DBB-Analyse vor WM-Start: Lautstark Braunschweig
Das Zusammenspiel der beiden ehemaligen Braunschweiger Teamkollegen Dennis Schröder und Daniel Theis bestimmt die Offensive der DBB-Auswahl. Wie setzt dabei Schröder Akzente? Welche Plays lässt Henrik Rödl laufen? Zudem: Welche Lineup ragt heraus, was ist defensiv erkennbar?
Ein Pass in die Luft, über die Zone. Ein Hämmern durch den Korb, über zwei Verteidiger. Ein breites Grinsen, übelste Spielfreude. Jene Stafette zwischen Dennis Schröder und Daniel Theis im Spiel gegen die Tschechische Republik dauerte nur drei Sekunden, die Szene wirkte aber nachhaltig – verdeutlicht sie doch den Wert, den die beiden ehemaligen Braunschweiger Teamkollegen im Spiel der deutschen Basketball-Nationalmannschaft einnehmen.
Mit jenem Alley-Oop-Dunk stellte Theis gegen die Tschechen die 20:12-Führung her, nachdem Schröder zuvor zehn Punkte in Folge markiert hatte. Zur Halbzeit hatte das NBA-Duo 20 der 39 Punkte Deutschlands erzielt. Und zu Spielende wehte in Form weiterer Dunks und Blocks die ganze „Theis, Theis, Baby“-Show durch die Hansestadt. Man kommt nicht umher, die DNA des deutschen (Offensiv) Spiels an den beiden Braunschweigern festzumachen.
„Im ersten Training war die schon wieder da“, hat Theis beim Supercup die Harmonie mit Schröder bekräftigt, welcher erst in Hamburg zur Mannschaft gestoßen war. „Unser Spiel ist stark auf das Pick-and-Roll ausgelegt. Und er gehört einfach zu den besten Point Guards der Welt. Das ist natürlich auch für mich ein Vorteil, weil Dennis im Pick-and-Roll so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht“, sieht sich Theis als Nutznießer der Anspiele Schröders.
Und die beiden laufen das Pick-and-Roll häufig. Da wird der andere Big Man schon mal weggeschickt und Theis zum Ball gebeten, damit Schröder am Ende der Wurfuhr kreieren kann. Daran hat aber nicht nur der designierte Go-to-Guy seinen Anteil, agiert Theis doch als schnellster Abroller im DBB-Team, der so – wie Schröder – die Verteidigung zum Reagieren zwingt.
Die zu Beginn erwähnte Alley-Oop-Kombination kam derweil jedoch nicht aus einem Pick-and-Roll zustande. Vielmehr nutzte Theis in jener Aktion selbst einen Block – einen Back-Screen von Johannes Voigtmann, womit Theis seinen Verteidiger etwas abschüttelte.
Spielzug aus Cross-Screens
Das deutsche Team platziert sich für jenen Spielzug in einer Grundaufstellung, die sehr viele Ausstiege vorsieht: Ein Flügelspieler und ein Big Men stehen nahe der Grundlinie, der andere Flügelspieler und der andere Big Man auf Höhe der Freiwurflinie. Die Big Men (und damit auch die Flügelspieler) sind überkreuz platziert.
Anhand des Beispiels gegen Tschechien:
A) Maodo Lo (1) bringt den Ball, Schröder (2) und Theis (4) stehen auf Höhe der Freiwurflinie, Zipser (3) und Voigtmann (5) stehen nahe der Grundlinie. Theis stellt in der Mitte des Feldes einen Cross-Screen für Schröder, der auf den anderen Flügel rotiert und von Lo den Ball erhält.
B2) Voigtmann kommt von der Grundlinie nach oben und stellt einen Back-Screen für Theis – welcher daraufhin nach unten cuttet und nach dem ballfernen Block für das Anspiel einfliegt.
Aus dem gleichen Spielzug hatte Maxi Kleber gegen Schweden (zweites Viertel, Minute 1:00) per Alley-Oop eingedunkt, als Kleber von Ismet Akpinar bedient wurde und einen Back-Screen von Theis erhalten hatte.
Die verschiedenen Optionen sehen wie folgt aus:
B1) Nach dem ersten Pass auf den Flügel geht der Ball runter in den Post – für den Big Man, der einen Cross-Screen entlang der Baseline erhalten hat. Gegen Tunesien ist dies Voigtmann.
Der Ball geht nach dem ersten Pass auf den Flügel direkt runter in den Post – auf den Flügelspieler, der ein Mistmach ausnutzen kann. Gegen Schweden sucht das DBB-Team so Niels Giffey am Zonenrand.
Der erste Pass geht nicht auf den Flügelspieler, der den Cross-Screen genutzt hat – sondern auf den Big Man, der jenen Block gestellt hat. Danach geht der Ball von jenem Big Man auf der anderen Big Man nach unten in den Post. Gegen Schweden rotiert Voigtmann auf den Flügel und bedient am rechten Zonenrand Kleber.
Die beiden letzten Optionen nutzte das deutsche Team in der Vorbereitung, um den Wurf eines Dreierschützen vorzubereiten. So netzte Andi Obst beispielsweise gegen Schweden aus zwei Staggered-Off-Ball-Screens einen Dreier ein. Voigtmann und Akpinar stellen hierbei die ballfernen Blöcke, Kleber setzt vom Low-Post aus Obst in Szene.
„Ich glaube, Henrik ist ein Coach, der zwar ein strukturelles System vorgibt, aber sehr hohen Wert darauf legt, den Spielern viele Freiheiten zu lassen: damit diese das System selbst interpretieren“, hat Moritz Wagner im basketball.de-Interview das auch mit freien Elementen versehene System von Bundestrainer Henrik Rödl beschrieben. Gerade jener Spielzug mit bis zu fünf Ausstiegen mag ein gutes Beispiel sein.
Der Spielzug mutet von seinen Laufwegen her sicherlich nicht kompliziert an und mag somit für viele Teams eine Option darstellen; so hat beispielsweise Frankfurts Coach Gordon Herbert jenes Play in den vergangenen Jahren laufen lassen. Prädestiniert scheint der Spielzug für das Post-up eines Big Man am Zonenrand zu sein – doch bisher hat das DBB-Team diese Option äußerst selten genutzt. In jenem Spielzug wie auch allgemein.
So haben Abschlüsse aus dem Post-up in der Saisonvorbereitung nur einen äußerst geringen Anteil von 3,6 Prozent eingenommen – die zweitselten genutzte Abschlussart. Dabei hat das deutsche Team auf den Flügelpositionen doch Größe und in Danilo Barthel einen potentiellen Low-Post-Dominator in den Reihen. Dass der Bayern-Forward acht der 18 Post-up-Abschlüsse Deutschlands beansprucht hat, mag nicht verwundern. Zudem hat die DBB-Auswahl mit dem Rücken zum Korb auch sehr effizient agiert – sei es hinsichtlich Wurfquote oder dem Ziehen von Shooting-Fouls.
Spielzug aus Hand-offs
Wie von Theis angeschnitten, steht das Pick-and-Roll im Zentrum des deutschen Offensivspiels. Das läuft das DBB-Team häufig über eine Seite statt über die Mitte – wie in folgendem Spielzug, der zwei Hand-Offs enthält.
A) Der Aufbauspieler (1) übergibt früh im Halbfeld auf einen Big Man (4).
B) Der dribbelt zu einer Seite und übergibt dort auf einen Flügelspieler (2).
C) Der Flügelspieler dribbelt etwas zur Mitte und passt quer zum zweiten Big Man (5), der an der Ecke der Freiwurflinie bedient wird oder zur Dreierlinie heraustritt.
D) Jener Big Man übergibt nun wieder auf den Spielmacher, um ein seitliches Pick-and-Roll zu laufen. Meist schließt sich aus dem Hand-Off direkt ein Ball-Screen an.
Statt den Pass über den Big Man zu suchen, kann der Flügelspieler auch direkt per Querpass den Point Guard anspielen.
In diesem Play kann Schröder seine Schnelligkeit ausspielen. Mit dem Querpass des Flügelspielers auf den Big Man tritt Schröder meist schon an, nach der Ballübergabe mit anschließendem Block muss die Verteidigung mitunter switchen. Konzentriert sich die Defensive stark auf Schröder, um dessen Drive zu verhindern, kann auch der Big Man attackieren, wenn zur Birne herausgepoppt ist. Vor allem Kleber und Barthel verstehen es, schnell den Ball auf den Boden zu setzen.
Schröders Offensive: viel Pick&Roll, vermehrt in Hand-Offs
Auffällig ist, wie häufig das deutsche Team in der Vorbereitung Schröder in solche Hand-Offs involviert hat. So sehr Schröder die DBB-Offensive schultert, so sehr wird es auch darauf ankommen, ihn zu entlasten. In solchen Hand-Offs steigt Schröder erst in einer zweiten Angriffswelle ein und kann sich womöglich ballabseits schon seines Verteidigers etwas entledigen.
Geht es darum, Schröder ballabseits einzusetzen, steht natürlich seinen Wurf im Zentrum. Aus dem Catch-and-Shoot trifft Schröder solide, mehr aber auch nicht. Den Pullup-Dreier aus dem Pick-and-Roll hat der Guard bisher noch nicht gefunden (2/10 3FG), dafür präsentiert sich Schröder enorm effizient im Schnellangriff (4/7 3FG).
Überhaupt hat das deutsche Team in der Vorbereitung häufig aus dem Fastbreak abgeschlossen: Mit einem Anteil von 12,6 Prozent steltenTransition-Aktionen die zweithäufigste Abschlussart– noch vor Pick-and-Roll-Aktionen des Ballführers (11,7% Freq).
Die DBB-Auswahl hat dafür nicht nur die Guards in Schröder oder Maodo Lo, die das Spiel schnell machen, sondern auch die Big Men wie Kleber, Theis oder Johannes Voigtmann, der nach eigenem Defensiv-Rebound den Ball selbst pushen kann. Dementsprechend sollten die Gegner Deutschlands versuchen, das Spieltempo zu drosseln und das Geschehen ins Halbfeld zu verlagern.
Dort wird viel vom Dreier Deutschlands abhängen. Je stärker sich die Verteidigung auf Schröder konzentriert, desto wichtiger ist ein Rhythmus von Downtown. Doch in der Vorbereitung haben sich die deutschen Dreierschützen nicht treffsicher präsentiert: Aus Spot-up-Aktionen (Catch&Shoot oder Catch&Drive) trafen sie nur 31 Prozent ihrer Würfe; 0,80 Punkte pro Possession sind ein unterdurchschnittlicher Wert.
Sicherlich kann Schröder die DBB-Offensive tragen. In der WM-Vorbereitung hat der Guard mit seiner Schnelligkeit und seinen Verzögerungen gezeigt, wie schwer er bei seinem Zug zum Korb aufzuhalten ist. Schafft es Schröder bis in die Zone, schaut er natürlich selbst auf den Abschluss; mitunter setzt er auch die Abroller in Szene.
Bei der Analyse aller Assists Schröders in der Vorbereitung fällt jedoch auf, dass kein einziger Assist von der Zone nach außen zu verzeichnen ist (siehe Games Chart links unten). Man bedenke: Eckendreier sind die effizientesten Würfe.
Auch Schröder selbst hat in der WM-Vorbereitung nur einen einzigen Dreier aus der Ecke genommen – wobei dies auf Grund seiner Stärke am Ball auch nicht verwundert.
Spielzug aus zwei Staggered-Screens
Mit Blick auf Schröders Shot Chart (siehe Grafik links oben) sticht seine Effizienz an der rechten Seite der Zone heraus, was als Rechtshänder auf der Hand liegt. Dennoch: Das deutsche Team versteht es, Schröder in solche Situationen zu bringen – durch Side-Pick-and-Rolls, bei der eine Seite komplett frei gemacht wird. Wie in folgendem Spielzug, den die DBB-Auswahl auch schon mal nach einem Einwurf an der Seitenauslinie auspackt.
A) Der Shooting Guard (2) bewegt sich von der Baseline über die Zone zur Birne und nutzt dabei zwei Pin-Down-Screens der beiden Big Men (4 und 5).
B) Schröder (1) schneidet danach über die Freiwurflinie und nutzt auch Staggered-Screens der beiden Big Men. Auf dem anderen Flügel angekommen, erhält Schröder den Ball. Der Small Forward cuttet über die Baseline auf die Weakside.
C) Nun kommt der Big Man, der den ersten Block gestellt hat, zu Schröder – (D) und beide laufen ein seitliches Pick-and-Roll.
Die drei aufgeführten Spielzüge sind sicherlich nicht komplex. Die letzten beiden akzentuieren durch die Hands-Offs und das Freimachen einer Seite die Stärke eines Ballhandlers wie Schröder; das erste Play zielt mit den vielen Optionen auf die Interpretation der Spieler. Hin und wieder sah man bestimmte „Off-Screen“-Spielzüge, wenn ein Schütze wie Andi Obst in Szene gesetzt werden sollte (siehe u.a. weiter oben aus dem Cross-Screen-Play).
Vor allem beim Supercup schien der Fokus darauf gelegen zu sein, dass Schröder seinen Rhythmus findet sowie Spielpraxis sammelt und dass sich die Mannschaft an die Stärken ihres Anführers gewöhnt. Man kommt nicht umher zu fragen, wie der ein oder andere Spieler im System angekommen ist. So schien vor allem Voigtmann manchmal Abschlüsse zu nehmen, die vielleicht nicht unbedingt seinen Stärken entsprechen. „Wir dürfen nicht nur auf ein, zwei Optionen schauen, sondern müssen vielseitiger spielen“, blickt Danilo Barthel im Gespräch mit dem DBB vor dem letzten WM-Test gegen Australien nach vorne.
Defense: beim Pick-and-Roll wie Aítos Berlin
Schröder ballabseits war statt in der Offensive mehr noch in der Defensive zu beobachten. Häufig nahm Schröder in der WM-Vorbereitung nicht den gegnerischen Aufbauspieler auf, sondern verteidigte den gegnerischen Zweier. Ob Rödl seinem Offensivmittelpunkt zu Vorbereitungsstart nicht zu sehr beanspruchen wollte, oder ob dies auch beim WM-Turnier so bleiben wird, bleibt abzuwarten. Sicherlich wird der Guard auch mal den Wettbwerb suchen oder den stärksten Scoring-Guard des Gegners verteidigen wollen. Letztlich werden solche Defensivüberlegungen auch Auswirkungen auf Rödls Lineups haben – kann eine gegnerische Offensive mit einem physischen Backcourt dies doch ausnutzen.
Während der WM-Verteidigung fiel auf, dass die DBB-Mannschaft defensiv etwas Neues ausprobiert hat: Sie verteidigte das Pick-and-Roll aggressiver, nämlich mit einem dritten Verteidiger.
So rotierte immer wieder der Flügelverteidiger, der eigentlich auf der ballfernen Seite positioniert ist, zum Ball. Im ersten Beispiel verzeichnet Ismet Akpinar den Ballgewinn.
Häufig half jener Verteidiger Ball den zur Dreierlinie herauspoppenden Big Man auf. Gegen Ungarn übernimmt dies nach einer ICE-Verteidigung des Pick-and-Rolls Schröder – rotiert nach Moe Wagners Recovery aber zurück zu seinem eigenen Mann.
Jene Verteidigungsart hat man in der easyCredit BBL in den vergangenen beiden Jahren bei ALBA BERLIN beobachten können: Berlins Head Coach Aíto hat dies sein Defensivsystem integriert. Johannes Voigtmann ließ im basketball.de-Interview im vergangenen Sommer durchblicken, dass dieses Verteidigungskonzept in der spanischen Liga sehr häufig zu finden sei. Interessant ist in dem Zusammenhang, wie viele deutsche Nationalspieler einen spanischen Einfluss erlebt haben: sei es Niels Giffey oder Johannes Thiemann durch ihre Arbeit unter Aíto oder Robin Benzing, Maxi Kleber Andi Obst, Joe Voigtmann und Paul Zipser durch ihre Engagements in der ACB.
Jene Verteidigungsart kann noch erweitert werden, indem der Flügelspieler nicht nur kurz aushilft und Druck macht, sondern sogar ganz switcht. Dies sah man beim deutschen Team nicht – was auf Grund der nötigen Abstimmung und schnellen Rotation aber auch nicht mal eben übernommen werden kann. Nichtsdestotrotz ist dies eine aggressive und damit auch riskante Verteidigungsart, bei der man die erste Option der Offensive nehmen kann.
Vor dem Supercup-Beginn hatte Zipser jene Verteidigungsart im Gespräch mit basketball.de angeschnitten, als er mit Blick auf seine Saison in der ACB ausführte: „Dinge für den Low-Post, ein paar andere Cuts und Verteidigungsarten, die wir jetzt auch spielen können, haben mir als Spieler auf jeden Fall weitergeholfen.“
Am Zonenrand mag Zipser (noch) nicht wirklich zu Werke gegangen sei, dafür sah man den Bayern-Rückkehrer sich häufig ballabseits bewegen. Cuts an der Baseline und zurück in die Zone – so erspielte sich Zipser einfache Würfe. Zudem ist der Flügelspieler der stärkste DBB-Akteur, wenn es um das Attackieren von Closeouts geht. Acht der insgesamt 17 Possessions Deutschlands aus dem Catch-and-Drive gingen auf sein Konto (1,00 PPP, 3/6 FG). Gerade wenn der Distanzwurf – wie in der Vorbereitung – nicht fällt, ist diese Dimension enorm wichtig.
Lineup: Schröder / Zipser / Kleber / Theis mit …
Vor Vorbereitungsstart mag hinter Zipser das vielleicht größte Fragezeichen gestanden haben: durch seine verletzungsbedingt kurze Saison 2018/19, durch seine wenigen Länderspiele in der Vergangenheit (nur eines zwischen September 2016 und vor WM-Vorbereitung). Durch seine Variabilität (zwischen den Positionen Zwei bis Vier), seine Vielseitigkeit zwischen Dreier und Drive sowie seine Spielintelligenz hat Zipser aus dem Frage- längst eine Ausrufezeichen gemacht.
So hat sich beim deutschen Team wohl eine Go-to-Lineup aus folgenden vier Spielern entwickelt: Dennis Schröder, Paul Zipser, Maxi Kleber und Daniel Theis. Die beiden NBA-Bigs haben vor allem defensiv das Potential, Twin-Tower-ähnlich die Zone zu bewachen. Wenn das deutsche Team in der Vorbereitung aber nicht immer sattelfest aussah, durch Cuts zu überlisten war und von gegnerischen Big Men durchaus vor Probleme gestellt wurde.
Interessant ist, dass jene vier Spieler zum ersten Mal in ihre Karriere überhaupt gegen Tschechien das erste Mal gemeinsam auf dem Parkett gestanden haben! Dabei kann einer solchen Formation die Zukunft gehören. Bleibt nur die Frage, wer die Lineup komplettiert.
In der WM-Vorbereitung erhielt Ismet Akpinar die höchste Einsatzzeit neben dem NBA-erfahrenen Quartett; Rödl könnte damit auch seine Starting Five gefunden haben. Mit Akpinar erhält Schröder weiter die Chance, in der Verteidigung mehr off-ball zu agieren. Akpinar hat sich in der Vorbereitung sicher von außen präsentiert; durch das vergangene Jahr in Ulm scheint der Combo-Guard auch für DBB-Aufgaben an Selbstbewusstsein gewonnen zu haben.
Maodo Lo gibt einer Lineup mit jenen vier Spielern einen zusätzlichen Ballhandler. Denn Akpinar besitzt auf dem WM-Niveau nicht die Stärke eines Los, die Defensive zum Kollabieren zu zwingen. Von den 59 Possessions, die die deutsche Mannschaft aus Pick-and-Roll-Situationen direkt durch den Ballführer abgeschlossen hat, entfielen 31 auf Schröder – und immerhin 14 auf Lo. Sein Ausfall wäre für das DBB-Team katastrophal.
Andi Obst stand nur im Spiel gegen Japan mit jenen vier Akteuren gemeinsam auf dem Parkett, es lief dort allerdings nicht wirklich rund. Mit Obst neben Schröder im Backcourt entfällt die Option, Schröder ballabseits verteidigen zu lassen – Obst kann nicht den Druck eines Akpinar ausüben. Auch Robin Benzing und Niels Giffey sahen neben dem Quartett Minuten, wenn auch die Stichprobe hierbei noch geringer ausfällt. Isaac Bonga erhielt mit der Vierer-Lineup noch keine Minuten – würde einer solchen Formation aber durchaus eine defensive Variabilität verleihen.
Die deutsche Nationalmannschaft besitzt die Anlagen, sich als defensivorientiertes Team zu präsentieren: durch aggressive Guard-Verteidiger, vielseitige Flügelspieler und bewegliche Big Men; einzig Länge fehlt hier und da. Danilo Barthel sieht dennoch Verbesserungsbedarf vor allem in der Verteidigung: „Wir müssen noch ein bisschen aggressiver und physischer in der Defense werden. Dort müssen wir uns noch steigern, um unsere Identität zu finden“, erklärte der Bayern-Forward gegenüber dem DBB vor dem letzten WM-Test gegen Australien.
Ob eine solche Identitätsfindung nicht etwas spät kommt, und ob das deutsche Team jene Identität mit noch stärkeren Vorbereitungsgegnern bereits geformt hätte … das wird vermutlich der WM-Auftakt gegen Frankreich am 1. September (ab 14 Uhr live auf MagentaSport) zeigen. Bei dem man sehen wird, ob die deutsche Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft auch kollektiv lautstark auftreten wird.