81 Punkte. Heute vor 18 Jahren. Kobe Bryant. Jalen Rose.
(K)Ein Nachruf:
Ich möchte über Kobe reden. Nicht nur heute. Kobe Bryant ist der Grund für vieles. Über Kobe gibt es unzählige Geschichten zu erzählen. Der Spieler Kobe. Der Mensch Kobe. Der Einfluß auf mich als Person.
Als ich für unseren US-Manager die Idee hatte, 3 Surprise Trades zu droppen, war mir von Anfang an klar, dass ich unbedingt auch ein Kobe Bezug dabei haben wollte. Es ist für mich aber schwer sein Todestag hierfür zu wählen. Der wird auch so hart genug. Wieder mal. Sein Geburtstag fällt auch raus aufgrund des Datums.
Ich bin ein später Bewunderer von Kobes Schaffen. Um es mal auf ein plattes Level zu sublimieren:
Ich mag Volume Shooter (zumal mit der Neigung ineffiziente Nächte zu haben) im Grunde nicht. Es gibt smartere Wege als Team zu spielen. Da muss man schon objektiv sein. Es gab auch Jahre wo ich mit Kobes Spielweise fremdelte. Nicht mit seiner Leadership die unbestritten war. Aber mit der Spielweise. Iso Ball at it’s best (means as well the worst sometimes).
Kobe steht als Synonym aber für vieles mehr, als nur der Betrachtung eines Spielstils oder der dazugehörigen Shot Selection. Wobei Kobes Spiel sehr viel feiner und vielseitiger war als man es manchmal denkt. A true master of his craft. Da sah vieles nach Geballer aus, was mit sehr viel mehr Hirnschmalz verbunden war, als es bisweilen wirken kann.
Es wird auch nicht alles zu klären sein in einem kleinen Randartikel wie dem heute. Es gibt in meiner Wahrnehmung einfach zu viele markante Kobe Anekdoten und Meta Perspektiven der Betrachtung.
Sein letztes Spiel. Sein Umgang mit der Familie. Sein Einfluß auf mich und meine Sicht auf Work Ethic. Auf das Leben. Auf Zeit. Die Rolle als Vater einer Tochter.
Die Situation als er mit erhobenem Haupt, gerissener Achillessehne und sichtlich angeschlagen aber würdevoll die Freiwürfe nahm, um ausgerechnet gegen die aufblühende, spätere Dynastie aus Golden State den Spielstand für seine Lakers auszugleichen. Wohlwissend das durch diese Verletzung und in dieser Sekunde die sportliche Karriere auf dem absoluten Endlevel vorbei ist. Man sieht es in den Augen. Er weiß das es vorbei ist. Und bewahrt dennoch die Fassung und Haltung.
Oder auch wenn er bei Jimmy Kimmel sitzt und mit anschauen muss, wie die damalige Lakers Truppe absolut nichts von dem verstand wofür seine Leadership stand.
Und natürlich den Grund dieses Beitrages.
2006. Toronto. Der 22. Januar. Allein über dieses Spiel könnte man Seiten füllen. Über Kobes unglaubliche zweite Halbzeit. Die Mythen um das späte Benching welches verhindert hat, dass Wilt Chamberlains Rekordmarke von 100 Punkten in einem Spiel gebrochen wird.
Ob das nun gewollt war von Kobe. Oder eine der cleveren Coaching Ideen vom Zen Meister Phil Jackson, um Kobe noch hungriger zu machen für den Rest der Saison. Ich war nicht dabei also finde ich es schwierig mir da abschließend eine Meinung zu bilden, wie viel davon Wahrheit, PR Sprech oder auch Verklärung ist im Nachhinein.
Vom wütenden Kobe, bis hin zum Kobe, der nicht den Zwang darin sah, unbedingt ein Rekord zu brechen (denn der Sieg in dem Spiel war sicher zu dem Zeitpunkt. Und genau darum ging es Kobe immer. Gewinnen.) ist für mich alles vorstellbar.
Wie gesagt. Alleine über dieses Spiel könnte man zig Seiten füllen über taktische oncourt Konzepte, Sportsmanship, Coaching, Defense. Die Auswahl ist riesig.
Unterm Strich stehen erstmal eine Demonstration der Mamba. Und ein Trauma für Jalen Rose. Was aber sowohl der eine, als auch der andere mit einem hervorragenden Sinn für Humor später nahmen.
Es gibt aber neben all diesen sportlichen Dingen, weitere unzählige Dinge, die mich im tiefsten Innern meines eigenen Lebens berühren, wenn ich an Kobe denke. Und das kam überraschend. Diese andere Ebene.
Ich wusste nicht was mich erwartet. 2020. Ich war betroffen als ich im Auto nachts und bei Regen auf dem Rückweg von einem Job war. Von dem tragischen Vorfall erfuhr in dem Kobe, seine Tochter Gigi und mehrere andere Personen, darunter eine komplette Familie brutal aus dem Leben gerissen wurden. Eine Formulierung die reißerisch klingt aber nun mal leider den Kern trifft.
Natürlich hat es mich betroffen gemacht. Dies gehört bis heute zu einem der wenigen Momente meines Lebens, der sich tief in mich hineingebrannt hat. Und wenn ich ehrlich bin ist es zu früh um darüber zu schreiben.
Was ich aber nicht erwartet hatte, war das Ausmaß. Wie tief mich das berühren und beschäftigen wird. Was ich danach daraus lernte. Auch retrospektiv VON ihm lernte.
Kobe war aber auch eine mir nicht privat bekannte Person. Warum also hat mich das so getroffen? In den ersten Tagen war es nur eine Art tumbes Ohnmachtsgefühl und Vorahnung. Nicht definierbar. Ein omnipräsentes flaues Gefühl im Magen.
Recht kurz danach folgten die ersten News zur Pandemie. Um mich herum zerbrach mein berufliches und privates Leben in Rekordtempo. War dies, dieses undefinierbare Gefühl? „Damit hatte Kobe ja nichts zu tun“ ging mir in dieser Situation oft durch den Kopf. Ich hab es nicht verstanden warum mich dieser tragische Vorfall so sehr beschäftigt und extrem vereinnahmt hat.
Ich begann mich näher mit dem Mann Kobe zu befassen. Vieles bekommt man aktiv nicht immer mit, wenn man sich im Hamsterrad des Alltags abstrampelt. Ich entdeckte etwas Unerwartetes.
Das es neben dem Spieler. Dem Killerinstinkt. Der Mamba. Dem Typen der morgens um 3 aufsteht und schon die ersten 3 Trainingssessions hinter sich hat, wenn andere Spieler erst aufstehen oder gar aus dem Club taumeln. Dem Champion. Dem knüppelharten Sportler, der bei einer gebrochenen Nase nur nach der Maske fragt, damit er weiterspielen kann. Oder sich stumpf den Finger wieder einrenken lässt, um nicht aus dem Spiel gehen zu müssen.
Neben all diesen Personas von ihm. Gab es den Mann Kobe. Den Vater. Den Künstler, wenn man zb. an seine Filme denkt. Den der in den Jahren nach all den Verletzungen seinen Frieden mit sich fand. Das Leben meisterte wie kaum eine andere Person in meinen Augen. Im Einklang und Reinen mit sich war.
Der nicht wie andere ehemalige Sportler in die Falle tappte. Innerlich nie den Court zu verlassen und nie ins neue Leben zu finden. Jordan wirkt bis heute im Dauerkampf Modus. Bei aller Bewunderung für den Goat. Kobe hat vorgemacht wie es auch gehen kann.
Er hat vorgemacht, wie man nicht nur das Spiel meistert. Sondern das, wo es drauf ankommt. Das Leben.
Jordan mag oncourt in gewisser Weise der Meister und Kobe der Schüler gewesen sein. Aber als ich dann eines Tages völlig unvorbereitet, die Ansprache von Jordan bei Kobes Trauerfeier sah traf mich der Schlag.
OFFcourt war es nämlich Kobe, der auch ein Michael Jordan und erst Recht mich auf die Schulbank verwies. Jordan hat es ähnlich hart erwischt wie mich. Und das war ungewohnt ihn so zu sehen. Eine Zäsur.
Als um mich herum mein Leben zerbrach, war ich zwar nervös ob der Dinge die kommen und die mir in ihrem Ausmaß recht schnell bewusst waren. Als es neben mir noch kaum jemand für möglich hielt, was auf uns alle zukommen wird. Dennoch war ich unterm Strich recht teilnahmslos gefasst. Mal bist du Baum. Mal bist du Hund.
Aber als ich erkannte welch Vorbild und Inspiration da die Welt verließ. War es als hätte ich einen engen Freund verloren. Ich kann mir das bis heute nicht erklären.
Kobe hat mich posthum durch die kommenden Jahre 2020-2023 gebracht. Immer wenn ich nicht weiter wusste hab ich mich gefragt.
Was würde Kobe tun?
Man darf niemals die Kraft der Inspiration. Der Emotion. Und des Durchhaltewillens unterschätzen.
Danke Kobe für dieses Geschenk im Leben. Erkenntnis. Und ich werde noch öfters und konkreter über dich sprechen.
Das schulde ich dir.