NBA Playoff Preview #2 – Die Game Ball Rivalität – Bucks vs. Pacers
Die Milwaukee Bucks stehen eine weitere Postseason Ernüchterung davon entfernt, ihren Superstar Giannis Antetokounmpo endgültig ins Grübeln zu bringen, ob es Zeit wird für eine Luftveränderung.
Entweder für ihn. Oder den kompletten Rest des Bucks Kaders. Spoiler: Letzteres ist eher unwahrscheinlich und bringt die Bucks auch nicht näher an den nächsten Titel.
Die Indiana Pacers hingegen suchen weiterhin nach der Formel, um eine Identität zu schärfen, die über recht brotlose aber eben auch attraktive, offensive Spielweise hinausgeht. Ihrem Stil eine zusätzliche Metaebene hinzufügt.
Hat man Ansprüche ganz oben mitzumischen oder ist man (zu?) zufrieden mit dem Status Quo?
Beide Teams sind im besten Sinne gehobenes Mittelmaß der Liga. Aber eben auch nur das. Mittelmaß. Reicht eine recht unsinnige Rivalität, um dem Zuschauer da eine Playoffserie schmackhaft zu machen?
Und ob.
NBA Playoff Preview #2 – Milwaukee Bucks vs. Indiana Pacers
Rivalität und Nonsens liegen nah beieinander
Früher wurden Rivalitäten in entscheidenden Spielen geschaffen. Wie bei den Jordan Bulls und Bad Boy Pistons. Oder weil man zeitgleich die besten Jungstars dem Team hinzufügte und permanent miteinander um die Krone der Liga fightete. Lakers und Celtics der Bird, Magic Ära.
Auch mal auf kleinerer, der Spieler-Ebene und dafür umso destruktiver wenn man an den Shaq und Kobe Beef denkt.
Hier aber.. nun ja. Es ging um einen Game Ball nach einem 64 Punkte Spiel von Giannis. In der regular Season. Samt doch etwas unwürdiger Momente im Live TV.
Die Sitte einem Rookie nach seinen ersten Punkten den Spielball zu überlassen nach der Partie. Oder einem Spieler der ein außergewöhnliches Spiel hingelegt hat. Man kann das als Tradition empfinden. Man kann es aber auch bei Kollision der Interessen als unnötigen Krach empfinden.
Oder man kann den Kontext dahinter versuchen zu verstehen. Das Bucks Win Now Experiment rund um Lillard ist im Grunde mit Ansage „gescheitert“. Man befindet sich kurz vor der damals schon absehbaren 2 Jahres Grenze, wo der gewaltige Kater nach dem siegestrunkenen Lillard Deal einsetzt.
Gescheitert ist aber auch ein Stück weit noch zu hart als finales Resümee. Schließlich hat man in diesen Playoffs nochmal Zeit, diese Story umzuschreiben. Bisher jedoch verläuft die recht vorhersehbar.
Lillards Krankenakte füllt sich immer öfter und immer mal wieder. Auch wenn er offensiv wieder an alte Zeiten anknüpft in diesem Jahr.
Die unter Budenholzer hervorragend umgesetzte Drop Coverage rund um Roamer Giannis und Anker Lopez leidet sehr unter dem Abgang von POA Defender Holiday. Portis macht unterdessen Portis Dinge und wird wegen Doping gesperrt.
Middleton musste man Krankenakten bedingt aufgeben. Ergänzt durch Giannis offen zur Schau getragener Unzufriedenheit.
Von dem Thema Coaching Wechsel mal ganz abgesehen. Dieser passierte in der letzten Saison. Sehr überraschend. Und mit einer Wahl auf den Veteranen Rivers. Einem Championship Coach ständig alle Qualifikationen abzusprechen, wie es oft im Falle von Rivers passiert, ist dabei aber fehl am Platz.
Rivers hat es im Laufe dieser Saison auch immerhin geschafft, nach einem recht trostlosen Start wieder Konstanz ins Team zu bringen. Für eine gewisse Ruhe und Fokus zu sorgen. Wie es nun in den Playoffs und mit seinen berühmt, berüchtigten (non-?) Adjustings in der Serie gegen Indiana weitergeht weiß niemand. So fair sollte man sein.
Es war aber genau jene, nämlich letzte Saison, wo die Nerven in Milwaukee scheinbar besonders blank lagen. Zur Überraschung vieler, war man in Milwaukee wiederum überrascht, dass es nach einem Coaching Wechsel von der Konstante Budenholzer erstmal einen Bruch gibt.
Spätestens beim Lillard Win-Now oder besser gesagt dem Jrue Holiday Lose-Now Deal war das absehbar. Mindestens was die Defense angeht. Realistischerweise bezogen auf die komplette Teamtektonik bezüglich der zur Verfügung stehenden Schemes die man laufen kann. Offensiv und defensiv.
Das man dann dem Nachfolger Griffin zu wenig Zeit eingeräumt hat und ihn sogar bei einer halbwegs ordentlichen Siegquote verfrüht entließ, war ein weiteres Indiz für eine angespannte Grundhaltung in der Franchise.
Eben ähnlich angespannt wie sich der sonst, meist recht locker und umgänglich wirkende Antetokounmpo, in der besagten Game Ball Posse präsentierte.
Push it to the limit
Giannis drückt und pusht. Unentwegt und seit Jahren. Im positiven Sinne. Es hat schließlich auch zu einer Meisterschaft geführt als er die Franchise zu den Middleton und Holiday Moves gedrückt hat davor. Nur lässt sich der Trick die Franchise Ressourcen zu plündern für Win Now Moves nicht beliebig oft wiederholen.
Es verwässert sich mit der Zeit, weil auch die Ressourcen weniger werden. Kuzma ist eine respektable Verstärkung und folgerichtig gewesen. Aber eben auch alles, was man noch rund um Middleton als Ressource machen konnte. Einen soliden Rollenspieler. Mehr aber auch nicht. Nicht zu vergleichen mit einem gesunden Middleton.
Mit Blick auf die Capholds und Draftpicks mutiert dieses pushen auch schnell zu einem erdrücken der Franchise. Es ist einfach nicht mehr viel im Tank für einen kurzfristigen und ernstzunehmenden Push der Bucks.
Giannis ist daran nicht schuld, noch ist ihm etwas vorzuwerfen. Jahr für Jahr geht er motiviert, teils übermotiviert in die Saison. Und wirft alles in die Waagschale. Nimmt weder sich in Schutz noch ruht er sich auf etwas aus. Eben ein Champion.
Das von der Franchise ebenfalls zu erwarten, ist völlig legitim und hat der grauen Franchise Maus aus Wisconsin auch ein neues Image verpasst und in den letzten Jahren florieren lassen. Berechtigten lokalen Legendenstatus für Giannis inklusive.
Dementsprechend haben alle ihren Job erfolgreich erledigt. Aber die Reise scheint eher zu Ende zu sein. Auch wenn das wohl einige noch nicht wahrhaben wollen.
Sollte diese Postseason nicht eine deutliche Richtung zeigen, dass man noch zum Kreis der ernsten Contender zählt, wird man entweder das halbe Team austauschen müssen. Was mit Blick auf die Verträge, Free Agency und Trade Ressourcen eher unwahrscheinlich wirkt.
Zumal dies wiederum kein Schritt näher an die nächste Meisterschaft führen dürfte. Nur neues gehobenes Mittelmaß mit dann eben anderen Gesichtern um Giannis herum.
Oder man wird sich damit abfinden müssen, dass Giannis selber, obwohl es absolut glaubhaft ist, dass er, wie er immer wieder betont, es eigentlich nicht will, in der Offseason auf dem Block landen wird, um irgendwo anders bessere Chancen auf eine Meisterschaft vorzufinden.
Auch Giannis Tank wird irgendwann weniger werden im mittlerweile nicht mehr ganz jungen Alter. Und das ist ihm klar. Bittersüße Wahrheit für ihn.
Wahrscheinlich ist es diese unterschwellige und ernüchternde Erkenntnis, die zu einer Dünnhäutigkeit führt, in der man sich dann von einer Truppe junger Wilder aus Indiana im Vorlauf des Game Ball Dramas provoziert fühlte.
Man merkt, es gibt neue Teams, die sich nicht nur auf den Weg machen. Sondern einen dabei vom eigenen, aber eben auch vormals gleichen Weg verdrängen könnten. Old Lion meets new Lion Syndrom.
Sei es wie es sei. Diese beiden Teams können sich nicht riechen. Noch nicht auf einer Blutfehden Ebene wie die Bulls und Pistons oder Knicks früher. Aber man spielt sehr, sehr gern gegeneinander. Und will diese Matches unbedingt gewinnen. Bedenkt man noch das 4:2 in den letzten Playoffs für die Pacers, dann sind das gute Vorraussetzungen für eine packende Revanche.
Pace over substance
Bei den Pacers kam man dieses Jahr, ironischerweise wie die Bucks, auch zuerst eher lahm in die Saison. Vor allem Haliburton wirkte überspielt und bei weitem nicht mehr so frisch wie noch anfangs seiner Pacers Zeit.
Auch hier hat man sich gefangen, auch hier gibt es gefühlte Stagnation. Defensiv ist das einfach zu wenig. Man findet zwar immer bessere Rotationen und bindet wichtige Rollenspieler wie Nesmith und Nembhard immer besser ein. Sie steigern auch ihre Konstanz.
Nembhard lernt beispielsweise von T. J. McConnell, wie man auch mal Spiele ohne zu viele Turnover hinlegt. Und es ist eine gewisse Richtung erkennbar. Nur fehlt eben diese zusätzliche Ebene und Variation, um dann mal mehr als nur eine zweite Runde in den Playoffs zu erreichen.
Ja die heutige NBA und der heutige Basketball ist immer mehr ein Offensivsport, aber Pace alleine reicht nicht aus. Vor allem mit Blick auf die Celtics, Thunder, Cavs oder auch Rockets und Pistons, die in der Timeline das Potential haben, Langzeitkonkurrenten der Pacers zu werden.
Haliburton als Peter Pan
Haliburton fehlt das, was Giannis momentan ein bisschen zu viel hat. Jeder mag Haliburton. Wie kann man diesen positiven Typen auch nicht mögen. Humor, Spielweise, Skills. Nonchalantes Charisma. Aber manchmal wirkt er wie Peter Pan, der nicht erwachsen werden will.
Indiana wird irgendwann einen Haliburton im „Chefmode“ brauchen. Der auch mal unangenehm wird. Fordernder. Der vorangeht und dabei Ernsthaftigkeit ausstrahlt.
Sich nicht zufrieden damit zeigt, Stats aufzulegen, Spiele in der regular Season zu gewinnen und dabei seine Perimeter Würfe reinzudrücken. Der mehr die Penetration sucht und dahin geht, wo es weh tut. Auch in der Defense.
Der vokal die Franchise anspornt. Ob nun oncourt, im Locker Room oder im Front Office hinter verschloßener Tür.
Haliburton muss weniger Golden Boy und etwas mehr Stinkstiefel werden. Insofern man denn wirklich mal an eine Meisterschaft denken will. Und insofern er so ein Leader-Gen in sich hat. Nicht alle sind für so eine Rolle gemacht und das ist auch ok so.
Prognose
Die Bucks nehmen Revanche gegen die Pacers für die letztjährige Serie. Insofern Lillard nicht später als zum zweiten, maximal dritten Spiel wieder einsteigen kann. Die Bucks haben offensiv deutlich zugelegt, Kuzma bringt sich als Middleton Light Variante minus Clutch Shotcreator Skill gut ein. Portis ist frisch ausgeruht. Weil er eben Portis Dinge getan hat mit der 25 Spiele Sperre.
Giannis stopft so viele Löcher, wie es aktuell vielleicht nur Jokic schafft. Im Gegensatz zu Jokic auch an beiden Enden des Feldes. Lillard wird sich ebenfalls nicht kampflos seiner eigenen Post Bucks Zukunft ergeben und das Two Man Game von beiden hat sich verbessert. Lopez kratzt die letzten paar Liter im Tank zusammen.
Obgleich die Pacers als Team deutlich runder sind als die Bucks, gibt es einen Unterschied im Umgang mit der eigenen Schwäche.
Was den Bucks in der Offensive und Scheme Tiefe fehlt, ist geringer als das, was den Pacers defensiv abgeht. Die Reste der früheren Bucks Defense hingegen kann die High Speed Pacers zumindest grade soweit abbremsen, wie es nötig sein wird, um die Serie in knappen und vermutlich äußerst hitzigen 6 Spielen zu holen. Vielleicht sogar über 7.
Pacers wiederum werden sich ernüchtert in der Offseason fragen müssen, ob es reicht „nur“ gut zu sein. Oder ob man nochmal einen anderen Gang zusätzlich finden möchte. Peter Pan könnte in der Offseason seinen Moment des „Erwachsen werden Müssens“ haben.
..man kann übrigens nur hoffen das niemand den Game Ball der letzten Partie der Serie einfach so einsteckt…