NBA Playoff Preview #1 – O Playoff Jimmy, .. where art thou? – Warriors vs. Rockets –
Bei den Golden State Warriors arbeitet man seit Jahren daran, der erfolgreichen Steph Curry Ära nochmal eine weitere Meisterschaft hinzuzufügen. Diverse Hebel wurden bewegt. Ob nun im Vertragsmanagement der Spieler oder im Kaderbau generell.
Sogar Franchiselegende und Splash Brother Klay Thompson dafür geopfert.
Mit Jimmy Butler konnte nun, via Trade inmitten der Saison, einer der gefürchtetsten Playoff Spieler der letzten Jahre verpflichtet werden. Aber auch einer der umstrittensten, wie er dieses Jahr maximal unrühmlich bewiesen hat, bedenkt man das monatelange Trade Drama vorher in Miami.
Passt dieser Charakter wirklich ins empfindliche Golden State Ökosystem? Werden die jungen wilden der Houston Rockets gegen die erfahrenen Veteranen der Warriors bestehen können? Oder ist dieser Schritt zu früh in der Entwicklung der Texaner?
..und mit welcher verbalen Abstrusität wird Dillon Brooks dieses Mal in den Playoffs für Schlagzeilen sorgen?
NBA Playoff Preview #1 – Golden State Warriors vs. Houston Rockets
Batman und Robin? Von einer „Culture“, in die nächste „Culture“
Jüngst nach dem erfolgreichen Spiel im Play-In gegen die Memphis Grizzlies gab Jimmy Butler einige interessante Aussagen.
Jedes Team, dass einen Steph Curry habe, müsse man fürchten in den Playoffs. Jedes Team, dass ihn, Jimmy Butler, in den Reihen habe, ebenso. Er sich dennoch als Robin neben dem Batman Curry betrachtet.
Gut das klingt erstmal „löblich“ und teamdienlich, das so vokal zu verkünden. Sicherlich wird ein Veteran wie Butler auch wissen, dass er sich so äußern sollte. Die Warriors dürften vermutlich die letzte Chance sein für eine Meisterschaft. Für ihn.
Die anderen um ihn herum haben ihre Ringe schon geholt. Bis auf Thompson, Poole, Toscano, Porter und Bjelica sind zum Beispiel noch immer die meisten Spieler der letzten (fast Überraschungs) Meisterschaft im Kader.
Neben Butler sind es vor allem noch Hield, der Sophomore Podziemski und einige andere unerfahrenere Spieler wie zum Beispiel Santos und Post, die noch keine Meisterschaft geholt und vor allem erlebt haben.
Butler ist mit seinem Hunger und dem spielerischen Fit genau die richtige Ergänzung gewesen, um den Part des Titel Hungers im Kader wieder mehr zu stärken. Sicherlich ist der permanent vorhanden, wenn der Coach Kerr heißt. Dein mental Leader Green. Und dein unumstrittener Star Curry.
Aber bloß weil etwas vorhanden ist, muss es auch nicht automatisch zum Vorschein kommen. Oder gar in echter sportlicher Währung auf dem Court niederschlagen. Hier ist Butler ein fantastischer Katalysator, um das Potential zu aktivieren. Das hat nach dem Trade auch vorzüglich funktioniert.
Butler war direkt plug and play im Team verankert und hat ganz entschieden dazu beigetragen, ein etwas müde wirkendes Warriors Team in einen anderen Gang zu versetzen. Mehr Optionen im Playmaking. Shot Creating.
Curry kann seinen Stil, der auf fast nur Skill beruht, nun viel besser zur Geltung bringen, weil er eben nicht alles alleine schultern muss offensiv.
Er die nötige zweite, dritte Luft bekommt für sein anstrengendes Spiel rund um Cuts und Motions. Zumal Butler auch eine so große Bedrohung sein kann in the paint, dass man irgendwann dort auch gegenhalten muss defensiv, was wiederum Räume am Perimeter eröffnen kann.
Bei vermehrt kollabierenden Defenses irgendwann eben auch für einen Curry und das .. ist genau der Spieler.. dem man eben keine Räume dort geben möchte. Nicht geben darf. Denn der kann das böse bestrafen.
Wenn Butler will, kann er auch trotz hohen Alters, defensiv den genau richtigen Ergänzungspart zu einem auch wieder aggressiver agierenden Green geben. Zumindest phasenweise. In der Teamdefense kann das gepaart mit Podziemski, Moody und Payton durchaus noch wertvoll werden in der Postseason.
Reihenweise wurden Spiele gewonnen, diverse Advanced Analytics bestätigen, dokumentieren den Aufwärtstrend und lassen darauf schließen, dass es nicht nur eine Streak ist, sondern fundamental Substanz im Kader ist.
Dass Leistungen kein „Zufall“ sind, sondern das Ergebnis eines gelungenen Retoolings im Kader. Dass man eben Substanz hat, auf der man aufbauen kann.
Zu viele Warrior bei den Warriors?
Die Warriors haben eine Culture. Ja dieser Begriff wird manchmal zu oft genutzt und verkürzt komplexe Strukturen. Auch lässt er manchmal Personen untergehen, die für jene Kultur eben maßgeblich verantwortlich sind. Und wenn die nicht mehr aktiv sind, verschwindet meist auch die vermeintliche Culture.
Es gibt aber einige, wenige Teams, die historisch betrachtet immer wieder eine bestimmte, individuelle und oft schwer zu fassende DNA nachweisen können.
Die Lakers mit ihrem Glamour und Star Appeal. Die nüchtern ehrgeizigen, fast roboterhaft anmutenden, aber auch traditionellen Celtics. Die „its about the fundamentals“ Spurs. Ok bei denen muss man mal abwarten bis die Popovich Ära final vorbei ist, ob das auch anhält.
Die unberechenbaren Heat, die immer für eine Überraschung gut sind. Auch hier muss man abwarten was passiert, sollten mal Pat Riley und Spoelstra nicht mehr aktiv sein. Und wie viel in der aktuellen Version nun ohne Butler davon übrig bleibt oncourt.
Und eben auch die Warriors. Die Shimmy Shake, Skill, Perimeter Small Ball, IQ – Warriors. Intellektuell, locker und positives Mindset. Das ist typisch Warriors.
Spielerentwicklung. Smarte Plays, ob nun Oncourt oder im Frontoffice. Effizienz. Geduld. Für sowas stehen die Warriors. Und einem Owner der die Fachleute einfach machen lässt und vertraut. Weil er weiß, dass genau diese Fachleute seit Jahren seiner Franchise eine DNA verleihen und diese damit im Wert deutlich zulegen lässt unterm Strich.
Nun sind aber diese Saison einige Dinge zu beobachten gewesen, wenn man genauer hinschaut. Sie wirken ungeduldiger. Kompromissloser. Sie wirken als würden sie genau wissen, dass die Zeit abläuft. Kein Wunder, bedenkt man das Alter der beteiligten Personen.
Auch wird man nicht ohne Grund sämtliche, relevanten Verträge gleichzeitig endend auf die Offseason in 2027 gelegt haben. Das ist der Zeitrahmen der bleibt. Und damit steigt auch die berühmt, berüchtigte sense of urgency.
Die Team Legende und Splash Brother Thompson abgegeben. Immer wieder aktiv gewesen am Markt. Viele verschiedene Dinge ausprobiert. Ob nun oncourt in diversen Lineup Tests oder auch im Kaderbau. Trade für Schröder. Wiggins, ein durchaus verdienten Spieler, den man aus der gefühlten Versenkung geholt hat, abgegeben.
Die Warriors in 2025 sind suchende Warriors. Sie suchen, fast schon etwas übermotiviert oder gar „verzweifelt“ wirkend, nach der Formel, um noch mal eine Chip herauszuquetschen aus der Zeit, die ihnen bleibt.
Auf einmal zählt Steve Kerr in einer Timeout Buddy Hield (für Golden State Verhältnisse) regelrecht an, indem er ihn „bekannt macht“ mit Steph Curry, nachdem ihn Hield im Spielzug vorher freistehend ignoriert hat.
„Buddy.. say hello to Steph Curry. He is the greatest shooter in the world…wide open..“
Ja mit einer noch süffisanten und humorvollen Note. Aber unterschwellig mit einer gewissen Deutlichkeit. Vor allem weil Hield desöfteren als das schwächste Glied in Punkto Oncourt IQ und Schussauswahl auffällt bei den Warriors.
Say hello…
No more Mr. Nice Guy?
Nicht nur in dieser kleinen Szene wirkt es so, als würde Kerr die Zügel dezent anziehen. Auch und gerade der Umgang mit Kuminga zeigt, dass man dem Gewinnen alles, aber auch wirklich alles, unterordnet. Nicht nur Curry, Green, das Front Office, sondern auch der ansonsten so diplomatische Coach.
Ein Coach, der eigentlich schon öfter auch über den Tellerrand geschaut hat und keinem Spieler das Gefühl geben wollte, „abgehängt“ zu sein. Jedem einen gewissen Raum zu geben, um Potentiale zu heben.
Kuminga, das gefühlt ewige Kind der Hoffnung und des Versprechens auf eine gute Ära nach Curry, hatte vor dem Butler Trade wieder mal Ansätze auf eine Besserung gegeben, was den Fit angeht.
Athletik ohne gutes Perimeter Shooting und ohne hohen Oncourt IQ ist in diesem Team aber fehl am Platz. Zumal wenn man nach ganz oben im Erfolgsregal greifen will.
Eine Verletzung später, samt Butler Trade in der Zwischenzeit und Kuminga wird eiskalt hinten angestellt in den Rotationen. Flog sogar in den letzten Spielen der Saison und vor allem dem Play-In Game gegen Memphis komplett aus der Rotation. Was einer Demütigung gleichkommt. Bedenkt man wie undersized die Warriors sind.
Kerr setzt damit nicht nur die mentale (und damit generell sportliche) Entwicklung eines Talentes aufs Spiel. Er setzt damit auch ein krachendes Zeichen für seine Verhältnisse.
Das ist deutlich genug als Message an weitere Rollenspieler wie Hield und zum Beispiel Moody, Payton, Podziemski, Post und Looney zu verstehen. Alle haben aktuell „ihren Platz“ in den Rotationen und erledigen ihre Aufgaben teils sehr gut.
Aber Kuminga müsste im Grunde allen eine Warnung sein. Die Schonzeit oder gar Entwicklungszeit ist in Golden State am Ende. Es zählt nur noch Leistung und sportlicher Fit. Wer da nicht mitzieht, könnte sich bald selber am Ende der Bank wiederfinden.
Stärke oder Schwäche?
Jimmy Butler ist nicht der athletischste Spieler. Nicht der mit dem größten Skill. Nicht mal einem besonders herausstechenden Paket an Moves oder sonstigen Dingen, die einem das Leben als Spieler erleichtern.
Jimmy Butler ist ein mentaler Kannibale, der alles dem Gewinnen unterordnet. Die Sehnsucht nach dem Titel treibt ihn besonders stark an. Völlig rücksichtslos und vor allem respektlos gegen sich, den Gegner und die Mitspieler. Er hat niemals Angst vor irgendwem oder irgendwas.
Und kombiniert das mit großartigen Fundamentals und extrem hohen Oncourt IQ. Einsatzwille und Nehmerqualitäten in physischen Belangen runden das alles ab. All das macht ihn auch zu dem momentan perfekten Komplementärpart der aktuellen Warriors Version.
Aber.
All diese Dinge können auch schnell zu einem Bumerang mutieren. All das was ihn so unverzichtbar gemacht hat in Miami, kam als schallende Ohrfeige zurück in der letzten Saison.
Mit der gleichen Rücksichtslosigkeit, der gleichen angstfreien Art und der gleichen Härte hat er sich auf maximal grenzwertige Art und Weise aus dem Team geekelt in Miami.
Warum? Weil er dort nicht mehr die Chance auf den Titel sah. Das man ihm keinen Vertrag nach seinem Gusto mehr geben wollte, war dann der Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat. Man kann ihm nicht einfach so vorwerfen, er habe nur des Geldes wegen so agiert.
Es sind einfach zu viele Underdog Runs gewesen, aus denen man irgendwann Konsequenz ziehen musste. Miami hatte nicht den „IT-Faktor“. Daher auch der Wunsch nach Lillard, als er auf dem Markt war. Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg eben zum Propheten.
Was aber, wenn der Prophet Curry. Besser gesagt der Prophet Golden State als Gesamtkonstrukt wiederum den Eindruck erweckt, dass es dort nicht reichen könnte? Wie lange wird Butler weiterhin brav den Robin geben? Ja momentan läuft es gut.
In Miami aber hat sich Butler jahrelang überhaupt nichts zu schulden kommen lassen. Man hat den Chicago-, Minnesota-, Philly-Butler fast vergessen gehabt. Aber, wenn eine Linie überschritten ist, scheint es bei Butler weder Freund noch Feind zu geben. Dann kommt das alles hoch.
Das was seine größte Stärke ist. Kann auch zur größten Schwäche mutieren. Und wenn Butler in Golden State diesen rücksichtslosen Erfolgskannibalen rausholt, kann das schnell anecken. Ja man schaltet aktuell einen Gang hoch. Aber Butlers Verständnishorizont an Ehrgeiz ist nochmal ein ganz anderes Kaliber.
Aktuell ist er der Robin. Es dürfte auch lange dauern, bis er Ikonen wie Curry, Kerr und Green härter anpackt. Aber ein Podziemski? Kuminga? Looney? Moody? Payton? Die könnten schnell, sehr schnell, sehr harten Gegenwind bekommen, wenn die nicht spuren.
Ja aktuell scheint das ins Bild zu passen und genau das zu unterstützen, was man grade eh ausgelobt hat als Linie. „Do your Job. Think before you act.“
Was aber passiert wenn man merkbar ins Hintertreffen gerät? Gibt es dann wieder den Stinkstiefel Butler?
Zu früh dran!
Das größte Manko der Warriors ist quasi ein running gag. Es fehlt, mal wieder, deutlich an Size. Sowohl vertikal in der Länge. Als auch in der Breite an Gewicht sozusagen. Im letzten Titelrun konnte man mit einem im Bulldoggen Modus agierenden Looney dieses Problem bravourös lösen. Der aber nun mal eben auch undersized ist.
Wie soll man im Westen ohne Länge und stämmige Bodys gegen Bigs wie zb. Jokic bestehen? Ok gut gegen Jokic hat fast niemand in der Liga etwas entgegenzusetzen. Außer zufälligerweise vielleicht den Clippers, aber dazu in deren Preview.
Sobald man einem Hartenstein oder Gobert, Sengün oder eventuell Anthony Davis begegnet, kann man wahnsinnig schnell in Probleme geraten. Ja. Natürlich ist das Tit for Tat, weil man defensiv zwar Probleme bekommen kann, die im Griff zu behalten. Und dafür offensiv die fehlende Mobilität einiger dieser Kandidaten attackieren kann.
Momentan ist die Grundidee in der Zone, Midrange über Butler Druck auszuüben, die dann am Perimeter neue Chancen öffnet, eingebettet in diverse Motion Schemes, die dann für Gegner wahrlich nicht einfach zu kontrollieren sind defensiv. Man hat dafür zu variable Aufgaben, die einem eine Warriors Offense stellt.
Dies kann allerdings im Rebounding problematisch werden und vor allem wenn man die Zone gut beherrschen sollte, nimmt man Golden State einige Teile dieser Offense potentiell weg, wenn man nicht genug Pick and Rolls einsetzt und die richtigen Gegenspieler dabei attackiert bekommt. Die dann zu allem Überfluss Bullyball ihrerseits einsetzen könnten. Theoretisch.
Houston dürfte all das aber kaum bestrafen können. Sengün ist dafür defensiv einfach noch nicht weit genug. Und ja die Defense von Houston sah generell gut aus. In der regular Season. Mit einer menge jungen Spielern.
Und genau das ist der Haken. Es gibt kaum eine andere Sportart auf der Welt, wo der Unterschied zwischen regulärer Saison und Playoffs markanter ist.
Mit Udoka hat man neben Kenny Atkinson den wahrscheinlich besten Coach dieser Saison. Die holen beide wirklich jedes Prozent aus ihren Kadern. Den dritten im Bunde, Daigneault, muss man ein bisschen relativiert betrachten, weil der Kader der OKC Thunder einfach nochmal auf einem ganz anderen Level ist.
Ja sicherlich konnte man vor der Saison auch recht gut erahnen, dass die Möglichkeiten in Houston gar nicht mal so schlecht sind:
Dennoch muss man ganz klar in Zweifel setzen, dass dieses Houston Team schon bereit ist für eine solch abgezockte Warriors Mannschaft.
Unerfahrene Sophomores wie Amen Thompson und Whitmore; oder VanFleet, zwar erfahren aber undersized. Der chronisch ineffizient auftretende Green. Die noch zu rohen Smith und Eason. Sengün defensiv arg unentwickelt, wenn auch offensiv wahnsinnig gefährlich. Adams mit nur wenigen Minuten die der Körper aktuell zulässt.
Und.. einem Dillon Brooks der zwar positiv aber eben auch negativ immer für eine Überraschung zu haben ist.
Es gibt auch dieses Mal eine Menge Gegenspieler die „zu old“ sind nicht wahr?
Das ist alles unterm Strich zu wenig für Houston, um jetzt schon so eine Prüfung zu bestehen. Nächstes Jahr könnte das schon anders aussehen.
Oder auch dieses Jahr wenn, ja WENN.. die Warriors nicht DEN Warrior der Liga geholt hätten.
Playoff Jimmy.. übernehmen sie.
PROGNOSE
Hitzige Spiele. Rockets mit viel mentalem Rückenwind aus der guten Saison.
Eine der größeren Stärken der Rockets dieser Saison ist die Transition Offense. Insofern die Warriors nicht zu viele Turnover produzieren (Stichwort Erfahrung und Abgezocktheit) berauben sie Houston ihrer Qualität in der Offense. Im Halfcourt zählt Houston zu den schwächeren Teams dieses Jahr.
Warriors werden dennoch auch ordentlich in die Trickkiste greifen müssen gegen diese Defense. Und dürfen keinen einzigen Schlüsselspieler, nicht mal Rotationsspieler verletzungsbedingt verlieren. Aber dennoch wird man in 6 Spielen weiterkommen gegen diese jungen Wilden aus Houston. Dafür ist man einfach zu abgezockt.