Berlin gegen München: Wer wird der Master of Disaster?

Zum vierten Mal innerhalb der vergangenen acht Jahre duellieren sich ALBA BERLIN und der FC Bayern München in den BBL-Finals. Die Vorschau blickt auf taktische Ansätze, Lineups und X-Faktoren.

Eine Final-Serie um den nationalen Titel sollte eigentlich die schönste Zeit des Jahres einläuten: die zwei besten Teams einer Liga im direkten Duell, bei gestiegener Qualität, im Scheinwerferlicht der größtmöglichen Bühne. Und dennoch blickt Andrea Trinchieri wie folgt auf die anstehenden BBL-Finals: „Das Team wird dies hassen. Und das Team wird den Preis dafür zahlen.“

Trinchieri zielt mit seinen Worten auf den Modus der BBL-Finals – der mindestens ein oder sogar zwei „back-to-backs“ bereithalten und, bei einer Serie über die volle Distanz, fünf Spiele in sieben Tagen vorsehen wird. Herausfordernder sind nur EM-Vorrunden.

Welch Ironie: Eine reguläre NBA-Saison dauert 82 Spiele, dort gibt es back-to-backs – die mit Playoff-Start aber enden. Der FC Bayern München hat in dieser Saison bislang 86 Pflichtspiele absolviert – ohne back-to-backs, die aber jetzt in den Finals anstehen.

Selbstverständlich: Die Saison 2020/21 war auf Grund der Corona-Pandemie – mit den Risiken für Spieler und Team-Verantwortliche, mit Quarantänezuständen ganzer Mannschaften, mit der Austragung fast aller Spiele vor leeren Rängen, mit demnach finanziellen Sorgen – eine außergewöhnliche Spielzeit. Dass letztlich alle Hauptrundenspiele ausgetragen worden sind, kein Team insolvent gegangen ist, und nun in den Playoffs keine – der eh relativ wenigen – Corona-Fälle eingetreten sind, dafür kann man allen Beteiligten Respekt zollen.

Dennoch: Letztlich sollte immer eines am wichtigsten sein, die Gesundheit der Spieler. Denn die Spieler machen die Liga aus, sie sind der wichtigste Faktor des „Produkts“ Profi-Basketball.

Zum Vergleich: In der spanischen ACB werden alle Playoff-Serien im „Best of three“- statt „Best of five“-Modus ausgetragen. In der VTB League ging man im Viertelfinale vom „Best of five“- zum „Best of three“-, in der türkischen Liga in den Finals vom „Best of seven“- zum „Best of five“-Format über. So spricht Liga-Sprachrohr Bastian Doreth gar von einem „Desaster für die Spieler“.

Die Realität sieht nunmal so aus: dass manche Nationalspieler noch die Finals ausspielen, während andere bereits einen ersten DBB-Lehrgang absolvieren. Wieviele Nationalspieler für die Olympia-Quali absagen werden, bleibt abzuwarten – seitens vieler NBA-Akteure gibt es hierfür auch andere Gründe. Aber sollten auch Spieler aus Berlin oder München dem DBB-Team nicht zur Verfügung stehen, weil sie regenerieren wollen – es wäre keinem zu verdenken.

Aber zurück zur Gegenwart und zu dieser Vorschau auf die BBL-Finals 2021: Was sind die Schlüssel für die Final-Serie? Welche Akteure werden sich in den Vordergrund spielen, zu X-Faktoren mutieren? Und wie könnten beide Teams taktisch ansetzen?

Die Tiefe der Kader

Bei bisher 86 Pflichtspielen auf Münchener und 79 Pflichtspielen auf Berliner Seite, bei einer nunmehr über acht Monate andauernden Saison, mit dem vollgepackten Playoff-Modus als Höhepunkt, wird für den Ausgang der Finals die Tiefe des Kaders im Mittelpunkt stehen – und wer noch mehr Kraftreserven zur Verfügung haben wird.

Die ganze Tiefe des Kaders auszunutzen, ist in der Berliner Kultur unter Coach Aíto fest verankert – seit jeher werden unter der spanischen Trainerlegende auch Nachwuchskräfte in Verantwortung gezogen und mit einigen Minuten versehen. So steht kein Berliner Spieler in dieser Saison – Hauptrunde und Playoffs zusammengenommen – länger als 22,0 Minuten auf dem Parkett. 14 Spieler weisen eine Einsatzzeit von 11,3 bis 22,0 Minuten auf.

Etwas anders verhält es sich bei München: Dort weisen immerhin sechs Spieler (den verletzten Nick Weiler-Babb eingeschlossen) eine höhere Einsatzzeit auf als Berlins Top-Minuten-Mann Jayson Granger.

Mit welcher Kadertiefe beide Teams in den Finals antreten können, bleibt jedoch abzuwarten. Neben dem angesprochenen Weiler-Babb setzte Paul Zipser im letzten Halbfinal-Spiel gegen die MHP RIESEN Ludwigsburg mit Kniebeschwerden aus. Leon Radosevic knickte so stark um, dass er die Partie vorzeitig beenden musste und später mit Krücken zur Bank humpelte. Zan Mark Sisko knickte im selben Spiel ebenfalls um, kehrte aber wieder zurück.

Die Berliner sind härter von Verletzungssorgen getroffen: Louis Olinde reiste im Halbfinale nicht mit nach Ulm und dürfte den Albatrossen nicht mehr zur Verfügung stehen. Die verletzten Luke Sikma, Johannes Thiemann und Jonas Mattisseck machten immerhin individuelle Trainingsübungen – vor allem eine Rückkehr der beiden Big Men könnte für die Berliner eine Option sein.

Die deutschen Rotationen

So hat sich auch das Bild der deutschen Rotationen ein wenig verändert. Vor und während der Saison galt in einem möglichen Finale die bessere deutsche Rotation als X-Faktor seitens Berlin. Dass die Albatrosse die beiden BBL-Hauptrundenpartien, die Bayern aber die beiden EuroLeague-Spiele für sich entschieden, verwundert wenig.

Doch die Berliner mussten zuletzt nicht nur auf drei deutsche Rotationsspieler verzichten, bei den Bayern hat sich auf den deutschen Positionen auch etwas zum Positiven verändert. Während Paul Zipser als variabler Forward, stärkste Off-screen-Option und Catch-and-Shoot-Waffe überzeugte, und während Leon Radosevic in die Rolle des „Three and D“-Centers schlüpfte (in der Defense im Pick-and-Roll und im Eins-gegen-Eins – sowohl im Face-up als auch Post-up – in den Playoffs eine Macht; in keinem jener Play-Types lässt Radosevic mehr als 0,71 Punkte pro Possession zu!), sorgen nun auch Robin Amaize und Nihad Djedovic für Entlastung.

Andrea Trinchieri machte klar, dass Djedovics Einsätze in den jüngsten Playoff-Partien quasi als Training für den Flügelspieler gelten. Dementsprechend macht Djedovic peu à peu einen besseren Eindruck. Ihm mangelt es zwar an Explosivität – was man bei Catch-and-Drives und in der Eins-gegen-Eins-Vertedigung sieht –, doch den Basketball-IQ hat Djedovic natürlich behalten: Der Flügelspieler ist ein ungemein starker Cutter, der oft im richtigen Moment von der ballfernen Seite antritt und sich als Anspielstation anbietet.

Amaize hat sich vor allem durch seine Verteidigung in die Rotation gespielt. Gegen die HAKRO Merlins Crailsheim nahm sich der Flügelspieler dem besten Offensivakteur der Liga, Trae Bell-Haynes an, gegen die MHP RIESEN Ludwigsburg dem MVP Jaleen Smith. In den Playoffs hat Amaize gegnerischen Ballhandlern im Pick-and-Roll nur 0,55 Punkte pro Possession gestattet – ein sehr starker Wert. Zudem übernimmt Amaize offensiv immer wieder den Ballvortrag, was er recht fehlerfrei tut.

Die X-Faktoren

Mit Djedovic und Amaize als Flügel-Kombination haben die Münchener in gewisser Hinsicht schon einen X-Faktor – weil es die deutsche Rotation erweitert. Beide laufen bei den Bayern auch auf der Zwei auf. Wie Trinchieri im Backcourt agieren wird, dürfte eh interessant sein. Vor allem hinsichtlich seiner drei Ballhandler Wade Baldwin, Zan Mark Sisko und D.J. Seeley.

Baldwin bleibt auch Anfang Juni noch ein basketballerisches Enigma, das mit seiner Athletik und seinem Midrange-Game ein Spiel offensiv alleine entscheiden – aber sich genauso selbst aus einem Spiel herausbringen kann. Im Pokal-Finale gegen Berlin war eine Lineup mit jenen drei Guards zusammen auf dem Feld mit entscheidend, Ende des dritten Viertels legte jene Formation einen 10:5-Lauf innerhalb von 2:24 Minuten auf das Parkett.

In den Playoffs hingegen klappt es mit jener Drei-Guard-Lineup noch nicht so recht: Baldwin, Sisko und Seeley stehen bei gemeinsamen 29:42 Minuten auf dem Parkett bei einem Plus-Minus-Wert von -3.

Wer auf seine Verteidigung setzen kann, dem tut Kontrolle in der Offensive vielleicht ganz gut – Sisko ist der eindeutig beste Ballhandler, wenn es darum geht, aus dem Pick-and-Roll und per Drive-and-Kick seine Mitspieler in Szene setzen.

Dies ist vor allem wichtig, da die Münchener – eigentlich – kein gutes Dreierteam sind. Dies hat sich aber in den Playoffs schlagartig geändert: 45,8 Prozent ihrer Dreier verwandeln die Münchener, das wäre in der Hauptrunde der Bestwert gewesen. In der regulären Saison rangierten die Münchener bei ihrer Dreierquote nur auf dem 13. Platz (35,7% 3FG). Im Catch-and-Shoot generieren die Bayern in der Endrunde hervorragende 1,32 Punkte pro Possession – das wäre in der Hauptrunde der zweitbeste Wert hinter Oldenburg. In der regulären Saison wiesen die Bayern knapp vor dem MBC den zweitschlechtesten Wert auf (0,99 PPP). Ein Guard, der mit seinen Drives die gegnerische Verteidigung in Bewegung setzt, ermöglicht nach Kickouts erst die Extrapässe für offene Dreier.

Die Umschreibung als „X-Faktor“ passt vielleicht bei keinem Spieler besser als bei Christ Koumadje. Aíto hat es bisher gut geschafft, den 2,21-Meter-Mann schon jetzt in die Rotation einzubauen – war seine Verpflichtung im Lauf dieser Saison vermutlich erst für die kommende Saison in Form richtiger Rotationsminuten vorgesehen. Mit dem Center können die Berliner viele Verteidigungsarten spielen: 2-3-Zone, Box-and-One, Mann-Mann in einer Drop-Coverage im Pick-and-Roll – statt dem Hedge-and-Recover. Egal, in welcher Form, Koumadje versteht es, gegnerische Würfe zu erschweren.

Gerade gegen eine Mannschaft wie die Bayern, die – eigentlich – kein gutes Dreierteam ist, dürfte sich eine Zone anbieten. Doch auch in einer Mann-Mann-Verteidigung wäre Koumadje spielbar, da die Bayern eigentlich keine Pick-and-Pop-Center mit hohem Dreiervolumen im Kader haben. Die drei mindestens sieben Minuten in den Playoffs genutzten Lineups, bei denen Koumadje auf dem Feld gestanden ist, weisen einen Plus-Minus-Wert von +29 in zusammen 26:22 Minuten auf.

Im Pokal-Finale gegen München ließ Aíto seinen Hünen außen vor – damals hatten die Berliner aber auch alle ausländischen Spieler zur Verfügung. Wie wird Aíto den Kader aufstellen, wenn Sikma zurückkehrt? Steht auch Thiemann zur Verfügung, braucht es vielleicht keinen dritten Center. Doch als X-Faktor kann Koumadje schon in einer Phase von nur fünf Minuten ein Spiel (defensiv) so stark beeinflussen. Würde Aíto auch bei Sikmas Rückkehr Koumadje aufstellen, welcher ausländische Spieler würde aussetzen?

Simone Fontecchio agiert zuletzt enorm stark und trifft in der Offensive sehr vielseitig auf (sowohl ballabseits im Catch-and-Shoot und nach ballfernen Blöcken als auch am Ball bei Post-ups und sogar als Ballhandler). Ben Lammers ist als defensivstarker Center mit vertikalem Spacing in der Offensive als Starter nicht wegzudenken. Peyton Siva als einer der Lead-Guards (der zuletzt angeschlagen und ohne Rhythmus war), Marcus Eriksson als Schütze mit Gravity (der zuletzt aber „off“ war)? Gut möglich, dass Aíto also doch auf Koumadje verzichtet – weil er die zehn Minuten nicht überinterpretiert.

Die taktischen Ansätze

Womit wir bei den taktischen Ansätzen wären. Die unterschiedlichen Verteidigungsarten Berlins sind bereits skizziert. Die Albatrosse stellten bereits in der Hauptrunde die beste Verteidigung der BBL und haben sich in den Playoffs hierbei nochmal gesteigert (von 102,6 auf 100,0 Punkte pro Possession). Wobei anzumerken ist, dass allgemein die Offensiven in den Playoffs nicht zu überzeugen wissen.

In der Halbfinal-Serie gegen Ludwigsburg legten die Münchener häufig einen Fehlstart hin – was zahlreiche Ballverluste auf Grund fehlenden Fokus‘ betrifft. Die Berliner sollten also viel Druck auf die Bayern ausüben – mit gelegentlicher Full-Court-Defense, dem Run-and-Jump-Prinzip und ihrer Next-Defense im Pick-and-Roll – vor allem gegen Baldwin – haben die Berliner hier entsprechende Ansätze ihrer Defensiv-DNA.

Aus dieser Verteidigung werden die Berliner mehr schnelle Anschlüsse suchen als die Bayern – um so der Halbfeld-Verteidigung Münchens zu umgehen. Dass in den Playoffs eher Halbfeld-Basketball gespielt wird, kommt den Münchenern zu Gute. Die Bayern haben es in den Playoffs dank ihrer Switch-Verteidigung immerhin gut geschafft, ihre Gegner ins Eins-gegen-Eins zu zwingen: 10,8 Prozent der Abschlüsse Bayerns Gegner entfielen auf die Isolation, nur 0,66 Punkte pro Possession gestatteten die Bayern dabei.

Das Eins-gegen-Eins ist aber nicht wirklich großer Teil des Berliner Spiel (nur 6,9% Freq, immerhin 1,00 PPP). Während Aítos Amtszeit konnte man immer wieder bemängeln, ob es denn den Eins-gegen-Eins-Scorer gibt – in entscheidenden Spielen benötigt man Akteure eines solchen Kalibers. In den 2018 und 2019er Playoffs war dies offensichtlich, beim Final-Turnier im vergangenen Jahr sah dies jedoch schon besser aus. So bleibt dies in den BBL-Finals 2021 abzuwarten. Mit Maodo Lo (1,09 PPP im Eins-gegen-Eins) haben die Berliner eine in den Playoffs starke Option, auch Peyton Siva (0,90 PPP) und Jayson Granger (0,57 PPP) haben hierzu das Potential.

Während Lo im Pokal-Finale gegen die Bayern noch enttäuschte, ist er in den Playoffs in ungemein starker Form. Der Guard schreibt den „Maodo“ in einen Tanzstil um, wenn er aus seinen Crossover-Dribblings zum Korb zieht oder den Pullup-Dreier loslässt. Dabei versteht es Lo ungemein gut, die Verteidigung zu narren, indem er beispielsweise den Ball-Screen gar nicht nutzt. Die Pick-and-Roll-Defense Münchens (erlauben 0,99 PPP in den Playoffs) ist durchaus zu attackieren.

Das benötigt natürlich auch entsprechende Ballhandler: So könnten die Berliner häufiger mit zwei ihrer drei Ballhandler (aus Granger, Lo und Siva) agieren. In den Playoffs treten dabei Formationen aus Lo im Duett mit Granger (+8 in 44:30 Minuten) und Siva (+6 in 17:25 Minuten) positiv auf, Lineups mit Granger und Siva im Backcourt tun das weniger (-1 in 26:01 Minuten). Wobei Lo und Siva zusammen auf dem Feld defensiv anfällig sein dürften, vor allem im Matchup gegen München.

Im Post-up ist Bayerns Defense derweil weniger von Berlin zu attackieren, nur 0,65 Punkte pro Possession erlauben die Münchener in der Endrunde. Die Berliner sind ein Team, das gemeinhin gerne seine Flügelspieler an den Zonenrand schickt – wie Niels Giffey oder Simone Fontecchio. Doch wenn die Bayern mit einer größeren Lineup samt Paul Zipser und Vladimir Lucic auf den beiden Forward-Positionen auflaufen (was Trinchieri häufig tun sollte, hier sind die Bayern sehr effizient), nimmt dies dem Berliner Forward-Duo die sonst so physischen Vorteile. Auch deswegen wäre die Rückkehr von Luke Sikma wichtig – der das Potential eines guten Post-up-Spielers hat und von dort auch die Offensive initiiert. Würden die Bayern hierbei die Matchups ändern und beispielsweise James Gist auf die Vier (und nicht die Fünf) stellen?

Auf der Gegenseite suchen auch die Bayern offensiv gerne das Post-up, sogar noch häufiger als Berlin. Doch sowohl Crailsheim (mit einem Wechsel von Mann-Mann- zur Zonenverteidigung) als auch Ludwigsburg (Doppeln) haben es geschafft, zumindest den Big Men um Jalen Reynolds, JaJuan Johnson und Co. die Optionen zu nehmen. Darauf stellten sich die Bayern aber ein – indem sie selbst Flügelspieler in den Post schickten und dort Größenvorteile wie gegen Trae Bell-Haynes oder Jordan Hulls ausnutzten. Das zeigten im Halbfinale auch die Ulmer, die mit Troy Caupain das Matchup gegen Siva oder Lo suchten.

Insofern wird es interessant zu beobachten sein, wie die Berliner das Münchener Post-up verteidigen. Die Albatrosse schicken das Doppeln, ungewöhnlich, auch gerne von oben, das taten phasenweise auch die Ludwigsburger.

Auf der Gegenseite wird sich die Münchener Defensive darauf konzentrieren, die Berliner Mannbewegung ballabseits zu verteidigen. Sieht man die Bayern auch ballabseits vermehrt switchen? Die Ulmer blieben an den Berliner Off-Screen-Optionen wie Marcus Eriksson recht gut dran; so agieren die Albatrosse in den Playoffs nicht ganz so stark nach ballfernen Blöcken wie noch in der Hauptrunde.

Fazit

Wie im bisherigen Playoff-Verlauf dürfte auch die Final-Serie von den Defensiven geprägt werden. Athletik und Physis auf der einen, Variabilität auf der anderen Seite zeichnen die Verteidigungsreihen aus. Beide Teams zeigten in der Halbfinal-Serie aber auch, dass sie zumindest über Phasen offensiv aufdrehen können – die Schlüssel, um sich jeweils mit 3-1 durchzusetzen. Den Bayern gelang dies häufig mit individueller Qualität um Seeley (den wohl offensivstärksten Münchener in den Playoffs, als Komplementärspieler zwischen Baldwin und Sisko), Lucic und Zipser, den Berlinern mit ihrer Offensiv-DNA und Lo sowie Fontecchio.

Ein Ausblick auf die Finals fällt insofern schwer, da nicht abzusehen ist, welche Akteure in welcher Form zurückkehren werden. Bei einem Halbfeld-Stil wäre für Berlin Luke Sikma als Spielmacher vom High- und Low-Post enorm wichtig, für die Bayern gegen die Berliner Guards ein fitter Leon Radosevic.

Die Qualität im Kader, die Matchups (Vladimir Lucic gegen Simone Fontecchio könnte ein herausstechendes werden), die unterschiedlichen taktischen Ansätze: Die Serie zwischen Berlin und München bietet allerlei Anknüpfungspunkte. Der Playoff-Verlauf deutet an und die nun anstehenden back-to-backs erahnen aber, dass es darauf weniger ankommen wird – was auch die analytisch-basketballersiche Vorfreude etwas trübt. Denn wie meinte Niels Giffey bei Magenta Sport mit Blick auf die Münchener Halbfinal-Serie sowie die Playoffs allgemein: „Das ist ja so ein bisschen wie ,Survival of the Fittest.’“ Mal sehen, wer nach womöglich fünf Runden am Ende noch stehen wird …


Alle Play-Type- und Lineup-Statistiken von InStat