Traum von Gold geplatzt: Deutschland scheitert an Spanien

Die deutsche Nationalmannschaft hat den Einzug ins EM-Endspiel verpasst. Im Halbfinale gegen Spanien präsentiert sich die DBB-Auswahl im Schlussviertel zu schwach.

Die Chancen mögen in der jüngeren Vergangenheit kaum besser für eine deutsche Nationalmannschaft gestanden haben, ein spanisches Team bei einem großen Turnier zu schlagen als bei der diesjährigen Europameisterschaft. Schließlich war die DBB-Auswahl mit stolz geschwellter Brust nach einem furiosen Viertelfinalsieg gegen Griechenland ins Halbfinale eingezogen, und schließlich ließ Spanien viele große Namen vermissen. Doch diese EuroBasket ticket anders.

Und so musste sich das deutsche Team mit 91:96 geschlagen geben, um den dritten EM-Finaleinzug seiner Geschichte zu verpassen. Es war die siebte Niederlage bei großen Turnieren gegen die Iberer in Serie, zurückgehend auf die WM 2006.

Ausschlaggebend für die Niederlage war das schwache Schlussviertel, das mit 31:20 an Spanien ging. Gegen die wechselnden Verteidigungen Spaniens fand das deutsche Team kaum Mittel, der bis dahin so stark aufspielende Dennis Schröder ging ein wenig die Luft aus, und auf der Gegenseite war Lorenzo Brown nicht zu stoppen.

„Die Spanier machen einen guten Job, defensiv immer etwas anders zu spielen – da ist es schwer, in einen Rhythmus zu kommen“, analysierte Franz Wagner bei Magenta Sport. „Und dann haben wir es das ganze Spiele über nicht hinbekommen, das Pick-and-Roll mit Lorenzo Brown und Willy Hernangomez richtig zu verteidigen.“ Brown überragte mit 29 Zählern (11/17 FG) und sechs Assist, Hernangomez legte 16 Zähler (5/7 FG, 5/5 FT) auf.

Derweil schulterte Dennis Schröder sein Team und hatte bereits Anfang des vierten Viertels 30 Punkte erzielt. Doch in den letzten siebeneinhalb Minuten gelangen dem DBB-Kapitän keine Zähler mehr, er nahm nur einen Wurf aus dem Feld. Bis auf drei Sekunden spielte Schröder die komplette zweite Hälfte durch, ihm schien etwas die Luft auszugehen.

„Alberto Diaz hat großartig gegen Schröder verteidigt und uns den Sieg ermöglichte“, zollte Brown seinem Teamkollegen Respekt. DBB-Bundestrainer Gordon Herbert fand, dass sein Team gegen die Box-and-One „gut die Offense ausgeführt hat, aber einfach nicht punktete.“ Über einen Zeitraum von sieben Minuten im Schlussabschnitt erzielte das deutsche Team nur drei Punkte.

Mehr Smallball, weniger Wechsel

Bereits in der ersten Hälfte schien lange Zeit Spanien das Spiel zu bestimmen. Nach dem ersten Viertel hatten die Iberer 71 Prozent aus dem Feld getroffen, nur zwei Ballverluste begangen und 27 Punkte erzielt. Anfang des zweiten Durchgangs traf Rudy Fernandez zwei Dreier nach ballfernen Blöcken, Spanien war auf neun Punkte enteilt. Nach Switches fand Center Willy Hernangomez gute Abschlüsse, das auch generell im Kollektiv nach Ballbewegung.

Dreieinhalb Minuten vor der Pause lag das DBB-Team mit 32:41 zurück, dann übernahm der bis dahin starke Dennis Schröder komplett. Aus der Isolation und als Ballhandler war der Point Guard von keinem Spanier zu stoppen, dann fand auch Andi Obst seinen Rhythmus – mit einem 19:3-Lauf hatte Deutschland die Partie gedreht und war mit einer 51:46-Führung in die Pause gegangen. Bis dahin hatte Spanien noch gar nicht so häufig die Zone ausgepackt.

Ende des dritten Viertel, bei drei Minuten zu spielen, ging Herbert mit einer Formation aus Dennis Schröder, Maodo Lo, Nick Weiler-Babb, Franz Wagner und Johannes Thiemann klein. Wagner auf die Vier zu stellen, hatte Herbert bis dahin im Turnier vermieden. Doch diese Formation spielte sich eine zweistellige Führung heraus, Wagner punktete schließlich Anfang des vierten Viertels zweimal aus dem Eins-gegen-Eins. Doch wenig später verlor das DBB-Team komplett seinen Rhythmus.

Herbert hatte bislang meist auf Lineups mit zwei traditionellen Big Men beharrt, gegen Spanien ließ er die kompletten letzten 13 Minuten kleiner spielen. Derweil erhielt Johannes Voigtmann in den letzten 15 Minuten keine Einsatzzeit. „Wir hatten im vierten Viertel keinen Großen für Offensiv-Rebounds, wir hätten physischer sein können“, machte Schröder die Niederlage bei Magenta Sport aus. Schröder wie auch andere Akteure hätten zudem vielleicht mehr Verschnaufpausen gebrauchen können, doch in den angesprochenen letzten 15 Minuten ließ Herbert eine Sieben-Mann-Rotation auf das Parkett.

Über die komplette EM hat das deutsche Team dennoch überzeugt, nur diesmal präsentierte sich eine andere Mannschaft mit längerem Atem. Spaniens Trainer Sergio Scariolo schien zudem die richtigen taktischen Kniffe zu finden. Dennoch kann das deutsche Team immer noch nach einer Medaille greifen, am Sonntag im Spiel um Bronze gegen Polen ist die DBB-Auswahl der Favorit. „Unser Ziel war es, eine Medaille zu gewinnen – und die Option ist noch da“, richtete Schröder den Blick direkt nach vorne. Denn der Blick in die mittelfristige Zukunft, das lässt sich schon jetzt konstatieren, sieht für die deutsche Nationalmannschaft trotz geplatzter Gold-Träume golden aus.