BBL Power Ranking: Saisonvorschau 2023/24
Zur neuen BBL-Spielzeit 2023/24 wird sich einiges ändern, mit dem Play-In-Format erwünscht sich die Liga noch mehr sportliche Brisanz. Inwieweit hat dieser Modus Einfluss auf die Planungen der Clubs? Und wo landen die 18 BBL-Teams am Ende der Saison?
Die BBL-Saison 2023/24 stellt eine Zäsur dar. Vielleicht gar nicht so sehr nach WM-Gold, denn nein, eine Liga der Weltmeister ist die BBL nicht, angesichts von nur vier Profis in den BBL-Kadern, und die Hype- ist mehr eine Gretchenfrage. Auch gar nicht so sehr, was den neuen Rechteinhaber betrifft. Vor allem sportlich wird sich so viel ändern: wie mit einem erweiterten Pokalmodus und dem Play-In-Format.
Dass das zehntplatzierte Team nach der Hauptrunde noch Chancen auf eine Playoff-Teilnahme hat, bedeutet gleichzeitig, dass Teams auf den dahinterfolgenden Plätzen noch länger im Wettbewerbsmodus sein dürften, das Niemandsland verringert sich also. Was könnte das für Teams bedeuten? Würden Mannschaften im vorherigen Niemandsland vielleicht länger an Spielern mit Ausstiegsklauseln festhalten, die vorher abgegeben wurden, sobald der Klassenerhalt perfekt war, insofern das finanziell möglich ist? Dies könnte also Folgen auf die Kader und damit Kräfteverhältnisse innerhalb der Liga haben.
Und gerade hinsichtlich des Play-In-Formats – zwischen sicherer und möglicher Playoff-Teilnahme und erweitertem Kandidatenkreis – wollen wir unsere seit 2020 etablierte Form des Power Rankings beibehalten, bei dem wir die Teams in verschiedene Ebenen („Tier“ sagt der US-Basketballer dazu) unterteilen: Titelkandidaten, sichere Playoff-Teams, mögliche Playoff-Teams, Niemandsland und Klassenerhaltskampf.
Das folgende Power Ranking bildet nicht den Status Quo vor Saisonstart ab, sondern will prognostizieren, wie die Kraftverhältnisse am Ende der Saison aussehen könnten (wobei man uns auch festnageln und folgende Grafik von #1 bis #18 interpretieren darf).
Umbruch bei EuroLeague-Clubs, Überraschung eines Aufsteigers?
In den vergangenen Jahren wurden hier immer der FC Bayern München und ALBA BERLIN gemeinsam als Titelkandidaten eingestuft, gemäß ihrem Status als finanzkräftigste Teams, die in der EuroLeague aktiv sind. Doch diesmal schreiben wir nur dem FC Bayern München diesen Status zu.
An beiden Standorten ist ein Umbruch auszumachen: in München durch die Verpflichtung des renommierten Trainers Pablo Laso, dem nächsten Spanier in der BBL, was auch eine Abkehr (und in dem Sinne auch eine Zäsur) von Trainern bedeutet, die vom Stil her auch vom ehemaligen Jugoslawien geprägt worden sind.
Bei Berlin durch Abgänge wie die eines Luke Sikma und Maodo Lo, bisherige Gesichter des Clubs. Gleichzeitig gehen die Albatrosse den Weg von Prospects auch bei internationalen Spielern weiter: neben Gabriele Procida sind das auf der Eins Ziga Samar und Matteo Spagnolo. Zu wenig Erfahrung für einen EuroLeague-Club? Und da die Bayern erneut bei der deutschen Rotation besser dastehen, sehen wir eben nur die Münchener auf der ersten Ebene.
Apropos europäische Wettbewerbe: so hart dieser Marathon gerade für ein unerfahreneres Team sein kann, so sehr können Clubs natürlich auch davon profitieren, nicht international zu spielen: wie die EWE Baskets Oldenburg in der vergangenen Saison. Das Team von Pedro Calles tut dies nun wieder, und sollte eigentlich tief genug besetzt sein, um diese Doppelbelastung zu meistern.
Bei den Playoff-Teams stellt sich diese Frage vor allem bei den NINERS Chemnitz. Das Auftreten unter Rodrigo Pastore gibt den Sachsen recht, und in der Spitze könnte dieses Team eigentlich auch ein sicheres Playoff-Team sein – aber eben nur in der Spitze. Denn wer kommt bei den deutschen Positionen hinter Jonas Richter, Kevin Yebo und Dominic Lockhart (welcher aktuell auch noch verletzt ausfällt)?
Mit europäischen Wettbewerben wurden in der Vergangenheit auch die Bamberg Baskets oder die HAKRO Merlins Crailsheim verknüpft, in der kommenden Saison weiterhin die Veolia Towers Hamburg, auch wenn deren nationale Platzierung eigentlich keinen EuroCup-Startplatz verdient hätte. Doch dieses Trio hat zuletzt Rückschritte gemacht und kommt demnach bei uns nicht über das Niemandsland hinaus, die Merlins – auch nach dem Karriereende von Boggy Radosavljevic und damit einem Fragezeichen hinter der deutschen Rotation – sehen wir sogar im Kampf um den Klassenerhalt.
In der Vergangenheit war es eher eine Regel als eine Ausnahme, dass ein Aufsteiger überrascht und sogar an die Playoffs klopft. Von den beiden diesjährigen Aufsteigern sehen wir dieses Potential mehr bei RASTA Vechta als bei den Tigers Tübingen. Mit Tommy Kuhse ein Point Guard, der mehr kann als er in Ludwigsburg gezeigt hat. Mit Wes Iwundu ein Spieler, bei dessen NBA-Vita man überrascht gewesen sein mag, dass er nach Vechta geht. Und mit einer deutschen Rotation, die sich für einen Aufsteiger sehen lassen kann. Es wäre schon fast eine Überraschung, wenn Vechta nicht überraschen sollte. Bonus: Das zweite Team Vechtas, in der ProA aktiv, könnte gespickt mit deutschen Prospects interessanter zu verfolgen sein als so manche BBL-Clubs.
Die Erwähnung europäischer Wettbewerbe kommt nicht von ungefähr. Denn die BBL startet in dieser Saison in die erste ihrer sogenannter Triple-Double-Strategie, bei der sie bis zum Jahr 2032 „die sportlichen Erfolge der Mannschaften insbesondere in internationalen Clubwettbewerben verdoppelt werden“ möchte. Diese Saison setzt also in gewisser Hinsicht die Grundlage für dieses Bestreben.