoderne Medienwelt ebenso. Der Umgang untereinander im Alltag. Die Wirtschaftswelt mit all ihren Gesetzen. Die politische Bühne ist momentan auch ein Zerr und Spiegelbild der Ereignisse und treibt mitunter immer merkwürdigere Blüten, die aktuell sogar in einer Gefahr für die Demokratie münden.

Am fatalsten in dieser Gemengenlage ist aber seit einigen Jahren die weitverbreitete Neigung, Position zu beziehen, des Position beziehen willens. Der Diskurs wird immer seltener geführt, geschweige denn objektiv geführt. Es zählt nur den Standpunkt zu claimen. Ihn gegen vermeintlich „die anderen“ zu „verteidigen“ und (sich) zu behaupten.

Brücken, die nicht geschlagen werden:

Als Bill Russell 1956 in die NBA kam traf er ebenfalls ein Spiegelbild der Gesellschaft vor. In Boston war man damals nicht unbedingt für Weltoffenheit bekannt. Um es mal ganz diplomatisch auszudrücken. Undiplomatisch ausgedrückt ging es um offenen Rassismus. Nicht so gravierend wie in den Südstaaten aber offen und omnipräsent. Zumal der Begriff „gravierend“ mit viel Vorsicht zu genießen ist. Denn Rassismus „bewerten“ oder einordnen zu wollen verbietet sich. Er ist per se eine Sache, die man nur als Betroffener wirklich einordnen kann. Ich bin kein PoC und kann es per Definition nicht einordnen. Ich bin einfach nicht davon betroffen. Es macht mich betroffen. Aber ich BIN nicht davon als Empfänger betroffen.

Nicht davon betroffen in den Medien zu erfahren, dass ein Mann der ein 17-jährigen hinterrücks über den Haufen schießt, dennoch freigesprochen werden kann.

Nicht davon betroffen ein mulmiges Gefühl zu haben, wenn man wieder mal mit dem Auto angehalten wird und von Polizisten mit der (oft zu lockeren) Hand am Holster befragt oder untersucht wird. Da immer eine gewisse Grundbefürchtung mitschwingt, ob Situationen eskalieren können.

Nur 2 der Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit. Und 1953 waren solche Beispiele exponentiell omnipräsent. Und da ist nicht mal erwähnt wie „die Blicke“ sind, wenn man ein Laden betritt oder betrat. Sich um eine Wohnung bemüht. Oder um ein Job. Oder damals sogar einfach um ein Platz im Bus.

Bill Russell wurde nicht mit offenen Armen empfangen. Afroamerikanische Spieler wurden in eigentlich allen US – Sportligen, so gut wie ausnahmslos mit anfänglicher Zurückweisung, Verunglimpfung und offenem Rassismus „empfangen“.

Klar, er hat Visionäre wie Red Auerbach im Umfeld gehabt, der ihm im privaten sicherlich Mut zugesprochen hat und sich öffentlich vor ihn gestellt hat. Aber die breite Masse stand einem teils unverhohlen feindlich gegenüber. Obgleich auch die Ostküste sicherlich etwas progressiver und offener war. Auerbachs Vision mündete sogar in einem, für damalige Verhältnisse unerhörten Move. Rücktritt als Coach. Wechsel ins Front Office. Garniert mit der Ernennung des ersten schwarzen NBA Headcoaches in Person von Bill Russell. Und das dann auch noch als Spielercoach. So geht Wandel. So setzt man Zeichen.

Man musste sich sein Platz erkämpfen. Durchhalten. Haltung wahren.

Mit der Zeit konnte Russell die Fans aus der Arbeiterstadt Boston, mit seinem hard edged und hard working Defensivstil für sich gewinnen. Mit der Zeit wurden blanke Rassisten auch sicherlich durch jüngere Menschen im Stadion teils ersetzt, die primär den Basketballer Bill Russell bewunderten. Auch wenn ich nicht meine Hand dafür ins Feuer legen würde, dass vieles dieser neuen Perspektive auf ihn, nicht dennoch begrenzt war auf die Spiele oncourt. Aber OFFcourt entscheidet sich nun mal das echte Leben.

Ein Flüchtlingskind auf dem heiligen Boden des Rucker Park:

Ich bin ein Flüchtlingskind. Meine Eltern kamen mit 2 Kindern und 2 Koffern in diesem Land an. Thats it. Kein Pass. Kein Job. Keine Perspektive. Nur 2 Kinder und 2 Koffer.

Geflüchtet aus einem totalitären Überwachungsstaat. Bis heute kann ich politischen Rändern überhaupt nichts abgewinnen. Denn ich weiß wo die irgendwann zwangsläufig enden. Und ich habe davon selber nicht mal aktiv was abbekommen. Ich war keine 2 Jahre alt als wir hier ankamen.

Dennoch hab ich die Folgen davon erlebt. JA wir konnten die Sprache. JA wir waren im Aussehen unauffällig. Aber sozial und ökonomisch war die Kluft unübersehbar und vor allem „unüberspürbar“.  Man hat mich wissen lassen das wir anders sind. Mein Umfeld. Meine Familie. Es war nicht von der Hand zu weisen. Irgendwie war man nirgends zuhause. „Zu deutsch“ für die einen. Nicht „deutsch genug“ für die anderen. Man passte nirgends so richtig hinein. Damals klafften die Klischees noch aus allen Poren des Miteinanders. Ironischerweise aber nicht so hysterisch wie man es heute erlebt.

Früh begann ich mich zu fragen wie das sein muss. Wenn man diese Kluft nicht nur Stück für Stück im Umgang erfährt, sondern auf den ersten Blick. Ich empfand das schon früh als Jugendlicher als sehr unangenehme Vorstellung, so gar kein „Schutzmantel“ zu haben.

1998. Ich war keine 16 Jahre alt und für einige Zeit in New York. Gefühlte Wahlheimat bis heute. Und ich schloss wo Kontakte? Natürlich auf dem Feld. Wo auch sonst. Im Grunde gab es mich von 1995 bis 2000 fast nur auf Streetball Courts oder in Hallen.

Und einer der Jungs die ich da kennenlernte schlug mir vor, doch mal „just another court“ mit ihm zu besuchen.

In Harlem. Mit 15. Mit jemand den ich keine 4 Tage kannte. Ich war zwar mit 15 schon ausgewachsen und recht groß für mein Alter. Und man konnte mich sicherlich für älter schätzen als ich war. Aber rückblickend war das komplettes Harakiri, was ich da gemacht habe. Ich war einfach sehr wild damals und wenn man mir gesagt hätte „das da kannst du nicht“, dann hätte ich es erst RECHT getan.

Nun stand ich da am Rucker Park. Ohne zu wissen, WO ich da stand. Das liebe Kinder, war die Welt vor dem Internet. Man konnte nicht einfach googlen was zur Culture eines Sports gehörte. Welche Plätze historische Bedeutung hatten. NBA Ergebnisse gab es im Videotext. Und Spiele wurden alle Jubeljahre mal im DSF Nachts gezeigt. Google wurde übrigens 2 Monate nach dieser Zeit gegründet.

Basketball ist kein „schwarzer“ Sport. Sport ist farbenblind!

Und genau DAS ist die Magie von Sport. Egal welchem Sport. Ich mag das Klischee des „schwarzen“ Sportes Basketball überhaupt nicht. Im Gegenteil ich hatte diverse Freunde aus der PoC Community, die sich mit mir gemeinsam drüber lustig machten. Wenn wir nebeneinander auf dem Platz standen und sie klischeehaft für die Baller gehalten wurden. Dabei war ich derjenige, der dir die Lampen ausballern konnte. Nicht die.

Genauso war es bei Deon. Der mich mit zum Rucker Park nahm. Deon ist eher so ein Wühler und Hustle Player gewesen. Rebounds und etwas Ballhandling. Gute Spielübersicht. Gute Laufwege. Aber der konnte ums verrecken kein Jumpshot reinmachen. Pässe des Grauens gespielt.

Im Grunde der ideale Partner im 2on2 oder 3on3 Game für mich. Ich konnte Defense, Pässe und vor allem hab ich meine Jumper reingedrückt. Nur.. ich war einfach mal locker 4-5 Jahre jünger als alle anderen um mich herum. Und. Ich war der einzige „Whitey“ wie mich Deon nannte. Er dachte übrigens das ich aus den Niederlanden kam. „Ah you from Germany. I like Amsterdam“. Ich hab das damals unkommentiert gelassen. Ich wüsste ja selber bis heute nicht, wo der Unterschied zwischen North und South Dakota liegt.

Was wir da die Wochen am Rucker erlebt hatten, war teils abenteuerlich und gehört an anderen Tagen und Stellen erzählt. Bisweilen komplett random und wild. Einmal sogar recht brenzlig. Das sieht bei Billy Hoyle auf Zelluloid definitiv lustiger aus, als wenn man ähnliches selber erlebt. Nun gut. Provoziert trifft es wahrscheinlich eher. Da muss ich selbstkritisch genug zu mir selber sein im Nachhinein.

Aber ich sag mal so. Das hat geerdet. Man hat mich erst unterschätzt. Dann spüren lassen das ich ein Whitey bin. Aber irgendwann mein Game respektiert. Mich gar etwas gefürchtet auf dem Platz. Rein basketballerisch gesehen. Vor allem aber hat man mich ab einem gewissen Punkt merken, lassen das ich nicht nur ein „Whitey“ bin. Ich vermute mal, dass sich vor allem einige gefragt haben, warum zur Hölle dieses kleine Kind, da rumturnt und woher der Mut kam.

Das war einfach die Mischung aus Ahnungslosigkeit und Naivität. Heutzutage bewerte ich die Situation 1998 ganz anders. Denn auch damals ging ein Fall von Polizeigewalt durch die Medien und wirkte bis weit ins Jahr 1998 hinein. Aber selbst in so aufgeheizten Zeiten und einem damals nicht gänzlich ungefährlichen Spot wie dem Rucker Park, konnte der Sport, mit dafür sorgen, Brücken zu schlagen.

Deon hat mir irgendwann zum Abschied eröffnet, dass er mich natürlich nicht einfach so mitgenommen hat. Klar hat er aufgepasst das ich mich nicht unbewusst in Probleme bringe oder gerate. Als Älterer war es auch seine Pflicht in seinen Augen. Aber die ersten Stunden und Tage waren schon grenzwertig teilweise. Im Nachhinein stelle ich natürlich auch infrage, ob er denn überhaupt etwas hätte abwenden können im Worst Case.

Deons Kenntnisse in Geografie mögen nicht berauschend gewesen sein. Geschenkt. Aber was each one, teach one angeht.. um so mehr. Zum Abschied fragte er mich wie ich die Zeit fand:

– „Rough. Needed to earn my spot and respect. To be honest I was sort of scared from time to time. Not from you. I know your sort of humor. But some guys clearly didn’t want me on that court. Every jumper I made was like a razorblade between gaining respect or earning a punch.. or even worse.“

– „Ok and now imagine thats how you roll on every place OUTSIDE of the basketball court. Every day. Every second. No matter what you do. That’s how you roll. You wanted to know the truth.“

Ja. Ich hatte ihn in der Tat irgendwann gefragt wie es sich lebt. Als PoC in NY. 1998. Ich wollte die Wahrheit. Das war ohne mein Wissen, sein Grund, warum er mich zum Rucker mitnahm.

.. das war einer der prägendsten Momente meines Lebens. Denn so war das alles verdammt greifbar für mich geworden. Auf diese Antwort war ich auch nicht vorbereitet. Schon gar nicht in meiner unerfahrenen Brausebirne, die ich kurz vor dem 16. Geburtstag noch hatte. Deon hat mich damit verdammt viel gelehrt. Das man erst verstehen muss. Das Leben. Wenn das denn überhaupt einer von uns tut.

Brücken. Der Sport kann etwas, was die Politik und der Alltag niemals leisten kann:

Diese Episode hat mich gelehrt, dass man etwas erst verstehen muss, bevor man es wirklich in sein Handeln implementieren kann. Und das man akzeptieren und verstehen muss, dass man eben NICHT alles wirklich verstehen KANN im Leben. Es gibt Grenzen fürs Verständnis, die man nur durch Brücken aber zumindest etwas erweitern kann.

Nein, ich bin nicht dunkelhäutig. Und verdammt, nein ich weiß nicht, was es heißt so durchs Leben zu gehen. Auch zb. durch Deon weiß ich aber wie es sich anfühlt, pro Forma der Außenseiter zu sein in einer Gruppe. Es zu merken. Es von anderen vermittelt zu bekommen. Sich Respekt und sein Platz erarbeiten zu müssen. Aber vor allem:

Sich schlussendlich wenigstens zu bemühen in die Sicht und Lebensperspektive eines anderen hineinversetzen zu wollen. Mit der Erkenntnis das man es nie zu 100% nachvollziehen können wird. Aber sich und sein Handeln darauf einzustellen. Was meist der erste und ich denke sogar der alles entscheidende Schritt ist.

That thing called empathy:

Nicht das Allheilmittel. Aber notwendig um dann im Leben die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Ich weiß nicht wie es für Bill Russell war 1956. In Boston. Bei Auswärtsspielen. Irgendwann sich den Respekt zu verdienen. Zu erkennen das jener zu Zeitpunkt X noch aufs Feld beschränkt war. Bis dann irgendwann mit der Zeit mehr draus wurde und man auch OFFCOURT Respekt und Wertschätzung erfahren hat.

Ich weiß nicht wie es für Bill Russell war zum Höhepunkt seiner Karriere, sich sicherlich nicht bei allen beliebt zu machen, indem er am Civil Rights March teilnimmt oder später auch beim Ali Summit teilnimmt, neben einer Vielzahl an anderen prominenten Sportlern der Zeit, um Flagge zu zeigen. Auch damals gab es schon Sponsorings für Sportler und Vertragsverhandlungen. Nur war das zb. Ali, Kareem, Russell, Jim Brown schlicht egal. Oder zumindest nicht so wichtig, um dafür den Blick im Spiegel nicht mehr ertragen zu können, wenn man sich dort eben NICHT gezeigt hätte. NICHT Stellung bezogen hätte. Oft geht es nicht nur um das, was man tut im Leben. Sondern wovor man sich wegduckt aus Angst vor Repression.

Ich weiß nicht wie es für Sportler heutzutage ist, wenn man ihnen „shut up and dribble“ entgegenknallt und man sich fragen muss, ob man noch immer nicht weiter vorangekommen ist als Gesellschaft.

Der Sport hat mich all das unbewusst mit gelehrt. Sport ist klassenlos. Sport ist farbenblind. Sport hat auch (meist) keine politische Gesinnung. Und Sport lehrt einen durch den Kontakt mit anderen und damit auch anderen Lebenswirklichkeiten, dass man jene nicht immer sofort verstehen kann. Aber grade im Teamsport findet unweigerlich Austausch statt und DAS schlägt Brücken.

Der Weg vom Screen stellen und sich dafür Ellenbogen einhandeln für den Teammate, hin zu einem fruchtbaren Gespräch über das Leben des anderen (und sei es noch so trivial dieses Gespräch), was dann in Summe unweigerlich in Annäherung mündet. Dieser Weg ist sehr kurz.

Und genau das liebe ich am Sport. Es VERBINDET Menschen, anstatt sie zu spalten. Spaltung erfahren wir ständig im Leben. Aber Brücken zu schlagen ist unumgänglich für ein positives Miteinander.

Martin Luther King. Bill Russell. Kareem. Jordan. LeBron. Alles Botschafter einer besseren Welt:

Jeder hat auf mich eine andere Wirkung hinterlassen.

Kareem verstand es mit Stolz und stoischer Ruhe seine Standpunkte zu verteidigen. Sehr kluger Mann. Sehr standhaft. Überzeugt und überzeugend. Der auch seine Rechte kannte und einforderte. Selbstbewusst.

Jordan hat es geschafft ein Traum in die Welt zu schicken. Vom Parkett auf dem College, hin zu einem Teamowner und Industrie Magnat. Mit Durchsetzungswillen in geschäftlichen Dingen. Damit auch in Ebenen einzubrechen, die „einen wie ihn“ früher niemals akzeptiert hätten. Emporkömmling aus der Arbeiterschicht. Er hat damit Strukturen aufgebrochen.

LeBron hat es geschafft genau jenen Traum mit einer Unüberhörbarkeit zu verbinden. Unablässlich und immer wieder auch präsent zu sein. Netzwerke zu bilden und sein Umfeld zu ermächtigen, MIT ihm zu wachsen. Was ist besser als ein Magnat? Mehrere! Auch das ist ein Traum, den man nach außen schickt. Eine Message.

Nicht falsch verstehen. Das ist kein kritikloses abfeiern. Mir ist bewusst das all diese Personen auch durchaus streitbare Charaktere sind.

Nicht streitbar sind für mich jedoch Mr. King und Bill Russell. Das sind für mich die Ausnahmefiguren die unglaublich viel erdulden mussten. Aber stets mit einer beeindruckenden Haltung angetreten sind. Und das auch oft trotz und gegen Kritik aus eigenen Reihen. Der wohl schwierigsten Disziplin wenn man Standpunkte vertritt.

Es ist leicht sauer zu werden. Wütend Dinge einzufordern. Es ist leicht sich in Groll zu üben. Es ist leicht vor allem erstmal sein eigenes Schäfchen ins Trockene zu bringen. Es ist leicht für Dinge einzustehen wenn man dafür medial gelobt und gefeiert wird.

Es ist aber verdammt schwer die Fassung zu bewahren. Konstruktiv zu sein. Die andere Wange hinzuhalten im Zweifelsfall. An Visionen zu glauben und wehrhaft für die einzustehen. Mit Empathie. Konstruktiven Gedanken. Auch für diejenigen Brücken zu schlagen, die „zu den Anderen“ gehören. An Bildung als Rolemodel zu appellieren, denn nicht alle können Profisportler werden. Es ist verdammt schwer bis ins hohe Alter hinein, mit einer Aura der Weisheit und der Attitüde „eine Hand reichen ist besser, als die Hand wegbeissen“ anzutreten.

Bill Russell steht für sehr viel mehr. Er hat Mr. King voll und ganz verstanden. Es reicht nicht immer „nur“ ein Traum zu haben. Man muss auch die Brücken bauen, damit man zu diesem Traum gelangen kann.

Und genau darum. Ist der MLK Day mehr als nur ein Event. Es ist der Ausdruck dessen, dass man diese Historie würdigen sollte. Den Kerngedanken dahinter hochhalten muss. Erinnern muss. Grade in schwierigen Zeiten. Gerade dann, wenn es UNANGENEHM ist.

Mr. King hat sich jeden Tag damit konfrontiert gesehen, dass ihm Mordanschläge drohen. Für zig Tage, Monate, Jahre. Bis er schlußendlich dann sogar, genau so einem Anschlag erlag. Und dennoch hat er aktiv nie die Flucht in den Groll gesucht. Oder vergessen worauf es ankommt. Nämlich Brücken zu bauen. Es sich nicht leicht gemacht. Aufgegeben. Weggeduckt.

Wer sind wir, wenn wir schon kneifen, bloß weil es mal unangenehm wird? Nicht alle sind vom Format eines Mr. Kings oder Bill Russell. Ok. Aber genau DESWEGEN ist der MLK Day so wichtig. Nicht nur in den USA. Nicht nur für die USA. Nicht nur für die NBA.

Der MLK Day ist mehr als nur ein Sportevent. Oder Feiertag. Es ist ein Mahnmal für mehr Haltung, Diplomatie, der Würde des Menschen, nötige Brückenschläge und …

… Träume..