Der Porzingis-Trade aus Sicht der Mavericks: Volles Risiko

Die Dallas Mavericks gehen All-In: Nach Luka Doncic holen sich die Texaner mit Kristaps Porzingis von den New York Knicks einen weiteren europäischen Jungstar an Bord. Eine Analyse des Trades aus Sicht der Mavs.

Die Dallas Mavericks gehen All-In. Nur wenige Wochen, nachdem Teambesitzer Mark Cuban mit der kontrovers aufgenommenen Aussage auf sich aufmerksam gemacht hat, dass er die basketballerische Ausbildung in Europa deutlich bevorzugt, holen sich die Texaner den Letten Kristaps Porzingis an Bord, um zusammen mit Luka Doncic eines der vielversprechendsten neuen Star-Duos der NBA zu bilden. Dabei geben sie mit Dennis Smith Jr. nicht nur den neunten Pick des 2017er Drafts, sondern auch zwei weitere zukünftige Erstrunden-Picks ab. Aufgrund der „Stepien Rule“, die besagt, dass Franchises Erstrunden-Wahlrechte nicht in aufeinanderfolgenden Jahren traden dürfen, hat dieser Tausch möglicherweise bis 2024 Konsequenzen.

Wie schief das gehen kann, haben zuletzt die Brooklyn Nets erfahren, die sich noch heute vom Kevin Garnett- und Paul Pierce-Trade mit den Boston Celtics im Jahre 2013 erholen. Dazu gibt Dallas noch die auslaufenden Verträge der ehemaligen Starter DeAndre Jordan und Wesley Matthews ab, für die es mit einem anderen Trade-Partner mit hoher Wahrscheinlichkeit noch mindestens einen 2nd Round Pick bekommen hätte. Der Trade in der Übersicht:

Dallas erhältNew York erhält
Kristaps PorzingisDennis Smith Jr.
Tim Hardaway Jr.DeAndre Jordan
Courtney LeeWesley Matthews
Trey BurkeErstrunden-Pick 2021
Erstrunden-Pick 2023 (Top-10-geschützt)

Volles Risiko also…

Volles Risiko also für den 23-jährigen Letten, der aufgrund seiner Mischung aus 2,21 Metern Größe, Beweglichkeit und Wurffähigkeit nicht umsonst als „Unicorn“ bezeichnet wurde. Denn es ist weder garantiert, dass er über 2020 hinaus bleibt, noch, dass er nach einem Kreuzbandriss im Februar 2018 und einem Ruf für Verletzungsanfälligkeit sein volles Potential ausschöpfen können wird. Ein berechtigtes Risiko?

Der Hauptgrund für diesen gewagten Schritt ist Luka Doncic. Der Slowene hat bislang in seiner Rookie-Saison dermaßen überzeugt, dass die Mavericks denken, in ihm den legitimen Nachfolger von Dirk Nowitzki als Franchise-Spieler gefunden zu haben.

Kein Porzingis bis zur nächsten Saison?

Gerüchten zufolge könnte Porzingis auch bereits in dieser Saison an der Seite des Shooting Stars spielen, aber Dallas scheint sich dafür entschieden zu haben, ihn nur zuschauen zu lassen.

Ein Grund dafür könnte sein – ähnlich wie es bei den Knicks der Fall gewesen wäre -, dass die Mavs keine Hoffnungen mehr haben, in dieser Saison die Playoffs zu erreichen, und ihre Position im Draft im Blick haben. Zwar ist der eigene 2019er Erstrunden-Pick im Trade für Doncic am Draft-Tag des vergangenen Jahres an die Atlanta Hawks gegangen, allerdings hat dieser einen Top-5 Schutz. Mit einer schwachen Restsaison haben die Mavericks bei 31 noch zu absolvierenden Spielen also die Möglichkeit, ihre Chancen darauf, den Draft-Pick erst 2020 abgeben zu müssen, zu erhöhen und damit dem Top-Duo ein weiteres Talent an die Seite zu stellen. Auch wenn das Draft-Jahr 2019 in der Tiefe als schwach eingeschätzt wird, besteht dann zumindest eine Außenseiter-Chance auf die großen „Prospects“ wie Zion Williamson und Ja Morant. Stand jetzt sind allerdings bereits mindestens sechs Teams auf Kurs, schlechter als Dallas abzuschneiden. Spätestens in der Offseason 2020 haben die Mavs zusätzlich noch die Möglichkeit, mit dann viel vorhandenem Cap Space, zwei weitere große Namen nach Texas zu locken.

Ein Blick auf die vorläufige Lineup für die weitere Saison deutet aber auch an, dass ohne Porzingis nicht genug Qualität vorhanden ist, um im Kampf um die Playoffs mitzumischen. Die vorläufige Aufstellung mit Matchup-abhängigen Startern auf der Center-Position:

PositionStarterBankBank
PGJalen BrunsonTrey BurkeDaryl Macon
SGLuka DoncicDevin HarrisCourtney Lee
SFTim Hardaway Jr.Justin JacksonRyan Broekhoff
PFDirk NowitzkiDorian Finney-SmithKostas Antetokounmpo
CDwight PowellMaximilian KleberSalah Mejri

Die Gelegenheit beim Schopfe gepackt

Die Dallas Mavericks setzen alles auf Luka Doncic und stellen ihm einen weiteren europäischen Topspieler an die Seite. Porzingis muss im Sommer 2019 (oder spätestens 2020 als unrestricted Free Agent) langfristig gebunden werden und gesund bleiben, damit dieser Trade mit den New York Knicks nicht zum Desaster mutiert. Zuvor hat der „Zinger“ stets den Eindruck vermittelt, dass Dirk Nowitzki für ihn ein Vorbild ist und dass er sich gut mit Doncic versteht. Dass er im folgenden Juli auf einen lukraktiven Maximal-Vertrag bei Dallas verzichtet und nur die Qualifying-Offer annimmt, die seinen Rookie Vertrag 2020 auslaufen lässt, erscheint extrem unwahrscheinlich und wäre auch ein einmaliges Vorkommnis seit der Einführung dieser Regelung Ende der 90er Jahre.

Nach der Meisterschaft 2011 scheiterte das Management der Mavs trotz Nowitzki immer wieder daran, ein Team zusammenzustellen, das um den Titel mitspielen kann. Mit diesem Hintergrund hat Dallas die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und sich gut positioniert, um in der Ära nach LeBron James in Los Angeles und dem Team des Jahrzehnts, den Golden State Warriors, auf höchstem Level anzugreifen. Allerdings werden die Anhänger der Mavericks dafür noch einiges an Geduld mitbringen müssen. Ein 2,03 Meter großer Aufbauspieler mit einem 2,21 Meter großen Center, die beide von überall werfen können, stellen eine mögliche nächste Evolutionsstufe modernen Basketballs dar. Eine besonders Attraktive dessen.