Benni Zander: „Was erzählt der da für einen Quatsch?“

Benni Zander kommentiert bei MagentaSport die BBL, EuroLeague und Nationalmannschaft. Im Interview spricht Zander über die Spontanität beim Kommentieren, die Vorbereitung auf Spiele, das Reisen als Kommentator und seinen Werdegang.

basketball.de: Wir treffen uns heute nach dem Spiel des SYNTAINICS MBC gegen den FC Bayern München. Das Spiel begann um 15 Uhr, um 14:45 Uhr ist MagentaSport live gegangen. Wann geht dein Arbeitstag los, doch nicht erst um 14:45 Uhr?

Benni Zander: Nein, wir treffen uns immer zwei Stunden vor Sendestart, bei größeren Produktionen auch gerne mal zweieinhalb Stunden vorher. Dann haben wir Besprechung, machen die voraufgezeichneten Interviews, proben alles einmal durch, und dann startet die Sendung.

Danach gibt’s immer noch den Nachbericht, was auch noch mal eine gewisse Zeit dauert, je nachdem ob das Spiel in eine Verlängerung gegangen ist oder es viele Highlights gab. Du kommst also so zwei Stunden vor Sendebeginn zur Halle, und wenn das Spiel vorbei ist, dauert es noch einmal mindestens eine Stunde für den Nachbericht.

Heute war es easy, da es ein Spiel bei mir vor der Haustür war. Aber wenn du jetzt noch nach Braunschweig, Berlin oder Bamberg fährst, hast du noch mal jeweils zwei Stunden An- und Abfahrt. Dann ist der Arbeitstag am Ende schon ziemlich lang.

Du bist sehr viel unterwegs, wie du gerade selbst sagst. Ist das Unterwegssein für dich Stress, oder gehört das einfach dazu?

Ich habe mir das mittlerweile so angenehm wie möglich gemacht. Ich habe mir angewöhnt, in den vielen Stunden auf der Autobahn oder im Zug – je nachdem, womit ich gerade unterwegs bin – vor allem Podcasts zu hören. Dann ist das für mich so, wie für andere Leute im Fernsehen zu zappen oder zu gucken, was bei ihrem Streaming-Anbieter läuft.

Aber ehrlich gesagt könnte ich schon manchmal auf ein paar Fahrtkilometer verzichten. Es ist schon angenehm, wie heute einfach vor die Haustür zu gehen und zu wissen: Du fährst drei Minuten, und dann bist du an der Halle. Das ist bei mir die Ausnahme. Nicht falsch verstehen: Es ist natürlich trotzdem geil, überhaupt vor Ort in den Hallen sein zu dürfen. Nur die Fahrerei durch die Republik strengt manchmal ziemlich an.

„Mein Outlook-Kalender ist mittlerweile total bunt“

Du bist für mehrere Auftraggeber unterwegs, wie zum Beispiel für DAZN und MagentaSport. Wie schaffst du es, das zu koordinieren? Jeder hat ja vermutlich den Anspruch, quasi immer auf dich zugreifen zu können, oder?

Du musst natürlich Absprachen mit den Sendern treffen. Bei mir sind es im Prinzip drei Hauptauftraggeber: MagentaSport mit der BBL oder EuroLeague im Basketball und der 3. Liga im Fußball. Was die Live-Berichterstattung angeht, mache ich da aktuell klar am meisten. Dann mache ich für DAZN einen Fußball-Podcast und kommentiere ab und zu Fußball und NBA. Und bei Amazon kommentiere ich unter anderem die Fußball-Bundesliga als Audiostream.

Du sprichst mit deinen Chefs also vor der Saison, was sie gerne hätten pro Monat und was du anbieten kannst. Ich bin ja in der privilegierten Lage, dass ich drei Auftraggeber habe, die sehr verlässlich mit mir planen und mich einsetzen. Das ist auch nicht selbstverständlich.

Du gibst dann die Verfügbarkeiten an und puzzelst dir deine Wochenenden so zusammen, dass am Ende der Monat gut gefüllt ist. In meinem Outlook-Kalender habe ich zur besseren Übersicht mittlerweile zig verschiedene Farben für die einzelnen Auftraggeber, der ist mittlerweile total bunt.

Setzt du dich jetzt jedes Jahr mit deinen Auftraggebern hin und sprichst ab, wie viele Spiele du für sie diese Saison machst?

Nicht unbedingt vor jeder Saison, aber in regelmäßigen Abständen. Wenn bei Sender XY das Übertragungsrecht verlängert oder nicht verlängert wird, musst du eh immer gucken, was das für Auswirkungen für dich hat. Mein allererster Sender 90elf, bei dem ich Volontär war, musste zumachen, weil er die Übertragungsrechte verloren hat. Das werde ich nie vergessen.

Deswegen habe ich immer im Hinterkopf: Setz nicht alles auf ein Pferd und schau, dass du dich einigermaßen breit aufstellst. Es kann immer mal passieren, und ist auch schon größeren Sendern passiert, dass sie Übertragungsrechte verlieren. Deswegen bemühe ich mich, das breiter zu streuen.

„Mein allererster Sender 90elf musste zumachen, weil er die Übertragungsrechte verloren hat. Das werde ich nie vergessen“

Du kommentierst neben Basketball auch Fußball. Kann man das vergleichen, oder ist das etwas total anderes?

Fußball kommentiere ich ja aktuell vor allem zum Hören, also als Audiostream. Das ist natürlich komplett anders. Da redest du ohne Punkt und Komma und musst auch mehr beschreiben für den Hörer. Generell sind die Sportarten aber natürlich einfach sehr unterschiedlich. Beim Basketball ist die Chance auf Entertainment prinzipiell ein bisschen größer, finde ich. Schon allein durch die begrenzte Angriffszeit. Du hast auch keine Unentschieden, kein 0:0. Es ist einfach mehr los, und es gibt viel mehr Aktionen und Würfe.

Du musst bei der Übertragung auch immer wachsam sein. Der Klassiker für die Zuschauer zu Hause ist ja immer: Die sitzen auf dem Sofa, sehen irgendeine Szene, zum Beispiel ein Foul, und ich ordne das Foul dem falschen Spieler zu. Mal habe ich mich vielleicht einfach verguckt, aber oft hat das ganz andere Gründe. Du sitzt ja da nicht nur und konzentrierst dich die ganze Zeit auf das Spiel. Dir quatscht der Regisseur oder Leiter der Sendung aufs Ohr, oder du schaust gerade auf den Statistik-Monitor. In dem Moment schaue ich halt nicht aufs Feld und höre dann nur den Pfiff. Früher, als ich selbst nur Zuschauer war, dachte ich mir auch: Was erzählt der da für einen Quatsch?

Gerade bei den kleinen Übertragungen wie heute haben wir zum Beispiel keinen Moderator. Da mache ich alles: Moderation, Kommentar, Interviews, Nachbericht. Das ist alles sehr kleinteilig, und da kann es passieren, dass mal was durchrutscht. In manchen Hallen, wie zum Beispiel in Bamberg, sitzt du auch wahnsinnig nah am Publikum, was einerseits toll ist, aber gleichzeitig ballert halt unmittelbar hinter deinem Ohr ständig eine Klatschpappe. Da musst du immer sehen, dass du den Fokus behältst.

Heute zum Beispiel: Drei Minuten vor Ende des Schlussviertels haben der Leiter der Sendung und ich abgesprochen, wen wir interviewen wollen, um das bei den Pressesprechern anzumelden. Sowas sorgt dann halt manchmal dafür, dass ich Quatsch erzähle, weil ich gerade nicht aufmerksam war. (lacht)

„Ich bin zusammen mit Chris Schmidt eher als der Schreihals bei uns im Reporterteam bekannt“

Wie ist das für dich als Kommentator: Spürst du den Druck, etwas sagen zu müssen, oder kommt das aus der Situation heraus?

Das kommt aus der Situation heraus. Ich habe natürlich meine Vorbereitung auf ein paar Zetteln. Da stehen dann Stichpunkte und Zahlen drauf, die ich zu beiden Teams spannend finde und erzählen will. Bei mir ist es so, dass ich ursprünglich im Radio Fußball kommentieren gelernt habe. Dadurch rede ich manchmal tendenziell selbst für meinen eigenen Geschmack zu viel. Beim Fernsehen könnte ich öfter mal die Klappe halten. Das fällt mir aber schwer, weil ich das mal so gelernt habe. Es ist aber hoffentlich schon besser geworden.

Ansonsten versuche ich bewusst nicht, mir zum Beispiel ausformulierte Geschichten und Sprüche vorzuschreiben. Ich finde das schwierig. Ein Live-Kommentator sollte sich daran orientieren, was auf dem Platz passiert und dann spontan darauf reagieren. Wenn ich mich vorher am Donnerstag hinsetze und aufschreibe, welche Metapher ich unbedingt erzählen will, kann es ja immer noch passieren, dass sich das Spiel ganz anders entwickelt. Bevor ich dann auf Krampf irgendetwas reinbringe, was gar nicht zum Spiel passt, lasse ich es lieber gleich ganz.

Es gibt Kollegen im Magenta-Team, die sind da in Sachen Spontanität noch viel stärker als ich. Zum Beispiel Körni [Michael Körner, Anm. d. Red.]. Der hat eine unglaublich bunte und abwechslungsreiche Sprache. Das bewundere ich echt. Ich hoffe, dass kommt mit der Erfahrung bei mir auch. Er macht den Job gefühlt ja auch schon 100 Jahre länger als ich. (lacht) Bei mir kommt vieles eher über die Emotionalität. Ich bin ja zusammen mit Chris Schmidt eher als der Schreihals bei uns im Reporterteam bekannt…

Wie genau bereitest du dich auf so ein Spiel vor?

Wenn ich ein Team schon mal hatte in der Saison, hilft das natürlich total. Da weißt du, was dich erwartet, hast die Vorbereitung schon mal gemacht und musst zum Beispiel die Kaderliste nur noch aktualisieren und anpassen: Hat jemand Geburtstag gehabt? Oder spielt jetzt jemand mehr Minuten? Solche Sachen.

Dann suche ich immer noch aktuelle Geschichten rings um die Clubs und Spieler raus. Was war da in letzter Zeit so los? Das ist für mich immer noch mal die Herausforderung: Okay, ich hatte die jetzt vor einem Monat das letzte Mal. Was ist bei denen in der Zwischenzeit passiert? Oder ich hatte das Team noch überhaupt nicht bislang. Das nimmt dann gerne mal ein bis zwei Tage in Anspruch, in denen ich auch nebenbei die letzten Spiele laufen lasse. Das gehört alles dazu. Wenn man den Anspruch hat, sich bestmöglich vorzubereiten, ist das schon recht aufwendig.

Du hast ja den direkten Vergleich zum Fußball. Würdest du sagen, dass es wesentlich länger dauert, sich auf ein Basketballspiel vorzubereiten? Man muss ja auch dazu sagen, dass sich beim Basketball die Kader viel öfter verändern, als das beim Fußball der Fall ist. Beim Fußball hat man einen Stammkader, wo der eine oder andere dazukommt oder wechselt. Beim Basketball ist da ja ziemlich viel Bewegung drin.

Ich glaube, ich bereite mich auf beide Sportarten vom Umfang her ungefähr gleich vor, aber natürlich anders. Basketball ist viel zahlenlastiger mit den ganzen Wurfquoten. Beim Fußball hast du dafür zum Beispiel viel mehr Spieler pro Kader. Ich glaube, es hält sich ungefähr die Waage.

Die Art der Vorbereitung ist aber eine andere: Ich könnte die Stats während des Spiels zwar auch im Internet nachgucken. Aber ich habe mich daran gewöhnt, dass ich das alles auf den Zetteln vor mir habe und nicht nur auf einem Bildschirm.

„Bei den Saison-Kickoffs war in den letzten Jahren immer ein Schiedsrichter da, der uns Regeländerungen erklärt“

Kommen wir zur Saisonvorbereitung. Es ist oft so, dass sich von Saison zu Saison auch Regeln ändern oder innerhalb der BBL Änderungen in Kraft treten – aktuell gibt es zum Beispiel nur einen Absteiger. Gibt es da auch Briefings von MagentaSport, oder muss sich jeder Kommentator selbst darum kümmern?

Wir haben einmal im Jahr – meist wenn die Basketball-Saison noch nicht läuft – ein großes Get-together mit allen, die inhaltlich an den Übertragungen beteiligt sind: Leiter der Sendung, Kommentatoren, Regisseure und Moderatoren. Da holt unsere Produktionsfirma thinXpool einmal im Jahr alle an einem Ort zusammen. Das ist immer ganz schön, vor allem die Kollegen wiederzusehen, die in einem anderen Gebiet unterwegs sind.

Bei diesen Saison-Kickoffs war in den letzten Jahren auch tatsächlich immer ein Schiedsrichter da und hat uns Szenen gezeigt, die wir einschätzen sollten. Dort werden uns dann die Regeländerungen noch mal erklärt und warum die Schiedsrichter bestimmte Dinge auf dem Feld so interpretiert haben könnten.

Dieses Jahr war ich leider gerade erst wieder aus China zurück und habe den Kickoff verpasst. Ich habe mir aber im Nachhinein die Präsentationen besorgt, um mir zumindest die Beispielvideos anzugucken. Da ging es zum Beispiel sehr intensiv um Offensivfouls und auch noch mal um den umstrittenen Call im ersten Finale Bayern gegen Berlin vergangene Saison mit dem angeblichen Offensivfoul von Peyton Siva gegen Vladimir Lucic.

Bis auf dieses eine Kickoff-Meeting ist es aber schon so, dass ihr da ein bisschen auf euch gestellt seid? Ich frage das, weil es durchaus Kommentatoren gibt, die die eine oder andere Regeländerung schon mal verpassen und sich dann zum Beispiel beim Technischen Foul wundern, dass der Gegner nicht zwangsläufig den Ball bekommt.

Das hat aber auch nicht immer zwangsläufig damit zu tun, dass man etwas nicht weiß. Ich hatte das diese Saison auch schon: Es hat sich irgendeine Sache zu diesem Jahr geändert – frag mich nicht welche –, die wusste ich eigentlich, die hatte ich gelesen und eigentlich abgespeichert. Dann ist mein Gehirn während des Kommentierens aber einfach wieder auf den Stand der letzten Saison zurückgesprungen, und ich habe es erst bei der Spielfortsetzung bemerkt. Das hat also nicht zwangsläufig immer damit zu tun, dass der Kommentator keine Ahnung hat, sondern manchmal greifst du einfach aus Versehen in die alte Schublade, obwohl du es eigentlich besser weißt.

Neben dem großen Meeting gibt’s natürlich immer wieder auch Anrufe und Telefonkonferenzen. Dadurch, dass die Redaktion aber so dezentral aufgestellt ist und nach Regionen besetzt wird, geht es halt nicht, dass du die Crew alle paar Wochen an einem Ort hast.

Das heißt, ihr bekommt auch direkt Feedback über eure Leistung?

Mal mehr und mal weniger. Die Verrückten in Holzkirchen, wo die Produktionsfirma von MagentaSport sitzt, haben eh schon viel zu tun. Die „wuppen“ da wahnsinnig viel mit überschaubarer Manpower. Da bleibt manchmal vielleicht ein bisschen Feedback auf der Strecke. Aber das Gute ist ja, dass du bei so einer Sendung vor Ort auch diverse Leute dabei hast, mit denen du dich im Anschluss austauschen kannst. So korrigierst du dich auch noch mal untereinander im Team.

Trotzdem sind die Chefs schon bemüht, dir regelmäßig zu erklären, was du gerade gut oder schlecht machst. Das spiegelt sich ja aber ohnehin in den Einsätzen und Spielen wieder, die du machen darfst. Ich habe das große Glück, dass ich über die letzten Jahre bei immer größeren, wichtigeren Spielen bei MagentaSport eingesetzt wurde, mittlerweile auch die Nationalmannschaft bei der WM begleiten und EuroLeague oder BBL-Finals kommentieren darf. Das zeigt ja auch die Wertschätzung und dass man zufrieden ist mit meinem Job.

Beim Spiel zwischen Brose Bamberg gegen ratiopharm ulm konnte man miterleben, dass MagentaSport beim IRS das Mikrofon in der Nähe der Schiedsrichter gehalten hat, sodass man mitverfolgen konnte, was die Schiedsrichter gesagt haben. Diese Vorgehensweise war bei der WM Standard. Gibt es jetzt auch in der BBL eine Änderung?

Nicht, dass ich wüsste. Mein letzter Stand ist, dass das in der BBL aktuell, zumindest so wie es bei der WM lief, nicht gewährleistet werden kann. Ich weiß aber auch, dass es Gespräche mit der Liga gibt, wie man das IRS in Zukunft für den TV-Zuschauer noch transparenter machen kann. Aktuell haben wir ja immerhin die Möglichkeit, bei Courtside-Live-Übertragungen das Mikro bei den Schiris reinzuhalten. Und bei allen „normalen Sendungen“ darf jemand aus unserem Übertragungsteam zum Kommissar gehen und nachfragen, was gerade genau überprüft wird. Das kriege ich als Kommentator dann aufs Ohr. Meistens hast du ja eh eine Ahnung, was sie jetzt wahrscheinlich checken. Aber es ist schön, wenn du dann noch mal eine Bestätigung bekommst.

Ich würde mir aber schon irgendwann wünschen, dass wir generell reinhören könnten – schon allein aus Zuschauersicht. Bei der WM fand ich das super. Man konnte zuhören, wie die Refs miteinander diskutiert haben und wie sie zum jeweiligen Ergebnis gekommen sind. Prinzipiell finde ich das gut, weil es die Transparenz erhöht. So wie das Reinhören in eine Auszeit das Verständnis für den Trainerjob erhöht, würde das auch noch mal für mehr Verständnis für den Schiedsrichterjob sorgen.

„Sie haben mich ohne Kamera- oder Fernseherfahrung genommen. Das ist mir bis heute noch ein halbes Rätsel“

Zum Abschluss noch eine allgemeine Frage: Wie kommt man eigentlich dazu, ausgerechnet Sportkommentator zu werden? Es ist ja kein Ausbildungsberuf.

Ich hatte das Glück, dass ich den Job tatsächlich von Grund auf lernen durfte. Das ist immer noch irgendwie lustig, weil ich tatsächlich als kleiner Junge immer gesagt habe, dass das mein Traumberuf ist. Eigentlich wollte ich Journalistik studieren und dachte, wenn ich Glück habe, lande ich bei irgendeiner Zeitung in der Sportredaktion. Aber dann habe ich während meines Bachelor-Studiums ein Praktikum beim Fußballradio 90elf in Leipzig gemacht und bin da so reingerutscht. Danach habe ich da erst ein bisschen frei mitgearbeitet und bin dann Volontär geworden. Und in diesem Volontariat haben sie mir beigebracht, wie man Fußballspiele im Radio kommentiert. Ich habe das also echt von der Pike auf gelernt. Kommentieren ist ja tatsächlich auch irgendwie eine Art „Handwerk“: Du musst wissen, dass du bei bestimmten Szenen unbedingt die Zeitlupe abwarten musst, wie du einen wichtigen Wurf in der Crunchtime kommentierst, wie du deinen Experten einbindest und so weiter.

Der Sender musste dann leider wie erwähnt zumachen, weil sie die Übertragungsrechte verloren haben. Und dann habe ich mir überlegt: Okay, entweder ich mache doch noch den Master, oder ich versuche mich selbstständig zu machen. Zu Beginn dachte ich ja, dass ich den „Sportkommentatorenkram“ so ein bisschen nebenbei machen kann und dazu noch einen „richtigen“ Job brauche, mit dem ich mein Geld verdiene. Aber mittlerweile mache ich das verrückterweise jetzt echt schon ein paar Jahre hauptberuflich.

Ich weiß noch: An dem Tag, als ich im Internet gelesen habe, dass die Telekom in Zukunft die BBL überträgt, habe ich dem Pressesprecher der BBL völlig naiv eine Bewerbung geschickt. Ganz klassisch mit Lebenslauf. Er hat die dann Gott sei Dank an die richtige Stelle weitergeleitet. Und dann haben die mich ohne Kamera- oder Fernseherfahrung und ohne, dass ich jemals ein Basketballspiel kommentiert hatte, tatsächlich genommen. Das ist mir bis heute noch ein halbes Rätsel. Und dann kamen irgendwann eben weitere Auftraggeber wie DAZN und Amazon dazu.