Trae Young: „Ich muss ein besserer Scorer werden“

basketball.de: Trae, es kursiert die Geschichte, dass du seit vergangenem Sommer eine neue Lieblingsspeise hast…

Trae Young: Da stehe ich jetzt ein bisschen auf dem Schlauch. Was meinst du genau?

Erdnussbutter!

Ach so, stimmt. (lacht) Auch wenn es typisch amerikanisch ist, mag ich dieses Zeug eigentlich überhaupt nicht. Doch im Sommer 2018 war klar, dass ich ein bisschen Gewicht und Muskelmasse zulegen muss, bevor ich in meine Premierensaison in der NBA einsteige. Daher habe ich viele Protein-Shakes zu mir genommen und Dinge gegessen, die sonst nicht auf meinem Speiseplan stehen. Zum Beispiel eben Erdnussbutter.

Hat deine „neue Liebe“ denn geholfen?

Auf jeden Fall. Durch die zeitweilige Ernährungsumstellung habe ich locker fünf, sechs Kilogramm draufgepackt. Das hilft mir, um in dieser so physischen Liga besser dagegenhalten zu können.

Mit deinen nun 82 Kilo – verteilt auf 1,88 Meter Körpergröße – gehörst du zwar immer noch zu den Leichtgewichten der Liga, hast dir aber schon ordentlich Respekt erarbeitet…

Natürlich bin ich keine Naturgewalt, was meinen Körper angeht. Aber im September, kurz bevor die Saison begann, bin ich 20 Jahre alt geworden; ich fühle mich jetzt nicht mehr wie ein Teenager. Im Gegenteil: Nach meinen ersten Monaten hier in der NBA spüre ich, dass ich bereits angekommen bin. Mit meinen Skills kann ich eine gute Rolle in der Liga spielen.

Stichwort Skills: Wie würdest du deine Spielweise, deine Stärken beschreiben?

Ich bin ein klassischer Point Guard, der seine Mitspieler gerne in Szene setzt. Dabei helfen mir meine Übersicht, mein Ballhandling und mein Spielverständnis.

„In der NBA ist das Scoring für die Außendarstellung entscheidend“

Mit 7,6 Assists pro Spiel bist du mit großem Abstand bester Vorlagengeber aller Rookies in der Liga…

Mein Anspruch an mich selbst ist es, das Geschehen auf dem Parkett zu beeinflussen, auch wenn ich selbst mal nicht score. Je mehr Spiele ich nun in den Beinen habe, desto selbstsicherer fühle ich mich. In meinen ersten NBA-Partien war ich noch ziemlich nervös und habe unnötig viele Ballverluste produziert. Doch nun reduziere ich meine Turnover-Rate Stück für Stück. Das ist speziell auf meiner Point-Guard-Position enorm wichtig.

Dennoch gibt es andere Favoriten auf die Auszeichnung zum Rookie des Jahres, vor allem Dallas‘ Luka Doncic und Phoenix‘ Deandre Ayton. Warum ist das so?

Weil die beiden konstanter scoren als ich. Schließlich ist die NBA eine Liga, in der das Scoring für die Außendarstellung entscheidend ist. Die selbst erzielten Punkte werden immer deutlich vor den eigenen Assists erwähnt. Das muss ich so akzeptieren.

Besonders mit deinem Drei-Punkte-Wurf, der zu 31 Prozent fällt, hast du Probleme.

Das kann ich nicht leugnen. Deshalb muss ich mittelfristig ein besserer Scorer werden und konstant hochprozentiger treffen. Dass ich dazu in der Lage bin, habe ich in der NBA ja bereits bewiesen…

… wie bei eurer Partie in Portland, als du mit 30 Punkten der Hawks-Topscorer warst. 73 Prozent deiner Feldwürfe (11/15 FG) und 50 Prozent deiner Dreier (3/6 FG) hast du versenkt.

Genau. Das sind die Zahlen, die ich bald regelmäßig auflegen möchte.

 „Vince Carter ist ein überragender Mentor für mich“

Welche Ziele hast du ansonsten mit den Hawks?

Ganz klar: Wir wollen unbedingt zurück in die Playoffs. Von 2008 bis 2017 war unser Club dort Stammgast, bevor die Playoffs in der vergangenen Saison erstmals verpasst wurden. Das wollen wir so schnell wie möglich reparieren.

Wann?

In dieser Saison wird es für unser neu zusammengewürfeltes Team wohl nicht mehr reichen. Aber wir sind nicht weit weg. Spätestens nächstes Jahr soll es wieder soweit sein.

Welchen Stellenwert hat dein Teamkollege Vince Carter bei diesem Neuaufbau?

Vince ist ein überragender Mentor für mich und meine jungen Mitspieler. Ich kann ihn ständig mit Fragen löchern, zum Beispiel, wenn es um spezielle Gegenspieler oder Matchups geht. Seine Erfahrung ist Gold wert. Und es ist ja auch verrückt: Als er im Sommer 1998 gedraftet wurde, war ich noch gar nicht auf der Welt… (schmunzelt)

Könntest du dir vorstellen, genau wie Vince auch noch mit 42 Jahren auf dem Court zu stehen?

Puh, ob das wiederholbar ist – keine Ahnung.

Wahrscheinlich wäre noch eine Menge Erdnussbutter vonnöten…

Das in jedem Fall. (lacht)

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