Würzburg will’s wissen!
Für s.Oliver Würzburg steht am Mittwochabend das Hinspiel im Finale des FIBA Europe Cups gegen Dinamo Sassari an. In unserer Vorschau blicken wir auf die Stärken der beiden Teams.
Zu Saisonbeginn lag der Fokus von s.Oliver Würzburg ganz klar auf dem Ligabetrieb. Die Spiele im FIBA Europe Cup wurden nebenbei als gute Möglichkeit erachtet, um die Entwicklung des neu zusammengestellten Teams zu beschleunigen. Doch im Verlauf der Saison haben die Unterfranken immer mehr Gefallen an dem europäischen Wettbewerb gefunden. Mit jeder Runde stiegen Motivation und Ambitionen des Teams und des gesamten Vereins. Nun sind die Würzburger im Finale und haben die Chance, ein ohnehin schon historisch gutes Abschneiden auf internationalem Parkett mit dem Titelgewinn zu krönen. Doch mit Dinamo Sassari aus Italien steht diesem Vorhaben eine letzte hohe Hürde im Weg. Verstecken muss sich das Team von Head Coach Denis Wucherer jedoch nicht.
Starke Defense als Erfolgsrezept
Trumpf der Würzburger ist – wer hätte das vor Saisonbeginn gedacht? – die Defense. War die Verteidigung in den ersten beiden Saisonmonaten noch durchlässig wie ein Sieb, hat es Wucherer geschafft, ein defensives Bollwerk zu etablieren. Im aktuellen Kalenderjahr belegen die Unterfranken unter allen BBL-Teams laut den Advanced Stats von basketball.de Platz zwei beim Defensiv-Rating. Demnach lässt Würzburg seit Januar nur 107,1 Punkte pro 100 gegnerische Ballbesitze zu. Einzig die EWE Baskets Oldenburg lassen in diesem Zeitraum weniger Punkte zu als das Wucherer-Team.
Die Verteidigung war auch der Schlüssel zum Einzug ins Finale des FIBA Europe Cups. Im Viertelfinale ließ Würzburg gegen die offensivstarken Bakken Bears in beiden Partien weniger als 80 Zähler zu, im Halbfinal-Hinspiel in Varese, wo Würzburg den Einzug ins Endspiel praktisch schon klarmachte, waren es nur 66. Schlüsselspieler in der Defense ist Flügelspieler Xavier Cooks, der jede Position verteidigen kann. Der 23-jährige Australier kommt in der BBL auf starke 1,1 Steals und 0,8 Blocks pro Begegnung.
Die Offense blieb dagegen (zumindest in der BBL) häufig hinter den Erwartungen zurück. Beim Offensiv-Rating ist Würzburg trotz der vielen Ballhandler und vielseitigen Spieler ein unterdurchschnittliches BBL-Team. Dies liegt auch an der Wurfverteilung. Entgegen des Trends im modernen Basketball nimmt Würzburg sehr wenige Dreipunktewürfe und kommt gleichzeitig sehr selten an die Freiwurflinie. Stattdessen nehmen die Unterfranken viele Zweipunktewürfe, insbesondere aus der Mitteldistanz. Wucherer prognostizierte vor Saisonbeginn, dass sein Team in jedem Spiel 90 erzielen könne. In der Liga war ihnen dies bislang nur fünfmal gelungen, im europäischen Wettbewerb immerhin achtmal (plus zweimal 89 Punkte gegen Varese).
Neben Aufbauspieler Cameron Wells (11,3 PpG, 6,0 ApG) und auch Cooks kommt es im Angriff vor allem auf Jordan Hulls an. Der Schütze kommt zwar „nur“ von der Bank, hat als solcher aber schon viele Male Schwung in die Offense hereingebracht, wenn die erste Fünf – wie schon oft geschehen – schleppend in die Partie startete. Mit 12,9 Punkten pro Spiel ist Hulls Top-Scorer des Teams und ein exzellenter Distanzwerfer (47,2 3FG%). Varese machte im Halbfinale den Fehler, Hulls und auch den anderen Würzburger Dreierschützen viel Platz zu gewähren. Sassari wird Würzburg diesen Gefallen wohl nicht tun.
Sassari mit viel Frontcourt-Power
Kommt die Offensive der Würzburger ins Rollen, ist das Wucherer-Team für jeden Gegner ein gefährliches Team. Gerade in dritten und vierten Vierteln konnten so schon einige Rückstände aufgeholt werden. Gegen Sassari sollten die Unterfranken jedoch von Beginn an hellwach sein. Schließlich sind die Sarden äußerst heim- und offensivstark sowie generell aktuell in sehr starker Form. Dinamo ist wettbewerbsübergreifend seit elf Spielen ungeschlagen. Vor zweieinhalb Wochen fegten die Italiener den EuroLeague-Teilnehmer und Serie A-Tabellenführer Armani Mailand mit 93:79 aus deren Halle.
Eine wichtige Stütze des aktuellen Tabellensiebten in Italien ist der ehemalige Ludwigsburger Jack Cooley (auch 23 NBA-Spiele für Utah und Sacramento). Der Big Man kommt in insgesamt 49 Saisonspielen auf durchschnittlich 13,1 Punkte (51,8% FG) und 8,1 Rebounds. Unterstützt wird er im Frontcourt von Rashawn Thomas, der in seiner ersten Saison in Europa auf beachtliche 13,1 Punkte (48,7% FG) und 6,5 Rebounds pro Spiel kommt. Der 24-jährige Forward absolvierte auch vier Partien für die USA in der Qualifikation zur WM 2019 in China (6,0 PpG und 5,0 RpG in 15,7 MpG). Sassari wirft die Stärke ihrer großen Spieler in die Waagschale und spielt sehr physisch. Somit gilt es auf Seiten der Würzburger auch für die beiden Center Gabriel Olaseni und Mike Morrison, dagegenzuhalten.
Zu einem Wiedersehen kommt es zwischen den beiden Trainern. Sassaris Head Coach Gianmarco Pozzecco (siehe Foto oben) und Wucherer spielten einst zwei Jahre lang Seite an Seite im Backcourt während ihrer gemeinsamen Zeit in Varese. „Ich freue mich darauf, ihn wiederzusehen. Ich bin gespannt darauf, wie gut er als Trainer ist. Ich weiß, dass sein Team sehr gut ist. Mal sehen, ob er auch ein guter Trainer ist“, so Wucherer. Die Antwort darauf gibt es schon am Mittwochabend im Hinspiel auf Sardinien.
Beide Spiele gibt es live und kostenfrei auf dem YouTube-Kanal der FIBA zu sehen. Tipp-Off ist am 24. April um 20:30 Uhr.