BBL Stats: Assist / Turnover-Landkarte
Erneut unter dem Radar? Von wegen: Oldenburg überflügelt offensiv den Rest der BBL! Derweil ist der Vizemeister aus Ludwigsburg beim Blick auf die Assist- und Turnover-Anteile eine Anomalie der Liga.
124 Punkte: neuer teaminterner BBL-Rekord. 32 Assists: Einstellung des Club-Rekords sowie neuer Saisonrekord in der deutschen Beletage. Die EWE Baskets Oldenburg demonstrierten bei ihrem 40-Punkte-Blowout-Sieg gegen s.Oliver Würzburg Ende Januar, wie sehr sie in dieser Saison offensiv funktionieren.
Dabei hatten die Oldenburger in der Offseason mit Sebastian Herrera und Martin Breunig zwei Spieler verpflichtet, die offensiv ihre Stärken im Pick-and-Roll haben. Mit Big Men wie Rasid Mahalbasic und Nathan Boothe sowie auch Rickey Paulding hatten sich die Oldenburger bis dahin aber als das Team mit Fokus auf das Post-up verstanden.
Doch der Trainerstab um Head Coach Mladen Drijencic hat es geschafft, diese zwei Stile zu vereinen. Die Mischung macht es in Oldenburg eh: Der neue Flügelspieler Keith Hornsby ist einer der besten Werfer der Liga, der neue Aufbauspieler Phil Pressey bringt Abgeklärtheit ins Set-Play (Oldenburg weist die langsamste Pace der BBL auf), und Rickey Paulding macht auf Benjamin Button und befindet sich tatsächlich auf Kurs, in seinem 14. Ligajahr ein neues Career-High bei den Punkten aufzustellen (16,1 PpG derzeit)!
Mit einem Offensiv-Rating von 129,8 Punkten pro 100 Possessions, BBL-Pokal-Spiele miteingerechnet, stellen die Donnervögel die mit Abstand beste Offensive der Liga – sie erzielen 10,7 Punkte pro 100 Possessions mehr als der zweitplatzierte FC Bayern München!
Um die Effizienz und den Stil einer Offensive gleichermaßen zu bewerten, kann man unter anderem auf die Assists und Ballverluste blicken. Ein gutes Assist-Turnover-Verhältnis gilt seit jeher als Argumentationsgrundlage für gute Spielmacher.
Die folgende Grafik wertet die 18 BBL-Clubs anhand ihrer Assist- und Turnover-Ratio aus (AST% und TO%). Wie oft verliert ein Team prozentual in einem Angriff, der in einem Ballverlust, Feldwurf oder Freiwurf endet, den Ball? Und wie oft verteilt ein Team bei einem solchen Angriff einen Assist? Da jedes Team mit einer unterschiedlich hohen Pace agiert, eignen sich die Assist- und Turnover-Anteile mehr als die Werte pro Partie.
Je weiter rechts sich ein Club befindet, desto mehr Assists verteilt er prozentual. Je weiter oben er sich befindet, desto besser geht er mit dem Ball um. Die Achsen stellen den jeweiligen Ligadurchschnitt dar.
BBL Stats: Chemnitz anfällig für Ballverluste, Ludwigsburg als Anomalie
Neben Oldenburg, dem ballsichersten Team der Liga (TO%: 12,80), sticht hierbei ALBA BERLIN heraus, die Assists-freudigste Mannschaft der BBL (AST%: 22,54). Mit Blick auf die mannschaftsdienliche Motion- und Flex-Offensive von Aíto sollte das nicht verwundern.
Auch die NINERS Chemnitz stechen heraus, jedoch im negativen Sinn: Der Aufsteiger verliert mit Abstand prozentual am häufigsten den Ball (TO%: 20,57). Der Abstand zum zweitschlechtesten Team Vechta (TO%: 17,98) ist in etwa so groß wie zwischen Vechta und dem siebtbesten Team Hamburg (TO%: 15,39).
Während Berlin und Oldenburg – sowie etwas dahinter München – positiv, Chemnitz negativ herausstechen und sich der Rest der Liga recht nah beisammen aufhält, sind die MHP RIESEN Ludwigsburg eine Anomalie der Liga: Kein Team verteilt prozentual weniger Assists (AST%: 15,24) gleichzeitig sind sie knapp hinter Oldenburg das zweitballsicherste Team (TO%: 13,13).
Das hat unter John Patrick System: Schon in der vergangenen Saison, und erst recht beim BBL-Final-Turnier, ließ sich beobachten, dass keine Mannschaft mehr auf das Eins-gegen-Eins setzt als Ludwigsburg. Viele Isolations gehen einher mit wenigen Pässen, womit die geringen Assist-Zahlen begründet liegen. Doch Pässe bergen auch das Potential von Ballverlusten (es mag Trainer geben, die hierbei von „guten Ballverlusten“ sprechen, wenn sie im Fluss der Offensive passieren).
Wo immer wieder Patricks „40 Minutes of Hell“ herangezogen werden, so schreiten die Ludwigsburger nicht nur defensiv, sondern vor allem auch offensiv auf einem besonderen Weg in der BBL. Und der Erfolg gibt ihnen Recht.