U19-WM 2017: Das DBB-Team im Check

ISAAC BONGA

Ballhandler, 2,03 Meter, geb. November 1999, FRAPORT SKYLINERS
Turnier: 20,1 MpG, 6,6 PpG, 3,4 RpG, 3,3 ApG, 1,6 SpG, 3,0 TpG, 34,0% FG, 8,3% 3FG
Play-Type-Stat: Transition: 22,2% Freq, 0,56 PPP, 50,0% FG, 0,0% FT Freq, 44,4% TO Freq

Apropos Absagen: Isaac Bonga konnte die deutsche Auswahl endlich als Point Guard anführen, nachdem er im vergangenen Jahr sowohl auf das AST als auch die U18-EM verzichten musste. Zu Letzterem wird Bonga in diesem Jahr aber wieder die Möglichkeit haben: Denn als Spieler des Jahrgangs 1999 ist er weiterhin für die U18 spielberechtigt und wurde von Bundestrainer Harald Stein bereits nominiert – ebenso wie Nelson Weidemann, Philipp Herkenhoff und Philipp Hadenfeldt.

Vielleicht waren die verpassten vergangenen Turniere ein Grund, warum sich Bonga erst bei der WM und im deutschen Team zurechtfinden musste: Der Aufbauspieler steigerte sich im Turnierverlauf, sowohl was das Lesen des Spiels im Halbfeld als auch den eigenen Abschluss in der Zone betrifft. Zu Turnierbeginn hatte Bonga weniger effizient agiert, Ballverluste resultierten aus Schrittfehlern oder indem er auf die Auslinien trat.

Hier zeigt sich schon, dass Bongas Spiel bei weitem nicht abgeschlossen und ausgereift ist: Selbst mit 2,03 Metern mag er noch nicht ausgewachsen sein, womit sich sein Körper erst noch stabilisieren muss. So glänzte Bonga nicht mit Abschlussstärke am Ring, Kontakte wusste er noch nicht so recht zu absorbieren. Zudem ist sein Sprungwurf eine große Schwachstelle, an der Mechanik lässt sich noch viel arbeiten. Besser sieht sein Jumper aber schon aus, wenn er ein, zwei Dribblings vor die Dreierlinie nimmt.

Mit 17 Jahren darf man selbstverständlich nicht erwarten, dass ein Point Guard ein Spiel schon lesen kann. So wird Bonga als Point Guard sicherlich noch viel Erfahrung darin sammeln müssen, das Pick-and-Roll zu laufen – wann er den Pass zu spielen, wohin er als Ballhandler zu ziehen hat. Nichtsdestotrotz sind seine Vorteile im Halbfeld ersichtlich: die Größe: Er hat es einfacher, seine Mitspieler zu sehen und über seine Gegenspieler zu passen; gelegentlich ging er auch in den Post, um einen Angriff zu initiieren.

Mit seiner Größe überzeugt Bonga auch beim Defensiv-Rebound. Hierbei verstand es Bonga immer wieder, den Ball direkt selbst zu pushen und Fastbreaks einzuleiten. Vor allem in der Transition bewies er seine Übersicht, setzte seine Mitspieler ein und präsentierte sein Basketballgeschick.

Nicht nur die Größe, vor allem die Länge ist im modernen Basketball wichtig: Und diese setzte Bonga vor allem defensiv ein. Mit seiner langen Armspannweite erschwert er den Spielaufbau des Gegners, mit seiner generell guten Verteidigung ist es schwer, gegen ihn zu punkten. Zudem zeigte sich Bonga als aktiver Help-Verteidiger, der mit seinen langen Armen auch schnell dabei ist, Bälle zu klauen. Und in der Transition-Verteidigung präsentierte sich Bonga mit dem ein oder anderen Chase-Down-Block spektakulär.

Die Schwachstellen in Bongas Spiel sind offensichtlich, ebenso bzw. umso mehr sein Talent. Es ist noch zu früh, abzuschätzen, welche Art von Point Guard Bonga werden wird. Viel wird an seinem Sprungwurf liegen – was letztlich auch darauf Auswirkungen haben wird, mit welchem Backcourt-Partner er zusammen aufläuft. Der Weg in die NBA scheint mit diesen Anlagen eines Point Guards aber vorgeebnet.

NELSON WEIDEMANN

Ballhandler, 1,89 Meter, geb. März 1999, FC Bayern München
Turnier: 21,6 MpG, 5,0 PpG, 3,6 RpG, 2,9 ApG, 1,7 TpG, 14,3% 2FG, 47,6% 3FG
Play-Type-Stat: Spot-up: 30,2% Freq, 1,13 PPP, 40,0% FG, 0,0% FT Freq, 6,3% TO Freq

Zusammen mit Bonga lief zu Turnierbeginn Nelson Weidemann als Starter auf, ab dem dritten Spiel kam der Nachwuchsspieler des FC Bayern München von der Bank. Warum sich die beiden gut ergänzen? Weil Weidemann ein erstklassiger Schütze ist. Er trägt im deutschen Team am stärksten das „Three and D“-Etikett auf seinem Jersey: Der Guard versenkte 47,6 Prozent seiner Dreier, knapp zwei Drittel seiner Wurfversuche kamen aus der Distanz. Und in der Verteidigung ist Weidemann nur schwer per Drive zu schlagen.

Wie im Scouting-Video bei der letztjährigen U18-Europameisterschaft festgehalten, hat sich Weidemann auch im Kreieren verbessert. Das liegt vor allem an seinem guten Drive, um in der Zone zu attackieren. Dort zeigte sich Weidemann bei der U19-WM im eigenen Abschluss aber nicht so stark – am Ring vergab er immer mal wieder seine Korbleger. Letztlich verwandelte er nur zwei seiner 14 Zweier. Zudem traf Weidemann nicht die besten Entscheidungen im Spielaufbau.

Nichtsdestotrotz bewies er, dass er dank seiner Athletik und seinem Crossover-Dribbling im Halbfeld attackieren, das Pick-and-Roll auch mal splitten kann – er bewies es nur nicht konstant genug. Konstant lief Weidemann jedoch auch nicht auf der Eins auf, sondern wurde des Öfteren ballabseits eingesetzt – auch seinem guten Distanzwurf geschuldet, denn er vor allem aus dem Catch-and-Shoot fliegen ließ.

BENNET HUNDT

Ballhandler, 1,80 Meter, geb. August 1998, ALBA BERLIN / Lok Bernau
Turnier: 15,1 MpG, 3,3 PpG, 1,6 RpG, 2,1 ApG, 1,7 TpG, 14,3% 2FG, 38,5% 3FG
Play-Type-Stat: P&R Ballhandler: 33,3% Freq, 0,38 PPP, 12,5% FG, 15,4% FT Freq, 23,1% TO Freq

Durch Bongas Turnierteilnahme sank die Einsatzzeit von Bennet Hundt im Vergleich zu den letztjährigen U18-Turnieren. Was Bongas Stärke ist, stellt Hundts Schwäche dar: die Größe. Mit 1,80 Meter gelistet, aber wohl noch kleiner, fällt es Hundt einfach schwer, sich einfache Würfe zu erspielen. In der Zone hat er sich eigentlich einen ganz soliden Floater angeeignet, den er dank seiner Schnelligkeit auch los wird – dennoch traf er nur zwei seiner 14 Wurfversuche aus dem Zwei-Punkte-Bereich.

Körperliche Nachteile werden auch dann ersichtlich, wenn es darum geht, zu passen oder in der Verteidigung seinen Mann zu stehen. Ab und an wurde Hundt in die Post-Defense geschickt. Dabei gibt der Berliner Playmaker einen spielintelligenten Akteur, der nicht viele Fehler macht, den Spielaufbau beruhigt und das Spiel übersichtlich leitet.

FERDINAND ZYLKA

Shooting Guard, 1,90 Meter, geb. April 1998, ALBA BERLIN / Lok Bernau
Turnier: 19,8 MpG, 11,7 PpG, 2,3 RpG, 1,7 ApG, 0,9 SpG, 1,7 TpG, 50,0% FG, 51,6% 3FG
Play-Type-Stat: Spot-up: 31,4% Freq, 1,59 PPP, 59,1% FG, 0,0% FT Freq, 0,0% TO Freq

Die Lizenz zum Schießen – Ferdinand Zylka hat sie. Mit einer Dreierquote von 58,3 Prozent in der Gruppenphase stellte der Shooting Guard den drittbesten Schützen. In drei der sieben Turnierspiele netzte Zylka mindestens drei Dreier ein. Zylka besitzt eine exzellente Wurfmechanik und benötigt zudem nicht viel Zeit, um seinen Wurf loszuwerden. Auch besitzt er die Reichweite, um weit hinter der Dreierlinie eine Gefahr auszustrahlen.

Zylka bewies mitunter aber auch im Catch-and-Drive seine Scorer-Qualitäten und schließt dank seiner nicht zu unterschätzenden Athletik auch mal am Ring mit Kontakt und Circus-Shots ab. Nichtsdestotrotz besitzt Zylka nicht das beste Ballhandling: je mehr Dribblings, desto höher die Anfälligkeit für Ballverluste. Zylka ist kein Spieler, der groß für andere als primärer Ballhandler kreieren kann. Mittelfristig stellt sich dann natürlich die Frage, welche Position er mit seinen 1,90 Metern effizient bekleiden kann.

Bei all dem Scorer-Gen sollte man nicht unterschlagen, dass Zylka auch ein intelligenter Verteidiger ist – zwar kein Eins-gegen-Eins-Stopper, aber auch keine Schwachstelle, wie es sonst bei Dreierexperten ab und an der Fall sein kann.

Philipp Hadenfeldt und Felix Hecker haben fünf Minuten pro Spiel und vier Einsätzen in den sieben Turnierpartien zu wenig Einsatzzeit gesehen, um ihre Leistungen adäquat zu bewerten.