Franchise Fives: Los Angeles Clippers

Point God Chris Paul und Überathlet Blake Griffin sind gesetzt. Zudem stehen in der All-Time Lineup der Los Angeles Clippers ein Liga-MVP und ein Iron Man.

In einer lose fortlaufenden History-Serie stellen wir auf basketball.de die herausragenden Starting Fives aller 30 NBA-Franchises zusammen und zur Diskussion.

Neben den Startern werden im Hinblick auf 70 Jahre NBA (inklusive ABA) zudem ihre Backups sowie insgesamt 30 Head Coaches benannt.

Die „Auserwählten“ müssen mindestens vier Jahre für das jeweilige Team erfolgreich gespielt/gearbeitet haben. Dabei stehen ihre Leistungen für die betreffende Mannschaft und nicht die Gesamtkarrieren im Fokus. Auch müssen die Profis auf der Position zum Einsatz kommen, auf der sie für das jeweilige Team aufgelaufen sind.

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Die Los Angeles Clippers galten über lange Zeit als die „Verlierer“-Franchise der NBA. Und das aus Gründen.

In bislang 49 Spielzeiten wurden nicht mehr als 14 Mal die Playoffs erreicht. Nur fünf deutlich jüngere Franchises haben noch seltener an der Endrunde teilgenommen. Auch sind außer den Clips nur die Hornets und die Pelicans noch nie in den Conference Finals angetreten.

Allein die „Lob-City“-Ära (2011-2017) – mit sechs Playoff-Teilnahmen sowie fünf 50-Siege-Saisons in Folge – stellt in der Teamgeschichte eine länger währende Erfolgsphase dar.

Ihren Spielbetrieb nahm die Franchise 1970 als Buffalo Braves im Bundesstaat New York auf. Binnen acht Jahren zogen die Braves immerhin dreimal in die Postseason ein (1974-1976), wo sie wiederholt gut mithielten.

1978 erfolgte der finanziell bedingte Umzug nach Südkalifornien. Zunächst in San Diego, verblieb die in Clippers umbenannte Franchise weitgehend erfolglos. Daran änderte die Umsiedlung nach Los Angeles (1984) kaum etwas. 1992 konnte erstmals nach den Siebzigerjahren eine positive Bilanz erspielt und der Playoff-Einzug gefeiert werden. Bis 2011 folgten drei weitere Postseason-Trips.

In vier Jahrzehnten an der Westküste haben die Clips sonach elf Auftritte in der Endrunde vorzuweisen. Allein sieben davon in der laufenden Dekade (inklusive 2019). Seither ist die unter Eigner Steve Ballmer revitalisierte Franchise wettbewerbs- und zukunftsfähig aufgestellt.


Point Guard: Chris Paul

Teamzugehörigkeit: 2011-2017 | Kernstats: 18,8 PpG, 9,8 ApG, 4,2 RpG, 2,2 SpG, 58,9% TS

Chris Paul ist einer der herausragenden Point Guards sowie einer der komplettesten Spieler der NBA-Historie. Bei den generierten Assists und Steals rangiert er bereits unter den Top-Ten der All-Time-Liste, bei den erzielten Punkten auf Platz 13 aller Einser. Zudem kann er mit dem besten Offensiv-Rating aller NBA-Spieler aufwarten.

Noch immer brilliert der heute 33-Jährige als ballsicherer und dribbelstarker Playmaker, der mit seinem Spielverständnis und seiner Übersicht glänzt. Zumal er seine Teammates stets besser macht. Auch war der 1,83 Meter große „Point God“ über Jahre einer der effizientesten Scorer der Liga. Besonders aus der Mitteldistanz und aus Isolationen heraus. Überdies darf Paul als einer der befähigsten Guard-Verteidiger gelten.

Es mag daher nicht überraschen, dass „CP3“ die Clippers seinerzeit auf ein neues Level hob und sie in der begründeten „Lob-City“-Ära sechsmal in Serie in die Playoffs führte. Und auch wenn dem verletzungsgeplagten Team der große Wurf verwehrt blieb, zeigte Paul wie zuvor in NOLA, dass er ein Unterschiedsspieler ist. Maßgeblich machte er die Hochphase der Angelinos möglich – mit ihm gewannen die Clips nie weniger als 60 Prozent ihrer Spiele (was ihnen zuvor keinmal gelungen war). Dadurch verlieh er der Franchise neue Glaubwürdigkeit.

In den sechs Jahren, die er in „Tinseltown“ verbrachte, wurde „CP3“ fünfmal in Folge in die All-Star- und die All-NBA-Auswahl berufen. Ausnahmslos stand er im All-Defensive First Team, zumal er sich 2012 und 2013 in der MVP-Konservation wiederfand.

Zudem führte Paul die Liga wiederholt bei den Assists pro Spiel an; derweil er als Segler dreimal zum besten Balldieb der NBA avancierte. Nicht zuletzt steht der erfolgshungrige Führungsspieler in den Rekordbüchern der Franchise bei den gespielten Vorlagen und den verbuchten Win Shares an erster Stelle.

Backup: Norm Nixon (1983-1986, 1988/89: 14,6 PpG, 9,0 ApG, 1,1 SpG, 1x All-Star)


Shooting Guard: Randy Smith

Teamzugehörigkeit: 1971-1979, 1982/83 | Kernstats: 17,8 PpG, 4,9 ApG, 4,2 RpG, 1,9 SpG, 47,2% FG

Heute weithin vergessen, ist Randy Smith 2009 im Alter von 60 Jahren verstorben. Neun seiner zwölf Profijahre verbrachte der Flügelspieler in Buffalo und San Diego. Dabei amtiert der 104. Pick der Draft von 1971 nach wie vor als Franchise-Leader bei den absolvierten Spielminuten, den erzielten Punkten und Ballgewinnen.

Smith, der auf Long Island (New York) aufwuchs und das Buffalo State College besuchte, bestach als geschmeidiger Basketballer. Dabei war der agile 1,90-Meter-Mann ein großartiger Athlet und seinerzeit der vielleicht schnellste Spieler der NBA.

So brillierte der langjährige Lead Guard der Braves im Fastbreak, während er oft über Ringniveau agierte und seine Drives gern per Dunk abschloss. Zugleich besaß er als fähiger Schütze einen verlässlichen Sprungwurf aus dem Dribbling. Auch wusste er seine Mitspieler als Passgeber in Szene zu setzen (5,6 ApG zu seiner Hochzeit).

Seine Fähigkeiten als Scorer zeigte Smith vor allem in vier Folgejahren (1975-1979), in denen er im Schnitt 21,9 Zähler auflegte. Und da der Allrounder in der Verteidigung häufig den gefährlichsten Außenspieler des Gegners übernahm und als Balldieb hervortrat, darf er als auch als Two-Way-Player gelten. Als ein kompletter Spieler, der mit den Braves immerhin dreimal in Folge an den Playoffs teilnahm (1974-1976) und den Respekt seiner NBA-Kollegen genoss. Mit Big Man Bob McAdoo (siehe Center) bildete Smith seinerzeit ein dynamisches Duo.

Ein Karriere-Highlight markiert das Jahr 1978, als der zweifache All-Star und einmalige All-Teamer mit 27 Punkten (11/14 FG), sieben Rebounds und sechs Assists in nur 29 Einsatzminuten zum MVP des All-Star-Spiels avancierte.

Überdies war Smith über lange Zeit der „Iron Man“ der Liga. Ein Musterprofi, der Ausdauer und Konstanz auf dem Parkett zuverlässig ausbuchstabierte. So verpasste er von 1972 bis 1982 nicht ein Saisonspiel. Erst im März 1983 endete Smiths rekordsetzende Serie von 906 aufeinanderfolgenden Partien. Eine langlebige Marke, die 1997 von A.C. Green durchbrochen wurde.

Backup: Ron Harper (1989-1994: 19,3 PpG, 5,5 RpG, 4,8 ApG, 2,9 S/BpG)


Small Forward: Corey Maggette

Teamzugehörigkeit: 2000-2008 | Kernstats: 17,3 PpG, 5,2 RpG, 2,4 ApG, 57,8% TS

Auf der Drei, der offensten Position dieser Lineup, drängte sich kein Brave / Clipper ernsthaft auf. Die Entscheidung fiel zwischen Ken Norman, Charles Smith und Corey Maggette. Drei solide Komplementärspieler, die zeitweise als Scorer hervortraten und ihr Team bei den Punkten anführten.

Den Zuschlag erhält hier Maggette. Schließlich verbrachte Smith nur vier Spielzeiten in L.A., bevor der dritte Pick der 1988er Draft nach New York transferiert wurde (und 1994 mit den Knicks in den NBA-Finals stand). Norman zeigte über sechs Jahre ebenfalls ansprechende Leistungen, die für den Starterplatz jedoch nicht ausreichen.

Maggette lief hingegen über acht Jahre für die Clips auf. Allein drei Spieler standen länger im Dienste der Franchise; nur vier kamen häufiger zum Einsatz. Der Mann aus Illinois war dabei zuvorderst ein Punktelieferant. Ein eher eindimensionaler Spieler, der als athletischer Go-to-Scorer agierte und es vor allem verstand, zum Korb zu ziehen und an die Freiwurflinie zu kommen. Nicht zufällig ist der 1,98 Meter große und kräftige Swingman in puncto „Freebies“ der Franchise-Leader. Bei den erzielten Punkten rangiert er auf Platz fünf.

Zu seiner Blütezeit (2003-2008) trat Maggette neun Mal pro Partie an die Linie, während er in drei Spielzeiten die 20-Punkte-Marke durchbrach und als Topscorer der Segler fungierte. Als Teilzeitstarter lieferte der „Dukie“ am offensiven Ende sonach verlässlich ab, wobei er in Sachen Teamerfolg 2006 einen Achtungserfolg verbuchte. Denn die Clips gewannen nicht nur 47 Partien (ihre höchste Ausbeute seit 1975), sondern stießen nach 1976 auch erstmals bis in die Conference Semifinals vor. Dort mussten sie sich den „Seven Seconds or Less“-Suns um Steve Nash in einem siebten Spiel geschlagen geben.

Insgesamt spielte Maggette über 14 Saisons in der NBA. 2018 avancierte er als 38-Jähriger in der BIG3-Liga mit Team Power (um vier weitere Ex-Clipper) zum Champion und MVP. Zudem hat er sich bereits als TV-Analyst bewiesen.

Backup: Charles Smith (1988-1992: 18,4 PpG, 7,0 RpG, 2,7 S/BpG, 49,0% FG)


Power Forward: Blake Griffin

Teamzugehörigkeit: 2010-2018 | Kernstats: 21,6 PpG, 9,3 RpG, 4,2 ApG, 1,0 SpG, 56,1% TS

Gemeinsam mit Chris Paul hat der wohl spektakulärste und marktfähigste Spieler der Team-Historie maßgeblich dazu beigetragen, dass die Clippers nach Jahrzehnten der Bedeutungslosigkeit in den Kreis der relevanten Franchises aufstiegen sind. Zugleich hat Blake Griffin über siebeneinhalb Jahre dazu beigetragen, dass die Segler eine in ihrer Geschichte beispiellose Erfolgsphase erlebten, während der sie wiederholt als Meisterschaftsanwärter galten.

Abseits seiner Highlight-Dunks, die das Fan-Interesse begünstigten und die nationale Aufmerksamkeit auf das „andere“ Team aus L.A. lenkten, brillierte Griffin in „Tinseltown“ als vielseitiger Big Man.

So entwickelte sich der heute 30-Jährige zunehmend weiter: Er merzte seine anfängliche Freiwurfschwäche aus, legte sich einen soliden Sprungwurf zu und zeigte sich als fähiger Ballhandler und Passer. Entsprechend gehört er zu den spielstarken Bigs, die die Offensive ihrer Teams initiieren können und mit dem Spalding umzugehen wissen. Zumal Griffin, der 2018 im Zuge des Neuaufbaus nach Detroit getradet wurde, weiterhin ein veritabler Topscorer ist.

Anschaulich verdeutlichte er seine Allround-Fähigkeiten in den Playoffs 2015, als er im Schnitt 25,5 Punkte (55,7% TS), 12,7 Rebounds, 6,1 Assists und 2,0 Stocks auflegte. Dennoch blieb den Clips nach 3-1 Serien-Führung gegen die Rockets der Einzug in die Conference Finals verwehrt.

Während seiner durch Verletzungen beeinträchtigten Zeit in L.A. war der vormalige Rookie des Jahres (2011) fünfmal in Folge ein All-Star. Allein Paul kommt in der Franchise-Historie auf ebenso viele Nominierungen. Viermal stand Griffin in der All-NBA-Auswahl; nur „CP3“ gelang dies öfter.

Backup: Elton Brand (2001-2008: 20,3 PpG, 10,3 RpG, 2,7 ApG, 3,3 S/BpG, 51,4% FG, 2x All-Star, 1x All-NBA)


Center: Bob McAdoo

Teamzugehörigkeit: 1972-1976 | Kernstats: 28,2 PpG, 12,7 RpG, 2,6 ApG, 3,5 S/BpG, 50,0% FG

Bob McAdoo war in den Siebzigerjahren der erste Star und das erste Gesicht der Franchise. Der Hall of Famer verbrachte die ersten viereinhalb Saisons seiner 14-jährigen NBA-Karriere in Buffalo. Die Braves führte er dabei zu drei Playoff-Teilnahmen (1974-1976).

Auch wenn das Team nicht über die Semifinals hinauskam (zweimal unterlag man den späteren Champs der Celtics, einmal den wiederholten Finalisten der Bullets knapp), trat McAdoo in der Postseason eindrucksvoll hervor: 32,0 Punkte, 13,8 Rebounds und 3,2 Stocks in 45,6 Minuten pro Partie.

In der regulären Saison avancierte der 2,06-Meter-Mann aus North Carolina derweil dreimal in Folge zum Topscorer der NBA. In der Saison 1974/75 wurde der Rookie des Jahres 1973 gar zum Liga-MVP gewählt. Seinerzeit markierte „The Doo“ 34,5 Punkte (51,2% FG), 14,1 Rebounds sowie 3,2 Stocks.

1974 und 1976, als der zweifache All-Teamer ähnliche Zahlen auflegte, landete er bei der MVP-Wahl hinter Kareem Abdul-Jabbar wiederholt auf Platz zwei.

Dennoch tradeten die Braves ihren dreimaligen All-Star und dessen auslaufenden Vertrag Ende 1976 zu den Knicks. 1978 wanderte die finanziell angeschlagene Franchise nach San Diego ab. Erst 1992 sollten in L.A. erneut die Playoffs erreicht werden.

Für McAdoo begannen indes die Wanderjahre, bevor er Anfang der Achtziger bei den „Showtime“ Lakers ankam und als Sixth Man zwei versöhnliche Meisterschaften feierte (1982, 1985). Später zog er als Mittdreißiger nach Italien, wo er bis 1993 im Alter von 41 Jahren erfolgreich spielte. Mit Rekordmeister Olimpia Milano gewann er je zweimal den nationalen Titel und den Europapokal der Landesmeister.

Zu seiner Blütezeit Mitte der Siebziger brillierte „Mac“ als vielseitiger und wurfstarker Big Man, der seiner Zeit voraus war und vor allem als Scorer herausragte. Der große Bill Russell nannte ihn seinerzeit den „besten Schützen aller Zeiten“. Zudem war der ausgewiesene „Skillballer“, der anfänglich als zu klein und fragil galt, ein smoother und schneller Spieler.

McAdoo vereinte Finesse und Physis, zeigte sich agil und athletisch, rebound- und blockstark. Als variabler Angreifer vertraute gerne auf seinen exzellenten Mitteldistanzwurf und vermochte es auch, seine Nebenleute zu finden.

Zur Anschauung: 1973/74 führte McAdoo die Liga beim Punkteschnitt und (ungeachtet vieler langer Zweier) bei der Feldwurfquote an (54,7 Prozent). Zugleich rangierte er bei den Rebounds und Blocks auf Rang drei. Abrundung erfuhr seine Gesamtperformance durch das ligaweit beste Player Efficiency Rating und die zweitmeisten Win Shares.

Kurzum, zu seiner Hochzeit war „The Doo“ ein offensiv wie defensiv befähigter Ausnahmekönner.

Backup: DeAndre Jordan (2008-2018: 9,4 PpG, 10,7 RpG, 1,7 BpG, 67,3% FG, 1x All-Star, 3x All-NBA)


Head Coach: Doc Rivers

Der vormalige Meistertrainer der Celtics (2008) amtiert seit 2013 als Head Coach der Clippers. Bis heute ist Glenn Anton „Doc“ Rivers der mit Abstand erfolgreichste Übungsleiter der Franchise.

Seine Siegesquote von 63 Prozent ist teambezogen unerreicht. Mit den „Lob-City-Clips“ verbuchte er vier 50-Siege-Saisons und Playoff-Teilnahmen in Folge (2013-2017). Beides sind Franchise-Bestwerte.

2017/18 navigierte Rivers die Segler in einer wechselvollen Spielzeit des Umbruchs zu respektablen 42 Saisonerfolgen. 2019 ist das Team des ligaweit angesehenen Cheftrainers gar in die Postseason eingezogen. Ein Überraschungserfolg, der maßgeblich der guten Arbeit des Ex-Clippers-Profis (1991/92) zu verdanken ist. So hat Rivers trotz erheblicher Kaderveränderungen eine eingeschworene Mannschaft geformt, die einsatzvollen und erfrischenden Offensivbasketball spielt.

1999 hatte der langjährige NBA-Point-Guard (1983-1996, All-Star 1988) seine Trainerlaufbahn bei den Orlando Magic begonnen. Dreimal erreichte der ehemalige Coach of the Year (2000) mit den Floridianern in vier Saisons die Playoffs. Von 2004 bis 2013 betreute Rivers aldann die Celtics.

Heute ist der Erfolgstrainer einer von nur sieben Coaches, die in der Geschichte der NBA mit zwei oder mehreren Teams mindestens 300 Saisonspiele gewonnen haben. Damit befindet sich Rivers in der ausgewählten Gesellschaft von Phil Jackson (Bulls, Lakers), George Karl (Sonics, Nuggets), Dick Motta (Bulls, Mavs), Don Nelson (Bucks, Mavs, Warriors), Pat Riley (Lakers, Heat) und Lenny Wilkens (Sonics, Cavs, Hawks).

Von den derzeit aktiven NBA-Coaches hat allein Trainer-Doyen Gregg Popovich mehr Saison- und Playoffsiege eingefahren, als der Captain der Clippers.

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