Marcus Lindner: „Sechs bis zehn Wochen wären ein verantwortungsbewusster Ansatz“

Viele Sportler sind derzeit auf Home-Workouts angewiesen. Welche Herausforderungen, aber auch Chancen das bietet, erklärt Marcus Lindner im Interview. Der Athletiktrainer von UNICS Kazan spricht zudem über die Quarantäne in Russland, seine Arbeitsbedingungen und eine angemessene Vorbereitungszeit vor einer möglichen Fortsetzung der Spielzeit.

basketball.de: In Zeiten von „Social Distancing“ und „Stay at Home“ – wo erreiche ich dich aktuell?

Marcus Lindner: Ich bin leider nicht in Deutschland, sondern halte mich immer noch in Kasan auf. Ende März wurde die Saison in der VTB League offiziell beendet. Da die Spielzeit im EuroCup ja immer noch möglich ist, halten sich alle Spieler gerade zuhause fit.

Die Situation in Russland wird von politischer Seite nun ganz anders gehandhabt – wir lagen drei Wochen den Ereignissen in Deutschland hinterher: Erst hat man es „Corona-Ferien“ genannt, jetzt spricht man hier von Quarantäne. Also, um deine Frage zu beantworten, ich halte hier den Außenposten Kasan aufrecht. (lacht)

Wie erlebst du aktuell die Situation in Russland bzw. in Kasan, falls es in den Städten unterschiedlich gehandhabt wird?

Wie ich aus den Nachrichten und von den russischen Mitarbeitern im Team gehört habe, gibt es zwischen den Städten durchaus Unterschiede. In Moskau scheint es mir ziemlich aufdiktiert worden zu sein. Hier hat man folgende Lösung gefunden: Du registrierst dich per Kurznachricht bei einer bestimmten Regierungsbehörde – mein Kyrillisch ist nicht sehr gut, ich wurde da durchgelotst. Du darfst weiterhin rausgehen, aber nur zum nächsten Supermarkt oder zur nächsten Apotheke, und du darfst mit dem Hund spazieren gehen. Du darfst aber nicht nach draußen, um zu joggen oder im Park spazieren zu gehen – du musst ein klares Ziel haben. Wenn dein Ziel ein anderes ist als der nächste Supermarkt oder die nächste Apotheke, musst du einen Code schicken – es gibt von eins bis zehn verschiedene Nummern, die in Verbindung stehen mit: Ich muss zu einer Beerdigung, zur Bank, zu einer Behörde, zu einem anderen Supermarkt, der weiter weg liegt, oder zu einem Restaurant, um Essen abzuholen. Viele Restaurants haben den Betrieb aufrechterhalten und liefern, oder du kannst das Essen selbst abholen.

Als von den „Corona-Ferien“ zur Quarantäne umgestellt wurde, ist die Polizei mit Lautsprecherdurchsagen durch die Stadt gefahren und hat die Neuerungen für zwei Tage durchgegeben, damit es jeder mitbekommt. Und du bekommst fast jeden Morgen eine SMS mit dem Inhalt: Bleib zuhause, schütze dich, schütze deine Mitmenschen. Es wirkt also alles ziemlich gut durchorganisiert. Schlagartig hat man auch bemerkt, wie sich die Leute ganz anders verhalten haben: Jeder trägt nur noch eine Maske; man versucht Distanz zu halten. Das haben die Leute alle relativ gut umgesetzt und beherzigt. Alles in allem fühlt man sich hier sehr sicher. In meinem Wohngebäude putzen Reinigungskräfte fast täglich Türklinken – es riecht nach Domestos, dass dir leicht schwindelig wird (lacht) – so einen guten Job machen sie.

Wie sieht dein Alltag derzeit aus?

Ich musste mich – wie alle, denke ich – erstmal sammeln und mir sagen: „Letztlich ändert sich nichts, es ist genauso sicher oder unsicher wie am Tag zuvor. Es ist nicht so, dass morgen auf einmal eine Zombieattacke erwartet wird und du fluchtartig das Land verlassen musst.“

Mittlerweile ist mein Tag genauso strukturiert wie zuvor. Ich habe eine Check-Liste, stehe um sieben Uhr auf und arbeite bis zwölf Uhr durch. Die ersten zwei Stunden sind meiner persönlichen Entwicklung gewidmet, dann arbeite ich entweder an meinem Trainingssystem oder mit den Spielern des Vereins. Dann mache ich 30 Minuten Sport, esse zu Mittag, mache einen Mittagsschlaf. Und dann geht es so weiter, wie der Vormittag strukturiert war, bis abends um 20 Uhr. Das hält mich „on the track“.

Was genau meinst du mit der Arbeit an deinem Trainingssystem?

Das ist einfach die Umsetzung, woran ich glaube und was ich vorgebe, zu wissen (lächelt): wie ich Training gebe, und wie ich coache. Das ist ja ein dynamischer Prozess. Mein Anspruch ist, mich immer weiterzuentwickeln. Es geht nicht nur darum, an mir zu arbeiten, um zu lernen, sondern das auch umzusetzen.

„Der Verein wurde durch die europäischen Ereignisse stärker sensibilisiert“

Lass‘ aus auf die Zeit zurückgehen zwischen dem Tag, an dem die VTB-Saison unterbrochen, und dem Tag, an dem sie beendet worden ist. Wie sah in dieser Zeit der Trainingsbetrieb aus?

Wie waren auch zu dieser Zeit noch Wochen hinterher, womit das Thema Coronavirus in der Bevölkerung noch gar nicht so stark thematisiert worden war. Ein Beispiel: Zu den Mitarbeitern der Kaffeerösterei, in die ich jeden Morgen gehe, sagte ich, dass das auch zu ihnen kommen werde und sie sich vorbereiten sollen: dass man online einkaufen kann, und dass sie liefern müssten. Und als ich darauf bestanden hatte, dass sie sich ihre Händen waschen und sich eine Maske anziehen sollen, bevor sie meinen Kaffee machen, haben sie mich erst ganz doof angeschaut. (lacht)

Bei uns im Verein ging es deutlich schneller, weil der Verein durch die europäischen Ereignisse stärker sensibilisiert worden ist. Die ersten Maßnahmen sahen so aus, dass die Halle nur noch für das Profiteam und die Mitarbeiter zugänglich war. Du musstest am Eingang deine Hände und Schuhe desinfizieren. Überall, in jedem Teamraum – ob Kabine, Halle oder Kraftraum –, waren Desinfektionsmittel, Seife und Papiertücher vorhanden. Zu Tagesbeginn wurde alles desinfiziert.

Wir haben während dieser Zeit nur noch einmal trainiert, um das Risiko zu minimieren – aber wir hatten weiterhin Teamtraining gemacht. Wir hatten vom Verein selbst Auflagen bezüglich Social Distancing. Daran haben sich auch alle Jungs gehalten, wie man auf den sozialen Kanälen sehen konnte: Zwischen den US-Amerikanern gab es Battles, wer die besseren Koch-Skills hat. (lacht) Angeführt von Errick McCollum, der eh der „Chef r-E“ ist und der schon immer eine Vorreiterrolle im Team eingenommen hat.

„Das ist bei uns die große Challenge: Wir dürfen nicht nach draußen und joggen“

Gab es eine Zeit – sei es vom Verein oder als Auflage des Landes –, ab der ihre euch entschieden habt, kein Teamtraining mehr durchzuführen?

Das war Ende März / Anfang April, als unser Verein beschlossen hatte, das gemeinsame Training zu unterbrechen. Jetzt halten sich alle individuell fit.

Auf Grund der Ausgangsbeschränkungen sind für Spieler Home-Workouts ein zentrales Thema. Wie war das bei euch: Konnten Spieler bestimmte Geräte des Vereins mitnehmen? Oder waren sie darauf angewiesen, das zu nutzen, was sie privat zur Verfügung haben?

Viele der Jungs haben ein paar Trainingsgeräte – vor allem, um Körpergewichtstraining zu machen. Ich glaube, fast jeder hat sein TRX, alle haben elastische Bänder, und von mir sind sie mit Faszienrollen ausgestattet worden. Die meisten besitzen auch eine Yogamatte und einen Faszienball, mit dem sie ihre Gewebehygiene weiter durchführen können. Uns war es nicht wie bei Fußballvereinen möglich, jedem Spieler ein Spinning-Bike zur Verfügung zu stellen – das überschreitet die Kapazitäten.

Dabei ist das gerade bei uns die große Challenge, weil wir ja nicht nach draußen und joggen können. Das heißt, sowohl das Widerstandstraining als auch das metabolische Training muss innerhalb der eigenen vier Wände stattfinden. Wenn jemand ein Haus am Stadtrand hat, kann er das im Garten machen – wobei das die Temperaturen gerade gar nicht zulassen: Wir hatten vor drei Tagen nochmal einen Wintereinbruch, als es nachts zweimal geschneit hat …

Ist es im Home-Workout irgendwie möglich, dieses fehlende Ausdauertraining zu kompensieren?

Was die mechanische Seite betrifft, geht das schlecht: Die Laufökonomie kannst du nicht aufrechterhalten, weil du eben nicht Laufen kannst. Aber die metabolische Seite kannst du trainieren, indem wir versuchen, den Spielern metabolische Zirkeltrainingseinheiten mit ihrem Körpergewicht mitzugeben. Du kannst eigentlich alle Energiesysteme trainieren – aber der Transfer ist natürlich nicht da, weil es doch sehr allgemeine Inhalte sind.

Auf Social Media sieht man immer wieder Spieler, die für Workouts Gegenstände von zuhause zweckentfremden. Gilt es hierbei auch als Athletiktrainer, kreativ zu werden? 

Ein „Odd Object Training“ kann man auf jeden Fall implementieren. In den Supermärkten hier gibt es ganz große Wasserkanister, weil wir das Leitungswasser nicht trinken können. Solche Kanister hat fast jeder im Haushalt, die kann man für das Training benutzen. Dass man Koffer mit Büchern oder sonstigen Gegenständen in seiner Wohnung belädt und dann von A nach B trägt … das macht kein Athlet. Ich sehe nicht, dass das ein Sportler machen wird. Da muss man praktischere Dinge finden wie solche Wasserkanister, die einfach zu befüllen sind – und schon hat man ein paar Kilos zur Hand.

Viele der Jungs haben im Sportgeschäft auch Sachen für ihren Home-Gym eingekauft: Die meisten haben ein Ab Wheel und ein, zwei Kettlebells zuhause. Ich habe das Glück, mit Sportlern zusammenzuarbeiten, die eine sehr gute Einstellung bezüglich Fitness und Lifestyle haben.

Wenn du mit Spielern vor Ort arbeitest, hast du eine ganz andere Möglichkeit, Feedback und Instruktionen zu geben als aus der Distanz, oder?

Im Prinzip ist das eine bekannte Situation. Durch die zwei unterschiedlichen Ausländerregelungen, was den EuroCup und die VTB League betrifft, haben wir immer ausländische Spieler, die nicht mit zu einem VTB-Spiel reisen und zuhause bleiben. Diese Spieler machen dann auch ein Remote-Training. Natürlich ist das dann etwas anderes, weil sie es im Kraftraum oder auf dem Court – wenn es um das metabolische Training geht – absolvieren. Aber die Situation ist bekannt.

Mein Ziel ist es sowieso, dass die Athleten irgendwann wissen, was gutes Training ist und wie die Struktur und Terminologie aussehen: dass sie zur Eigenständigkeit erzogen werden. Und davon profitieren wir natürlich: Wenn ich ihnen mein Programm schicke, wissen sie, wovon ich rede. Wir haben das gerade nur etwas anders strukturiert, in zwei bis drei Mini-Blöcken. Sie haben nicht eine Einheit von eineinhalb bis zwei Stunden – was einfach schwierig umzusetzen ist, wenn du deine drei Kinder und deine Frau im Nacken sitzen hast. (lacht)

Während einer normalen Saisonvorbereitung wird der Trainingsplan auf bestimmte Termine aufgebaut: auf das erste Testspiel, auf das erste Saisonspiel. Das stelle ich mir in der jetzigen Situation sehr schwierig vor – auch für den Sportler, der ja auf bestimmte Termine hinarbeitet.

Das ist richtig. Betrachten wir nur mal die Anpassung des Muskel-Sehen-Komplexes: Wir haben jetzt ganz andere Reize. In diesem Bereich haben wir ja schon ein „Deloading“ – wenn du nicht laufen, keine Richtungswechsel machen und nicht springen kannst. Wir versuchen, das mit extensiven Sprungformen natürlich weiter zu trainieren sowie das Gewebe vorzubereiten und „bei Laune“ zu halten.

Aber das, was auf einmal spontan im Raum steht, ist etwas ganz anderes: Angenommen, wir nehmen bald wieder den Spielbetrieb auf, aber bis zu diesem Zeitpunkt konnte niemand draußen laufen, sprinten und springen, und wir haben dann nur zwei bis drei Wochen Zeit, um uns auf den EuroCup vorzubereiten, dann stellt das den Körper natürlich vor große Herausforderungen. Das kannst du nur bedingt auffangen und die Sportler darauf vorbereiten.

„Im Prinzip verhält es sich so wie die Vorbereitung“

Angenommen, eine Saison würde fortgesetzt werden. Aus Sicht eines Athletiktrainers: Wieviel Zeit bräuchte man, um den Trainingsplan zu verändern, um den Körper eines Sportlers auf die viel größere Belastung vorzubereiten?

Das kommt darauf an, wie die Voraussetzungen aussehen. Wenn man draußen laufen, extensive Tempoläufe und Sprint- und Sprungkrafttraining machen kann, ist das etwas anderes, als wenn sich ein Athlet in der Wohnung aufhalten muss und nur einen metabolischen Kraftzirkel machen kann, um sein Ausdauerniveau auf einem gewissen Niveau zu halten. Deswegen kann ich keine allgemeingültige Antwort auf die Frage geben.

Im Prinzip verhält es sich aber so wie die Vorbereitung. Du hast ja einige Spieler, die aus der Offseason wie aus ihrem Urlaub kommen; und du hast andere Spieler, die top gearbeitet haben. Wie lange ist so eine Preseason? Je nachdem, bei welchem Team du arbeitest, sind das sechs bis zehn Wochen. Das wäre wahrscheinlich ein verantwortungsbewusster Ansatz – aber ob man die Zeit hat, sei dahingestellt.

Aus unserem vergangenen Gespräch ist ersichtlich geworden, wie vielfältig deine Arbeit als Athletiktrainer ist. Fällt ein Bereich deiner Arbeit gerade stark weg, wie beispielsweise das Thema Ernährung?

Das ist eigentlich die große Chance, die wir in dieser Zeit der Isolation haben. Was sich noch mehr verstärkt, ist, dass du als „Guide“ – der du als Trainer auch bist – den Menschen noch mehr in den Vordergrund stellst: Du fragst nicht den Athleten, sondern den Menschen, wie es ihm geht: „Wie geht es deiner Familie? Sind alle gesund? Wie gehst du mit der Situation um?“ Du bist ein Support-Team, das dem Spieler sagt: „Was immer du brauchst, ich bin für dich da.“ Du wartest nicht ab, sondern hältst täglich Kontakt – wie sonst auch. Jetzt ist der Kontakt eben nicht unmittelbar persönlich, sondern über WhatsApp, du rufst ihn an, facetimst mit ihm.

Die große Chance, die wir jetzt haben, ist zu versuchen, das Stressreservoir und die Stresskapazität zu erhöhen, indem wir die Lifestyle-Faktoren und Ernährung optimieren – auch wenn wir gerade vielleicht nicht so viel trainingsbedingten Stress haben, dem wir entgegenwirken müssen. Aber wir können gute Verhaltensweisen und eine gute Einstellung entwickeln, damit wir gestärkt aus dieser Phase herausgehen. Danach suchen doch alle: Jetzt ist die Zeit, besser zu werden. Und jetzt ist eben Zeit, in anderen Bereichen den Hebel anzusetzen.

Wo konkret?

Das betrifft beispielsweise die Gewebehygiene und das Mobilitätstraining. „Mental Toughness“ bedeutet für mich, den langweiligen Scheiß täglich zu machen. Das ist sehr schwierig für Athleten. Und das zeichnet auch die Athleten, die gut sind, gegenüber anderen Athleten, die weniger gut sind, aus.

Unsere Aufgabe ist es natürlich auch, das alles unterhaltsam zu machen – und wie immer in einem Miteinander: nicht top-down, sondern bottom-up. Ich bin ein Teil des Support-Teams, so verstehe ich mich; ich bin kein „Instructor“, ich bin ein „Guide“. Ich versuche, das zusammen mit dem Athleten zu entwickeln. Es ist nur dann wirklich fruchtbar, wenn ein Athlet seine Einstellung selbst dahingehend entwickelt.

„Gerade muss man die Ziele anders definieren: auf die Karriere – und nicht auf eine Saison, die in den Sternen steht“

Aktuell müssen Sportler ihre Workouts alleine absolvieren – Sportler haben aber immer auch einen Wettkampfgedanken, sie können sich vor Ort untereinander vergleichen. Womit haben Spieler gerade am meisten zu kämpfen?

Das ist unterschiedlich. Wie du gesagt hast: Alle spielen Basketball, weil es eine Challenge ist, weil sie Wettkämpfer sind. Wenn dieser Wettkampf gerade aktuell fehlt, stellt man sich die Frage: „Warum bereite ich mich jetzt auf einen Wettkampf vor, der gerade auf Eis gelegt ist?“

Dann haben wir den Punkt: Was ist jetzt für einen Spieler wichtig? Und was ist in zehn Jahren wichtig? Oder, wie ich das gerne sagen: Netflix schauen gegen ein Buch lesen. Bei Letzerem denkt man sich: „Es wäre schön, wenn ich mehr lese würde, aber gerade hat Netflix einen viel höheren Reiz.“ Das gleiche trifft auf die Ernährung zu, die du gerade angesprochen hast: die Tüte Chips oder das gesunde Essen?

Deswegen ist es auch so wichtig, immer wieder mit den Spielern zu sprechen: Was sind deine Ziele? Sind wir weiterhin „on track“? Ein Spieler sollte sich nicht nur auf die Saison vorbereiten, sondern auch seine weitere Karriere im Blick haben und das Beste aus seinem Potenzial machen. Gerade muss man die Ziele vielleicht auch anders definieren – hinsichtlich einer längeren Zielsetzung, auf die Karriere bezogen. Und nicht auf eine Saison, die ja eh in den Sternen steht.

Derzeit läuft vieles über den virtuellen Weg ab. Denkst du manchmal darüber nach, was das für Auswirkungen auf dich und dein Profil als Athletiktrainer hat?

Ich hoffe erstmal nicht, dass das die Zukunft ist. (lacht) Ich schätze schon den persönlichen Kontakt, das macht unsere Arbeit auch aus. Aber wie gesagt, ist das für mich nichts Unbekanntes: Die Offseason-Arbeit habe ich immer schon aus Deutschland remote mit den Sportlern gemacht. Ich habe mit den Jungs in den Staaten und in Russland Kontakt gehalten. Wir hatten schon immer eine sehr gute Kommunikation, die wir von Beginn an versucht haben aufzubauen. Natürlich gibt es Leute, die mehr in Ruhe gelassen werden wollen, und andere, die sich fünfmal am Tag melden und ein hohes Mitteilungsbedürfnis haben. Das ist auch jetzt der Fall.

Im Vorgespräch hast du davon erzählt, zuletzt Webinare gehalten zu haben. Was hat es damit auf sich?

Das waren zwei Anfragen. Die eine kam vom Niedersächsischen Basketballverband, der im Zuge der Pandemie eine richtig lange Serie angeboten hat – Respekt dafür, wie sie das aufgezogen haben. Dafür habe ich zwei Seminare gehalten.

Das andere war für den Ausbildungsfonds der BBL, mit der ich schon ewig – sieben bis neun Jahre – zusammenarbeite: Ich mache dort das Athletikmodul für die Nachwuchstrainerausbildung. Hierfür habe ich auch zwei Webinare gemacht, in denen es natürlich um Themen ging wie: Wie geht man mit der Krise um? Wie sieht ein sinnvolles Remote-Programm aus?

In der Krise zeigen sich einige Teams oder Verbände kreativ, ALBA BERLIN hat beispielsweise eine digitale Sportstunde gestartet. Sind dir weitere Projekte aufgefallen?

Manche haben in einem wahnsinnigen Tempo alles abgefilmt und Spielern eine Übungsbibliothek zur Verfügung gestellt, in der man auch nach bestimmten Übungen suchen kann. Dazu habe ich gesehen, wie Fußballvereine eine Videokonferenz machen, wo alle Spieler zugeschaltet sind und wo man zusammen trainiert – das erhöht auch die Bereitschaft. Und es wurden viele Challenges ins Leben gerufen: (lacht) am Ende einer Woche, um den Spaßfaktor zu erhöhen und das Zusammengehörigkeitsgefühl aufrechtzuerhalten.

Das ist ja auch die Herausforderung: Wenn es irgendwann wieder weitergeht, dass wirklich noch ein Team zusammen ist, und man nicht einzelne Spieler erstmal wieder zu einem Kollektiv zusammenfügen muss.