Davis-Trade: Was lange währt, wird (endlich) gut

Endlich, werden Lakers-Fans sagen, hat es geklappt: Die New Orleans Pelicans und Los Angeles Lakers haben sich nach langem Hickhack auf einen Trade von Anthony Davis geeinigt. Der 26-jährige Star-Big-Man wird von nun an für die lila-goldene Traditionsfranchise und damit an der Seite von LeBron James auflaufen. Mit dem Ergebnis des Deals können letztlich alle Parteien zufrieden sein.

Am Ende wurde der Wunsch von Anthony Davis also doch erfüllt. Der sechsfache All-Star und dreifache All-NBA-First-Teamer hatte bereits Ende Januar über seinen Agenten Rich Paul einen Trade gefordert. Doch die Pelicans und Lakers konnten bis zur Trade-Deadline keine Übereinkunft erzielen, weshalb die Braue bis Saisonende bei den Pelicans blieb. Nach dem Gewinn der Draft-Lottery versuchte der neue Pelicans-Präsident David Griffin ein letztes Mal, AD von einem Verbleib zu überzeugen – vergeblich. Somit kann Davis, der vergangenes Jahr bereits ein 7,5 Millionen teures Eigenheim in L.A. erworben hatte, nicht nur während des Sommers in Kalifornien leben, sondern dort von nun an auch für sein erklärtes Wunschteam spielen. Für den 26-Jährigen hätte es damit nicht besser laufen können.

Lakers: Ein großer Schritt Richtung Meisterschaft

Die Lakers gehen mit dem Trade All-In, was in Anbetracht der aktuellen Situation mehr als nachvollziehbar ist. Seit der Ankunft von Superstar LeBron James im vergangenen Sommer befindet sich die Franchise im Win-Now-Modus. Es war absehbar, dass die Lakers-Verantwortlichen alles daran setzen würden, um dem „King“ eine titelreife Mannschaft an die Seite zu stellen. Nach einem enttäuschenden ersten Jahr war der Druck auf das Management noch einmal gewachsen. Schließlich ist das Zeitfenster für einen Titelgewinn begrenzt, wo doch LeBron bereits 34 Jahre alt ist und noch bis 2022 unter Vertrag steht.

Die Lakers mussten in dem Trade einige hoffnungsvolle Spieler abgeben und ihren Schrank mit Draft-Gütern bis ins Jahr 2025 nahezu leeren. Eine Investition, die nicht ohne Risiko behaftet ist, wo Davis‘ Vertrag doch bereits 2020 ausläuft. Einerseits kann man nun sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass AD einen neuen Vertrag bei den Lakers unterschreiben wird, sehr hoch ist. Auf der anderen Seite ist nicht auszuschließen, dass sich über die nächsten zwölf Monate Dinge ereignen, die Davis zu einem erneuten Wechsel bewegen, wie beispielsweise Streit mit dem Management oder Mitspielern.

Auch eine Verletzung könnte die Pläne des Teams durchkreuzen. Ein Beispiel dafür musste man erst kürzlich beobachten, als die Golden State Warriors mit Kevin Durant und Klay Thompson gleich zwei Stars für längere Zeit verloren. Davis selber ist ein Spieler, der in den letzten Jahren immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Einen Ausfall der Braue werden die Lakers allerdings kaum auffangen können. Schließlich ist vor Start der Free Agency bereits absehbar, dass das Team sehr von seinen Stars abhängig sein wird. Zum jetzigen Stand stehen neben LeBron und AD nur Kyle Kuzma, den die Lakers unbedingt behalten wollten, Moritz Wagner und Isaac Bonga im Kader. Dies zeigt, dass die Arbeit mit dem Trade noch längst nicht getan ist. Der Cap Space ab dem 1. Juli reicht möglicherweise für einen weiteren Star à la Kyrie Irving, Kemba Walker oder Jimmy Butler. Der Rest des Kaders müsste danach mit günstigen Verträgen aufgefüllt werden.

Dennoch dürfen die Lakers glücklich sein, Davis bekommen zu haben. Der 26-Jährige ist der vielleicht talentierteste Spieler der gesamten NBA. Allein mit ihm, James und Star X würden die Lila-goldenen der Favorit in der Western Conference sein. Dass die Lakers im Draft langfristig eingeschränkt sein werden, ist zunächst zweitranging. Alles, was zählt, ist der Gewinn der Meisterschaft innerhalb der kommenden drei Jahre.

Pelicans: Neuanfang mit viel Hoffnung

Doch auch die Pelicans haben mit dem Deal ihr Gesicht gewahrt und können erhobenen Hauptes aus den Trade-Verhandlungen herausgehen. Wenn eine Franchise aus einem kleinen Markt wie New Orleans einen Spieler vom Kaliber eines Anthony Davis verliert, besteht immer die Gefahr, über Jahre hinaus von der NBA-Bildfläche zu verschwinden.

Doch die Pelicans sind trotz des Verlustes ihres Superstars für die Gegenwart und Zukunft gut aufgestellt. Dies liegt natürlich vor allem daran, dass die Franchise die Draft-Lottery im Mai gewonnen hat und nun an erster Stelle Top-Talent Zion Williamson auswählen darf. Zudem befindet sich mit Jrue Holiday weiterhin ein Guard von All-Star-Format im Team, der gemeinsam mit Lonzo Ball einen, wenn nicht gar den defensiv-stärksten Backcourt der Liga bilden dürfte. Auch Brandon Ingram ist ein hochtalentierter Spieler, der den Pelicans-Fans viel Freude bereiten dürfte.

Nicht zu vergessen sind auch die vielen Erstrunden-Picks, die New Orleans von L.A. akquiriert hat. Team-Präsident Griffin soll Berichten zufolge wenig Interesse an den Draft-Rechten in den nächsten Jahren gezeigt haben. Dies ergibt Sinn, wo doch damit zu rechnen ist, dass die Lakers in den nächsten drei Jahren um den Titel mitspielen und ihre Erstrunden-Picks wahrscheinlich in der Region 25 bis 30 anzusiedeln sein werden. Doch zwischen 2023 und 2025 haben die Pelicans nun zwei der drei Erstrunden-Picks der Lakers zur Verfügung. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Situation der Lakers ab 2022 noch nicht abzusehen. Fest steht allerdings, dass der dann 37-Jährige LeBron James in dem Jahr Free Agent wird – es sei denn, er steigt bereits 2021 aus seinem Vertrag aus.

Insgesamt ist der Gegenwert für Anthony Davis bemerkenswert in Anbetracht dessen, dass sich die Zahl an potenziellen Mitbietern vor kurzem verkleinert haben soll. Die Boston Celtics sollen nicht bereit gewesen sein, Forward Jayson Tatum in einen Trade zu integrieren. Und auch von anderen Teams wie den New York Knicks und den Brooklyn Nets ist kein konkretes Angebot an die Öffentlichkeit gelangt. David Griffin darf man daher ein Kompliment aussprechen. Die Pelicans, wenngleich sicherlich traurig über den Abschied ihres prägenden Gesichts, können somit ebenfalls hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.