Malcolm Miller: „Mit Jack Sikma fachsimple ich über die BBL“

Vor drei Jahren trug Malcolm Miller noch das Trikot von ALBA BERLIN – nun gehört er zum Team der Toronto Raptors, das diese Saison um die NBA-Krone kämpft. Im Interview spricht er über einen ungewollten Sprachkurs, regelmäßige Online-Verabredungen und Berlins EuroCup-Finale.

basketball.de: Malcolm, in der Saison 2016/17 hast du bei uns in Deutschland gespielt. Wie steht es um deine Deutschkenntnisse?

Malcolm Miller: An ein paar deutsche Sätze von damals kann ich mich noch erinnern, zum Beispiel: „Ich spiele für ALBA BERLIN“, „Ich habe viel Spaß“, „Ich wohne in Berlin-Mitte“. (lacht)

Das klingt doch gar nicht so schlecht! Welche Erinnerungen hast du an deine Zeit in der deutschen Hauptstadt?

Berlin ist eine meiner Lieblingsstädte überhaupt. Ich hatte eine sehr gute Zeit dort. Wir hatten eine tolle Trainingshalle, die im Herzen der Stadt liegt. Der Verein ist sehr professionell aufgestellt, auch mit den Teamkollegen lief es prima. Während jener Saison habe ich sowohl als Basketballer wie auch als Mensch den nächsten Schritt in meinem Leben gemacht. Schließlich war das meine allererste Auslandsstation.

Bei deinem Wechsel nach Berlin warst du 23 Jahre jung. Wie schwierig war es damals, dich in der neuen Umgebung einzufinden?

Klar war es eine Umstellung, erstmals alleine zu leben und zum Beispiel selbst für sein Zeit-Management zuständig zu sein. Aber zwischen Berlin und amerikanischen Städten gibt es zahlreiche Ähnlichkeiten – der Lifestyle, die Vielfalt. Dadurch habe ich mich sehr schnell eingewöhnen können. Zudem haben die meisten Leute in der Stadt auch Englisch gesprochen. Obwohl ich selbst schon vor meinem Wechsel zu ALBA ein bisschen Deutsch konnte.

Oh, warum das?

Auf dem College [Holy Cross in Worcester/Massachusetts] habe ich ein Jahr lang Deutsch gelernt. Eigentlich wollte ich Gebärdensprache auswählen, doch der Kurs war voll. So bin ich mit ein paar anderen Mitspielern des Basketball-Teams beim Deutsch-Unterricht gelandet.

Doch sportlich warst du anfangs bei ALBA außer Gefecht gesetzt …

Das stimmt. Im letzten Vorbereitungsspiel hatte ich mir das Handgelenk gebrochen. Das war hart. Umso wichtiger war es, dass sich ALBA sehr intensiv um mich gekümmert hat. Zwei Monate musste ich aussetzen. Als ich zurückkam, hatten wir einen ganz guten Lauf, sind bis in die Runde der letzten 16 des EuroCups eingezogen. In der Bundesliga war allerdings schon im Viertelfinale Schluss …

… nachdem ihr die reguläre Saison nur als Sechster beendet hattet und Cheftrainer Ahmet Çaki vorzeitig gehen musste.

Im Playoff-Viertelfinale sind wir dann direkt auf den FC Bayern getroffen und haben leider mit 1-3 verloren. Trotzdem habe ich gute Erinnerungen an diese Zeit. Mit Thomas Päch, der damals von Ahmet Çaki übernommen hatte, habe ich kürzlich auch mal wieder gequatscht.

Bei welcher Gelegenheit?

Während der vergangenen Summer League haben wir uns getroffen. Auch ansonsten habe ich noch Kontakt zu einigen Mitspielern von damals. Ich schreibe regelmäßig mit Peyton Siva, Bogdan Radosavljevic und Ismet Akpinar – wobei „Boggy“ und Ismet inzwischen ja in Ulm spielen.

Du bist ja komplett auf dem aktuellen Stand!

Na, klar doch. (lacht)Manchmal verabreden wir uns sogar und zocken online Video-Spiele gegeneinander. Auch Dennis Clifford habe ich zuletzt bei der Summer League getroffen. Und Luke Sikmas Vater Jack ist hier bei den Raptors als Berater tätig …

Jack Sikma, der NBA-Champion von 1979 und siebenmalige All-Star!

Er verfolgt die Karriere seines Sohnes sehr intensiv, daher fachsimpeln wir immer mal wieder über die Bundesliga. Er ist noch näher am Geschehen dran und hält mich regelmäßig auf dem Laufenden. Auf jeden Fall drücken wir die Daumen für das Finale im EuroCup gegen Valencia. Großen Respekt, dass es ALBA bis dorthin geschafft hat.

Auch du selbst hast mit den Raptors eine Titelchance. Kurz vor Ende der regulären Saison in der NBA habt ihr die zweitmeisten Siege auf dem Konto …

Den NBA-Titel zu gewinnen, ist für jeden Basketballer das ultimative Ziel. Daher ist es sehr aufregend, jetzt in dieser Situation zu sein.

Und nächstes Mal kennst du dann noch einen deutschen Satz, und zwar: „Ich habe den NBA-Titel gewonnen“!?

Falls es soweit kommen sollte, können wir das gerne probieren. (lacht)