BBL-Regel-Update: Gibt es Änderungen?

Vor Saisonstart hatte die easyCredit BBL die MagentaSport-Kommentatoren für ein Regel-Update zu einem Online-Meeting eingeladen. Der Sportlicher Leiter der BBL, Jens Staudenmayer, und der Schiedsrichter Moritz Reiter berichten.

Was ist neu?

Bevor wir zu den Regeln kommen: „Neu“ und sehr erfreulich ist, dass wieder Zuschauer in den Hallen zugelassen sind. Fast die komplette vergangene Saison wurde ohne Publikum ausgetragen. Schiedsrichter üben diese Tätigkeit auch wegen der Atmosphäre in den Hallen aus, wie Moritz Reiter berichtet. „Dennoch war die Schiedsrichterei ein Tapetenwechsel in der Corona-Zeit. Es war einfacher zu pfeifen, weil das Emotionslevel niedriger war“, konstatiert Reiter. Dennoch freut er sich wie seine Kolleginnen und Kollegen sehr auf die Rückkehr der Fans. Das Anforderungslevel an die Schiedsrichter wird dadurch aber ein anderes sein.

Zu den Regeln: Neue FIBA-Regeln gibt es nicht. Das heißt aber nicht, dass die Vorbereitung für die Schiedsrichter ausgefallen wäre. Stattdessen wurde an bekannten Basics gefeilt. Das betrifft vor allem folgende Punkte: Behavior, Faking, Unsportliches Foul, Handchecking, Post-Play, Mechanics, Act of Shooting, Protect the Shooter, Block/Charge, Screening, Off-Ball und Schrittfehler. Auf einige Punkte soll im Folgenden näher eingegangen werden.

Behavior

Emotionen gehören grundsätzlich zum Sport dazu. Das sieht auch die BBL so. Nach wie vor ist der BBL allerdings das ständige „complaining“ (sich beschweren) von einigen Spielern ein Dorn im Auge und soll zumindest im Wiederholungsfall nach erfolgter Verwarnung geahndet werden. Offenkundige Gesten (sarkastisches Klatschen bzw. Abwinken, „Jesus“-Haltung) sind dabei aber weiterhin mit einem sofortigen technischen Foul zu bestrafen. Dazu soll es aber im besten Fall erst gar nicht kommen. Die Schiedsrichter sollen immer bereit sein, ihre Stimme zu erheben statt herumzugestikulieren.

Schaubild Referees Voice

Flopping / Faking

Mit einem „Lehrvideo“ bestehend aus elf Clips wurde der Themenbereich Flopping (Untermalen eines minimalen Kontaktes) bzw. Faking (Vortäuschen eines Kontaktes, den es gar nicht gab) erläutert. „Diese Art von Verhalten entspricht nicht dem Geist von Sportlichkeit und Fair Play“, findet dabei Schiedsrichter-Ausbilder Winfried Gintschel deutliche Worte. Die Schiedsrichter sind daher gehalten, das Spiel frühzeitig „sauber“ zu halten. Eine offizielle Verwarnung wird dabei dem Spieler und dem Head Coach erteilt, gilt ab diesem Zeitpunkt aber für das gesamte Team. Bei übermäßigem Vortäuschen eines Fouls (excessive Faking ohne Kontakt) ist das Verhalten sofort mit einem technischen Foul zu bestrafen.

Unsportliches Foul

Neben den fünf bekannten Kriterien (1. Kein legitimer Versuch den Ball zu spielen, 2. Übermäßig harter Kontakt, 3. Unnötiger Kontakt, um den Schnellangriff zu stoppen, 4. Fastbreakfoul (letzter Mann), 5. Foul vor Übergabe des Spielballs in den letzten zwei Spielminuten) kam in der vergangenen Saison ein weiteres Kriterium hinzu: Fuß auf Fuß bei Landing-Spot-Fouls (basketball.de berichtete).

Springt ein Angreifer zum Korbwurf nach oben, muss sein „Landing-Spot“ frei sein. Landet der Angreifer auf dem Fuß des Verteidigers und hat dieser dies zu vertreten, ist ein unsportliches Foul zu pfeifen. Natürlich kann man sich darüber streiten, ob es nur ein Foul sein sollte, wenn der Angreifer auf dem Fuß des Verteidigers landet. Schließlich ist da auch ein bisschen „Glück“ dabei. War der Verteidiger bereits beim Absprung des Angreifers auf seiner Position, ist er für diesen Kontakt jedoch nicht verantwortlich.

Handchecking / Post-Play

Fouls innerhalb der Zone sind immer wieder Anlass für Diskussionen. Physis unterhalb des Korbes nach dem Motto „tough but not rough“ (hart aber nicht rau/grob) ist zulässig. Die Schiedsrichter sollen aber stets auf illegalem Handeinsatz gefasst sein. Zwei Hände am Dribbler sind dabei immer als Foul abzupfeifen. Generell gilt der Grundsatz: „Alle vorübergehenden Berührungen sind erlaubt, solange sie nicht die Bewegung des Gegners einschränken.“

Act of Shooting

Ein Augenmerk wurde auch auf den Themenbereich „Act of Shooting“ (Korbwurfbewegung) gelegt. Bei Fouls während des Wurfs ist es wichtig zu beurteilen, ob der Ball in der Hand des Werfers zur Ruhe gekommen ist, ob eine kontinuierliche Korbwurfbewegung begonnen hat und ob es sich tatsächlich um einen Korbwurf (und keinen Pass) handelt. Trifft eine der Voraussetzungen nicht zu, ist ein Foul nicht als Wurffoul zu qualifizieren. Das bedeutet, dass der gefoulten Mannschaft keine Freiwürfe zu gesprochen werden (außer ab dem 5. Teamfoul).

Dabei beobachtet die BBL in zunehmenden Maße, dass Spieler durch Spreizen der Beine oder Ausstrecken der Arme Fouls zu schinden versuchen. Deshalb sind die Schiedsrichter aufgefordert, bei solchen Situationen beim Werfer zu bleiben und nicht dem Ball nachzuschauen. Dieser Themenbereich wurde ebenfalls mit zahlreichen Beispielen (Fouls / no calls) untermauert.

Schiedsrichterinterview?

Aus dem Fußball kennt man es schon lange: Nach strittigen Szenen werden Schiedsrichter von Journalisten gefragt, wie sie die Situation bewertet haben. Dabei hat der Schiedsrichter die Situation jedoch in aller Regel gesehen. Wird es das bald auch im Basketball geben? Zumindest zeigt sich die BBL offen dafür. Natürlich muss dem Schiedsrichter Gelegenheit gegeben werden, sich die Situation noch einmal anzusehen. Direkt nach der Schlusssirene wird also kein Schiedsrichter ans Mikrofon treten.

Durchaus möglich ist es aber, dass ein Schiedsrichter am Folgetag in der Halbzeitpause einer TV-Übertragung ein Statement zu einer kritischen Entscheidung abgibt. Das kann sich auch Moritz Reiter vorstellen, der dazu gefragt wurde. Schließlich müsse man zu seinen Entscheidungen, aber auch zu etwaigen Fehlern stehen.