WNBA 2020: Halbzeit in der „Wubble“

Die Hälfte der verkürzten WNBA-Saison 2020 ist gespielt. Wo stehen die zwölf Teams nach den ersten Wochen? Welche Spielerinnen haben sich die Halbzeit-Awards verdient? Das Power Ranking gibt Aufschluss.

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#1 Seattle Storm

Saison 2020: 11-1, #1 Offense, #1 Defense

Mit elf Siegen aus den ersten zwölf Saisonspielen haben die Storm den besten Start der Franchise-Historie markiert. Die Dominanz an beiden Enden ist eindrucksvoll: Seattle stellt die mit Abstand effizienteste Offense und Defense der WNBA. Das bisher erzielte Net-Rating von 19,5 Punkten ist ein historischer Höchstwert. Nicht einmal die legendären Fourpeat-Champs der Houston Comets (1997-2000) haben diesen übertroffen.

Apropos imposant: Breanna Stewart präsentiert sich nach ihrem Achillessehnenriss im Vorjahr heuer in MVP-Form: 18,5 Punkte bei einer True-Shooting-Quote von 65,5 Prozent, gepaart mit 7,3 Rebounds, 3,3 Assists und 3,0 Stocks (Steals + Blocks) … wow!

#2 Las Vegas Aces

2020: 8-3, #3 Offense, #4 Defense

Die physischen Aces sind das reboundstärkste Team der „W“, das mit einer kleinen Ausnahme kaum leichte Punkte abgibt: So erscheint die Transition-Defense verbesserungswürdig.

In der Offensive erzielt ligaweit kein Team mehr Zonen- und Freiwurf-Punkte. Keines kann mit einer niedrigeren Ballverlust-Rate aufwarten. Derweil verzichten die hocheffizienten Asse wie gehabt weitgehend auf den Dreier (nur 10,9 Versuche pro Partie).

Herausragend ist das Forward-Duo Angel McCoughtry / A’ja Wilson, das großartig aufspielt: Wilson ist eine MVP-Anwärterin, McCoughtry agiert auf All-WNBA-Level. Die Bank um „Sixth Woman“ Dearica Hamby, Zweitjahresprofi Jackie Young und Veteranin Danielle Robinson liefert unterdessen zuverlässig ab.

#3 Los Angeles Sparks

2020: 7-3, #4 Offense, #3 Defense

Die Sparks haben als Team zusammengefunden und zeigen nunmehr konstante Leistungen (vier Siege in Folge). Nicht zuletzt in der Offense, wo das Team beständig ins Laufen kommt, der Ball gut bewegt wird und die Dreier exzellent fallen (41,8% 3FG – nur die Storm treffen hochprozentiger). Defensiv kontrollieren die Sparks die Zone und die Bretter. Zudem forcieren sie ligaweit die meisten Ballverluste, die sie in die meisten Fastbreak-Punkte ummünzen.

Ungemein produktiv ist die Bank des tief besetzen Teams (33,8 PpG – ein historisch guter Wert), wobei besonders Dreierschützin Riquna Williams, Altmeisterin Seimone Augustus und Rookie Te’a Cooper zu überzeugen wissen. Das gilt auch für Sydney Wiese und Brittney Sykes, die inzwischen als Starterinnen fungieren. Marie Gülich (3,8 PpG, 2,3 RpG, 1,0 ApG) kam dagegen zuletzt nur in reduzierten Minuten zum Einsatz.

#4 Minnesota Lynx

2020: 7-3, #7 Offense, #2 Defense

Trotz einiger Verletzungssorgen haben die Lynx eine beachtliche erste Saisonhälfte gespielt. Ihre Stärken sind bekannt: die zuverlässige Defense, die nicht zuletzt viele gegnerische Ballverluste erzwingt. Zumal sich nur ein Team im Angriff mehr zweite Wurfchancen erarbeitet.

Während Centerin-Legende Sylvia Fowles (zuvor in MVP-Form) vorerst verletzt ausfällt, steht noch immer ein schlagkräftiger Frontcourt parat: Allrounderin Napheesa Collier gehört zu leistungsstärksten Youngstern der Liga, Damiris Dantas gefällt wie gewohnt als Stretch-Viererin, Zweitjahresprofi Bridget Carleton hat sich eine Rolle erarbeitet.

Im Backcourt weiß Rookie-Point-Guard Crystal Dangerfield zu begeistern. Zudem ist Vorjahres-All-Star Odyssey Sims aus dem Mutterschutz zurückgekehrt.

#5 Chicago Sky

2020: 8-4, #5 Offense, #5 Defense

Keine Frage, die Sky sind ein ausbalanciertes und offensivstarkes Team. Alle Starterinnen punkten zweistellig, wobei Cheyenne Parker, Kahleah Copper und Azurá Stevens an der Seite der beständigen „VanderQuigs“ in größeren Rollen überzeugen.

Dabei treffen allein die Storm besser aus dem Feld und verteilen mehr Assists. Doch bleiben die zu hohe Ballverlust-Rate (11. Platz) und die niedrigste Freiwurf-Rate der Liga zu beobachten.

Die Teamdefense ist in diesem Jahr verbessert (9. Platz 2019), auch wenn die Sky im Umschaltspiel und in der eigenen Zone noch gehörig zulegen dürfen. Go-to-Scorerin Diamond DeShields ist derweil nach wie vor nicht voll einsatzfähig und kann nur limitierte Minuten absolvieren.

#6 Phoenix Mercury

2020: 6-5, #2 Offense, #8 Defense

Die neu formierten Mercury spielen respektabel auf. Vor allem die Offense funktioniert bereits: Nur die Storm generieren mehr Korbvorlagen, allein die Aces ziehen mehr Freiwürfe. Auch fällt der Dreier solide.

Gleichwohl fehlen bisher die Konstanz und die defensive Intensität. Dass ein Team um Brittney Griner das zweitschwächste Rebounding der „W“ bietet, ist ohnehin ungenügend. Individuell haben sich Point Guard Skylar Diggins-Smith und Backup Bria Hartley exzellent eingefügt. Zudem trägt Power Forward Brianna Turner in ihrem zweiten Jahr effektiv bei.

Altmeisterin Diana Taurasi hat wiederholt imposant aufgespielt. Nur MVP-Kandidatin A’ja Wilson steht häufiger an der Freiwurflinie, allein Pass-Ass Courtney Vandersloot erzielt mehr Assists.

#7 Connecticut Sun

2020: 5-7, #8 Offense, #7 Defense

Nach einem ernüchternden Saisonstart (0-5) haben die Sun sichtlich in die Spur gefunden. So erhält das spielstarke All-Star-Duo DeWanna Bonner / Alyssa Thomas endlich mehr (offensive) Unterstützung.

Vor allem Veteran-Point-Guard Jasmine Thomas und Brett-Centerin Brionna Jones (eine MIP-Kandidatin) haben als Komplementärspielerinnen überzeugt. Rookie-Wing Kaila Charles hat als Teilzeitstarterin ansprechende Leistungen geboten. Auch ist die Rückkehr von Three-and-D-Guard Briann January dem Team sehr zuträglich (+33 in 4 Einsätzen).

Die Stärken der ballsicheren Sun sind diese: Dank druckvoller Defense und gutem Rebounding kommen sie ins Laufen und erzielen die zweitmeisten Fastbreak-Punkte. Kein Team arbeitet besser am offensiven Brett und verwertet mehr zweite Wurfchancen. Auch ziehen die Sun ligaweit die drittmeisten Freiwürfe, die sie jedoch besser treffen müssen. Das gilt ebenso für den Dreier, der bisher unzureichend fällt.

#8 Indiana Fever

2020: 4-7, #6 Offense, #11 Defense

Angesichts der Personalsituation – nur sechs Spielerinnen standen in allen Partien zur Verfügung – haben die Fever ordentlich abgeliefert. Zumindest im Angriff.

Besonders gilt das für Korbjägerin Kelsey Mitchell, die in ihrem dritten Jahr den erwarteten Leistungssprung vollzogen hat. So ist sie die erfolgreichste Dreierwerferin (42,7% 3FG bei 6,8 Versuchen) und die drittbeste Scorerin (19,2 PpG) der erste Saisonhälfte.

Rookie Julie Allemand hat derweil als passstarke Spielmacherin (5,4 ApG) und verlässliche Schützin auf sich aufmerksam gemacht. Centerin Teaira McCowan darf hingegen noch dominanter und konstanter auftreten.

In der Verteidigung müssen die unerfahrenen Fever noch gehörig Lehrgeld zahlen. Immerhin sind sie (vor allem dank McCowan) ein gutes Rebounding-Team.

#9 Dallas Wings

2020: 4-7, #9 Offense, #9 Defense

Bei den jungen Wings ist vorerst Teamfindung angesagt. Die Rollen sind noch nicht klar verteilt, die Formationen wechseln wiederholt. Im Angriff fallen bei aller Ballsicherheit die Distanzwürfe bisher nicht. So nehmen die Wings die zweitmeisten Dreier, aber nur zwei Teams treffen unzuverlässiger von Downtown. Die zweitniedrigste Freiwurf-Rate ist ebenso ein Hemmnis. Am eigenen Korb sind die Wings das reboundschwächste Team der Liga. Allein die Fever geben in der Zone so viele Punkte ab.

Positiv ist die gute Arbeit beim Offensivrebound. Gerade Satou Sabally (11,2 PpG, 7,0 RpG, 2,0 ApG – aktuell mit Rückenproblemen außen vor) geht hierbei engagiert voran. Derweil kommt Topscorerin Arike Ogunbowale immer besser in Fahrt. So führt sie die „W“ in der erste Saisonhälfte bei den erzielten Punkten an (21,5 PpG). Allisha Gray weiß als Komplementär-Scorerin zu gefallen.

#10 Washington Mystics

2020: 3-7, #10 Offense, #6 Defense

Nach dem überraschend starken Saisonstart (3-0) haben die Mystics nur Niederlagen kassiert und befinden sich im freien Fall. Ein gewichtiger Grund ist mangelnde Tiefe des Kaders, die in einer eng getakteten Saison zusätzlich zum Tragen kommt. Entsprechend müssen die Mystics mit der unproduktivsten Bank der Liga auskommen (nur 15,3 PpG).

Dass Topscorerin Aerial Powers wohl länger verletzt ausfällt, ist nicht zu kompensieren. So fehlt den Mystics derzeit die Offensivkraft – speziell eine dynamische Spielerin wie Powers, die Druck auf die Defense ausüben kann und zum Korb kommt. Nur die Liberty erzielen bislang weniger Zonen-Punkte.

Erfreulich sind die Auftritte von Flügel Ariel Atkins und Fünferin Myisha Hines-Allen (eine MIP-Anwärterin), die als Drittjahresprofis in größeren Rollen abliefern.

#11 Atlanta Dream

2020: 2-9, #11 Offense, #12 Defense

Mit zehn Neuzugängen im Zwölferkader müssen sich die Dream als Team erst finden. Nur fünf Spielerinnen konnten bis dato alle Partien absolvieren. So standen mit Courtney Williams, Glory Johnson und Kalani Brown drei wichtige Akteurinnen zu Saisonbeginn infektionsbedingt nicht zur Verfügung. Sie brauchen verständlicherweise noch Zeit, um ihr Leistungsniveau zu erreichen.

Die fehleranfällige Offense und die durchweg schwache Defense können ohnehin nur besser werden. Dass ROY-Anwärterin Chennedy Carter vorerst pausieren muss (Knöchel), ist gewiss wenig hilfreich. Schließlich besticht sie als dynamische Scorerin und kreative Ballführerin, die selbstbewusst vorangeht und den Angriff am Laufen hält.

Flügel Betnijah Laney ist eine der Entwicklungsgeschichten der Saison und die derzeitige Favoritin auf den MIP-Award.

#12 New York Liberty

2020: 1-10, #12 Offense, #10 Defense

Es ist viel Geduld gefragt. Hoffnungsträgerin Sabrina Ionescu ist verletzt, ihre Rückkehr in dieser Saison ungewiss. Die sechs weiteren Rookies im Team brauchen Zeit und bekommen allesamt ihre Spielanteile. Diese wissen Leaonna Odom und Jazmine Jones, die bereits ordentlich beitragen, bisher am besten zu nutzen.

All-Star-Wing Kia Nurse sucht leider noch immer ihren Wurf. Vorzeige-Veteranin Layshia Clarendon und Stretch-Big Amanda Zahui B. gehen produktiv sowie teamdienlich voran.

Als Team attackieren die jungen Liberty wiederholt (vierthöchste Freiwurf-Rate) und lassen ligaweit die meisten Dreier fliegen; zudem rebounden sie recht ordentlich.

WNBA-Halbzeit-Awards

MVP: Breanna Stewart (2. Platz: A’ja Wilson)

ROY: Chennedy Carter (Crystal Dangerfield)

DPOY: Alysha Clark (Natasha Howard)

MIP: Betnijah Laney (Myisha Hines-Allen)

6WOY: Dearica Hamby (Jackie Young)

COY: Cheryl Reeve (Gary Kloppenburg)