Justus Hollatz: „Spanischer Basketball ist sehr detailbesessen“

Justus Hollatz kämpft um einen Ticket für die Europameisterschaft. Im Interview vor dem ersten Testspiel gegen Belgien hat der Point Guard über seine Rolle neben Dennis Schröder und frühere Duelle mit Franz Wagner gesprochen. Außerdem erklärt Hollatz seinen Wechsel von Hamburg nach Spanien, definiert spanischen Basketball und freut sich über Essenstipps von Andi Obst.

basketball.de: Als ich mit Andi Obst vor seinem Wechsel nach Spanien 2018 gesprochen hatte, begründete er diesen mit den Worten: „Es ist nicht so physisch und nicht so ein ,Gebolze‘ wie in der Bundesliga.“ Man spiele dort taktischer und habe gute Techniker. Kommt dieser Stil deinem zugute? Oder willst du dieses Taktisches dort auch lernen?

Justus Hollatz: Ich würde von mir schon behaupten, dass ich ein taktischer schlauer Spieler bin. Aber in Spanien ist das Level noch einmal höher, womit ich mich natürlich auch verbessern will. Zum anderen glaube ich, dass man in Spanien neue Skills lernt und den Basketball von einer anderen Perspektive kennenlernt – denn jedes Land hat seinen anderen Spielstil. Das waren die ausschlaggebenden Gründe für meinen Wechsel. Zudem wollte ich einfach mal einen Tapetenwechsel, und das Angebot mit der mir zugedachten Rolle war gut. Da habe ich zugeschlagen.

Neben Andi Obst haben auch Johannes Voigtmann und Robin Benzing schon in Spanien gespielt. Welche Tipps haben sie dir gegeben??

Von Andi habe ich viele Tipps bekommen. Er wohnte nur eine gute Stunde entfernt, wo ich nun spielen werde [Obst spielte 2018/19 bei Monbus Obradoiro in Santiago de Compostela; Hollatz‘ neuer Club CB Breogan ist in Lugo beheimatet, Anm. d. Red.]. Aber das waren eher Essenstipps. (schmunzelt) Ansonsten haben sie mir gesagt, dass ich einfach weiter ich sein und ruhig spielen soll und dass ich viel lernen werde, auf und abseits des Feldes. Das haben mir alle drei gesagt. Spanien ist ein schönes Land, die Zeit dort sollte man auch genießen.

Was solltest du laut Andi Obst in Galizien essen?

Er meinte, dort gäbe es sehr gutes Essen mit Meeresfrüchten, das Essen sei generell von guter Qualität. Und die Preise seien nicht so hoch wie beispielsweise in Deutschland. Da werde ich auf jeden Fall zuschlagen.

Du hast mit Pedro Calles zwei Jahre unter einem spanischen Coach gespielt. Du hast in der BBL gegen Teams mit spanischen Coaches – allen voran Aito und Israel Gonzalez in Berlin, oder Jesus Ramirez in Braunschweig – gespielt. Gibt es einen „spanischen Basketball“? Und wenn ja, wie würdest du ihn definieren?

Ich denke auf jeden Fall, dass es einen spanischen Basketball gibt. Mit den Hamburg Towers habe ich im EuroCup auch gegen Badalona und Valencia gespielt. Dort hat man schon einen Unterschied gemerkt: Die Spanier sind sehr detailbesessen, vor allem bei solchen Teams wird jeder Fehler direkt bestraft. Das hat man sowohl bei Badalona und Valencia als auch bei ALBA gesehen. Die Teams spielen zudem physisch und schnell.

„Mit Dennis Schröder habe ich ganz gut harmoniert“

Lass uns über die deutsche Nationalmannschaft sprechen. Bei den letzten beiden WM-Qualifikationsspielen hast du auch einige Zeit mit Dennis Schröder zusammengespielt. Lineups mit euch beiden im Backcourt waren mit +8 in 15:30 Minuten ganz gut. Wie lief aus deiner Sicht das Zusammenspiel, auch für dich in einer Rolle am und abseits des Balls?

Ich fühle mich in dieser Rolle eigentlich ganz wohl: Ich kann den Ball in den Händen haben und kreieren, kann aber auch ballabseits spielen und mal schlaue Cuts machen – und Dennis so mehr Raum geben. Wenn er mal eine Pause braucht, kann ich den Ball übernehmen. Wir haben ganz gut harmoniert. In Estland war es noch etwas schwierig, weil es das erste Mal war. Aber gegen Polen haben wir uns ganz gut abgewechselt. Auch im Training haben wir solche Lineups ausprobiert – dort hat das auch ganz gut funktioniert. Ich denke, das gleiche trifft nun auch auf das Zusammenspiel mit Maodo Lo zu.

Wie hast du deine persönliche Entwicklung in der vergangenen Saison gesehen, was das eigene Scoring und vor allem Shooting betrifft? Sowohl was das Pullup-Game als auch das Catch-and-Shoot betrifft.

Beim Wurf habe ich generell Fortschritte gemacht. Mein Pullup-Game ist immer noch etwas wackelig, aber im Catch-and-Shoot bin ich eigentlich ganz konstant. In der BBL traf ich aus dem Catch-and-Shoot etwa 40 Prozent. Das ist ein ganz guter Wert, aber ich habe den Sommer weiter daran gearbeitet und will den Dreier noch konstanter treffen – vor allem aus dem Dribbling.

„Mit dem Skill-Set und der Größe ist es kein Wunder, dass Franz Wagner in die NBA gekommen ist“

Im Kader der EM-Vorbereitung bist du zusammen mit Franz Wagner der jüngste Spieler, ihr beide seid 2001er Jahrgang. Seid ihr euch früher in der JBBL oder NBBL öfter über den Weg gelaufen? Und ist dir damals schon ein Skillset aufgefallen, womit du dachtest, der könne es mal weit bringen?

Auf jeden Fall. Franz und ich waren damals zusammen im U14-Perspektivkader. In der JBBL haben wir mit unseren Auswahlen immer gegeneinander gespielt. Schon damals habe ich gemerkt, dass Franz sehr viel Potential hat. Damals war er noch relativ klein, hat dann aber einen Wachstumsschub bekommen: Mit dem Skill-Set, das er hatte, und der Größe ist es kein Wunder, dass er in die NBA gekommen ist und dort bisher so gut gespielt hat.

Es steht eine Heim-EM an. Die letzte aus der deutscher Sicht war 2015. Du warst damals 14 Jahre alt. Woran erinnerst du dich?

Gefühlt habe ich jedes Spiel angeschaut. Und es war der Abschied von Dirk. Das sind eigentlich die einzigen beiden Punkte, an die ich mich erinnere.