Franchise Fives: Orlando Magic

Im Hinblick auf die All-Time Starting Five der Orlando Magic lautet die Kernfrage: Shaquille O’Neal oder Dwight Howard? Welcher „Superman“ erhält den Vorzug?

In einer lose fortlaufenden History-Serie stellen wir auf basketball.de die herausragenden Starting Fives aller 30 NBA-Franchises zusammen und zur Diskussion.

Neben den Startern werden im Hinblick auf 70 Jahre NBA (inklusive ABA) zudem ihre Backups sowie insgesamt 30 Head Coaches benannt.

Die „Auserwählten“ müssen mindestens vier Jahre für das jeweilige Team erfolgreich gespielt/gearbeitet haben. Dabei stehen ihre Leistungen für die betreffende Mannschaft und nicht die Gesamtkarrieren im Fokus. Auch müssen die Profis auf der Position zum Einsatz kommen, auf der sie für das jeweilige Team aufgelaufen sind.

🏀🏀🏀

Die Orlando Magic kamen 1989 als Teil einer größeren Expansions-Welle in die NBA. Seitdem feierte die Franchise zwar noch keine Meisterschaft, dafür hatte der Klub bereits zwei erfolgreiche Ären mit regelmäßigen Playoff-Teilnahmen, jeweils geprägt durch einen Star-Center. Beide finden sich selbstredend im All-Time-Kader, doch welcher bekommt den Posten als Starter? Und wer belegt die anderen Positionen?


Point Guard: Penny Hardaway

Teamzugehörigkeit: 1993-1999 | Kernstats: 19,0 PpG, 6,3 ApG, 4,7 RpG, 1,9 SpG

Bereits wenige Jahre nach ihrer Gründung spielten die Orlando Magic um die NBA-Meisterschaft. Verantwortlich dafür war nicht nur Shaquille O‘Neal, sondern auch Anfernee „Penny“ Hardaway. Der 2,01 Meter große Point Guard war aufgrund seiner Länge eine Ausnahmeerscheinung und für kaum eine Verteidigung zu stoppen. Bereits in seiner Rookie-Saison kam der dritte Pick des 1993er Drafts auf durchschnittlich 16,0 Punkte, 6,6 Assists, 5,4 Rebounds und 2,3 Steals. Hardaway scorte, reboundete und verteidigte auf hohem Niveau und agierte in der Offensive sehr effizient.

In den Folgejahren spielte Hardaway seine besten Saisons. Von 1994/95 bis 1996/97 lieferte er im Durchschnitt 21,1 Punkte, 6,7 Assists und 4,4 Rebounds ab. Er wurde jeweils ins All-Star-Team berufen und 1995 sowie 1996 ins All-NBA-First-Team gewählt. Auch die Magic als Team spielten auf hohem Niveau. Nachdem Orlando bereits in Hardaways Rookie-Saison 50 Spiele gewonnen und erstmals die Playoffs erreicht hatte, waren es in der Saison darauf 57 Siege inklusive Einzug in die Finals, wo die Magic allerdings gegen die Houston Rockets chancenlos waren. 1995/96 gewann Orlando sogar 60 Spiele, schied dieses Mal jedoch in den Conference Finals gegen die Chicago Bulls aus.

Nach dem Abgang von Shaq zu den Los Angeles Lakers (1996) ging es für die Magic sportlich etwas bergab; und Hardaway, als alleiniger Star verblieben, war des Öfteren aufgrund von Verletzungen außer Gefecht gesetzt. In der Lockout-Saison 1998/99 erlebten der Point Guard und sein Team noch einmal eine Renaissance. Hardaway absolvierte alle Partien in der regulären Saison, und die Magic gewannen 66 Prozent ihrer Spiele. Allerdings schied man in der ersten Playoff-Runde aus. Im August 1999 wurde Hardaway zu den Phoenix Suns getradet. Er konnte danach nicht mehr an seine besten Leistungen anknüpfen. Eine Vielzahl von Knieverletzungen verhinderte eine längere und noch erfolgreichere Karriere.

Backup: Scott Skiles (1989-1994: 12,9 PpG, 7,2 ApG, 2,9 RpG, 38,0% 3FG)


Shooting Guard: Tracy McGrady

Teamzugehörigkeit: 2000-2004 | Kernstats: 28,1 PpG, 7,0 RpG, 5,2 ApG, 1,5 SpG

Tracy McGrady war einer der besten und spektakulärsten Scorer seiner Zeit. In den Spielzeiten 2002/03 und 2003/04 war er mit 32,1 bzw. 28,0 Punkten pro Begegnung der beste Scorer der Liga. Er war stark darin, den Korb zu attackieren, verfügte aber auch über einen soliden Wurf aus der Mitteldistanz und von der Dreipunktelinie. In Orlando hatte McGrady die besten Jahre seiner Karriere und kam in jeder Saison in Florida auf über 25 Punkte pro Spiel.

Der Shooting Guard heimste während seiner Zeit in Florida eine Reihe individueller Auszeichnungen ein: Er schaffte es jedes Jahr ins All-Star-Team; 2002 und 2003 wurde er ins All-NBA-First-Team sowie 2001 und 2004 ins All-NBA-Second-Team berufen.

In Orlando konnte McGrady jedoch keine großen Erfolge feiern. Ohne den überwiegend verletzten Co-Star Grant Hill musste „T-Mac“ in der Offensive die Hauptlast schultern. Dennoch gelang es ihm, die durchschnittlichen Magic in die Playoffs zu führen. Dort war allerdings immer in der ersten Runde Endstation. In seiner letzten Saison in Orlando verpasste die Franchise trotz seines Scoring-Titels die Endrunde sogar deutlich. Danach wurde er im Tausch für Steve Francis und Cuttino Mobley nach Houston getradet.

Backup: Nick Anderson (1989-1999: 15,4 PpG, 5,3 RpG, 2,8 ApG, 1,5 SpG)


Small Forward: Hedo Türkoğlu

Teamzugehörigkeit: 2004-2009, 2010-2013 | Kernstats: 14,5 PpG, 4,5 RpG, 3,9 ApG, 37,9% 3FG

Wäre es für Franchise und Spieler optimal gelaufen, könnten wir an dieser Stelle Grant Hill zum Starter küren. Dieser war der mit Abstand talentierteste Small Forward, der je das Magic-Trikot getragen hat. Doch Hill wurde immer wieder durch schwere Verletzungen zurückgeworfen und absolvierte aus diesem Grund in sechs Jahren in Orlando nur 200 Spiele. Aus unserer Sicht zu wenige, um ihn in die All-Time Starting Five zu berufen.

Stattdessen haben wir uns für Hedo Türkoğlu entschieden, wobei auch Dennis Scott vertretbar gewesen wäre. Türkoğlu spielte während der Dwight-Howard-Ära in Orlando und trug als Starter auf der Drei oder als Stretch-Vierer dazu bei, dass Orlando dreimal in Folge die Southeast-Division gewann (2008-2010) und 2009 die Finals erreichte.

Der Türke bestach durch seine Vielseitigkeit: Er war ein überdurchschnittlicher Scorer, Rebounder und Passer. Er konnte auf den freien Wurf warten und diesen sicher versenken, aber auch selber für sich und andere kreieren. Die beste Saison spielte Türkoğlu 2007/08, als er durchschnittlich 19,5 Punkte, 5,7 Rebounds und 5,0 Assists erzielte. Hinzu kamen gute Wurfquoten aus dem Feld (45,6% FG) und von der Dreipunktelinie (40,0% 3FG). In jener Saison wurde er auch als „Most Improved Player“ ausgezeichnet.

Kurios: Türkoğlu wurde im Juli 2009 nach Toronto getradet und kam im Dezember 2010 per Trade aus Phoenix wieder nach Orlando zurück. Noch zweimal erreichte er mit dem Team die Playoffs. In seiner zweiten Phase bei den Magic hatte er aber nicht mehr den Einfluss auf das Team wie zu seiner Hochzeit.

Backup: Dennis Scott (1990-1997: 14,8 PpG, 3,1 RpG, 2,3 ApG, 40,3% 3FG)


Power Forward: Horace Grant

Teamzugehörigkeit: 1994-1999, 2001-2003 | Kernstats: 11,3 PpG, 8,2 RpG, 2,1 ApG, 50,2% FG

Horace Grant schloss sich 1994 auf dem Höhepunkt seines Schaffens den Orlando Magic um Shaquille O‘Neal und Penny Hardaway an. In der Saison zuvor legte er als Chicago Bull durchschnittlich 15,1 Punkte, 11,0 Rebounds und 3,4 Assists auf und schaffte es ins All-Star-Team. In Orlando waren seine Statistiken zwar nicht mehr ganz auf diesem Niveau, dennoch verhalf Grant dem Team als Leistungsträger zum Einzug in die Finals 1995 und Conference Finals 1996.

Grants Einfluss sollte ohnehin nicht auf seine Stats reduziert werden. Der Big Man mit der auffälligen Brille hatte viele Eigenschaften, die ihm zu einem gern gesehenen Mitspieler machten. Er zeigte stets vollen Einsatz und war ein exzellenter Rebounder sowie Verteidiger. Nicht umsonst wurde der Power Forward viermal in Folge ins All-Defensive-Second-Team gewählt (1993-1996). Er war außerdem extrem effizient und leistete sich kaum Ballverluste.

Backup: Rashard Lewis (2007-2010: 16,3 PpG, 5,1 RpG, 2,1 ApG, 39,9% 3FG, 1x All-Star)


Center: Dwight Howard

Teamzugehörigkeit: 2004-2012 | Kernstats: 18,4 PpG, 13,0 RpG, 2,2 BpG, 57,7% FG

Bei dem schlechten Ruf, den der mittlerweile als „Clown“ verschriene und ständig von einem zum nächsten Team wandernde Dwight Howard „genießt“, vergessen viele schnell, wie dominant der Center in seiner besten Zeit eigentlich war. Schließlich stellte Howard den einen oder anderen Rekord auf.

So avancierte er beispielsweise zum jüngsten Gewinner des „Defensive Player of the Year“-Awards, den er seinerzeit dreimal in Folge gewann (2009-2011). Außerdem war der Big Man der erste Spieler in der NBA-Historie, der die Liga zweimal bei den Rebounds und Blocks pro Spiel anführte – und dies auch noch zwei Jahre infolge (2009, 2010). Auch war Howard während seiner Zeit in Orlando sechsmal All-Star (2007-2012) und fünfmal All-NBA-First-Teamer (2008-2012).

Diese Auszeichnungen belegen, dass Howard von der Saison 2007/08 bis zu seinem Abschied zu den Los Angeles Lakers (2012) der beste Center der NBA war. In diesen Jahren kam er immer auf mindestens 18 Punkte und 13 Rebounds pro Begegnung. In der Saison 2010/11 erzielte er durchschnittlich 22,9 Punkte (59,3% FG), 14,1 Rebounds und 2,4 Blocks. Auch in den Playoffs war er extrem dominant. Er legte nicht selten mehr als 20 Punkte und 15 Rebounds auf. Er trug Orlando dreimal zum Division-Sieg (2008-2010), einmal in die Finals (2009) und weiteres Mal in die Conference-Finals (2010). In der Postseason 2011 generierte er in der Erstrunden-Serie gegen die Atlanta Hawks durchschnittlich 27,0 Punkte und 15,5 Rebounds. Dennoch schieden die Magic nach sechs Spielen aus.

Howard teilt dabei viele Gemeinsamkeiten mit Shaquille O‘Neal. Beide führten die Magic in die Finals, waren während ihrer Zeit in Zentralflorida das Nonplusultra auf der Fünf. Sie gehörten zu den dominantesten Scorern, Reboundern und Shotblockern der Liga. Und beide verließen Orlando Richtung L.A.

Shaq hatte sicherlich die besseren Statistiken, doch Howard war doppelt so lange in Orlando und hatte einen größeren Einfluss in der Defense, weshalb er hier die Position des Starters erhält.

Backup: Shaquille O’Neal (1992-1996: 27,2 PpG, 12,5 RpG, 2,8 BpG, 58,1% FG, 4x All-Star, 3x All-NBA)


Head Coach: Stan Van Gundy

Stan Van Gundy war der Coach der Magic während Orlandos zweiter Erfolgs-Ära zwischen 2007 und 2012. Seine Mannschaft gewann während dieser Zeit zwei Drittel der regulären Saisonspiele. Er verhalf Dwight Howard, zu einem Superstar und dem besten Verteidiger der NBA zu werden.

Van Gundys Coaching-Stil zeichnete sich dadurch aus, dass er großen Wert auf Disziplin und die Defense legte. In vier von fünf Saisons landete Orlando auf einem der ersten fünf Plätze beim Defensiv-Rating. Der Trainer holte das Maximale aus dem Kader heraus und installierte ein System, das ideal zu den Fähigkeiten der Spieler passte. Er führte die Magic 2009 in die Finals, obwohl das Team bis auf Howard nicht mit überragendem Talent ausgestattet war.

Van Gundy war temperamentvoll und verlangte viel von seinen Spielern, war aber gleichzeitig auch sehr respektiert, weil sich die meisten Profis unter seiner Leitung verbesserten und er mit seinem Basketball-Sachverstand überzeugte.

Am Ende fiel der Coach der immer schlechter werdenden Beziehung mit Howard zum Opfer; der Superstar forderte einen Trainerwechsel. Sportliche Gründe für eine Entlassung hatte es kaum gegeben, schließlich erreichte Orlando unter ihm stets die Postseason.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert