Franchise Fives: Denver Nuggets
Das All-Time-Team der Denver Nuggets wird von einem smoothen Swingman und einem Mann, den sie Pferd nannten angeführt. Melo drückt hingegen nur die Bank …
In einer lose fortlaufenden History-Serie stellen wir auf basketball.de die herausragenden Starting Fives aller 30 NBA-Franchises zusammen und zur Diskussion.
Neben den Startern werden im Hinblick auf 70 Jahre NBA (inklusive ABA) zudem ihre Backups sowie insgesamt 30 Head Coaches benannt.
Die „Auserwählten“ müssen mindestens vier Jahre für das jeweilige Team erfolgreich gespielt/gearbeitet haben. Dabei stehen ihre Leistungen für die betreffende Mannschaft und nicht die Gesamtkarrieren im Fokus. Auch müssen die Profis auf der Position zum Einsatz kommen, auf der sie für das jeweilige Team aufgelaufen sind.
🏀🏀🏀
Die Denver Nuggets verkörpern als Franchise solides Mittelmaß. Seit ihrer Gründung (1967) wurden 50 Prozent aller Saisonspiele gewonnen; 33 Mal wurde hierbei die Postseason erreicht.
Zunächst als Denver Rockets, nahm die Franchise in der NBA-Konkurrenzliga ABA (1967-1976) stets an den Playoffs teil. Nach der Umbenennung in Nuggets (1974) verbuchte das Team aus Colorado unter Coach Larry Brown gar konsekutive 60-Siege-Saisons sowie den Einzug in die ABA-Finals (1976).
Auch der anschließende Wechsel in die NBA verlief für die Nuggets erfolgreich. Bereits 1978 standen sie erstmals in den Western Conference Finals. Herauszuheben ist die Ära von Franchise-Ikone Alex English (1980-1990), als unter der Ägide von Cheftrainer Doug Moe neunmal in Folge Playoff-Basketball gespielt wurde (u.a. das Westfinale 1985).
In den Neunzigerjahren war in der „Mile High City“ hingegen wiederholt Aufbauarbeit angesagt. Doch zeitigte diese letztlich nur eine Winning Season und zwei Auftritte in der Postseason. Immerhin gewannen die Nuggets (um Dikembe Mutombo) 1994 als erstes an Nummer acht gesetztes Team sensationell eine Playoff-Serie.
Nach der Draft von Carmelo Anthony (2003) erlebte die Franchise eine weitere Erfolgsära, als bis 2013 pausenlos die Postseason erreicht wurde. Mit Ausnahme einer Teilnahme am Westfinale (2009) war für die Goldklumpen dabei indes neunmal in der ersten Runde Endstation.
Point Guard: Fat Lever
Teamzugehörigkeit: 1984-1990 | Kernstats: 17,0 PpG, 7,6 RpG, 7,5 ApG, 2,5 SpG
Heute von vielen vergessen, gehörte Lafayette „Fat“ Lever Ende der Achtzigerjahre zu den produktivsten Außenspielern der NBA. 18,9 Punkte, 8,9 Rebounds, 7,5 Assists und 2,5 Steals legte Lever zu seiner Hochzeit auf (1986-1990).
So war der zweifache All-Star (1988, 1990) ein formidabler Allrounder, der fast alle Facetten des Spiels beherrschte. Einzig ein konstant verlässlicher Distanzwurf fehlte Lever, der 1984 als 24-Jähriger via Trade aus Portland nach Denver gekommen war.
In der „Mile High City“ orchestrierte der 1,90 Meter große Aufbau-Dynamo unter Coach Doug Moe eine der potentesten und passstärksten Offensiven der Liga. Im schnellen Spiel der Nuggets bestach Lever als erstklassiger Ballhandler und Ballverteiler, der mit seiner Entscheidungsfindung glänzte (nur 2,3 TpG).
Zugleich brillierte der unermüdliche Combo-Guard als Triple-Double-Maschine – nur sieben Spieler haben in der NBA-Historie mehr Triple-Doubles als Lever markiert. Dabei war er für seine Größe vor allem ein herausragender Rebounder, der auch im Angriff reichlich Abpraller griff (2,4 ORpG).
Am defensiven Ende machte der All-NBA-Teamer (1987) seine Mannschaft gleichermaßen besser. Insbesondere zählt Lever, der 1988 nicht zufällig im All-Defensive Second Team stand, zu den besten Balldieben der Ligageschichte.
Sechsmal in Folge nahm er mit den Nuggets an den Playoffs teil. 1985 gelang gar der Vorstoß in die Western Conference Finals, wo Denver dem Abo-Meister aus Los Angeles unterlag.
Backup: Michael Adams (1987-1991: 18,2 PpG, 7,2 ApG, 3,2 RpG, 2,0 SpG)
Shooting Guard: David Thompson
Teamzugehörigkeit: 1975-1982 | Kernstats: 24,1 PpG, 4,3 RpG, 3,4 ApG, 2,0 S/BpG, 50,7% FG
Auf der Zwei startet Hall of Famer David Thompson. Nicht umsonst „Skywalker“ genannt, war der 1,93 Meter große Ausnahmeathlet einer der dominantesten Scorer seiner Zeit. Ein veritabler All-NBA First Teamer, der zu dem erlesenen Kreis von fünf Spielern zählt, die in einer NBA-Partie mehr als 70 Punkte erzielt haben.
Bereits in seiner Debüt-Saison legte der vormalige NCAA-Champion (1974) im Schnitt 26,0 Zähler auf und avancierte folgerichtig zum Rookie des Jahres (1976). Auch führte der Nummer-eins-Pick die Nuggets zu 60 Siegen und bis in die ABA-Finals, wo sie den New York Nets um einen grandiosen Julius Erving in sechs Spielen unterlagen.
Thompson und „Dr. J“ trafen seinerzeit zudem beim ersten Slam Dunk Contest aufeinander. Denn als explosive und sprunggewaltige Flügelscorer waren die beiden Überflieger stilbildende Avantgarde. Sie brachten Ästhetik und Athletik einprägsam in Einklang und erhoben den Druckkorbleger zur geschätzten Kunstform. So fungierten der „Doctor“ und der junge „Skywalker“ als Galionsfiguren der innovativen ABA und zugleich als Vorboten der Achtzigerjahre. Was der zweifache All-Star Game MVP Erving dabei voraus hatte, war sein effektiver Sprungwurf.
In der NBA führte Thompson Denver wiederholt in die Playoffs und in seiner besten Spielzeit bis in die Western Conference Finals. 27,2 Punkte (52,1% FG), 4,9 Rebounds, 4,5 Assists und 2,4 Stocks steuerte der viermalige All-Star der Nuggets hierzu 1977/78 bei.
Bevor Knieverletzungen und Drogenprobleme Thompson aus der Bahn warfen und seine Karriere nachhaltig verkürzten, war das Jugendidol von Michael Jordan sonach ein Ausnahmekönner, der den Profibasketball mitgeprägt hat.
Backup: Ralph Simpson (1970-1976, 1978: 19,5 PpG, 4,3 RpG, 3,8 ApG, 1,7 SpG, 5x All-Star, 3x All-ABA)
Small Forward: Alex English
Teamzugehörigkeit: 1980-1990 | Kernstats: 25,9 PpG, 5,6 RpG, 4,4 ApG, 1,7 S/BpG, 50,9% FG
Hall of Famer Alex English gilt zu Recht als Franchise-Ikone der Nuggets. Schließlich hat der smoothe Swingman zehneinhalb Jahre in Denver verbracht und in der Teamhistorie die meisten Partien und Minuten absolviert sowie die meisten Punkte und Assists erzielt.
Auch war English der Garant für die Erfolgsära der Goldklumpen. So nahm der Zwei-Meter-Mann aus South Carolina mit seiner Mannschaft neunmal in Folge an den Playoffs teil (1982-1990). Immerhin zweimal gewannen die Nuggets ihre Division; dreimal zogen sie in die Semifinals und 1985 ins Westfinale ein.
Denver war dabei Englishs dritte Profistation. So war er nach dreieinhalb Jahren in Milwaukee und Indiana als 26-Jähriger via Trade in die „Mile High City“ gekommen. Am Fuße der Rocky Mountains avancierte der Forward umgehend zum Topscorer und Abo-All-Star. Achtmal hintereinander wurde der dreifache All-NBA Second Teamer zum alljährlichen Bestentreffen eingeladen (1982-1989).
Zugleich trat English in den Achtzigerjahren als einer der verlässlichsten Flügelscorer der Ligageschichte hervor. Denn nachdem er mit 27 Jahren erstmals 20 Punkte im Schnitt aufgelegt hatte, generierte er achtmal in Folge im Mittel mindestens 25 Zähler respektive mehr als 2.000 Saisonpunkte (bis dahin ein Novum in der NBA). In der Spielzeit 1982/83 war English der Topscorer der Association (28,4 PpG); und selbst mit 35 Jahren steuerte er 1988/89 noch 26,5 Punkte pro Partie bei.
Sonach erzielte in der Dekade Achtziger kein Spieler mehr Punkte, als der ehemalige Zweitrundenpick, der seine Korbjagd zudem mühelos aussehen ließ. Doch machte English nicht nur als lässig-eleganter Scorer Eindruck – vielmehr agierte er in der temporeichen Offensive der Nuggets trotz sehr hoher Nutzung abgeklärt und effizient. Dafür stehen seine ansehnlichen Wurfquoten (50,9% FG, 84,0% FT) und eine nicht zu hohe Ballverlustrate.
Spielerisch brillierte English vor allem als herausragender Sprungwerfer, der sich abseits des Balles exzellent bewegte und in der Zone stark abschloss. Auch ging der Meister der Midrange am offensiven Brett aktiv zu Werke (2,4 ORpG); zumal er seine Mitspieler als fähiger Passgeber zu bedienen vermochte. Hinzu kommt der Fakt, dass sich der agile Leichtbau-Wing erstaunlich robust zeigte: In zehn vollen Spielzeiten für die Nuggets verpasste English nur sieben Saisonpartien.
Backup: Carmelo Anthony (2003-2011: 24,8 PpG, 6,3 RpG, 3,1 ApG, 4x All-Star, 4x All-NBA)
Power Forward: Bobby Jones
Teamzugehörigkeit: 1974-1978 | Kernstats: 14,8 PpG, 8,6 RpG, 3,5 ApG, 3,9 S/BpG, 58,3% FG
Auf der Vier erhält Bobby Jones ob seines Allroundspiels und der dominanten defensiven Präsenz den Vorzug. Denn der 2,06-Meter-Mann aus Charlotte darf als einer der besten Verteidiger der ABA-/NBA-Geschichte gelten. So wurde Jones in jedem seiner ersten zehn Profijahre in ein All-Defensive First Team berufen (1975-1984).
Am defensiven Ende präsentierte sich der mehrfache All-Star als mobiler, physischer und smarter Individual- und Teamverteidiger, der stets einsatzvoll und zugleich als Gentleman auftrat. Unfaire Aktionen und Nickligkeiten waren daher bei Robert Clyde Jones Tabu.
Wie erstklassig der Forward in der Verteidigung agierte, deuten etwa seine Werte bei den verbuchten Ballgewinnen und geblockten Würfen an: 1975/76 legte Jones für die Nuggets 2,0 Steals und 2,2 Blocks pro Partie auf. Im Folgejahr waren es 2,3 Steals und 2,0 Blocks. Imposante Saisonleistungen, die sonst nur vier weitere ABA-/NBA-Akteure vorweisen können.
In der Offensive war Jones ein unterschätzter Ergänzungsspieler, der den Ball gut bewegte und seine Würfe hochprozentig verwandelte. Dreimal führte er die ABA/NBA binnen vier Jahren bei der Feldwurfquote an; nie traf er in seiner Karriere über eine Saison weniger als 52 Prozent seiner Versuche.
Überdies trat Jones als Erfolgsspieler hervor. Schließlich erreichte er jedem seiner 14 Profijahre die Postseason. Mit den Nuggets gewann er als Rookie 65 Partien (Franchise-Rekord inklusive 40-2 Heimbilanz) und als Sophomore solide 60 Spiele, zumal Denver 1976 in die ABA-Finals vorstieß. Zwar gingen diese gegen die New York Nets um Julius Erving verloren, doch sollte Jones an der Seite des fliegenden „Doctors“ später triumphieren.
Als Leistungsträger der Philadelphia 76ers (1978-1986) stand er dreimal in den NBA-Finals und zwei weitere Male im Ostfinale. 1983 ging Jones als erster Gewinner des „Sixth Man of the Year“-Awards mit den 65-Siege-Sixers in den Playoffs „Fo‘, Fiv‘, Fo’“.
Backup: Antonio McDyess (1995-1997, 1999-2002: 18,2 PpG, 9,0 RpG, 2,6 S/BpG, 1x All-Star, 1x All-NBA)
Center: Dan Issel
Teamzugehörigkeit: 1975-1985 | Kernstats: 20,7 PpG, 8,3 RpG, 2,5 ApG, 31,4 MpG, 50,7% FG, 79,9% FT
Hall of Famer Dan Issel gehörte in den Siebzigerjahren zu den besten Big Men der ABA und NBA. Bevor er sich 1975 den Nuggets anschloss, spielte der Rookie des Jahres 1971 (29,9 PpG, 13,2 RpG) für die Kentucky Colonels. Seinerzeit führte Issel die in Louisville beheimatete Franchise zu drei Finalteilnahmen und unter Trainerlegende Hubie Brown 1975 zur ABA-Meisterschaft.
Dabei bildete der vormalige Star der Kentucky Wildcats mit Hall of Famer Artis Gilmore ein überragendes Big-Man-Duo, das heute weithin in Vergessenheit geraten ist.
In Denver erreichte der Abo-All-Star und All-Teamer mit den Goldklumpen prompt erneut die ABA-Finals, die allerdings gegen einen überdominanten „Dr. J“ (37,7 PpG, 14,2 RpG) verloren gingen. Dennoch lieferte Issel 1975/76 eine seiner stärksten Saisonleistungen für die Nuggets ab: 23,0 Punkte, 11,0 Rebounds, 2,4 Assists und 1,2 Steals.
Es folgten weitere sieben Playoff-Auftritte, wobei Denver 1978 und 1985 in die Conference Finals einzog, dort allerdings den tief besetzten SuperSonics und den dynastischen Lakers unterlag.
Als Aktiven zeichneten den 2,06-Meter-Mann aus Illinois vor allem seine Konstanz und Langlebigkeit aus. So hat Issel in seiner 15-jährigen Karriere nur 24 von möglichen 1.242 Saisonspielen verpasst. Und zwar trotz seiner stets hohen Einsatzbereitschaft, die der hartnäckige und unermüdliche Arbeiter mit der Pferdelunge vorlebte. Nicht umsonst wurde Issel liebevoll „Horse“ genannt.
Auch zeigte sich der mobile und laufstarke Big Man als smarter Offensivspieler, der gern den Schnellangriff lief, aber auch im Halbfeld überzeugte. Nämlich als Stretch Big mit Scoring-Instinkten. Schließlich verfügte Issel über einen sicheren Sprungwurf bis zur Dreipunktelinie, durch den er das Spielfeld weit machte und seine Gegenspieler aus ihrer Komfortzone lockte. Erstere konnte er jederzeit via Pump Fake aussteigen lassen und zum Korb ziehen, wo der gute Freiwurfschütze Fouls provozierte sowie am offensiven Brett zupackte.
Als Issel seine lange Profilaufbahn 1985 im Alter von 36 Jahren beendete, rangierte er bei den absolvierten Partien auf Platz fünf, bei den verwandelten Feldwürfen auf Rang sechs und den getroffenen Freiwürfen an vierter Stelle. Zudem hatte er weit mehr als 27.000 Punkte erzielt. Ein beachtliche Karriereleistung, die bis zu diesem Zeitpunkt allein Wilt Chamberlain, Kareem Abdul-Jabbar und Julius Erving zu überbieten vermochten. Heute steht Issel bei den erbrachten Karriere-Punkten an Position elf.
Was die Historie der Nuggets anbetrifft, hat allein Alex English häufiger auf dem Hartholz gestanden und mehr Zähler generiert. Bei den verbuchten Rebounds, Freiwürfen und Win Shares amtiert Issel hingegen als Franchise-Führender.
Backup: Dikembe Mutombo (1991-1996: 12,9 PpG, 12,3 RpG, 3,8 BpG, 52,3% FG, 3x All-Star)
Head Coach: Doug Moe
Freigeist Doug Moe verbrachte seine durch Verletzungen verkürzte Profikarriere in der ABA (1967-1972). 1969 gewann der dreifache All-Star mit den Oakland Oaks die Meisterschaft. Im Anschluss arbeitete er unter Trainerlegende Larry Brown (seinem College-Buddy aus UNC-Tagen) bei den Carolina Cougars und Nuggets als Assistant Coach.
1976 übernahm Moe als Cheftrainer die San Antonio Spurs um George Gervin, die er binnen vier Jahren dreimal in die Playoffs und 1979 bis ins siebte Spiel der Conference Finals führte.
Ende 1980 beriefen ihn die Nuggets zum Interimscoach. Und da Moe mit einer positiven Bilanz direkt überzeugte, durfte er bleiben. Eine gute Entscheidung. Denn in der Folge avancierte er zum langjährigsten und siegreichsten Übungsleiter der Franchise aus Colorado.
Neunmal in Serie nahm Moe mit Denver an den Playoffs teil. Dreimal erreichte die Mannschaft um Alex English die Semifinals und 1985 das Westfinale.
Dabei spielten die Nuggets unter dem Trainer des Jahres 1988 freiheitlichen und temporeichen Offensivbasketball, der seiner Zeit voraus war. Von 1981 bis 1989 führte Denver alle Teams bei der Pace an. In sechs von zehn Spielzeiten erzielten die Goldklumpen ligaweit die meisten Punkte (1981/82 rekordsetzende 126,5 PpG bei 40 getroffenen Dreiern). Zumal sie wiederholt zu den passstärksten und ballsichersten Mannschaften der NBA gehörten. Konstante Spieler- und Ballbewegung waren sonach Moes Mantra. Die Defensive hatte dagegen (bis Mitte der Achtziger) eher nachgeordnete Bedeutung.
Von 2003 bis 2008 war der spielerfreundliche Pace-and Space-Pionier unter Jeff Bzdelik und George Karl nochmals als Assistant Coach in der „Mile High City“ tätig.