EuroLeague: Mit Bart keine Ansetzungen für Barth

Der Traum, als Schiedsrichter in der EuroLeague zu pfeifen, ist für Benjamin Barth schon nach wenigen Spielen vorbei. Der Grund: Er trägt Bart.

Für Schiedsrichter Benjamin Barth ging ein Traum in Erfüllung. Im Sommer 2020 erhält er einen Anruf, ob er Spiele in der EuroLeague leiten wolle. Zwar muss er auf seinen ersten Einsatz aufgrund einer Verletzung am Knie noch warten, doch im Oktober letzten Jahres soll er zum ersten Mal in der besten europäischen Liga pfeifen. Bereits im Februar 2021 wurde Barth im Top-16 des EuroCups eingesetzt. Doch der Traum von der EuroLeague ist schneller beendet als er angefangen hat. Der Grund ist kurios. Es liegt nicht an seinen Leistungen, sondern an seinem Äußeren: Barth trägt Bart.

Die WhatsApp

Am 5. Oktober 2021 bekommt Barth eine WhatsApp-Nachricht von Richard Stokes, dem Schiedsrichter-Chef der EuroLeague. Darin wird er gefragt, ob er ein Spiel in der EuroLeague leiten kann. Barth sagt zu. Was dann folgt, hält Barth zunächst für einen Scherz. Er solle sich den Bart rasieren. Barth möchte das nicht. Im späteren Telefonat verdeutlicht Stokes ihm seine Bitte: „Stokes erklärte mir, dass Headcoaches und Sportdirektoren Bärte nicht mögen und sich darüber beschweren würden“, sagt Barth der Frankfurter Allgemeinen. Er wolle nicht, dass Barth deswegen die EuroLeague verlassen müsste, so Stokes weiter. Für Barth kommt dies nicht in Frage. Zunächst erhält er eine weitere Ansetzung.

Entweder Bart oder EuroLeague

Wenig später der nächste Anruf. Barth solle sich entscheiden: Entweder er rasiere sich, oder er bekomme keine Ansetzungen mehr. Barth bleibt standhaft, die EuroLeague auch. Er hört sich um und erfährt, dass sich andere Schiedsrichter mit Bart tatsächlich rasiert haben, weil sie wirtschaftlich abhängig sind von der EuroLeague. Barth, der hauptberuflich in einem deutschen Rüstungsunternehmen arbeitet, ist das nicht. Er wendet sich zunächst ohne Erfolg an die „Union of Euroleague Basketball Officials“, eine Art Interessenvertretung der EuroLeauge-Schiedsrichter. „Uns sind die Hände gebunden“, wird ihm mitgeteilt. Schließlich rät auch die UEBO ihm, seinen Standpunkt der Sache wegen zu überdenken.

Er will die Diskriminierung nicht hinnehmen und schaltet Anwälte ein. Der Schriftverkehr liegt basketball.de vor. Die EuroLeague weist das Schreiben zunächst zurück. Schiedsrichter mit Bart seien einem größeren Druck ausgesetzt. Seine Nominierung sei außerdem nicht erfolgt, weil die zweite Phase des Wettbewerbs mehr Erfahrung erfordere. Als Barth damit droht, den Fall öffentlich zu machen, entschuldigt sich die EuroLeague.

Die Entschuldigung

Die EuroLeague entschuldigt sich schriftlich in einem Brief bei Barth. Die Anfrage, sich zu rasieren, war „misguided and unacceptable“. Künftig will die EuroLeague weder von Barth, noch von einem anderen Schiedsrichter verlangen, sich zu rasieren. Schiedsrichter-Chef Stokes bittet ihn in diesem Schreiben um ein Treffen, um sich persönlich zu entschuldigen. Das Treffen wird nicht stattfinden, Barth lehnt es ab.

Für Barth ist die EuroLeague Geschichte. Aber ihm war es wichtig, diesen absurden Umgang mit Menschen öffentlich zu machen. Man darf gespannt sein, ob künftig EuroLeague-Schiedsrichter wieder Bart tragen.