Dank verrücktem Ward: Bonn schnappt sich Tabellenführung von Berlin
Die Telekom Baskets Bonn gewinnen das BBL-Spitzenspiel gegen ALBA BERLIN um die Tabellenführung und holen sich zudem den direkten Vergleich.
Da kommt dein Gegner mit einem 11:0-Lauf zurück, du behauptest in der Crunchtime durch Freiwürfe zwar vorerst die Führung, hast aber seit vier Minuten nicht aus dem Feld gepunktet. Und dann spielst du den Assist im Fastbreak über das Brett? Tyson Ward ist eben … „Ich bin eben etwas verrückt – als verrückt bezeichnen mich meine Jungs die ganze Zeit“, sagte der Forward der Telekom Baskets Bonn nach der Partie bei Magenta Sport zu seiner Highlight-Aktion. „Das war eine dieser Situationen: Wenn ich ihn vermassle, bin ich in Schwierigkeiten. Wenn ich mache, heizt das die Zuschauer an.“
Auch Bonns Trainer Tuomas Iisalo hatte solch unterschiedlichen Gefühlsregungen: „Das kollektive Selbstvertrauen, mit dem wir spielen, ist unglaublich, auch in schwierigen Phasen, zum Beispiel der Alley-Oop-Pass vom Brett von Tyson Ward – das war nicht geskriptet. Ich dachte: nein, nein… ja, ja. Das passt“, konnte Iisalo auf der Pressekonferenz lachen.
Denn sein Team lachte zuletzt. Nachdem die Berliner, angeführt von Jaleen Smith, durch einen 11:0-Lauf auf 71:73 verkürzt hatten, antworteten die Bonner ihrerseits durch einen 6:0-Lauf. Gekrönt wurde diese Antwort durch jenes Anspiel von Ward, das Javontae Hawkins per Alley-Oop-Dunk zum 79:71 bei 1:42 Minuten zu spielen vollendete. Am Ende setzten sich die Bonner mit 84:77 durch und entschieden nach der 75:81-Hinspielniederlage auch den direkten Vergleich für sich.
Durch den Erfolg im Spitzenspiel, dem 15. Sieg in Serie, vedrängten die Bonner Berlin von der Tabellenspitze, Bonn steht aktuell bei einer Bilanz von 28 Siegen und zwei Niederlagen (Siegquote: 93,3%), Berlin bei 29-3 (90,6%). Damit könnten sich die Bonner bei ihren vier verbliebenen Spielen eine Niederlage leisten, und sie würden dennoch als Hauptrundenerster in die Playoffs gehen. Und in einem möglichen Halbfinale dann voraussichtlich dem FC Bayern München aus dem Weg gehen, der wohl als Dritter in die Endrunde geht und bei Viertelfinalsiegen dann im Halbfinale auf Berlin treffen könnte.
Zurück zur Gegenwart, dort machte Iisalo einen „sehr guten Fokus“ seines Teams aus. „Es ist unglaublich, wie engagiert die Jungs in der Verteidigung waren.“ Die Bonner ließen in den ersten 13 Minuten nur 14 Punkte zu und erspielten sich so nach bereits elf Minuten eine zweistellige Führung. Letztlich lagen die Bonner über 39 Minuten lang vorne. Berlins Coach Israel Gonzale kreidete an, das man nicht mit der notwendigen Energie in das Spiel gegangen sei. „Wir hatten in der Verteidigung im Pick-and-Roll Probleme, das muss man ihnen anrechnen“, führte Gonzalez aus.
Dort bestach wieder mal TJ Shorts, der auf diese Weise per Drive 67 Sekunden vor Schluss zum 81:73 einlegte. Der MVP-Kandidat war mit 20 Punkten zwar Bonner Topscorer, verlor aber auch fünfmal den Ball. Bester Bonner war Tyson Ward, der individuell seinen Rhythmus von außen fand, während kollektiv der Dreier zu Beginn nicht fiel, überall seine Finger im Spiel hatte, mit 18 Punkten, neun Rebounds, zwei Assists, drei Steals und einen Block den Boxscore füllte und auch für das Highlight des Spiels sorgte – auf verrückte Art und Weise.