Würzburg gewinnt Overtime-Krimi gegen Crailsheim
s.Oliver Würzburg hat sich trotz eines schwachen ersten Viertels gegen die HAKRO Merlins Crailsheim mit 92:88 nach Verlängerung durchgesetzt.
„Entweder bin ich als Coach nicht gut genug oder meine Mannschaft ist nicht clever genug.“
s.Oliver Würzburg hat einen wahren Overtime-Krimi gegen die HAKRO Merlins Crailsheim für sich entschieden. Dabei hatten in der Anfangsphase der Partie lediglich die mitgereisten Gäste Grund zum Jubeln. Die Crailsheimer trafen ihre ersten neun Würfe aus dem Feld, darunter fünf von hinter der Dreierlinie, und führten Mitte des ersten Viertels bereits mit 25:5. „Wir hatten einen unglaublichen Start in dieses Spiel. Im ersten und zweiten Viertel haben wir sehr guten Basketball gespielt“, konstatierte Merlins-Head-Coach Tuomas Iisalo. Auch sein Gegenüber Denis Wucherer zollte seinem Kollegen Respekt:
„Das war eine wunderbare erste Halbzeit von Crailsheim. Wenn ich nicht Coach der gegnerischen Mannschaft gewesen wäre, hätte ich das sehr genossen. Das war sehr moderner Basketball mit hoher Spielintelligenz. Der Ball wurde schnell bewegt und die hohen Wurfquoten haben natürlich auch geholfen. So würden wir gerne auch spielen, aber entweder bin ich als Coach nicht gut genug oder meine Mannschaft ist nicht clever genug. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus beidem.“
Nach der kalten Dusche musste Würzburg versuchen, durch eine höhere Intensität zurück ins Spiel zu finden und darauf hoffen, dass die heißen Hände der gegnerischen Schützen etwas abkühlen. Beides trat ein, wenngleich die Hausherren erst im Verlauf des zweiten Viertels den Abstand spürbar verkürzten. Verantwortlich dafür waren einige gelungene Aktionen von Top-Scorer Cameron Wells (25 Pkt, aber auch 7 TO) und Florian Koch (16 Pkt, 5 Reb).
Würzburg kämpft sich über Defense und Rebounds zurück
Zu Beginn des dritten Viertels startete Würzburg dann ähnlich furios wie die Crailsheimer in der Anfangsphase. Innerhalb weniger Minuten verwandelte das Wucherer-Team den 42:55-Halbzeitrückstand in eine 64:62-Führung. Im weiteren Verlauf sahen die Zuschauer eine ausgeglichene Partie, was in eine spannende Schlussphase mündete. Als ausgerechnet Ex-Würzburger Maurice Stuckey (17 Pkt, 5/8 3FG) drei Minuten vor Schluss zwei Dreier in Folge traf, schien sich das Blatt zugunsten der Crailsheimer zu wenden (75:80). Doch Würzburgs Anführer Wells fand die richtige Antwort und führte sein Team erst in die Overtime und anschließend zum Sieg.
Die Merlins haderten nach der Partie mit der Rebounding-Schwäche (50:28 Rebounds für Würzburg) und manchen Schiedsrichter-Entscheidungen in der Schlussphase. So ärgerte sich Iisalo unter anderem über das gepfiffene Offensiv-Foul an seinem Forward Quincy Ford in einer Fastbreak-Situation beim Stand von 82:83. „Ich habe das anders gesehen als die Schiedsrichter. Der Verteidiger war aus meiner Meinung nach ganz klar bereits vor dem Kontakt im Fallen. Das ist dann kein Offensiv-Foul. Aber das ist Basketball, das kann auch passieren“, so der Finne.
Für die Würzburger war es ein weiterer wichtiger Sieg im Playoff-Rennen. Neben Wells war auch Forward Victor Rudd ein wichtiger Garant. Der 2,06 Meter große Forward agierte an diesem Abend mehr wie ein Guard. Die Nachverpflichtung trat zwar nicht als Scorer in Erscheinung, initiierte dafür eine Plays für seine Mitspieler und kam am Ende auf acht Assists (zudem 3 Pkt und 7 Reb). In der Defense verteidigte er in einigen Possessions Point Guard DeWayne Russell (6 Pkt, 1/9 FG, 7 Ast). „Im Training haben wir schon gemerkt, dass er die Qualität besitzt, Plays für andere zu machen. Er sieht viel“, so Wucherer. „Aus diesem Grund hat er mehr auf der Small-Forward-Position gespielt. Wir wollten , dass er häufiger den Ball in der Hand hat und Entscheidungen trifft. Mit ihm haben wir eine weitere Option als Playmaker und Pick-and-Roll-Ballhandler.“
Ein Sonderlob erhielt auch Local Hero Felix Hoffmann („Er holt Rebounds, da kommt man aus dem Staunen nicht heraus“), dem Wucherer mehr Spielzeit und einen Platz in der Starting Five in Aussicht stellt: „Ich werde wieder darüber nachdenken, mit ihm anzufangen, um die Intensität zu haben.“ Wucherer eröffnen sich also immer neue Optionen und Qualitäten seiner Spieler – sicherlich kein Nachteil im engen Playoff-Rennen.