Von BBL-Legenden und Finals-Willen: Berlin entscheidet Finals-Auftakt im Schlussspurt

35 Minuten lang liefern sich ALBA BERLIN und der FC Bayern München ein hochklassiges Spiel auf Augenhöhe. Dann platzt der Knoten bei der Heimmannschaft an einem Basketballabend, der alles bietet: spektakuläre Einzelaktionen, tolle Stimmung und Lust auf mehr.

Finals-Basketball is back! EuroLeague-Basketball vom feinsten zeigten die Gäste aus München und die Albatrosse im ersten Viertel. Vor allem von der Dreierlinie waren beide Teams gut aufgelegt. Vier Münchener sorgten für eine überragende Quote von Downtown (4/6 3FG). ALBAs Transition führte auf der anderen Seite immer wieder zu einfachen Fast-Break Punkten: Louis Olinde war nach einem Berliner Defensiv-Rebound einsamer unter dem Korb als Kevin in New York. Andrea Trincheri kochte.

Im zweiten Viertel kam es zur Neuauflage des Duells der wohl prägendsten Spieler der vergangenen Bundesliga-Jahre: Vladimir Lucic wurde auf Luke Sikma angesetzt. Sikmas Dreier, begleitet von dem unvergleichlichen „Luuuuuuke“-Rufen auf den Rängen, fand sein Ziel. Für Bayern-Offense sorgte Augustine Rubit, der in den vergangenen Jahren definitiv zur Upper Echelon der BBL gehört, in den ersten 15 Minuten.

Sechs Führungswechsel und sieben Gleichstände zeugten zur Halbzeit von einem Spiel auf Augenhöhe. Die besten „Augen“ hatte derweil Bayerns Nick Weiler-Babb (6 Ast, 0 TOs). Nach 20 Minuten führte Bayern mit 40:43.

Bayern mit starkem Start ins dritte Viertel

Nervenaufreibend wurde das Spiel nach der Halbzeit. Zuerst holte sich Trincheri sein (obligatorisches?) technisches Foul ab, vorher punktete Oscar da Silva ganz knapp vor Ende der 24 Sekunden. Die Fans der Heimmannschaft pfiffen danach auch stark gegen Lucic, der unnachahmbar Luke Sikma sein zweites Foul anhängte.

Die Firepower für Bayern brachte mittlerweile Andi Obst, der scheinbar um einen Platz im Legendenclub spielte. Zwei schnelle Dreier netzte der deutsche Nationalspieler ein, zumindest einer wurde durch den Ex-Münchener Maodo Lo beantwortet. „Obst ist ein hervorragender Werfer. Er wirft so vielseitig, aus dem Dribbling oder nach Screens, da müssen wir beim nächsten Spiel einen besseren Job machen“, analysierte Yovel Zoosman nach dem Spiel.

Bayern zwang den Albatrossen eher ihr Spiel auf. Zug Bayern: Deshaun Thomas wurde immer wieder im Low-Post gesucht und brachte Bayerns Offense von hier aus in Gang.

Gegenzug Zoosmann: Tolle Antizipation des Passes gefolgt vom Steal und einfachen Fastbreak-Punkten. Allgemein war der Israeli sehr gut aufgelegt: vier von fünf Dreiern traf der Small-Forward.

„Ich werfe jeden Tag 500 Würfe. Ich bin jedes Spiel gut vorbereitet. Immer wenn ich offen bin, werde ich werfen“, zeigte sich Zoosman nach zuletzt schwächeren Quoten nach der Partie selbstbewusst. Olinde freute sich für seinen Mitspieler: „Ich bin extrem froh für ihn. Er arbeitet immer besonders hart, und das zeichnet uns auch aus: Jedes Spiel kann jemand anderes explodieren.“ Diese Ausgeglichenheit zeigte am Ende auch das Scoreboard: Neun Spieler der Berliner erzielten mehr als sechs Punkte.

ALBA mit mehr Puste im Schlussspurt

Ging den Bayern dann nach 35 Minuten die Puste aus? Dreimal in Folge ließen die Münchener die Berliner nach Ballverlust Überzahl spielen. Am spektakulärsten sagte Louis Olinde dunke.

Beim Spielstand von 77:68 (37′) sagte dann Weiler-Babb „enough is enough“ und stoppte den Schnellflug der Albatrosse äußerst spektakulär per Monsterblock. Berlin schüttelte sich, ließ sich nicht beeindrucken und spielte die Kugel souverän runter. Vor allem mit dem Side-Pick and Roll auf der linken Seite waren die Berliner effektiv.

„Wir haben viele gute Spieler, die hervorragend Pick-and-Roll spielen können. Das kam so und hat gut geklappt“, erklärte Olinde nach der Partie. Hier müssen die Münchener, denen die müden Beine auf der Zielgerade anzusehen waren, adjustieren, um für eine umkämpfte Serie zu sorgen.

Olinde erklärte den starken Schlussspurt zum 86:73-Endstand wie folgt: „Es fühlt sich einfach gut an. Wir können 40 Minuten auf so einem hohen Level spielen, da fällt es vielen Teams schwer, lange mitzuhalten. Vielleicht waren die möglicherweise müden Knochen der Bayern die extra-Körner. Das ist aber auch der Wille in den Finals – und den hatten wir heute.“