Dennis Schröder: „Einen Flügelspieler wie Franz Wagner hatten wir noch nicht“
Dennis Schröder hat auf einer Pressekonferenz in Berlin auf die kommende EM vorausgeblickt und über Kontakt mit Teamkollegen aus der NBA, den Wert von Franz Wagner und die bitter-süße vergangene EM in Deutschland gesprochen.
Nach sieben Jahren wird eine Europameisterschaft wieder zurück nach Deutschland kommen. Neben Köln erneut nach Berlin, wo die deutsche Nationalmannschaft 2015 das DBB-Karriereende von Dirk Nowitzki erlebt und mit einem Vorrundenaus enttäuscht hatte.
Auch Dennis Schröder blickt mit gemischten Gefühlen auf jene EM zurück. „Mit Dirk Nowitzki einen Sommer lang zu trainieren und von ihm zu lernen: Das ist unbezahlbar“, sagte der Point Guard auf einer Pressekonferenz in der Berliner Mercedes-Benz Arena am Mittwoch. „Für meine Karriere war das extrem wichtig.“
Die EM als Chance, „den Basketball in Deutschland größer zu machen“
Damals stand Schröder kurz vor seinem 22. Geburtstag, hatte erst zwei Jahre in der NBA gespielt und danach das Zepter von Dirk Nowitzki als Anführer der DBB-Auswahl übernommen. Dementsprechend durchlief Schröder damals selbst noch einen Lernprozess – und erinnert sich auch an das Ausscheiden:
„Gegen Spanien war das sehr bitter. Wir waren mit drei hinten. Ich hatte drei Freiwürfe, habe die ersten zwei gemacht, aber den letzten verworfen…“, blickte Schröder auf die damalige Niederlage gegen Spanien im letzten Vorrundenspiel zurück, womit das deutsche Team die Qualifikation für die Zwischenrunde verpasst hatte. „Wir haben hier noch eine Rechnung offen. Und eine EM ist auch eine Chance, den Basketball in Deutschland größer zu machen und zu beweisen, was wir können.“
Denn in der Breite und hinsichtlich der individuellen Qualität könnte die beste deutsche Nationalmannschaft bisheriger Zeiten zusammenkommen. Bundestrainer Gordon Herbert hat die Qual der Wahl, einen Kader aus u.a. sieben NBA-Spielern und rund einem Dutzend EuroLeague-Akteuren zu formen.
„Was Franz Wagner schon in diesem Jahr in der Liga gezeigt hat, ist Wahnsinn“
Auch Schröder hatte bereits mit Nationalmannschaftskollegen aus der NBA Kontakt und, so der Guard, sehr viel positives Feedback erhalten: „Mit Daniel Theis habe ich gesprochen: Er hat auf jeden Fall Bock zu zocken. Die Wagner-Brüder wollen gerne spielen, Isaac Bonga auch. Maxi Kleber meinte, er müsse schauen, wie er sich am Ende der Saison fühlt. Er ist ein bisschen verletzungsanfällig und war Ende der Hauptrunde umgeknickt“, führte Schröder aus, der vor einer Woche in Deutschland wieder mit dem Individualtraining begonnen hat und Ende des Monats von zwei Trainern aus den USA unterstützen werden wird. „Eigentlich sind alle commitet – so etwas brauchen wir. Hart gesagt: Die Spieler, die kein Commitment abgeben wollen, sollen auch gar nicht kommen.“
Auf Franz Wagner angesprochen, lobte Schröder den diesjährigen NBA-Rookie in vollen Tönen: „Was er schon in diesem Jahr in der Liga gezeigt hat, ist Wahnsinn. Er ist offensiv wie defensiv sehr stark, kann den Ball nach vorne bringen und seinen eigenen Wurf kreieren“, sagte Schröder zu Wagners Vielseitigkeit. „Er wird uns extrem helfen – einen solchen Zweier/Dreier hatten wir in der deutschen Nationalmannschaft noch nicht.“
Die Rollen zur EM 2015 könnten sieben Jahre später vertauscht sein: auf der einen Seite ein 28-jähriger Dennis Schröder, der mit der Erfahrung von neun NBA-Jahren der unumstrittene Anführer der DBB-Auswahl sein wird. Auf der anderen Seite ein 20-jähriger Franz Wagner, der nach einer starken Rookie-Saison in der NBA und einer Menge Upside darauf brennt, in seinen ersten Einsätzen überhaupt für die Nationalmannschaft zu zeigen, dass er in der mittelfristigen Zukunft das Zepter von Schröder bei der DBB-Auswahl übernehmen könnte.