BBL Power Ranking: Überflügelt

Der erste Titel geht an ALBA BERLIN, die Albatrosse überholen auch München im Power Ranking. Während Ulm und Braunschweig klettern, rutscht Heidelberg ab.

Die Basketball-Bundesliga biegt auf das letzte Saisondrittel ein. Bis zu 22 Spiele haben manche Teams absolviert, manche andere haben bis Anfang Mai noch ganze 15 Partien abzuspulen. Durch die zweite und damit letzte Länderspielpause unter der Saison gilt es für die 18 Trainer, ihre Mannschaft auf Kurs zu bringen: sowohl im Playoff-Rennen als auch im Kampf um den Klassenerhalt. Zwischen dem zwölften und 13. Tabellenplatz scheint dort eine Grenze ziehen zu können.

Seit dem Power Ranking zur ersten Länderspielpause (in Klammern die damaligen Positionen der Teams) haben drei Mannschaften ihre Trainer ausgetauscht, bei Bamberg, Oldenburg und Würzburg zeigen sich Veränderungen auch statistisch.

1. (2.) ALBA BERLIN

Off-Rtg: 113,5 (5.) / Def-Rtg: 98,1 (1.) / Net-Rtg: +15,4 (1.)

„Spieler, die oft den Ball haben, brauchen Zeit, um in unser System hineinzuwachsen. Und diese Zeit haben sie bei uns. Wir brauchen Geduld, das ist auch für einen Trainer sehr wichtig.“ Und diese Geduld zahlt sich aus – kurz- wie mittelfristig. Dieses Zitat stammt von Marco Baldi, der ALBA-Geschäftsführer sprach nach dem Pokaltitelgewinn die Berliner Philosophie sowie die Steigerung von Jaleen Smith an. Der erste Titel der Saison war folgerichtig – denn offensiv passen die Rädchen besser zueinander als zum Saisonstart, die Neuzugänge – wie Smith und auch Tamir Blatt – scheinen im System immer besser zurechtzukommen.

In der vergangenen Länderspielpause wiesen die Albatrosse nur das elftbeste, mittlerweile aber das fünftbeste Offensiv-Rating auf – knapp hinter dem dritten Platz. Dabei ist Israel Gonzalez etwas von Aitos System abgewichen, was auch das Pokal-Wochenende verdeutlicht hat: Luke Sikma wird im Low-Post gesucht (und hat dort Gefallen am Flamingo-Fadeaway gefunden), Maodo Lo und Jaleen Smith operieren mit dem Gesicht zu Korb, Oscar da Silva brilliert als Abroller. Derweil verteidigen die Albatrosse weiter auf extrem hohen Niveau und rebounden noch besser. Es auch an der starken deutsche Garde gelegen, dass die Berliner den Ausfall dreier Flügelspieler auffangen können.

2. (1.) FC Bayern München

Off-Rtg: 113,8 (4.) / Def-Rtg: 102,1 (3.) / Net-Rtg: +11,7 (2.)

Im Grunde weiß man gar nicht, welches Kaliber der FC Bayern München 2021/22 eigentlich ist. Darrun Hilliard übernahm die Rolle des Go-to-Guys, fiel dann aber drei Monate aus. Leon Radosevic gab erst kurz vor dem Jahreswechsel sein Saisondebüt. Und von Paul Zipser darf man eine Rolle als Rotationsspieler in dieser Saison eigentlich gar nicht erwarten. Dennoch können die Münchener defensiv an ihre vergangene Saison anknüpfen: Im Zweier-Bereich gestatten sie ihren Gegnern die schwächste Wurfquote der Liga, sie holen sich prozentual die zweitmeisten Defensiv-Rebounds und forcieren pro 100 Ballbesitze die viertmeisten Ballverluste.

Offensiv hat die Mannschaft ihr Potential bei weitem noch nicht ausgeschöpft, was am genannten Trio um Hillard (als Go-to-Guy), Radosevic (neben Pick-and-Roll-Verteidiger mittlerweile auch Stretch-Fünfer) und Zipser (Combo-Forward, 2021/22 phasenweise der wichtigste Spieler mit Lucic) liegt. Mit mehr Dreiern und den häufigen Flare-Screens kommt das Münchener Spiel moderner daher als vergangene Saison, doch die Gratwanderung zwischen Ruhe und Rhythmus wird Trinchieri bei seinem Rotationsprinzip wohl weiter gehen. So darf der ein oder andere Ausrutscher im Ligabetrieb nicht verwundern.

3. (8.) ratiopharm ulm

Off-Rtg: 112,4 (6.) / Def-Rtg: 107,5 (5.) / Net-Rtg: +4,9 (6.)

Welches BBL-Team kann die athletisch / physisch stärkste Lineup auf das Parkett schicken? ratiopharm ulm müsste mit einer Formation aus Semaj Christon, Sindarius Thornwell, Karim Jallow, Jaron Blossomgame, Cristiano Felicio hier sicherlich genannt werden – welche auch defensiv überzeugt. Überhaupt sind die Ulmer in diesem Power Ranking derart weit geklettert, weil sie sich defensiv enorm gesteigert haben – und das, obwohl mit Christoph Philipps einer der besten Verteidiger weiterhin ausfällt.

Offensiv scheint Head Coach Jaka Lakovic den Spagat zwischen Fastbreak- und Post-Ansatz zu vollführen. Und gerade bei der erwähnten Lineup operieren alle immer wieder mit dem Rücken zum Korb. Offensiv scheint das Team stabiler und mehr nach seinen Stärken ausgerichtet zu sein als noch zu Saisonbeginn. Derweil haben die Verantwortlichen immer noch einen Joker in der Hinterhand: einen ausländischen Spieler verpflichten zu können, ohne dass einer aussetzen müsste – womit Ulm seinen Status als potentiell tiefstes Nicht-EuroLeague-Team unterstreichen würde.

4. (4.) Telekom Baskets Bonn

Off-Rtg: 116,5 (1.) / Def-Rtg: 109,8 (7.) / Net-Rtg: +6,7 (4.)

Die Telekom Baskets Bonn mögen ihre Tabellenführung verloren haben und auch durch Ausfälle gestrauchelt sein, doch das Team von Tuomas Iisalo bleibt das offensiv effizienteste der Liga. Die Bonner dominieren dabei das offensive Brett und exerzieren eine „0.5“-Offense mit Parker Jackson-Cartwright als MVP-Kandidat. Jedes Team wird konstant unter den Block gehen, wenn „PJC“ als Ballhandler einen Block gestellt bekommt. Doch mit dem wiederkehrenden Element des Ghost-Screens hat Iisalo ein Mittel implementiert, um dessen Schnelligkeit weiter effektiv auszunutzen (siehe die Video-Analyse).

Derweil haben die Bonner mit Javontae Hawkins ein neues Element in ihre Offensive integriert – der ein wenig wie ein Sollbruchstelle daherkommt. Denn Hawkins lässt den Ball nicht immer so schnell rotieren wie die anderen Spieler, dafür bringt er – wie prognostiziert – eine neue Dimension durch das Post-up ein. So hat Iisalo die Möglichkeit, bei den Forwards Hawkins sowie Justin Gorham, Saulius Kulvietis und Tyson Ward zu rotieren und je nach Gameplan unterschiedliche Schwerpunkte zu setzen. Gerade für Playoff-Serien eine wichtige Option.

5. (5.) MHP RIESEN Ludwigsburg

Off-Rtg: 110,0 (13.) / Def-Rtg: 102,7 (4.) / Net-Rtg: +7,3 (3.)

Die Saison 2021/22 ist der letzte Tanz von BBL-Legenden wie Per Günther, Alex King und Rickey Paulding. Doch durch geringere Einsatzzeiten oder kollektive Enttäuschungen ist es kein großes Fest. Derweil schickt sich ein Veteran in Ludwigsburg an, durch starke und konstante Leistungen die gebührende Anerkennung auf sich zu ziehen: Tremmell Darden. Konstanz findet man ansonsten nicht so viel in Ludwigsburg: Elf ausländische Spieler standen für die RIESEN in dieser Saison schon auf dem Parkett, zuletzt kehrte mit Tekele Cotton ein weiterer physischer Flügelspieler zu den Schwaben zurück. Doch offensiv fehlt – außerhalb von Jonah Radebaugh – eine starke Option, zudem wirkt der Halbfeldangriff Ludwigsburgs mitunter ineffizient.

Doch auf die aggressive Verteidigung ist weiterhin Verlass. Keine Mannschaft der Liga ist besser darin, selbst auf dem Ball aufzupassen (TO%: 12,7; Spitzenwert) und Ballverluste beim Gegner zu erzwingen (TO%: 20,1; Spitzenwert). So bleibt John Patrick der König im Spiel der Wurfchancen (wobei Oldenburg unter Ingo Freyer den Ludwigsburgern Konkurrenz zu machen scheint).

6. (3.) HAKRO Merlins Crailsheim

Off-Rtg: 115,4 (2.) / Def-Rtg: 109,8 (8.) / Net-Rtg: +5,6 (5.)

Was für den einzelnen Spieler der „50 / 40 / 90“-Club ist, stellt für das Kollektiv der „50 / 40 / 80“-Club dar. Seit der digitalen Datenerfassung der BBL haben es nur fünf Teams geschafft, die Wurfmarken von 50 Prozent aus dem Feld, 40 Prozent von Downtown und 80 Prozent von der Freiwurflinie zu knacken. Welcher Club in dieser Saison am stärksten an die Tür klopft? Die HAKRO Merlins Crailsheim (mit 49,0% FG; 38,7% 3FG; 79,1% FT).

Aus dem offensiv eh und je effizienten Merlins-Kollektiv ragt mehr denn je ein einzelner Spieler heraus: T.J. Shorts kombiniert Dominanz mit Konstanz und besticht aus der Mitteldistanz mit seinem Wurffake beim Abstoppen. Mit Jon Axel Gudmundsson haben die Merlins einen weiteren Combo-Guard verpflichtet, der zusammen Terrell Harris Shorts entlasten soll. Die Frage nach der Entlastung bzw. Abhängigkeit an Shorts bleibt aber bestehen. Derweil fahren die Merlins eine bei weitem nicht mehr so hohe Pace wie in den ersten Saisonwochen – Zeichen der Dreifach- bzw. nunmehr Doppelbelastung? Eine Schwäche Crailsheims ist das Rebounding, vor allem offensiv (23,4 OREB%; 18.).

7. (7.) NINERS Chemnitz

Off-Rtg: 104,7 (17.) / Def-Rtg: 101,7 (2.) / Net-Rtg: +3,0 (7.)

Die NINERS Chemnitz sind häufig als die Crunchtime-König deklariert worden, auf Grund ihrer herausragenden Bilanz in engen Spielen (9-1 bei Spielen mit maximal sechs Punkten Differenz). Auf der anderen Seite sei auch die Frage gestellt, warum es die Chemnitzer zu so vielen knappen Spielen kommen lassen?

Bei keinem Team ist die Diskrepanz zwischen Offensiv- und Defensiv-Rating so eklatant wie bei Chemnitz, nicht mal beim MBC. Was angesichts der individuellen Qualität, Athletik und auch Vielseitigkeit verwundert. Doch die Sachsen verlieren weiterhin zu häufig den Ball – am häufigsten aller Teams (21,0 TO%; 18.), teils auch ohne großen Druck. Daran muss Rodrigo Pastore ansetzen. Defensiv ist der Chemnitzer Coach mit allen Wassern gewachsen: Sein Switching-Ansatz samt Scram-Switches, gefußt auf Big-Ball-Lineups, und samt Jonas Richter als Point of Attack-Verteidiger als Center ist für so viele Teams unangenehm – daran wird sich auch in den Playoffs nichts ändern.

Es fiel schwer, die Teams zwischen dem dritten und sieben Platz einzuordnen: Nur 4,3 Punkte liegen jene fünf Mannschaften beim Net-Rating auseinander. Es wäre daher kein „Hot Take“, die Reihenfolge unter diesem Quintett auch zu vertauschen.

8. (6.) Hamburg Towers

Off-Rtg: 110,0 (12.) / Def-Rtg: 108,7 (6.) / Net-Rtg: +1,3 (8.)

Die Verteidigung sollte eigentlich das Steckenpferd der Hamburg Towers sein. Doch in den letzten vier Partien vor der Länderspielpause kassierten die Towers 96 Punkte im Schnitt. Die Arbeit am defensiven Brett bleibt gut, der Druck am Ball auch – dennoch haben sich die Hamburger seit der ersten Saisonunterbrechung um fast neun Punkte pro 100 Possessions verschlechtert.

Offensiv gilt es es weiterhin, beim Ballhandling zu justieren: Mit Ray McCallum ging in dieser Saison bereits der zweite Point Guard, mit Trevon Bluiett kam ein Flügelspieler. Wandert der Ball eben häufig in die Hände von Caleb Homesley. Der besitzt das Scoring-Gen und schreit mit seinen Bewegungen „NBA“, doch die Wurfauswahl des Hamburger Topscorers könnte besser sein. So ist es an Justus Hollatz gelegen, zu zeigen, wie abgezockt er trotz seiner 20 Jahre sein kann. Erneut trumpfte der Guard im Länderspielfenster auf – auch per step-back-Dreier. Das Pullup-Game muss der nächste Entwicklungsschritt von Hollatz sein. Derweil nimmt Homesley mehr Würfe … als Holatz und Maik Kotsar zusammen …

9. (12.) BG Göttingen

Off-Rtg: 111,7 (8.) / Def-Rtg: 110,8 (11.) / Net-Rtg: +0,9 (9.)

Lange hatte sich die BG Göttingen nach dem Abgang zweier Rotationsspieler aufgebäumt, doch letztlich war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis man nachbessern würde. Mit größerer Rotation soll nun wieder Konstanz in das Göttinger Spiel. Während Harald Frey die Ballhandling-Optionen erweitern und Topscorer Kamar Baldwin (welcher auch defensiv sich aufreibt) unterstützen soll, muss Nate Grimes am Brett helfen: Denn sowohl offensiv als auch defensiv gehört die BG zu den vier schlechtesten Rebound-Teams.

Vielleicht wird Göttingen am Ende von der Phase mit nur vier ausländischen Profis profitiert haben – weil Spieler am Ende der Rotation ihre vermehrte Einsatzzeit in dieser Phase genutzt haben und nun bereit sind. Das Potential einer Zwölf-Mann-Rotation ist vorhanden. Die Chance zum Einspielen bietet sich in den kommenden Wochen: Denn nach dem Heimspiel gegen Chemnitz stehen bis Mitte April acht Duelle in Folge gegen Teams an, die hinter Göttingen stehen.

10. (16.) Basketball Löwen Braunschweig

Off-Rtg: 110,2 (11.) / Def-Rtg: 110,1 (9.) / Net-Rtg: +0,1 (10.)

Zieht man das Net-Rating heran, also die Differenz von erzielten zu kassierten Punkten pro 100 Possessions, dann hat sich kein Team stärker seit der vergangenen Länderspielpause verbessert als die Basketball Löwen Braunschweig! Vor allem in der Verteidigung haben die Braunschweiger angezogen. Und dabei laufen die Löwen immer noch mit nur vier ausländischen Profis auf (Neuzugang Arturs Zagars ist verletzt), und dabei müssen sie nun auch auf ihren Topscorer Robin Amaize für den Rest der Saison verzichten. Jesus Ramirez hat es geschafft, ein Kollektiv zu formen, bei dem sich die Spieler individuell verbessern und konstant an ihrem Leistungsmaximum kratzen. Vor allem die Entwicklung der Tischler-Zwillinge im Saisonverlauf ist beeindruckend.

Ramirez gibt seinen Spielern Verantwortung, so übernimmt schon mal David Krämder den Spielaufbau (was davor auch Robin Amaize trat). Apropos Spielaufbau: Beim Blick auf die besten Point Guards der Liga wird kaum jemand ein Wort über Braunschweig verliert, doch Tookie Brown und Ondrej Sehnal sind ein grundsolides Duo, das sich auch gut ergänzt.

Braunschweig hat sich nicht nur am stärksten seit der ersten Länderspielpause verbessert, sondern hat sich beim eigenen Net-Rating im Vergleich zum Hauptrundenende 2020/21 am viertstärksten gesteigert. Die Löwen weisen ein um 4,1 Punkte besseres Net-Rating auf. Während Chemnitz die Liga als „Most Improved Team“ überflügelt, ist Oldenburg abgestürzt – und hätte eigentlich gar nicht mehr auf die Grafik gepasst. Dass Ulm und Ludwigsburg so weit unten stehen, bedeutet nicht, dass sie 2021/22 schlechte Teams sind – vielmehr agierten sie 2020/21 so stark. Interessant: Gleich fünf Playoff-Teams der vergangenen Saison haben sich beim Net-Rating verschlechtert; die beiden deutschen EuroLeague-Clubs haben sich leicht verbessert. Grafik inspiriert von Kirk Goldsberry.

11. (11.) Brose Bamberg

Off-Rtg: 113,9 (3.) / Def-Rtg: 116,8 (15.) / Net-Rtg: -2,9 (11.)

Wo steht Brose Bamberg nach dem Trainerwechsel von Johan Roijakkers zu Oren Amiel? Mittlerweile hat der neue Coach mehr Spiele auf dem Konto als der vorherige. Unter Amiel ist die Rebound-Arbeit viel besser geworden, die Defensive hat sich statistisch verschlechtert, in größerem Maße hat sich aber die Offensive verbessert. So sehen die Bamberger also etwas besser aus …

… laufen aber dennoch Gefahr, zum ersten Mal seit 2000/01 die Playoffs zu verpassen. Aus der deutschen Rotation war Christian Sengfelder für einige Zeit „The Last Man Standing“, mit Akil Mitchell hat es nun auch den Neuzugang auf der Fünf erwischt, der offensiv (Hakenwurf, Passspiel nach Short-Rolls) wie defensiv (auf mehreren Positionen) so gute Ansätze gezeigt hat. Wirklich gestärkt wird Bamberg also nicht aus der Länderspielpause kommen.

12. (10.) medi bayreuth

Off-Rtg: 111,7 (7.) / Def-Rtg: 115,6 (14.) / Net-Rtg: -3,9 (12.)

Mit Bastian Doreth, Cameron Wells und Marcus Thornton war vor Saisonstart vieles dafür gesprochen, dass Raoul Korner mit Drei-Guard-Lineups experimentieren könnte. Mit drei Guards, die Spielmacher-, Defensiv- und Offensivkunstqualitäten vereinen. Doch bislang haben die drei in nur sieben von 21 Ligaspielen zusammen auf dem Feld gestanden!

Die Ausfälle ziehen sich wie ein roter Faden durch die Bayreuther Saison, dennoch sind sie das letzte Team in diesem Power Ranking, das noch an die Playoffs klopft. Den Ausfall von Andreas Seiferth hat derweil Martynas Sajus gut kompensiert. In den vergangenen drei Spielen blieb der Center ohne Fehlwurf, traf alle 24 Versuche aus dem Feld! Doch er alleine kann die Rebound-Schwäche nicht ausmerzen: Sowohl offensiv als auch defensiv steht Bayreuth auf dem 17. Platz.

13. (14.) EWE Baskets Oldenburg

Off-Rtg: 111,5 (9.) / Def-Rtg: 117,3 (16.) / Net-Rtg: -5,7 (14.)

Ja, Ingo Freyer hat es geschafft, den Donnervögeln wieder Auftrieb zu geben. Das Konzept, mit diesem Kader einfach alles über die Offensive zu regeln, scheint bisher ganz gut aufzugehen. Shooting Guards wie Max Heidegger und Michal Michalak gehen der Positionsbeschreibung in noch stärkerem Maß nach. Haben die EWE Baskets Oldenburg überhaupt eine andere Wahl? Es war zu erwarten, dass die Donnervögel nun noch schneller über das Parkett fliegen würden. Mit einer Pace von 78,3 unter Freyer wäre Oldenburg über eine ganze Saison Spitzenreiter. So sind die Freyer-Baskets beim Spiel der Wurfchancen sogar mit Ludwigsburg fast gleichauf (8,4 FGA mehr generiert als die Gegner, LUD: 8,5 FGA mehr). Die Bilanz von 3-2 darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Siege „nur“ gegen die Teams aus Frankfurt, Heidelberg und Weißenfels eingefahren wurden.

Trotz dies viel schnelleren Spiels hat es Oldenburg geschafft, seine Ballverlustrate unter Freyer zu reduzieren. Gleichzeitig forcieren sie vielmehr Ballverluste beim Gegner. Auch wenn sich das Defensiv-Rating leicht verschlechtert hat, ein gutes Zeichen – kommt dies doch dem Run-and-Gun-Stil zugute.

So weit unten Oldenburg auch in der Tabelle steht, sie passen sehr gut auf den Ball auf. Unter Ingo Freyer sogar noch besser. Dabei forcieren sie unter ihrem neuen Head Coach bis dato viel mehr Ballverluste als noch unter Mladen Drijencic. Die Grafik zeigt derweil, welch Meister die Ludwigsburger im Spiel der Wurfchancen sind. Denn selbst den Ball zu sichern und beim Gegner viele Ballverluste zu forcieren, ist neben guter Offensiv-Rebound-Arbeit hierzu der Schlüssel.

14. (9.) MLP Academics Heidelberg

Off-Rtg: 107,1 (15.) / Def-Rtg: 111,6 (12.) / Net-Rtg: -4,5 (13.)

Was die NINERS Chemnitz im positiven Sinn sind, stellen die MLP Academics Heidelberg im negativen Sinn dar: Der Aufsteiger verliert zu viele knappe Spiele. Wie gut würde Heidelberg also dastehen, wenn ein Spiel nur 30 Minuten dauern würde? Vor dem höchsten Saisonsieg gegen den MBC gingen die vierten Viertel der vorangegangen fünf Partien mit durchschnittlich 7,4 Punkten Differenz an die Gegner.

Geht Heidelberg einfach die Luft aus? Um die Rotation zu erweitern und die Offensive zu stärken, haben die Heidelberger erneut innerhalb der Liga zugegriffen und Kyan Anderson aus Gießen zu sich geholt. Knüpft der an seine Leistungen aus Göttinger Zeiten an, wäre dem Aufsteiger geholfen. Interessant ist, dass Frenkie Ignjatovic nun noch stärker auf Smallball setzen dürfte. Eine Trendwende muss her: Kein Team hat sich hinsichtlich des Net-Ratings so sehr zum ersten Länderspielfenster verschlechtert wie Heidelberg.

15. (13.) s.Oliver Würzburg

Off-Rtg: 109,8 (14.) / Def-Rtg: 120,1 (18.) / Net-Rtg: -10,3 (17.)

+3 zur Halbzeit gegen Ulm, +10 zur Halbzeit gegen Bonn, +5 vor dem Schlussviertel gegen Berlin, dazu mit Hamburg auf Tuchfühlung: s.Oliver Würzburg hat schon mehrfach bewiesen, mit Top-Teams mithalten zu können – trotz des Ausfalls von zwei Startern in Will Buford und Aigars Skele. Dabei machen sich Craig Moller und Desi Rodriguez (selbt eine Achillessehnenreizung hat ihn nicht an einem Saisonrekord von 41 Punkten gehindert) als unorthodoxes Big-Men-Duo auf, die Frage nach dem Go-to-Guy zu beantworten. Ungewohnt sind auch die geringen Dreier (wenigsten 3FGA trotz viertbester Quote), aufregend ist das Spiel von Luciano Parodi, welcher Züge von Facu Campazzo aufweist.

Das Problem: Unter Filipovski hat sich die Verteidigung derart verschlechtert, dass die Würzburger sogar hinter dem MBC das schwächste Defensiv-Rating aufweisen. Das können Moller und Rodriguez sowie Filip Stanic und Alex King am Ring nicht kompensieren. Dennoch: Es ist Filipovski zuzutrauen, noch mehr aus diesem Team herauszukitzeln.

16. (18.) FRAPORT SKYLINERS

Off-Rtg: 98,2 (18.) / Def-Rtg: 110,5 (10.) / Net-Rtg: -12,3 (18.)

Immerhin drei Punkte pro 100 Possessions erzielt Frankfurt mehr als noch bei der ersten Saisonunterbrechung. Dank Will Cherry und Jamel McLean gibt es im Backcourt wie Frontcourt Optionen, wobei Cherry auch nicht das Problem von Downtown beheben kann. So verharren die Hessen auf dem letzten Platz des Offensiv-Ratings – mit Abstand (Chemnitz ist 6,2 Punkte entfernt). Weiterhin sind die vielen Ballverluste eine Achillesferse der Frankfurter Offensive, was vor allem an den Ballhandlern liegt. Doch auch dort sind leichte Verbesserungen festzustellen.

Mit den Verletzungen von Richard Freudenberg und Bruno Vrcic schienen die Frankfurter den deutschen Weg verlassen zu müssen. Doch Lorenz Brenneke zeigte gute Ansätze, die er in der Berliner Schule gelernt hat; Lukas Wank deutete nach einem schwachen Saisonstart zuletzt zumindest an, warum er bei den Olympischen Spielen dabei war; und vor allem Len Schoormann trumpft mit seinem aggressiven Offensivspiel auf. Doch ist die deutsche Rotation wirklich stark genug, um den Klassenerhalt zu sichern? Immehin: Der Rest-Spielplan könnte schlimmer sein.

17. (15.) JobStairs GIESSEN 46ers

Off-Rtg: 105,5 (16.) / Def-Rtg: 112,1 (13.) / Net-Rtg: -6,6 (15.)

Von der zehnthöchsten Pace bei der ersten zur dritthöchsten Pace bei der zweiten Länderspielpause: Die JobStairs GIESSEN 46ers scheinen vermeintliche Fehler vor Saisonstart behoben und ihren Kader mehr zu Head Coach Pete Strobl passend umjustiert zu haben. Ein Center wie John Bryant passte einfach nicht in diese Mannschaft. Er hat auf Groß athletischeren Spielern Platz gemacht.

Doch so eine wirkliche Identität haben die Hessen noch nicht gefunden, offensiv mangelt es an der Konstanz. Am ehesten überzeugt da noch Kendale McCullum, der vielseitig (16,4 PpG, 6,3 RpG, 6,5 ApG seit dem 23.12.) und defensiv wie eine Klette agiert. Doch kann er in engen Phasen übernehmen? In knappen Spielen machen die Gießener bisher keinen gefestigten Eindruck. Außerdem haben die Hessen eine der schwächsten deutschen Rotationen ligaweit.

18. (17.) SYNTAINICS MBC

Off-Rtg: 111,4 (10.) / Def-Rtg: 119,4 (17.) / Net-Rtg: -8,0 (16.)

Kann man nur mit Offensive die Klasse halten? Diese Frage hatte man sich zur ersten Länderspielpause beim SYNTAINICS MBC stellen können. Das Problem: Die Weißenfelser sind offensiv teilweise eingebrochen: vom zweit- zum nur noch zehntbesten Offensiv-Rating der Liga. Mit Goran Huskic verlor der Point Center nach sein Sperre etwas an Konstanz, mit Nikola Rebic fällt der einzig wirkliche Point Guard derzeit verletzt aus. Kann AJ English als Combo-Guard kollektiv die Wölfeoffensive anführen?

Defensiv ist der MBC immer noch schwer anzuschauen, doch immerhin haben sich die Weißenfelser etwas verbessert. Dennoch kommt zu wenig Druck in der Verteidigung, keine Mannschaft forciert prozentual weniger Ballverluste beim Gegner. Hinten raus wird das Programm schwer, deswegen müssen jetzt im März Siege her.

Alle Erweiterten Statistiken und Grafiken von Manuel Baraniak; Stand der Daten: 28.2.2022 (BBL-Pokal-Spiele nicht berücksichtigt)