BBL hält MAGENTA-SPORT-Kommentatoren auf dem aktuellen Stand

Vergangene Woche fand ein von MAGENTA SPORT und der BBL organisiertes Online-Meeting statt. Dort wurden die Kommentatoren über die aktuellen Regelinterpretationen der Liga informiert.

Allgemeines

Bevor Jens Staudenmayer (Kaufmännischer und Sportlicher Leiter der BBL) in die Tiefe ging, gab er den Anwesenden einen allgemeinen Überblick über die aktuelle Situation in der easyCredit BBL. Die momentan vorherrschende pandemische Lage zwang auch die BBL dazu, Lösungen zu finden, um den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. Dass überhaupt gespielt werden kann, ist dem ausgearbeiteten Hygienekonzept zu verdanken. Mittlerweile wurde das Konzept bereits neunmal fortgeschrieben. Die BBL hat auch Sanktionen bei Verstößen verhängt, um die Klubs auf die Einhaltung der Hygieneregeln hinzuweisen.

Auf Grundlage dieses Konzeptes wurden bisher rund 16.000 PCR-Tests durchgeführt. Wie die BBL erklärt, gab es zu keinem Zeitpunkt Kapazitätseinschränkungen bei den Laboren. Ob die Klubs die vorgeschriebenen Tests auch wie vorgegeben durchführen, hat die BBL im November erstmalig auch überprüft.

Im Vergleich zur NBA ist die Anzahl der Infektionen bei den Spielern bislang nur halb so groß. Die BBL ist trotzdem jedes Wochenende in Alarmbereitschaft, wenn die Testergebnisse, die mit einer sogenannten Spieltagsmeldung gemeldet werden müssen, eintrudeln.

Allgemeines zur Schiedsrichterarbeit

Aber auch bei der Schiedsrichterarbeit gab es Veränderungen. Der Zwischenlehrgang fand virtuell statt. Auch werden die Spiele aktuell – solange keine Zuschauer zugelassen sind – nur noch am TV gecoacht. Die Zahl der Umbesetzungen der Schiedsrichter war bereits im Dezember so hoch wie in den vergangenen fünf Jahren zusammen.

Aufgrund der Trennung von Aktiv- und Passivbereich gestaltet sich die Kommunikation zwischen Schiedsrichter und Kommissar aktuell schwieriger als sonst. So wundert es nicht, dass sich die IRS-Fälle in Richtung „Uhr“ verschoben haben. Mittlerweile wird jeder fünfte Instant Review System (IRS)-Einsatz dazu genutzt, die Restzeit auf der Uhr oder die Shotclock zu überprüfen.

Die Anzahl der IRS-Einsätze ist im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben. Die Einsatzdauer hat sich aber von im Schnitt 78 Sekunden auf 60 Sekunden deutlich verkürzt.

Hauptschwerpunkt beim IRS bleibt allerdings das Überprüfen von Fouls auf die Foul-Art (persönliches Foul, unsportliches Foul, disqualifizierendes Foul): In zwei von drei Fällen wird das IRS dazu genutzt. Perspektivisch soll das IRS-Signal übrigens an das TV-Signal übertragen werden. Dadurch werden die Fernsehzuschauer das gleiche Bild wie die Schiedsrichter sehen.

Schiedsrichterlehrgang

Beim Zwischenlehrgang wurde wieder an einigen Schwerpunkten gefeilt. Neben der Positionierung bzw. den Zuständigkeitsbereichen wurde an den Themenfeldern Unsportliches Foul, Block/Charge, Schrittfehler und „Fake a foul“ gearbeitet.

„Protect the shooter“ und „High Five“-Aktionen

Für neue Basketballzuschauer ist die Situation immer wieder verwirrend. Der Angreifer wirft den Ball in Richtung Korb. Nachdem oder während der Ball die Hand verlassen hat, kommt es zu einem durch den Angreifer verursachten Kontakt. Was viele zunächst irritiert, lässt sich einfach erklären. Der Wurfversuch eines Angreifers ist regeltechnisch erst zu Ende, wenn er mit beiden Beinen auf dem Boden gelandet ist. Kommt es nach dem Wurf, aber noch bevor der Angreifer mit beiden Beinen auf dem Boden gelandet ist, zum Kontakt, handelt es sich regeltechnisch um ein Foul.

Von diesem Grundsatz gibt es eine Ausnahme: Durch die Wurfbewegung des Angreifers kommt dieser mit seiner Hand automatisch etwas nach vorn. Touchiert der Verteidiger, nachdem der Ball die Hand verlassen hat, nur die Finger des Angreifers, wird kein Foul gepfiffen („High five“-Kontakt).

Diese Art der Beurteilung hat sich international bereits etabliert und wird auch in der easyCredit BBL angewandt. Kommt es vor dem Landen des Angreifers hingegen zu sonstigen Kontakten, zum Beispiel am Arm, wird auch weiterhin ein Foul gepfiffen. Damit will die BBL geringfügige Kontakte ohne Nachteile für den Werfer ungeahndet lassen, um das Spiel attraktiver zu machen.

Unsportliche Fouls

Auch bei der Bewertung von unsportlichen Fouls wurden die Schiedsrichter sensibilisiert. So wurde daran erinnert, dass Stop-the-Clock-Situationen die Kriterien für unsportliche Fouls nicht aufheben. Demnach sind Kontakte am Ende der Spielphase bei knappem Spielstand gleichermaßen zu beurteilen wie zu jeder anderen Spielphase.

Mittlerweile herumgesprochen hat sich eine geänderte Bewertung bei Kontakten im Zusammenhang mit dem Landepunkt des Angreifers. Landet der Angreifer auf dem Fuß des Verteidigers, so ist dies mit einem Unsportlichen Foul für den Verteidiger zu ahnden. Wichtig zu wissen: Wenn der Fuß des Angreifers neben dem Fuß des Verteidigers aufkommt, dann wird auf normales Foul entschieden.

Mit der neuen Regelauslegung soll der Angreifer stärker vor Verletzungen/Umknicken geschützt werden. Ob der Fuß auf oder neben dem Fuß des Verteidigers landet, ist oftmals schwer zu erkennen. Allerdings handelt es sich um eine zulässige Situation für das IRS.

„Fake a Foul“ und „Complaining“

Immer wieder Thema ist das Schinden von Fouls. „Dieser Unsportlichkeiten müssen raus aus dem Spiel“, findet Jens Staudenmayer deutliche Worte zu diesem Verhalten, das auch nicht dem Geist des Spiels entspricht. Gemeint ist damit sowohl der sogenannte Head Fake (Schinden eines Fouls durch übertriebenes Nachhinten-Werfen des Kopfes) als auch Vortäuschen durch Hinwerfen ohne Kontakt. Bei Letzterem ist durch die Schiedsrichter ohne vorherige Verwarnung sofort auf Technisches Foul zu entscheiden.

Auch beobachtet die Liga das „Ausmalen“ minimaler Kontakte durch übertriebenes Stöhnen. Dieses Verhalten soll auch mit einer Verwarnung geahndet werden. Das offizielle Handzeichen für „Fake a foul“ gilt übrigens als offizielle Verwarnung, insbesondere dann, wenn es keine Möglichkeit gibt, das Spiel zu unterbrechen.

Insgesamt ist die Liga mit dem aktuellen Umgang zwischen Spielern und Schiedsrichtern zufrieden. „Da profitieren wir doch sehr vom Finalturnier in München. Diese entspannte Kommunikation haben wir auch in die Saison 2020/21 herübergetragen“, berichtet Jens Staudenmayer.

Allerdings gibt es vereinzelt Spieler bzw. Coaches, die meinen, für sich Sonderrechte in Anspruch zu nehmen und sich über jeden Foulpfiff zu beschweren oder zu lamentieren. Dieses Verhalten will die BBL, wenn es fortgesetzt stattfindet, konsequenter eindämmen, um auch eine Gleichbehandlung aller Protagonisten sicherzustellen.

Schrittfehler

Weiterhin wurde das Thema Schrittfehler thematisiert. Dort soll die Pfeife der Schiedsrichter bei unerheblichen Kontaktübertretungen, bei denen der Angreifer sich keinen Vorteil verschafft, still bleiben. Insbesondere im Low-Post kommt es häufig zum minimalen Anheben des Standfußes. Diese Aktion wäre formal ein Schrittfehler, soll aber nicht gepfiffen werden.

Ausblick

Worauf die Schiedsrichter vermehrt achten sollen, ist kein Geheimnis – im Gegenteil. Auch die Vereine haben eine E-Mail über diese im Zwischenlehrgang behandelten Punkte erhalten. Dabei wurden auch mehrere Videos zusammengestellt, um die einzelnen Situationen an Beispielen zu verdeutlichen.

In der Hinrunde war der Verlauf der Spiele erwartungsgemäß noch ruhig. Mit zunehmendem Saisonverlauf wird der Kampf um die Playoffs bzw. gegen den Abstieg aber härter werden. Hier gilt es bereits im Vorfeld, frühzeitig bei bestimmten Situationen einzugreifen, um in der heißen Saisonphase keine Probleme zu bekommen.

Interessant ist übrigens auch der Eindruck, dass das Fehlen der Fans auch psychologischen Einfluss auf die Schiedsrichter hat, die mit weniger Adrenalin in die Spiele gehen. So hoffen alle sehnsüchtig auf die Wiederkehr der Fans in die Arenen, sobald dies wieder vertretbar ist.