NBA Playoff Preview #5 – Ein König und viele Thronfolger – Timberwolves vs. Lakers

Die Lakers vs. Timberwolves NBA Playoff Serie bietet so viele Geschichten wie kaum eine andere in der ersten Runde.

Angefangen beim „King“ LeBron James, der, trotz biblischen Basketball Alters von 40 Jahren, davon satte 21 Jahre in der Liga und vor allem in den Knochen, noch immer mit Leistung überzeugt.

Über den bisher noch ungekrönten König ohne Land (neuerdings), Luka Doncic.

Hin zu James potentiellem Nachfolger als „Gesicht der Liga“ Anthony Edwards. Der das nicht mal sein möchte und fleißig an seinem eigenen Hofstaat bastelt.

Ja und dann haben wir da noch den Prinzen Bronny James, einen Knecht, einen Hofnarr namens Nico Harrison gibt es auch noch und nicht zuletzt eine wahrscheinlich richtig gute Playoffserie auf dem Parkett.

Man mag es kaum glauben, es geht auch noch um den Sport neben all diesen Storylines der vergangenen Saison.

Oder sollte man es eher Zirkus NBA nennen?



Wo soll man da bloß anfangen


Am besten mit den unwichtigen Dingen. In Kurzfassung. Es war eine Menge los rund um die Personen LeBron James und Luka Doncic.

James hat seinen Sohn point blank in die Liga geputscht. Es lässt sich darüber streiten, ob Bronny James einem anderen Talent den Platz im Draft nebst lukrativem Vertrag weggenommen und nur seinem Vater zu verdanken hat oder er doch genau das ist, was man in der zweiten Runde des Drafts erwarten kann. Ein Basketballtalent mit Limitierungen aber eben auch Potential. Plus eben Nepotismus Bonus.

Genau dieses „es lässt sich darüber streiten“ wurde dann gefühlt das komplette Jahr von diversen Medien ausgeschlachtet. Welche sich nicht ganz zu Unrecht darüber ausließen, wie rücksichtslos eitel ein Vater sein muss, wenn er wohlwissend um die Gnadenlosigkeit der Medien seinem Sohn so einen Weg „zumutet“.

James habe doch wissen müssen, dass sein Sohn nicht das nötige Zeug hat zum NBA Spieler. Abgesehen von dem Zynismus der Medien diese Begründung zwar vorzuschicken aber im gleichen Atemzug eben doch nur draufzuhauen auf die Leistungen eines jungen Sportlers.

Sollte man erwähnen, dass dies in einem medialen Zirkus zwischen LeBron und Stephen A. Smith endete? Und Bronny James als der einzige halbwegs Erwachsene erscheint in allem? Kann man sich nicht ausdenken, wenn man es nicht selber gesehen und am liebsten direkt wieder vergessen hätte.

Genauso wie die Tatsache zwei Generationen einer Familie gemeinsam auf einem NBA Court gesehen zu haben. Was für sich genommen eigentlich sensationell genug war. Wozu dann dieser Nachschlag in Form von ekeliger Jagd nach Klicks, auf Kosten eines jungen Mannes der noch vor wenigen Monaten ernste Herzprobleme hatte und seine Rückkehr in den Sport unklar war.

Alles Gute diesem jungen Sportler. Möge er einen Weg finden, der ihn glücklich macht. In der G-League ist er fürs Erste gut aufgehoben und man kann dem Spieler, der durch ihn ihm Draft den Platz verloren hat, nur das Gleiche wünschen.

Dann haben wir noch Luka Doncic, den König aus Dallas, der nun vorerst als König ohne Land genannt werden kann. Hofnarr Harrison hielt es für eine gute Idee, den mit ziemlicher Sicherheit schlechtesten Trade aller Zeiten abzuschließen. Nein gar zu suchen. Und sich im Nachgang dann auch noch zu erdreisten, Doncic bei jeder Gelegenheit durch den Kakao zu ziehen.

Die Lakers erfüllen damit auch mal wieder ihren Ruf der glücklichsten Franchise der Liga, denen junge Generational Talents quasi geschenkt werden. Für Vlade Divac und Anthony Davis jenseits der 30 Jahre bekam man also einen unter 20-Jährigen Kobe Bryant und einen Luka Doncic, der grade mal die 25 voll hat. Kein schlechter Deal und da sind wir nicht mal beim Magic Johnson Draftpick.

Dann gab es im Draft noch einen (Dalton) Knecht für den King und viele Medien wollen Anthony Edwards unbedingt zum Gesicht der Liga ernennen. Der sich jedoch lieber nur mit zwei Dingen beschäftigt. Basketball zu spielen als würde keiner ihm das Wasser reichen, nervös machen oder gar ängstigen zu können.

.. Ach und recht coole Werbespots zu drehen…


Oncourt.. kommen wir zum Oncourt Part


Ja so amüsant oder fremdscham die Soap Opera NBA manchmal sein kann. Irgendwie wird ja auch noch Basketball gespielt.

Und da gibts in der Serie der Timberwolves und Lakers so einige interessante Dinge zu sehen. Allen voran die Kombination James, Doncic und Reaves.

Seit der Bubble hatte man im Grunde die gleichen Lakers. Wenn auch mit wechselndem Personal.

James der dringend Pausen gebraucht hätte, sie sich aber relativ selten nahm, wenn man sein Alter bedenkt. Wie auch pausieren ohne den richtigen Supporting Cast.

Dann gab es phasenweise immer mal wieder einen Anthony Davis in Topform, der mit seiner Teamdefense den Lakers so eine Art Hauch von Hoffnung auf eine weitere Meisterschaft gab. Wenn er nicht grade verletzt war.

Im Grunde aber war alles eher eine „LeBron James stellt unglaubliche Rekorde auf“ – Roadshow. Ja irgendwie wurde immer mal wieder nachjustiert und auch ein Austin Reaves entdeckt, aber so richtig ernstzunehmende Playoffs hat eigentlich kaum einer erwartet außer Hardcore Lakers Fans.

So wirkte James auch immer ausgelaugter mit der Zeit. Er muss niemandem mehr etwas beweisen außer sich selbst. Und anscheinend dürften nur Championship Runs diesen Mann nochmal neugierig machen können. Also wirkte selbst dieser physische Mutant und Freak of Nature irgendwie müde in den letzten 1-2 Jahren.

..Während er aber dennoch weiterhin wie ein Uhrwerk 25 / 8 / 8 auflegt…Ob nun in der regular Season oder Postseason. Das ist einfach kaum zu glauben, was dieser Mann macht. Und man hat immer das Gefühl, dass LeBron dabei zwar nicht unbedingt einen ganzen Run oder auch eine Serie alleine tragen könnte. Aber das ein oder andere Spiel eben schon.

Das muss man im Hinterkopf haben, wenn man nun an Luka Doncic denkt. Seitdem Doncic in LA gelandet ist, wirkt James wieder frischer. Präsenter. Er scheint da etwas zu wittern. Nämlich die Chance doch noch mal einen Ring zu holen.

Dieses Trio James, Doncic und Reaves verbindet einiges. Alle 3 können ein Spiel hervorragend lesen. Die richtigen Entscheidungen treffen. Den Rhythmus eines Spiels manipulieren und lesen. Ob nun die richtigen Cuts laufen, Würfe nehmen, den Ball vortragen, im Playmaking ein Team souverän führen oder schlicht für Unruhe sorgen beim Gegner.

Das macht sie unglaublich gefährlich weil man sich als Gegner defensiv nur schwer einstellen kann auf sowas. Ja die Defense ist aktuell eine einzige Baustelle im Lakers Kader aber das lässt sich adressieren in den nächsten Jahren.

Zumal mit einem JJ Redick an der Seitenlinie der auf Anhieb vom Podcaster zum Head Coach aufstieg und dabei mehr als 50 Siege mit den Lakers erreichte.

Redicks Ideen sind nicht unbedingt ungewöhnlich aber dennoch modern und ausgefeilt genug. Man merkt auch einfach, dass es nicht lange her ist, als er selber auf dem Parkett stand. Der Mann weiß, wie man Spieler erreicht und ihnen Inhalte vermittelt.

Dieses Quartett an Oncourt IQ kann für die Lakers in den nächsten 2-3 Jahren noch richtig interessant werden als Fundament und es wäre ein Segen, wenn James einfach noch mal ein paar Jahre dranhängt solange. Einfach um zu schauen, was dort entsteht. Auch als Zuschauer möchte man das Ergebnis einfach sehen.

Auch jetzt schon in der sehr frühen Version davon. Der unverhofften Version davon denn mit einem Trade dieser Ausmaße konnte man nicht rechnen. In Dallas waren eigentlich alle Lampen auf grün nach dem letztjährigen Finals Run.

Man war kadertechnisch gut gerüstet, hat sinnvoll ergänzt und ähnlich wie in Denver ein Ass im Ärmel gehabt das 28 andere Teams der Liga nicht haben. Auch nicht die Thunder. Auch nicht die Celtics. Es wäre aber auch vermessen von den Lakers zu erwarten das nun in Rekordzeit alles bereits fertig eingebettet zu bekommen.


Randle unter Wölfen


Bei den Timberwolves hingegen wurde gefühlt der Rückwärtsgang eingelegt. Man kann nicht leugnen, dass Towns und Gobert Experiment unterm Strich recht erfolgreich absolviert zu haben. Zumindest in den letzten Playoffs.

Towns wurde mit Randle ersetzt und obgleich man einige Vorteile in der Kaderplanung hinzugewinnen konnte (Verträge und Capspace bedingt), als auch einen oft unterschätzten Donte DiVincenzo, welcher immer besser in Fahrt kam nach einem wirklich rostigen Start. So hat man aber eben auch offensive Substanz und Konstanz in den Rotationen verloren. Und das merkt man auch.

Defensiv ist Randle eine Wette auf die Zukunft und es bleibt abzuwarten, wie die Timberwolves weiterhin den Kader umbauen werden. Zumal man mit Anthony Edwards eine Selbstvertrauens-Maschine im Kader hat. Und irgendwann reicht es eben nicht mehr aus, solchen Spielern keine Meisterschaftsfähigen Kader zu bieten.

Im letzten Drittel der Saison kamen auch einige Mechanismen immer besser zur Geltung bei den Timberwolves. Man merkt, dass diese Kombination aus Mcdaniels, DiVincenzo, Reid Rotationen in Kombination mit Reid, Gobert Staggerings und einem omnipräsenten Ant-Man durchaus Potential hat. Fraglich ist nur, wie da ein Randle potentiell weiterhin reinpassen könnte in Zukunft.

Diese Personalie müssen die Timberwolves unbedingt im Auge behalten und mit dem hoffentlich besseren Maß im Contract behandeln als es bei Towns der Fall war.


Prognose

Man bietet sich gegenseitig einen Matchup Horror. Auch wenn die Timberwolves Defense die Lakers Offense eher fordern dürfte als andersherum. Die Minnesota Penetrations eröffnen zu leicht offene Dreier gegen die hektisch zusammengeklöppelte Lakers Defense nach Davis Abgang und Verlust für die Teamdefense.

Dennoch ist eine Mannschaft mit Luka Doncic und LeBron James unberechenbar und das kann ein eigenes Momentum entwickeln in Kombination mit Reaves, Redick und Finney Smith.

Das wird zusammen mit der Nuggets Clippers Serie die interessanteste Serie der ersten Runde. Es gibt nicht nur ein Conference Finals 2024 Wiedersehen zwischen Edwards und Doncic.

Sondern auch zwei der spannendsten Projekte neben den Celtics, Cavs und Thunder kann man begutachten. Mit dem Unterschied, dass man vor allem im Fall der Lakers überhaupt nicht absehen kann, wohin die Reise geht. Aber es ist überaus vielversprechend.

Edwards wird die Lakers defensiv vor massive Probleme stellen aber am Ende des Tages ist die 3-köpfige Oncourt IQ Schlange der Lakers dann doch eine Spur zu schwer zu schlagen.

Doncic findet in Finney Smith auch einen seiner liebsten 3nD Mitspieler aus Dallas Zeiten vor. Das in Kombination mit Redick als Coach, James und Reaves ist ein Fundament, das man unbedingt länger als nur eine Serie lang sehen möchte.

Unterm Strich können sich beide Teams gegenseitig dominieren und ein Ausgang ist nur schwer zu erahnen. Aber man muss nicht immer vorher erahnen können wie es ausgeht. Auch wenn man der Unberechenbarkeit der Lakers einen gewissen Vorteil einräumen darf. Parallel sind die Timberwolves einen Tick besser aufeinander abgestimmt aktuell.

Serie dürfte mindestens über 6 Spiele gehen. Für wen? Gute Frage.

Manchmal reicht es auch einfach nur guten Sport auf dem Parkett zu sehen. Ohne Zirkus. Ohne Soap Opera. Einfach nur den Sport. Und der wird hier sehr interessant sein.