Frazier als Go-to-Guy: Bonn behauptet sich gegen Besiktas
Die Telekom Baskets Bonn haben ihren zweiten Sieg in der FIBA Basketball Champions League erneut den Crunchtime-Qualitäten eines Branden Fraziers zu verdanken. Auf Seiten von Besiktas Istanbul macht Ismet Akpinar sein bestes Saisonspiel.
Spiel verloren, einen Teil des Vorderzahns verloren. Ismet Akpinar hat eine verlustreiche Rückkehr nach Deutschland erlebt: Mit Besiktas Istanbul musste sich der deutsche Nationalspieler den Telekom Baskets Bonn in der FIBA Basketball Champions League mit 82:86 geschlagen geben.
Dabei war der Abend für Akpinar persönlich dennoch ein Gewinn – absolvierte er doch seine bis dato beste Partie im Besiktas-Trikot. Der Guard lief von Beginn an auf und lief offensiv direkt hieß: Zehn der 14 Zähler Istanbuls nach 5:23 Minuten gingen auf Akpinars Konto; zur Halbzeit hatte er 13 Punkte erzielt.
Schon Robin Benzing hatte vor zwei Wochen in Bonn sein Team in der ersten Halbzeit getragen. Doch auch Benzing war damals nach der Pause abgekühlt und hatte mit Saragossa eine Niederlage einstecken müssen. Dies widerfuhr auch Akpinar.
Der 24-Jährige traf trotz starker 18 Punkte (4/7 3FG) nicht immer die besten Entscheidungen: Bei Dribblings forcierte es Akpinar mitunter (5 TO), mal rotierte er nicht optimal, und nicht immer fand er die besten Optionen im Set-Play.
Ballabseits, als Schütze, überzeugte der Guard umso mehr: Vor allem Akpinars Aggressivität, früh im Spiel Verantwortung zu suchen und zu übernehmen, muss positiv herausgestellt werden – nimmt er bei Besiktas bislang doch keine offensiv so tragende Rolle ein. So nahm Akpinar letztlich mit neun Würfen zwei mehr als in den beiden vorherigen Champions-League-Partien zusammen.
Mitte des Schlussviertels verlor Akpinar dann einen Teil seines Vorderzahns, trotz Mundschutz, als er beim Kampf um den Ball von Branden Frazier im Gesicht getroffen wurde. Diese Aktion wurde als unsportliches Foul gewertet. Nachdem Akpinar seine beiden Freiwürfe verwandelt hatte, traf in der gleichen Possession der stark auftrumpfende Shaquille McKissic seinen Layup – zum 72:73-Anschluss aus Sichts Besiktas‘.
„Es ist eine Stärke von Branden Frazier, ein Spiel zu übernehmen“
Wenig später kam erneut die Zeit von Branden Frazier. Schon gegen Saragossa hatte der Combo-Guard in der Schlussphase übernommen, das tat Frazier auch diesmal: Innerhalb von 86 Sekunden traf er drei seiner vier Würfe für acht Punkte, den letzten seiner beiden Dreier trotz starker Verteidigung von Akpinar zum 83:74 bei 2:40 Minuten auf der Uhr.
Offensiv bestachen die Bonner erneut mit Ausgeglichenheit: Neun Spieler legten zwischen sieben und 14 (Frazier) Punkten auf. Und doch ist es für eine Mannschaft gut, gerade in einer Crunchtime, dass sich ein Spieler als Go-to-Guy hervorhebt – was Head Coach Thomas Päch aber nicht von sich aus forciert.
„Ich glaube an Entwicklung. Und ich glaube, dass Sachen wachsen müssen“, erklärte Päch auf der Pressekonferenz. „Ich bin keiner, der sagt, ,du musst das, und du musst das machen‘. Man muss vielmehr versuchen, die Situation zu finden, wo die Spieler ihren Persönlichkeiten und Stärken gerecht werden – und sie darin unterstützen. Und es ist definitiv eine Stärke von Branden, dass er in solchen Momenten einen klaren Kopf bewahrt und so ein Spiel übernehmen kann.“
Ein Extralob verteilte Päch auch an TJ DiLeo für seine Entscheidungsfindung und seinen entscheidenden Jumper zum 85:79 33 Sekunden vor Schluss. Wenig später besiegelte DiLeo den Sieg an der Freiwurflinie. Dass die Gäste noch einmal zurückkamen, lag an deren Kampfgeist wie auch an den Ballverlusten Bonns.
„Wir haben gut gekämpft, haben aber nicht gut gespielt. Es ist schwer zu gewinnen, wenn man sich 23 Ballverluste leistet. Sehr schwer. In Anbetracht dessen ist das Ergebnis noch gut ausgefallen“, konstatierte Besiktas-Coach Dusko Ivanovic auf der Pressekonferenz.
Auch sein Gegenüber Päch monierte die Ballverluste seines Teams, 16 ihrer 22 Turnover leistete sich seine Mannschaft nach der Pause. „Mit Blick auf die zweite Halbzeit müssen wir einen besseren Job bei der Anzahl der Ballverluste unter Druck machen. Wir haben uns durch den Druck zu einfachen Fehlern verleiten lassen“, machte Päch deutlich. „Wir sind dann aber stark geblieben. Und Branden hat ein paar wirklich wichtige Würfe getroffen.“