Robin Benzing: „Thomas Päch hat in der Aíto-Schule viel gelernt“

Die Telekom Baskets Bonn sind mit einem 85:71-Erfolg über Casademont Zaragoza in die Champions-League-Saison gestartet. Bei den Spaniern stellt Robin Benzing den Topscorer – welcher einen spanischen Stil bei den Bonnern ausmacht.

Mit den Telekom Baskets Bonn und Casademont Zaragoza standen sich am Mittwochabend in Bonn beim ersten Spieltag der FIBA Basketball Champions League zwei spanische Teams gegenüber. Moment, zwei spanische Teams? Zumindest erkennt DBB-Kapitän Robin Benzing, der seine dritte Saison in Saragossa absolviert, einen spanischen Stil bei den Bonnern:

„Thomas [Päch] hat in der Berliner Aíto-Schule viel gelernt und gibt das seinen Jungs mit: Sie spielen flüssigen Basketball. Sie spielen schnell, cutten viel, suchen nach offenen Looks und werfen Dreier. Sie bewegen sich viel, dribbeln aber nicht so viel – das ist typisch spanischer Basketball“, beschrieb Benzing im Gespräch mit basketball.de den Bonner Stil. Eine Beschreibung, die Bonns Head Coach Tomas Päch auf der Pressekonferenz mit einem Lächeln annahm:

„Das trifft es ganz gut. Ich versuche, meinen Spielern Selbstvertrauen zu geben. Dass sie lernen, Entscheidungen zu treffen sowie Vorteile zu kreieren und zu nutzen“, führte Päch aus. Der Bonner Coach weiß aber, wie herausfordernd ein solches System sein kann: „Das ist nicht immer ganz einfach: Weil es nicht das System macht, sondern die Spieler müssen lernen, zu lesen. Ich habe von Anfang an gesagt, dass das noch ein langer Weg und ein langer Prozess sein wird. Natürlich hilft es, wenn man das mit einem Sieg beendet.“

„Die Bonner waren hungriger“

Der Sieg gegen Saragossa war nie gefährdet. Über 38:19 Minuten lagen die Bonner in Führung, den spanischen Basketball – in Form von Fastbreaks und Dreiern – zelebrierte Pächs Team vor allem im letzten Viertel: Aus einer aggressiven Verteidigung forcierten die Gastgeber viele Ballgewinne, um in der Transition einfache Abschlüsse zu generieren. Zudem verwandelten die Bonner in jenem Abschnitt sechs ihrer neun Dreier.

„Wir hatten versucht, mit einer Zone ihren Rhythmus zu brechen – haben aber nicht gut rotiert, womit die Bonner ihre freien Würfe getroffen haben“, konstatierte Benzing. „Sie haben Selbstvertrauen gewonnen, die Fans kamen ins Spiel – und dann ist es schwierig, wenn sie mit 15, 20 Punkten führen.“

Benzing stemmte sich mit 17 Zählern, einem Topwert der Begegnung, gegen die Niederlage. Kurz vor der Halbzeit fand der Forward seinen Touch, als er seine letzten drei Dreier versenkte – den dritten mit der Halbzeitsirene zum 38:43-Anschluss. Der 30-Jährige soll in Saragossa auch für das Scoring sorgen. Nach den Jahren 2015 bis 2017 ist Benzing im Sommer nach Spanien zurückgekehrt. Seine Rolle sei aber relativ gleich geblieben, wie Benzing erklärte:

„Ich denke, dass ich viel Verantwortung übernehme – jetzt vielleicht noch etwas mehr. Ich bin mittlerweile auch ein Veteran der Mannschaft. Ich habe viel europäisch gespielt; viele unserer Jungs spielen hingegen das erste Mal europäisch. Das heißt, dass ich auf und abseits des Felds die Mannschaft zusammenbringen muss.“

Benzing sah den Schlüssel der Niederlage Saragossas derweil nicht nur im Schlussabschnitt: „Wir sind immer einen Schritt langsamer gewesen als die Bonner. Sie waren hungriger: beim Rebound und in der Defense.“ Beim Rebound arbeiteten die Bonner im Lauf der Partie besser, dennoch gaben die Gastgeber ganze 15 Offensiv-Rebounds ab. Doch mit diesem Hunger, wie Benzing meinte, „haben sie sich immer mehr ein Momentum aufgebaut.“

„Es gibt einen Grund, warum ich die Minuten so verteile“

Ein persönliches Momentum baute sich auch Branden Frazier im Schlussabschnitt auf: Der Guard netzte innerhalb von drei Minuten drei Dreier ein, um den Bonner Vorsprung von neun auf 16 Zähler auszubauen. Dabei hatte Frazier zur Pause nur zwei Punkte auf dem Konto gehabt. Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Frazier in einer egalitären Offensive das größte Potential hat, als Go-to-Guy auch einmal zu übernehmen.

Während Frazier seine Mannschaft bei den Punkten (15) und Assists (5) anführte, machte Stephen Zimmerman seine bisher beste Partie im Bonner Trikot. Der Center zeigte sich entschlossen beim Abschluss und beendete die Partie mit 13 Zählern, sechs Rebounds und zwei Assists.

Letztlich bestach bei den Bonnern erneut das Kollektiv: Jeder der zehn eingesetzten Spieler trug zum Erfolg bei, acht Akteure legten zwischen sieben und 15 Zählern auf. Interessant zu beobachten ist, wie Päch die Minuten zwischen seiner Start- und Bankformation staffelt. Oftmals sind es nur zwei, drei Minuten innerhalb der ersten drei Viertel, in denen eine komplett neue Fünf auf dem Parkett steht. Das scheint System zu haben, wenn Päch auf der Pressekonferenz zu seiner Philosophie erklärt:

„Ich erwarte diese Energie und Intensität von meinen Spielern. Es gibt einen Grund, warum ich die Minuten so verteile. Und es gibt einen Grund, warum ich versucht habe, das Team so zusammenzustellen: Dass wir zehn Spieler haben, die auf einem hohen Niveau spielen können.“

Diese Ausgeglichenheit und Tiefe wird für Päch auch im weiteren Saisonverlauf von Bedeutung sein, ist sein Team doch in drei Wettbewerben aktiv. Erlebte der Bonner Head Coach zwischen der Heim-Schmach gegen Crailsheim und dem Pokal-Coup in München innerhalb von 48 Stunden die intensivste Achterbahnfahrt seiner Karriere, dürfte das dritte Spiel innerhalb von fünf Tagen für eine ruhigere Fahrt gesorgt haben. Denn die Partie gegen Saragossa könnte den wirklichen Basketball unter Päch gezeigt haben.