Tuomas Iisalo: „Wir wollen nicht die Besten sein, in dem was wir tun, sondern die einzigen, die es tun“
Mit Tuomas Iisalo haben die Telekom Baskets Bonn einen Aufschwung erlebt. Im Podcast-Interview spricht der Bonner Head Coach über seine Ideen samt Vorliebe für kleine Point Guards und Ghost-Screens, warum man die Identität klein halten sollte und was sein Bruder Joonas von Lance Stephenson hat.
In dem 70-minütigen Gespräch erklärt Tuomas Iisalo auch, von welchen Trainern er beeinflusst worden ist, was die Bonner zum Trendsetter der BBL macht, warum er mittlerweile mehr Post-ups nutzt und warum es keine perfekte Vorbereitung gibt. Außerdem verrät Iisalo, was er von der englischen Schriftstellerin Zadie Smith für sich als Coach mitgenommen hat. Zum Podcast auf Inhalt laden klicken:
Tuomas Iisalo über …
… den Einfluss anderer Trainer: „Als wir [mit Crailsheim] aufgestiegen sind und das erste Mal gegen ALBA BERLIN gespielt haben, hatten wir große Probleme gegen deren Show-Verteidigung. Mein Prozess läuft immer so ab: Ich muss erst die Prinzipien der Verteidigung verstehen. Dann habe ich bei YouTube – ohne Übersetzungsfunktion – sehr viele Coach-Clinics von Aito und auch Pedro Martinez von Manresa angeschaut. Ich habe sie selbst vom Spanischen ins Englische übersetzt – ich kann aber gar kein Spanisch, das ging sehr langsam. Ich habe aber sehr viel gelernt, und wir sind auch bei unserer Verteidigung in diese Richtung gegangen. […] Es kommt aber der Zeitpunkt, an dem du auch deinen eigenen Weg gehen musst. Du kannst dich nicht mehr von anderen bedienen. Jedes Jahr spielen wir mehr und mehr einen einmaligen Stil. Wir wollen nicht die Besten sein, in dem was wir tun, sondern die einzigen, die es tun.“
… seine Vorliebe für kleine Point Guards: „Frank Turner war für uns der Prototyp. Es war aber keine bewusste Entscheidung, dass wir einen Spieler diesen Typs brauchen. Ich bin bei Synergy durch die Pick-and-Roll Leaderboards gegangen und habe ein paar Spieler gefunden, die in einer ähnlichen Liga, wie der Pro B in Frankreich, sehr viele Pick-and-Rolls pro Spiel genutzt haben. […] Es sind nicht so sehr die Spieler wichtig, sondern die Interaktionen zwischen den Spielern. That we can create interactions that actually can compete with the most expensive players in the league if these players‘ skill-sets really complement each other. […] T.J. Shorts ist von [dieser Gruppe an kleineren Point Guards] der vielleicht stabilste: was sein Spiel am Ball und seine Off-Ball-Bewegung, allgemein seine Offense und Defense betrifft, ist das bei ihm sehr ausgewogen. […] Momentan sind [kleine Point Guards] ein Trend in der BBL. Ich denke, das hat auch viel mit unserem Erfolg mit diesen Spielertypen zu tun. Und ist es vielleicht auch ein Trend allgemein im Basketball: diesen heliozentrischen Basketball zu spielen. […] Es ist aber sehr schwierig, zwei dieser Typen in der Mannschaft zu haben.“
… seinen Bruder Joonas: „Joonas war ein besonderer Nachwuchsspieler, der beste Scorer in der finnischen NBBL. Er war ein Power-Guard mit einem sehr guten Wurf und einem starken Körper. Er hatte ein sehr gutes Floater- und Pullup-Game, er war ein sehr moderner Spieler. Und er hatte einen sehr physischen Spielstil: weil er gegen mich und meine Freunde gespielt hat, die drei, vier Jahre älter waren als er. Er hatte vielleicht etwas von Lance Stephenson.“
… über Inspiration aus der Literatur: „Als ich zehn Jahre alt war, dachte ich, dass ich entweder der Präsident von Finnland oder ein Lehrer werden würde. […] Aber ich denke nicht, dass ich selbst Basketball gewählt habe – Basketball hat eher mich ausgesucht. […] Ein Zitat, das mir bei in diesem Sommer hängengeblieben ist, stammt von der englischen Schriftstellerin Zadie Smith: ,Committing to writing is like resigning yourself to the lifelong sadness that comes from never being satisfied.‘ So betrachte ich auch das Coaching.“