Franchise Fives: Charlotte Hornets
Kemba Walker ist seit Jahren die Identifikationsfigur der Charlotte Hornets. Auch deswegen steht der Abo-All-Star in der All-Time Lineup der Franchise – genauso wie „Crash“ und „Grandma“.
In einer lose fortlaufenden History-Serie stellen wir auf basketball.de die herausragenden Starting Fives aller 30 NBA-Franchises zusammen und zur Diskussion.
Neben den Startern werden im Hinblick auf 70 Jahre NBA (inklusive ABA) zudem ihre Backups sowie insgesamt 30 Head Coaches benannt.
Die „Auserwählten“ müssen mindestens vier Jahre für das jeweilige Team erfolgreich gespielt/gearbeitet haben. Dabei stehen ihre Leistungen für die betreffende Mannschaft und nicht die Gesamtkarrieren im Fokus. Auch müssen die Profis auf der Position zum Einsatz kommen, auf der sie für das jeweilige Team aufgelaufen sind.
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Die Charlotte Hornets haben trotz einer überschaubaren Franchise-Geschichte von 28 NBA-Saisons bereits mehrere Namens- und Identitätswechsel hinter sich. 1988 als Expansion-Team in North Carolina etabliert, verblieben die Hornets über 14 Spielzeiten in der „Queen City“, in denen sie siebenmal die Playoffs erreichten. Dabei waren in den ersten neun Saisons 364 aufeinanderfolgende Heimpartien ausverkauft.
2002 erfolgte sodann der umstrittene Umzug nach New Orleans im Bundesstaat Louisiana. Charlotte erhielt derweil zwei Jahre später wieder eine eigene Franchise, als der afroamerikanische Milliardär Bob Johnson zum ersten schwarzen Mehrheitseigner der Liga avancierte und seine Bobcats auf Korbjagd schickte. 2010 übernahm Michael Jordan in North Carolina die Kontrolle über sein „Heimatteam“.
Unterdessen wurde in „NOLA“ die Franchise 2013 in Pelicans umbenannt, wodurch der Gründungsname des Vorgängerteams wieder verfügbar war. Daher durchliefen Jordans Bobcats ihrerseits ein Rebranding und firmieren seit 2014 als Hornets. Hierbei verständigten sich „Pels“ und „Bees“ offiziell darauf, die Hornets-Historie der Jahre 1988 bis 2002 der heutigen Franchise in Charlotte zuzuschreiben.
Jenes Arrangement hat zur Folge, dass die Franchise nun immerhin mit sieben (statt drei) Spielern aufwarten kann, die in ein All-Star-Team gewählt wurden. Abseits der hier berücksichtigen Akteure sind dies Eddie Jones (2000) und Baron Davis (2002).
Point Guard: Kemba Walker
Teamzugehörigkeit: 2011- | Kernstats: 19,6 PpG, 5,4 ApG, 3,8 RPG, 1,3 SpG
Fans und Neunziger-Nostalgiker dürfen auf dieser Position kultürlich für Franchise-Ikone Muggsy Bogues argumentieren, der fast zehn Jahre in Charlotte verbrachte und bis heute einige Teamrekorde innehat (die meisten Assists und Steals).
Hier kommt Bogues hingegen die Backup-Rolle zu. Denn Kemba Walker hat ihm mit der Zeit sichtlich den Rang abgelaufen. So ist der Aufbau-Dynamo aus der Bronx nunmehr der Topscorer und der erfolgreichste Dreierschütze der Team-Historie. Zudem hat Walker bis dato die zweitmeisten Vorlagen gegeben und am längsten für die Franchise auf dem NBA-Parkett gestanden.
Spielt der Abo-All-Star (2017-2019) auch in Zukunft in Charlotte, könnte er gar zum unumstrittenen Franchise-Leader aufsteigen. Derweil ist Walker für die Hornets als Scorer, Playmaker und Identifikationsfigur heuer kaum verzichtbar. Denn der ballsichere, dribbel- und abschlussstarke Einser gehört inzwischen zu den gefährlichsten Korbjägern der Liga. Wer das nicht glaubt, kann sich hier selbst ein Bild davon machen:
Backup: Muggsy Bogues (1988-1997: 8,8 PpG, 8,8 ApG, 2,9 RpG, 1,7 SpG)
Shooting Guard: Dell Curry
Teamzugehörigkeit: 1988-1998 | Kernstats: 14,0 PpG, 2,9 RpG, 2,0 ApG, 40,5% 3FG
Wardell Stephen Curry, besser bekannt als Vater von Stephen und Seth Curry, spielte über zehn Jahre für die Hornets. Nach wie vor ist er der Franchise-Führende hinsichtlich der absolvierten Partien. Bei den getroffenen Feldwürfen, erzielten Punkten und verwandelten Dreiern rangiert er hinter Kemba Walker auf dem zweiten Platz.
1988 wählten die Hornets Curry im Expansion-Draft als ersten Profi aus – und machten ihn damit zum formell ersten Spieler der Franchise-Geschichte. Fortan kam der 1,93 Meter große Shooter in 624 von 701 Spielen als sechster Mann von der Bank. Eine Rolle, die er so konstant wie erfolgreich ausfüllte, dass er 1994 zum „Sixth Man of the Year“ avancierte.
Dabei machte Curry Senior als einer der herausragenden Distanzschützen der Neunzigerjahre von sich Reden: In sieben aufeinanderfolgenden Spielzeiten traf der Mann aus Virginia für Charlotte mindestens 40 Prozent seiner durchschnittlich 3,9 Dreierversuche. Immerhin viermal flog er mit den Hornissen seinerzeit Richtung Playoffs.
Mit 11.147 erzielten Punkten ist Curry nach wie vor der erfolgreichste Bankscorer der NBA-Historie.
Backup: David Wesley (1997-2002: 14,5 PpG, 5,3 ApG, 2,7 RpG, 1,5 SpG)
Small Forward: Gerald Wallace
Teamzugehörigkeit: 2004-2011 | Kernstats: 16,4 PpG, 7,5 RpG, 2,4 APG, 3,0 S/BpG
Gerald Wallace war der herausragende Akteur und 2010 der einzige All-Star der ansonsten eher vergessenswerten Bobcats-Ära (2004-2014).
Denn über eine Dekade hinweg gelangen Charlotte lediglich zwei Playoffteilnahmen. Die erste davon ist maßgeblich Wallace, dem Franchise-Leader in puncto Defensive Win Shares, zu verdanken. 2010 führte der einsatzvolle und energische Flügelspieler – nicht umsonst „Crash“ genannt – die Rotluchse in die Postseason. 18,2 Punkte, 10,0 Rebounds und 2,6 Stocks steuerte er seinerzeit dazu bei.
Zugleich wurde Wallace in diesem Jahr ins All-Defensive-First-Team gewählt. Schließlich war der lauffreudige Allrounder ein rebound- und blockstarker Balldieb, der als Two-Way-Player an beiden Enden des Feldes Einfluss nahm. 2005/2006 markierte er etwa ligaweit die meisten Steals: 2,5 pro Partie, gepaart mit 2,1 Blocks. Eine imposante Saisonleistung, die sonst nur je zwei NBA- und ABA-Legenden vorweisen können.
Auch ist der agile 2,01-Meter-Athlet nach wie vor der dritterfolgreichste Punktesammler, Rebounder und Shotblocker in der Franchise-Historie der heutigen Hornets.
Backup: Glen Rice (1995-1998*: 23,5 PpG, 4,4 RpG, 2,4 ApG, 44,4% 3FG, 3x All-Star)
*Bei strenger Regelauslegung müsste Rice ob seiner flüchtigen Teamzugehörigkeit unberücksichtigt bleiben. Angesichts der wenig starreichen Hornets-Historie wäre es gleichwohl verfehlt, den besten Flügelscorer der Franchise gänzlich außen vor zu lassen.
Power Forward: Larry Johnson
Teamzugehörigkeit: 1991-1996 | Kernstats: 19,6 PpG, 9,2 RpG, 4,1 ApG, 49,6% FG
Anfang der Neunzigerjahre war Larry “Grandma“ Johnson der erste Star und Franchise-Spieler der aufstrebenden Hornets. 1992 erhielt der lauf- und spielstarke Powerplayer, den damals viele mit Charles Barkley verglichen, die Auszeichnung als Rookie des Jahres (19,2 PpG, 11,0 RpG, 3,6 ApG).
Im Folgejahr führte er die alsbald angesagten „Bees“ gemeinsam mit Fan-Liebling Muggsy Bogues und Liga-Neuling Alonzo Mourning erstmals zu einer positiven Bilanz und in die Playoffs. Johnson selbst spielte seinerzeit ein Karrierejahr (22,1 PpG, 10,5 RpG, 4,3 ApG) und wurde sowohl in die All-Star- als auch in die All-NBA-Auswahl berufen.
Der vormalige Nummer-eins-Pick hatte damit in Charlotte den Grundstein für eine erfolgreiche Ära gelegt. Nur leider bremste sein lädierter Rücken den Modellathleten in der Folge nachhaltig aus. „LJ“ kam aber zurück, stellte sein Spiel um und war noch immer ein guter, jedoch kein Ausnahmespieler mehr. Mit den New York Knicks, für die er fünf Jahre lang als Starter auflief, zog Johnson 1999 in die NBA-Finals ein.
Backup: Anthony Mason (1996-2000: 13,4 PpG, 10,0 RpG, 4,8 ApG, 1x All-NBA)
Center: Emeka Okafor
Teamzugehörigkeit: 2004-2009 | Kernstats: 14,0 PpG, 10,7 RpG, 1,9 BpG, 51,2% FG
Aufgrund seiner Wirkkraft, individuellen Klasse und des Teamerfolgs sollte an dieser Stelle Hall of Famer Alonzo „Zo“ Mourning stehen. Doch 215 Saisonspiele über drei Jahre sind hier leider nicht genug, um starten zu dürfen.
So erhält der erste Draftee der Bobcats-Ãra (zweiter Pick 2004) stattdessen den Vorzug: Emeka Okafor, der Rookie des Jahres 2005 und zugleich der Franchise-Führende in puncto Rebounds. Ein sehr solider Defensivcenter der alten Schule, der 2018 nach vierjähriger NBA-Absenz in New Orleans als 35-jähriger Veteran ein beachtliches Comeback gefeiert hatte.
In Charlotte absolvierte der smarte Ringbeschützer über fünf Spielzeiten für die Bobcats 330 Partien, in denen er im Schnitt jeweils ein Double-Double auflegte. Eine Playoffteilnahme blieb Okafor als Rotluchs jedoch versagt.
Backup: Alonzo Mourning (1992-1995*: 21,3 PpG, 10,1 RpG, 3,2 BpG, 2x All-Star)
*Siehe Anmerkung oben zu Glen Rice.
Head Coach: Paul Silas
Der langjährigste Cheftrainer der Team-Historie betreute die Hornets/Bobcats über sechs Spielzeiten. Unter Paul Silas erlebte die Franchise ihre sportlich erfolgreichste Zeit, als dreimal in Folge die Playoffs und zweimal die Semifinals erreicht wurden (2001, 2002). Der heute 75-Jährige kann daher mit der besten Postseason-Bilanz aller Hornets-Trainer aufwarten (elf Siege in 23 Spielen).
Nach seiner 16-jährigen Erfolgskarriere – in der der zweifache All-Star in den Siebzigerjahren drei NBA-Meisterschaften feierte – hat Silas über drei Dekaden in der Association als Coach gearbeitet. Neben Charlotte unter anderem in San Diego, New Jersey und Cleveland. Sein Sohn Stephen Silas ist seit dem Jahr 2000 als Assistenztrainer in der NBA tätig (aktuell in Dallas).