Franchise Fives: Portland Trail Blazers

„Clyde the Glide“, „Big Game Dame“, „Mercy Kersey“ – das All-Time-Team der Portland Trail Blazers kann mit klangvollen Namen aufwarten. Wer sonst noch in der Lineup steht? Lest selbst:

In einer lose fortlaufenden History-Serie stellen wir auf basketball.de die herausragenden Starting Fives aller 30 NBA-Franchises zusammen und zur Diskussion.

Neben den Startern werden im Hinblick auf 70 Jahre NBA (inklusive ABA) zudem ihre Backups sowie insgesamt 30 Head Coaches benannt.

Die „Auserwählten“ müssen mindestens vier Jahre für das jeweilige Team erfolgreich gespielt/gearbeitet haben. Dabei stehen ihre Leistungen für die betreffende Mannschaft und nicht die Gesamtkarrieren im Fokus. Auch müssen die Profis auf der Position zum Einsatz kommen, auf der sie für das jeweilige Team aufgelaufen sind.

🏀🏀🏀

Die Portland Trail Blazers wurden zur Saison 1970/71 in die NBA aufgenommen. Sieben Jahre später gelang der Franchise unter Trainerlegende Jack Ramsay nicht nur der erste Playoffeinzug, sondern gar der überraschende Titelgewinn. Damit löste die tiefbesetzte Meistermannschaft um Center Bill Walton in Oregon seinerzeit eine „Blazermania“ aus. Eine Basketballbegeisterung, die bis heute in „Rip City“ nachhallt.

Denn die Wegbereiter gehören seit den späten Siebzigerjahren zu den erfolgreicheren Franchises der Association. So haben sie etwa von 1983 bis 2003 pausenlos die Postseason erreicht – was den bisher zweitlängsten Playofflauf der Liga-Historie bedeutet.

Fünfmal stand Portland in diesem Zeitraum im Westfinale. Herausragend war dabei die Hochzeit Anfang der Neunziger, als die Blazers um Clyde Drexler binnen drei Jahren 59, 63 und 57 Saisonsiege einfuhren und zweimal in die NBA-Finals vorrückten (1990, 1992).


Point Guard: Damian Lillard

Teamzugehörigkeit: 2012- | Kernstats: 23,4 PpG, 6,3 ApG, 4,2 RpG, 57,2% TS

Trotz würdiger Konkurrenten wie Terry Porter (siehe Backup) und Rod Strickland (16,2 PpG, 8,2 ApG, 4,3 RpG) gebührt die Starterrolle Damian Lillard. Schließlich ist der vierfache All-Star und dreifache All-Teamer der wohl beste Scorer und erfolgreichste Dreierschütze der Franchise-Geschichte.

Immerhin fünf Jahre in Folge hat der vormalige Rookie des Jahres (2013) die Blazers zuletzt als Lead Guard in die Playoffs geführt. Eine respektable Bilanz, die zuvorderst auf Lillards individueller Brillanz basiert.

So ist der 28-jährige Oaklander, der heuer in der Blüte seiner Karriere steht, einer der versiertesten Angreifer der NBA: Herausragend als primärer Ballhandler im Pick-and-Roll, exzellent in Isolationen und aus Handoffs heraus, sehr sicher beim bevorzugten Abschluss aus dem Dribbling (ein Großteil seiner Dreier) und kreativ wie effektiv beim Drive zum Korb. Zumal Lillard es versteht, Freiwürfe zu ziehen, sich nicht zu viele Ballverluste leistet und offensiv ligaweit mit die weitesten Wege geht.

Überdies ist im Schlussviertel regelmäßig „Dame Time“ angesagt, wenn Portlands Playmaker mit all seiner Anziehungskraft und Dreierpotenz übernimmt. Sitzt der „Pullup-Artist“ hingegen auf der Bank, sinkt das Offensivrating seiner Blazers traditionell ins Bodenlose.

Am anderen Ende des Feldes bleibt der 1,90-Meter-Mann trotz aller Anstrengungen indes angreifbar und ein „Minusspieler“.

Backup: Terry Porter (1985-1995: 14,9 PpG, 7,0 ApG, 3,5 RpG, 1,6 SpG, 38,5% 3FG, 2x All-Star)


Shooting Guard: Clyde Drexler

Teamzugehörigkeit: 1983-1995 | Kernstats: 20,8 PpG, 6,2 RpG, 5,7 ApG, 2,8 S/BpG

Abo-All-Star, fünffacher All-NBA-Spieler und originaler Dream Teamer – Clyde Drexler gehörte seinerzeit zur Liga-Elite. Auch darf der heutige Hall of Famer, der elfeinhalb Jahre in der „Rose City“ verbrachte, als der All-Time-Blazer gelten.

So amtiert Drexler in folgenden Kategorien als Franchise-Leader: den absolvierten Partien, Spielminuten, erzielten Punkten, Freiwürfen, Offensivrebounds, Ballgewinnen und den offensiven wie defensiven Win Shares. Bei den Korbvorlagen und Gesamtrebounds rangiert er auf dem zweiten Platz.

Und auch was den Teamerfolg anbetrifft, ragt der Zwei-Meter-Mann aus Houston heraus: In jeder Spielzeit erreichte er mit Portland die Playoffs sowie bei drei Westfinal-Teilnahmen zweimal die Endspielserie (1990, 1992). Dabei bildete Drexler mit Anführer und All-Star Terry Porter über nahezu ein Jahrzehnt ein großartiges Backcourt-Duo, das ligaweit seinesgleichen suchte.

Spielerisch war der Swingman (wie obige Zahlen andeuten) ein herausragender Allrounder, der zu den besten Flügelakteuren seiner Ära zählte. Denn Drexler war ein verlässlicher Topscorer (24,3 PpG bei 49,2% FG zu seiner Blütezeit, 1986-1992), guter Rebounder und Verteidiger sowie ein fähiger Passgeber. Nicht zufällig erhielt der Musterprofi bei der Wahl zum MVP hinter Michael Jordan 1992 die zweitmeisten Stimmen.

Wie MJ war „Clyde the Glide“ zudem ein anmutiger Ausnahmeathlet, der aus der Halle springen konnte (fünf Teilnahmen am Dunk Contest) und besonders in Transition kaum zu stoppen war.

Im Februar 1995 wurde Drexler in seine Heimatstadt transferiert, wo er als Co-Star von College-Buddy Hakeem Olajuwon zur Titelverteidigung der Rockets entscheidend beitrug und damit seine 15-jährige NBA-Karriere krönte.

Backup: Brandon Roy (2006-2011: 19,0 PpG, 4,7 ApG, 4,3 RpG, 1,8 TpG, 3x All-Star, 2x All-NBA)


Small Foward: Jerome Kersey

Teamzugehörigkeit: 1984-1995 | Kernstats: 12,1 PpG, 6,1 RpG, 2,1 ApG, 2,0 S/BpG

Jerome Kersey stand nie in einem NBA-Auswahlteam, und seine Kernzahlen mögen auch nicht die Fabelwerte eines All-Timers sein. Doch war der 46. Pick des 1984er Drafts ein geschätzter und erfolgreicher Teamplayer, der die ersten elf Spielzeiten seiner 17-jährigen Profikarriere in „PDX“ verbrachte und insgesamt 16 Mal die Playoffs erreichte.

In der Historie der Blazers hat allein Clyde Drexler mehr Partien, Offensivrebounds und defensive Win Shares als der ausgewiesene Glue Guy verbucht. Zumal Kersey zu seiner Hochzeit als Starter (1987-1992) mehr als ein solider Rollenspieler war. So legte der kräftige Zwei-Meter-Mann aus Virginia seinerzeit im Schnitt 16,0 Punkte, 8,0 Rebounds, 3,0 Assists und 2,5 Stocks auf. Beachtliche Allroundwerte, die Kersey in 65 Playoffspielen als Starter bestätigte. Zweimal schritt er mit den Pionieren dabei bis in die NBA-Finals vor, wo Portland den dominanten Detroiter „Bad Boys“ (1990) und den Jordan-Bulls (1992) unterlag.

Auf dem Parkett wurde der passionierte Wettkämpfer vor allem fü seine physische Präsenz und No-Nonsense-Attitüde geschätzt. Schließlich ging Kersey mit unermüdlichem Einsatz stets energisch zu Werke und wartete mit einer hartnäckigen Defense auf. Aber auch spielerisch wusste er zu überzeugen: als vielseitiger Komplementärspieler, der am offensiven Brett stark arbeitete, den Mitteldistanzwurf traf, sich abseits des Balles gut bewegte und gern den Schnellangriff lief. Denn nicht zuletzt war „Mercy Kersey“ ein imposanter Athlet (viermal nahm er am Dunk Contest teil, 1987 als Finalist).

1999 gewann der langjährige Blazer als Backup mit den „Twin Towers“ der Spurs seinen späten Meistertitel. 2015 verstarb Kersey im Alter von 52 Jahren viel zu früh.

Backup: Clifford Robinson (1989-1997: 16,2 PpG, 5,2 RpG, 2,1 ApG, 2,2 S/BpG, 1x All-Star)


Power Foward: LaMarcus Aldridge

Teamzugehörigkeit: 2006-2015 | Kernstats: 19,4 PpG, 8,4 RpG, 1,9 ApG, 48,5% FG

Auf der Vier können die Blazers mit vier legitimen Kandidaten für die Starterrolle aufwarten: Einem meisterschaftserprobten Enforcer wie Maurice Lucas (siehe Backup); einem vielseitigen, wurf- und defensivstarken Big Man wie Rasheed Wallace (16,8 PpG, 7,0 RpG, 2,3 S/BpG, 2x All-Star); einem vergessenen vierfachen All-Star und 20/10-Akteur wie Sidney Wicks – und eben LaMarcus Aldridge, der hier den Zuschlag erhält.

Denn bevor der texanische Big Man 2015 zu den San Antonio Spurs wechselte, lieferte er in Portland über neun Jahre beständig ab. So avancierte der zweite Pick des 2006er Drafts in „Rip City“ zum Topscorer, Abo-All-Star und All-NBA-Spieler. Dabei zeigte Aldridge, dass er eine Mannschaft als Team-MVP tragen und wiederholt in die Playoffs führen kann.

Immerhin fünf Mal nahm „LMA“ mit den Blazers seinerzeit an der Postseason teil – während potenzielle Franchise-Spieler wie Brandon Roy und Greg Oden ihre Karrieren vorzeitig verletzungsbedingt beenden mussten.

Spielerisch überzeugte Aldridge bereits in Oregon als ausgewiesener Mitteldistanzschütze und kompetenter Post-Scorer. Wobei er am anderen Ende des Feldes ein unterschätzter Verteidiger war und bleibt.

Auch in den Rekordbüchern der Pioniere ist Aldridge prominent vertreten: Er hat die meisten (Defensiv-)Rebounds abgegriffen, die zweitmeisten Punkte markiert sowie die drittmeisten Minuten und Win Shares generiert.

Backup: Maurice Lucas (1976-1980, 1987/88: 15,6 PpG, 8,7 RpG, 2,5 ApG, 3x All-Star, 1x All-NBA)


Center: Bill Walton

Teamzugehörigkeit: 1974-1979 | Kernstats: 17,1 PpG, 13,5 RpG, 4,4 ApG, 3,6 S/BpG

Historisch gesehen ist die Center-Position der Blazers durch verletzungsgeplagte Top-Picks geprägt, die ihr Potenzial nicht (vollends) zu entfalten vermochten. Sam Bowie, Greg Oden und Bill Walton.

Bevor ihn seine nicht NBA-tauglichen Füße ausbremsten, war Letzterer zumindest für kurze Zeit (209 Saisonspiele) einer der herausragenden Big Men der Liga. Dabei positionierte Walton Portland und den pazifischen Nordwesten Ende der Siebzigerjahre auf der NBA-Landkarte. Schließich führte er die Pioniere 1977 als Franchise-Spieler zu ihrer ersten und einzigen Meisterschaft – womit der Finals-MVP in Oregon seinerzeit eine „Blazermania“ entfachte.

In der Endspielserie gegen die starbesetzten Philadelphia 76ers hatte der Top-Rebounder und führende Shotblocker des Jahres eindrucksvolle Zahlen aufgelegt: 18,5 Punkte (54,5% FG, 78,9% FT), 19,0 Rebounds, 5,2 Assists und 4,7 Stocks.

Angeführt von Walton befand sich das tiefe Blazers-Team 1977/78 auf Titelverteidigungskurs – ehe der Starcenter die Saison nach 58 Partien verletzungsbedingt beenden musste und alsdann nie wieder für Portland spielen sollte. Gleichwohl wurde „The Big Redhead“ ob seiner erneut großartigen Leistungen 1978 zum Liga-MVP gewählt. 1977 war der zweimalige All-Star, All-NBA- und All-Defensive-Teamer bereits auf Platz zwei gelandet.

Spielerisch dominierte der beispielhafte Teamplayer mit seiner Reboundstärke und Präsenz als Ringbeschützer sowie mit seinem hervorragenden Pass- und Postspiel an beiden Enden des Feldes.

Nach seiner kurzen Hochzeit verpasste Walton drei Saisons komplett. Für die Clippers konnte er von 1979 bis 1985 sonach nur 169 Partien absolvieren. Immerhin verbuchte er zum Ende seiner Karriere mit der Ausnahmemannschaft der 1986er Celtics als Sixth Man einen weiteren Titelgewinn.

Backup: Arvydas Sabonis (1995-2001, 2002/03: 12,0 PpG, 7,3 RpG, 2,1 ApG, 1,1 BpG, 24,4 MpG)


Head Coach: Jack Ramsay

Jack Ramsay ist der langjährigste und siegreichste Cheftrainer der Franchise-Geschichte. In zehn Spielzeiten als Blazers-Coach (1976-1986) führte er sein Team neunmal in die Playoffs und direkt im ersten Jahr gegen die favorisierten Sixers zur Meisterschaft.

Insgesamt stand Ramsay über 21 NBA-Saisons als Trainer in der Verantwortung, 16 Mal zog der angesehene Hall of Famer mit seinen Mannschaften in die Postseason ein (u.a. auch den Buffalo Braves). Dabei vermittelte „Dr. Jack“ uneigennützigen, defensiv fundierten Teambasketball, während er auf eine akribische Vorbereitung setzte und nichts dem Zufall überließ. Auch bestach der Fitness-Enthusiast durch seine Präsenz an der Seitenlinie, wo er seinen Spielern die eingeforderte Intensität vorlebte.

Die zweite Wahl wäre Ramsays einstiger Assistent Rick Adelman, der als Blazers-Head-Coach 65 Prozent der Spiele gewann sowie in sechs Jahren mit Portland dreimal in Folge ins Westfinale einzog und wiederholt in den Finals stand (1990, 1992).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert