Satou Sabally geht als zweite WNBA Draft-Pick nach Dallas

Egal ob NBA oder WNBA: Kein/e Basketballer/in aus Deutschland ist in einem Draft bislang so hoch gezogen worden wie Satou Sabally. Die 21-Jährige wechselt als zweite Draft-Pick 2020 zu den Dallas Wings.

Deutscher Basketball und Dallas – das passt einfach: Satou Sabally ist von den Dallas Wings an zweiter Stelle des WNBA Drafts 2020 ausgewählt worden. Damit tritt die deutsche Nationalspielerin ein Engagement in der Stadt an, welche Dirk Nowitzki als NBA-Legende geprägt hat und in der aktuell Maxi Kleber für die Mavericks aufläuft. Und Sabally wird bei den Wings zukünftig mit Luisa Geiselsöder auf eine Kollegin aus der deutschen Nationalmannschaft treffen.

Bereits vor dem Draft hatte Sabally auf ein Engagement in Texas vorausgeblickt: „In Dallas zu spielen, würde mir sehr viel bedeuten. Dirk Nowitzki ist dort eine Legende. Wenn ich in Dallas in seine Fußstapfen treten könnte, wäre das eine große Ehre für mich; Dirk ist ein Vorbild für alle Sportler, vor allem für uns deutsche Sportler“, sagte Sabally – die auch um die „deutsche“ Basketballgeschichte Dallas’ weiß:

„Maxi Kleber ist auch dort, und vorher haben auch noch ein paar andere Deutsche dort gespielt. Dallas wäre dann so etwas wie ein deutsches Team in Amerika.“ Sabally bezieht sich dabei auf Detlef Schrempf und Uwe Blab (jeweils von 1985 bis 1989 in Dallas), die ihre NBA-Karrieren ebenfalls in Dallas begannen (im Grunde könnte man auch noch Chris Kaman und Shawn Bradley nennen: Die gebürtigen US-Amerikaner liefen einst für die deutsche Nationalmannschaft auf).

Mit den Dallas Wings wird Sabally zu einem jungen Team im Umbruch stoßen:  Die texanische Franchise hatte in der diesjährigen ersten Draft-Runde vier der ersten neun Picks zur Verfügung. Seit einem Jahr ist Arike Ogunbowale für die Wings aktiv – die 23-jährige Guard wurde 2019 an fünfter Stellte gezogen und avancierte in ihrer Rookie-Saison direkt zu Dallas’ Topscorerin. Mit zehn Siegen und 24 Niederlagen wiesen die Wings in der vergangenen Spielzeit die zweitschlechteste Bilanz der gesamten Liga auf. 

Den Umschwung soll auch Sabally einleiten: Nach 16,2 Punkten, 6,9 Rebounds, 2,3 Assists und 1,0 Steals in 29-minütiger Einsatzzeit pro Spiel in ihrem dritten Jahr in Oregon gewann Sabally den Cheryl Miller Award – die Auszeichnung für die beste Small Forward der NCAA. Sabally wurde zudem in das All-American Second Team gewählt.

„Saballys Spiel wird sich direkt in die WNBA übertragen“

„Satou ist eine der faszinierendsten Prospects dieses WNBA Drafts, was Skills angeht. Sie ist die vielleicht vielseitigste Spielerin im Draft“, urteilt ESPN-Analystin Holly Rowe über Sabally. Deren ESPN-Kollegin Rebecca Lobo fügt hinzu: „Ich denke, Satou wird es schaffen, in die Liga zu kommen und direkt ihren Beitrag zu leisten. Ihr Spiel wird sich direkt in die WNBA übertragen. Ihr ,Ceiling‘ ist sehr hoch.“

Saballys Team aus Oregon galt nach 31 Erfolgen aus 33 Partien – inklusive zuletzt 19 Siegen in Folge – und dem Titel in der eigenen Pac-12-Conference als ein Kandidat auf die NCAA-Meisterschaft. Das Turnier der March Madness musste auf Grund der Auswirkungen des Coronaviruses jedoch abgesagt werden.

Sabally war bei den Ducks Teil einer großenartigen „One, Two, Three“-Punches: Sabrina Ionescu schrieb mit ihren Triples-Doubles und der Marke von mindestens 2.000 Punkten, 1.000 Rebounds sowie 1.000 Assists NCAA-Geschichte – folgerichtig wurde Ionescu an erster Stelle von den New York Liberty gezogen. Ruthy Hebard ging an achter Position zu den Chicago Sky.

Sabally hatte auf ihr letztes Jahr am College verzichtet und sich frühzeitig für den Draft angemeldet. Nach WNBA-Draft-Regularien war dies nur möglich, weil Sabally in diesem Jahr 22 Jahre alt werden wird. Doch bevor sie offiziell die Anmeldung einreichte, waren bei ihr noch einmal Zweifel aufgekommen – auf Grund der derzeitigen Corona-Pandemie.

„Ich habe mir lange Gedanken gemacht, ob es der richtige Schritt ist, unter diesen Umständen die Profi-Laufbahn einzuschlagen. Das ist einerseits riskant, denn wir alle wissen nicht, ob die nächste WNBA-Saison überhaupt stattfinden wird“, erklärt Sabally. „Andererseits habe ich gefühlt, dass ich bereit bin, die Universität zu verlassen und den nächsten Schritt in meiner Karriere zu gehen. Ich werde die Herausforderung so annehmen, wie sie kommt.“

Ein Studium der Rechtswissenschaften als Alternative

Sollte sich der WNBA-Start (ursprünglich für den 15. Mai geplant) länger hinauszögern, wüsste die 21-Jährige schon, wie sie ihre Zeit verbringt: „Bis Juli werde ich ohnehin noch Onlinekurse belegen, um mich auf einen Jura-Test vorzubereiten. Wenn dann immer noch kein Basketball gespielt werden sollte, würde ich ein Studium der Rechtswissenschaften aufnehmen.“

Die Umstände sind derzeit besonders – auch aus basketballerischer Sicht. So fand der WNBA Draft digital und nicht vor Ort in New York statt. Auch Gespräche vor dem Draft mit Teams liefen über den virtuellen Weg ab. Und auch sportlich stellt die Zeit eine Herausforderung dar:

„Ich nehme an Yoga-Onlinekursen teil und trainiere nach den individuellen Plänen, die uns unser Fitnesstrainer mitgegeben hat. Ich arbeite mit Kettleballs und drehe Laufrunden. Und einen Basketball kann man überall dribbeln“, hat Sabally vor dem Draft ihr Workout-Programm beschrieben. „Das ist natürlich nicht das gleiche wie unter normalen Umständen, aber ich versuche, das Beste aus der Situation zu machen, um mich fit zu halten.“

WNBA Draft: Luisa Geiselsöder und Leonie Fiebich in zweiter Runde gewählt

Im 2020er WNBA Draft wurden noch zwei weitere deutsche Spielerinnen gezogen: Luisa Geiselsöder ging in der zweiten Runde an 21. Stelle ebenfalls zu den Dallas Wings. Die 20-jährige Center markierte in der DBBL-Saison 2019/20 in Reihen Nördlingens 18,6 Punkte, 6,1 Rebounds, 1,4 Assists und 1,1 Steals im Schnitt.

Leonie Fiebich ging an 22. Position zu den Los Angeles Sparks. Auf Grund eines Kreuzbandrisses absolvierte die 20-jährige in Diensten Wasserburgs nur ein Spiel in der Saison 2019/20.

Fiebich und Geiselsöder gewannen 2018 mit der DBB-Auswahl die Goldmedaille bei der U18-Europameisterschaft – damit holte erstmals eine deutsche Mannschaft Gold bei einer Jugend-Europameisterschaft! Beide Nachwuchsspielerinnern dürften jedoch noch nicht in der kommenden Saison in der WNBA, sondern weiterhin noch in Europa auflaufen. So hat Geiselsöder kürzlich einen Vertrag beim französischen Club Landerneau Bretagne Basket unterzeichnet.

Das Trio wird (zukünftig) vier deutschen Spielerinnen folgen, die bislang in der WNBA gespielt haben: Marie Gülich – die zusammen mit Sabally und Geiselsöder in dieser Saison für die deutsche Nationalmannschaft in zwei EM-Qualifikationsspielen aufgelaufen ist – steht in Diensten der Los Angeles Sparks; Gülich wurde im Draft 2018 an zwölfter Stelle gezogen. Zuvor waren auch Linda Fröhlich (New York Liberty, Indiana Fever, Sacramento Monarchs), Marlies Askamp (Phoenix Mercury, Miami Sol, Los Angeles Sparks) und Martina Weber (New York Liberty) in der WNBA aktiv.

Deutsche Spieler in NBA und WNBA Drafts

Spieler/inDraft-PositionJahrTeam
Satou Sabally22020Dallas Wings
Detlef Schrempf81985Dallas Mavericks
Dirk Nowitzki91998Dallas Mavericks (via Milwaukee)
Marie Gülich122018Phoenix Mercury
Chris Welp161987Philadelphia 76ers
Dennis Schröder172013Atlanta Hawks
Uwe Blab171985Dallas Mavericks
Luisa Geiselsöder 212020Dallas Wings
Leonie Fiebich 222020Los Angeles Sparks
Moritz Wagner252018Los Angeles Lakers
Linda Fröhlich262002New York Liberty
Martina Weber292007New York Liberty
Tibor Pleiß312010Oklahoma City Thunder (via New Jersey)
Isaac Bonga392018Los Angeles Lakers
Isaiah Hartenstein432017Houston Rockets
Paul Zipser482016Chicago Bulls
Peter Fehse492002Seattle SuperSonics
Gunther Behnke1011985Cleveland Cavaliers