„Der Vater wollte Tez Robertson sehen, sein Sohn gegen NoXiousForLiFe spielen“
Die FRAPORT SKYLINERS waren der erste easyCredit BBL-Klub, der ein offizielles eSports gegründet hat. Im Interview spricht Thomas Nawrath, Leiter der Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der Frankfurter und gleichzeitig gemeinsam mit Ex-Spieler Marius Nolte Hauptverantwortlicher für das eSports-Projekt, unter anderem über die Erfahrungen der ersten eSports-Saison, Wünsche an NBA 2K19 und Ziele für die neue Spielzeit.
„Man hat den Spielern den Druck angemerkt“
basketball.de: Du warst in der vergangenen Saison auch als neunter Mann im Kader des eSports-Teams aufgeführt. Hattest du das eine oder andere Mal die Gelegenheit, deine Skills einzubringen?
Thomas Nawrath: „Neunter Mann“ ist genau die richtige Bezeichnung. Neunter Mann im Achter-Kader. (lacht) Wir haben vergangene Saison viel rotiert, da jeder aus dem Team berufstätig ist oder studiert und jeder Verpflichtungen hat. Wir haben teilweise Familienväter im Team dabei. Dementsprechend musste und sollte auch rotiert werden. Daher bin ich durchaus immer wieder ins Vergnügen gekommen, an den Controller zu dürfen.
Schildere bitte mal, wie die Idee und letztlich das Team entstanden ist. Ihr habt ja kein Casting durchgeführt, wie zum Beispiel die Bayern oder Ulmer. Stimmt es, dass es die Spieler aus dem Team waren, die den Einfall hatten?
Von den Jungs aus dem Vorjahresteam kannte ich Christopher Diaz Maceo (Usertag „ChrisDiMa“) schon seit seiner Kindheit und habe mit ihm auch lange Zeit zusammengespielt. Auch Daniel Ragusa („ShiroLaKuro“) kenne ich schon sehr lange. Die beiden haben mich vor zwei Jahren dazu gebracht, ein bisschen NBA 2K zu zocken. Irgendwann haben sie mir dann von dem Pro-Am-Modus erzählt und mich gefragt, ob ich Lust hätte, da mitzumachen. Und so habe ich mit denen online gezockt, und daraus hat sich langsam die Truppe aus der letzten Saison formiert.
Und dann meinte einer aus der Truppe beim Zocken als Halbscherz: „Eigentlich müssten wir das doch für die Skyliners machen.“ Es hatte davor schon Überlegungen bei uns gegeben, irgendetwas mit eSports zu machen. Da ging es aber um Titel wie „League of Legends“ und „DotA“, weil das der klassische eSports ist. Aber damals haben wir als Klub gesagt: „Das sind wir nicht. Das fühlen und verstehen wir irgendwie nicht.“ Da hatten wir das Thema eigentlich schon wieder beiseite gelegt.
Ich habe dann im Verein aber noch mal das NBA 2K-Thema angesprochen, wir haben das sofort gefühlt. Wir haben uns dann das Spiel und den Modus noch einmal genauer angeschaut und gesehen, dass man richtige Plays laufen und eigene Verteidigungssysteme aufstellen kann. Wir haben in der Folge weiter darüber nachgedacht und uns mit den Jungs aus der Mannschaft zusammengesetzt. Dabei haben wir sofort gemerkt, dass die super sind und ein Verständnis dafür haben, was es bedeutet, einen Klub wie uns zu repräsentieren. Dann haben wir uns weiter ausgetauscht und das gedanklich vorangetrieben. Und dann war im November 2017 der Punkt gekommen, wo wir es angepackt und den Sprung ins kalte Wasser gewagt haben. Denn wir haben zwar viel recherchiert und uns ausgetauscht, aber du weißt halt nicht, was passiert. Aber es war super, eine gute Erfahrung.
Mit der Gründung des eSports-Teams habt ihr ja neue Leute in euren Verein aufgenommen, die das nun plötzlich nicht mehr nur privat und als Hobby betreiben, sondern auch die Skyliners und deren Werte und Vorstellungen repräsentieren. Hast du einen gewissen Druck und eine Anspannung bei den Spielern wahrgenommen?
Das hat man auf jeden Fall gemerkt. Von heute auf morgen standen die Jungs in der Öffentlichkeit. Damit mussten die auch erst einmal umgehen. Ich kann jetzt sagen, dass ich froh und auch stolz darauf bin, wie sie damit umgegangen sind. Es gab Interview-Anfragen, Fototermine, Podcasts etc. Das kannten die alle vorher nicht – und auf einmal hast du so eine Aufmerksamkeit. Vorher zockst du zu Hause in deinem Wohnzimmer, und auf einmal stehst du in der Öffentlichkeit und musst dich auch beweisen. Und das haben die sehr gut gemacht, da war auch überhaupt nicht so viel Coaching unsererseits notwendig. Dafür Kompliment an die Jungs, wie sie mit dieser Drucksituation umgegangen sind. Denn du kriegst ja nicht nur Wertschätzung entgegengebracht, sondern es gibt auch die Hater, Trolle usw. Aber das haben die echt gut aufgenommen und sind daran in meinen Augen sogar eher gewachsen.
Es war auch wichtig für uns, dass die Jungs diesen Pioniergeist mitleben, denn wir haben schließlich etwas völlig Neues versucht und wussten nicht, was auf uns zukommt. Wir sind immer noch an dem Punkt, wo wir uns überhaupt nicht als Experten im Bereich eSports sehen. Jedes Mal, wenn ich mit jemandem rede, der wirklich aus dem eSports kommt, mache ich große Augen und lerne dazu. Es war uns wichtig, dass das Team funktioniert und dass wir ein gutes Gefühl bei den Jungs haben, was die Art und Weise betrifft, wie sie sich geben.
„Das hat uns in dem Spiel echt behindert“
Das Team hat sich auch an Plays der Skyliners orientiert. Wie lief das ab?
Wir hatten das Glück, dass wir mit Marius [Nolte] jemanden an der Seite haben, der lange unter Gordon Herbert gespielt hat. Er hat die Basketball-Expertise eingebracht: Wie will Gordie spielen? Was sind die Grundzüge seiner Philosophie? Auf der anderen Seite saßen die Jungs, die die 2K-Mechaniken beherrschten, die wissen, was im Spiel funktioniert und was nicht. Diese beiden Welten zu kombinieren, war unglaublich spannend. Wir spielen ein System, das Eins-zu-eins von Gordie aus Marius‘ Zeiten übernommen ist. Das ist natürlich wieder ein bisschen her. Es gibt ja auch immer eine Evolution im Spiel. Aber ganz viele Plays nehmen die Struktur und die Ideen von Gordie an.
Fällt dir da ein Beispiel ein?
Die Top-Teams der Welt spielen alle eine Five-Out-Offense oder ein klassisches hohes Pick-and-Roll. Mehr Bewegung findet da ganz selten statt. Wir versuchen aber, so viel Bewegung wie möglich reinzubringen und alle in die Plays zu involvieren, ob die Flügelspieler oder die Großen. Die Horns-Aufstellung ist das, womit wir uns optisch abgrenzen wollen. Das soll nichts gegen das Five-Out-Spiel sein. Das funktioniert in dem Spiel hervorragend. Es ist die effektivste Methode, in dem Spiel erfolgreich zu sein, und das ist völlig legitim. Aber das ist einfach nicht unser Frankfurter Basketball-Prinzip. Allerdings hat uns das auch echt behindert in dem Spiel, weil du ab einer gewissen Stelle gegen die Spitzenteams damit Probleme bekommst. Aber das nehmen wir bewusst in Kauf. Wir wollen einfach diese Philosophien von Gordie: das Spacing, die Winkel, die Optionen …
Wir haben diese Horns-Aufstellung für unsere Plays als Grundaufstellung gewählt. Daraus ergeben sich dann natürlich ganz viele Laufwege, die von Gordie inspiriert sind. Es gibt diese Gegenblöcke auf den beiden Horns-Positionen, es gibt die Cuts aus den Ecken. Wir versuchen, mit vielen Optionen zu spielen. Jedes unserer Plays soll mindestens zwei Ausstiege haben. Wir haben Marius, die 2K-Jungs, die Philosophien – und setzen das alles zusammen. Mit dem neuen Titel wird es dann die Möglichkeit geben, dieses Fundament an Plays zu nutzen und zu schauen, was das neue Spiel bietet.
Wie sah der technische und organisatorische Aufwand aus, den ihr vergangene Saison für das Projekt aufgebracht habt?
In der vergangenen Saison haben das Marius und ich federführend betrieben und haben etwa 20 Prozent unserer Arbeitskraft dort hineingesteckt. Aber das wird durch den ständigen Lernprozess kompensiert. Dann war da noch Stefan Schultz von unserem eSports-Hauptpartner „aixit“, der die Technik-Komponente mit reingebracht hat, denn Marius und ich sind keine Live-Stream-Experten. Er hat auch unser Streaming-Equipment zusammengestellt und zusammengebaut: Headsets, Computer, Mischpult, Grafikkarte usw.
Wir haben jeden zweiten Mittwoch in der Geschäftsstelle unser Studio aufgebaut und die Live-Shows gemacht. Da war Stefan auch immer vor Ort und hat das mit betreut. Das war auch ganz wichtig, und ohne das wäre es auch nicht möglich gewesen. Wir haben nach Feierabend die Monitore von den Tischen der Kollegen geklaut, sie in unseren Streaming-Aufbau integriert und den Green Screen in den Raum gehängt. Dann haben wir die Technik laufen lassen. Es sind auch immer drei bis fünf Jungs von der Mannschaft ins Büro gekommen. Wer nicht da war, wurde eben online dazugeschaltet.
Darüber hinaus haben wir mit den Jungs zwei- bis dreimal die Woche trainiert: Spielzüge eingeübt und diese dann im Spiel angewandt. Marius und ich haben uns immer mal wieder Spiele aufgezeichnet, das dann analysiert und so das Team auch weiterentwickelt. Das war auch eine Phase, wo das Team unfassbare Sprünge gemacht hat. Da waren wir dann eines der besseren Teams in dem ganzen Kosmos.
Was uns überrascht hat, war, wie entspannt es war, die ersten Sponsorengespräche zu führen. Wir haben mit „aixit“ einen Technik-Partner, der einen natürlichen Bezug zu dem Thema hat. Die waren auch sofort bereit, uns zu unterstützen, gerade was die ganze Streaming-Hardware angeht. Ohne die wäre das in dem Format auch gar nicht möglich gewesen. Wir haben auch bei „Peak“ angerufen. Die haben für unsere Mannschaft ein Set an Schuhen, Shirts und so zusammengestellt. Das war gar kein Problem. Dann gab es noch einen Kontakt zu „Speedlink“. Das war der erste neue Partner, aber auch das Gespräch lief super. Insgesamt waren das alles sehr einfache, offene und schöne Gespräche. Ich glaube, dass alle Partner das auch immer noch genauso empfinden.
„Da saßt du da und warst schweißnass. Du hast richtig mitgefiebert“
Du hast die Live-Shows gemeinsam mit Marius kommentiert. Dabei seid ihr immer ziemlich aus euch herausgegangen. Wie war diese Erfahrung?
Das war echt eine Überraschung für uns. Beim Start des Projekts haben wir uns die Frage gestellt, ob das überhaupt spannend ist und ob man sich das anschauen kann. Dann hatten wir beide ein paar Klickmomente. Bei mir was es, als unsere Mannschaft gegen ein Team aus der Türkei gespielt hat, das damals in den Top-Ten der Welt war. Ich habe das nur im Stream verfolgt, als ich am Twitch-Kanal gesessen habe. Und dann spielen wir auf einmal richtig gut mit und es ist extrem spannend. Im Twitch-Chat waren auf einmal ganz viele türkische und deutsche Fans drin. Da baute sich plötzlich so ein Spannungsbogen auf. Wir haben das Spiel dann in der Schlussphase noch gedreht. Da saßt du da und warst schweißnass. Du hast richtig mitgefiebert.
Genauso hatte Marius auch in den Live-Streams immer wieder Momente, wo er meinte: „Das ist ja unglaublich spannend. Du kannst dich – wenn du das möchtest – genauso darauf einlassen wie auf ein Bundesliga-Spiel.“ Hinzu kommt natürlich, dass sich Marius und ich auch vor der Kamera gut verstehen und keine Scheu haben, uns gegenseitig aufzuziehen und hochzuschaukeln. Wir sind dann halt auch gepackt von so einem Spiel. Genauso schweifen wir auch mal ab, wenn es halt mal deutlich wird und nicht so spannend ist.
Kannst du ungefähr gewichten, wie wichtig der Teamerfolg und wie wichtig der Unterhaltungswert für die Live-Shows ist?
Das ist eine extrem gute Frage, mit der wir uns ständig auseinandersetzen. Ich glaube, dass es tatsächlich 50:50 ist. Es gibt zum einen eine Community, die aus dem Spiel heraus kommt. Für die ist wirklich das Sportliche entscheidend. Die wollen sehen, wie die Mannschaften spielen. Die kennen sich auch alle gut und wissen, welche Teams und welche Spieler gut sind. Wenn man das Spiel aber nicht so kennt und sich nicht so mit dem Thema beschäftigt, findet man den Zugang aber vielleicht über das Entertainment. Es ist ja auch manchmal echt trashig, was wir da machen. Das ist jetzt keine hohe Moderatoren-Kunst, aber wir versuchen, Spaß zu haben und diesen zu vermitteln. Und ich glaube, das ist angenommen worden.
Ihr habt sicherlich einiges an Aufmerksamkeit durch das Team generiert. Seid ihr von anderen Teams kontaktiert worden? Wie sahen die Reaktionen aus der Szene zu Beginn aus?
In den ersten zwei Wochen nach Bekanntgabe des Starts habe ich quasi keine andere E-Mail bekommen außer von Leuten, die fragten, wie man bei uns anfangen und mitspielen kann, oder nach dem Motto, „super, dass ihr das macht“. Das war für uns natürlich unfassbar schön und wichtig zu sehen, dass wir von dieser Community angenommen werden. Wir haben da einen Nerv getroffen, und man sieht ja, dass jetzt weitere Teams dazukommen.
Meine Lieblingsgeschichte war ein Erlebnis bei einem Heimspiel in der Fraport Arena, wo die Jungs auch an ihrer Gaming-Station vor Ort sind. Ich war dann bei denen und wollte eigentlich nur kurz „Hallo“, als plötzlich ein junger Basketball-Fan mit seinem Vater an uns vorbeiläuft und sagt: „Das ist der ‚NoXiousForLiFe‘ (Dominik Beckhaus), den habe ich im Stream gesehen. Der spielt voll gut, kann ich mal gegen den spielen?“ Da ist mir alles aus dem Gesicht gefallen. Das war der erste Moment, wo ich so realisiert habe, dass die Jungs erkannt und angesprochen werden. Das war eine unglaublich coole Situation. Der Vater wusste überhaupt nicht, was da gerade passiert ist. Der wollte Quantez Robertson auf dem Parkett sehen, und sein Nachwuchs sagt, er möchte jetzt gegen „NoXiousForLiFe“ spielen. Toller Moment.
„Mit den Vertretern der anderen BBL-Teams skypen wir mittlerweile wöchentlich“
Wie konntet ihr messen, was euch der Einstieg in den eSports gebracht habt? Gab es Leute, die auf euch aufmerksam geworden und in die Halle gekommen sind? Wie sehr ist die Interaktion in den sozialen Netzwerken gestiegen?
Uns war klar, dass wir damit nicht unmittelbar die Leute in die Halle holen würden. Das ist ein digitales Thema. Nichtsdestotrotz haben sich aber auch Leute bei uns gemeldet, die jahrelang nur NBA geschaut und sich nicht für Bundesliga-Basketball interessiert haben. Der Kreis davon ist klein, aber es gibt ihn, und das ist natürlich schön. In den sozialen Netzwerken haben wir das natürlich gemerkt. Twitter haben wir vorher fast nur rund um den Spieltag genutzt. Mittlerweile ist das durch eSports ein Rund-um-die-Uhr-Kanal. Die Community ist sehr aktiv auf Twitter und hat unseren Kanal definitiv belebt. Bei Facebook sind die Streams unser Schwerpunkt in der Kommunikation, inklusive der Ankündigung vorher. Und auch da waren unsere Reichweiten top. Dazu haben wir mit Twitch einen völlig neuen Kanal aufgemacht, wo wir uns immer noch weiter reinfuchsen.
Unser Ansatz ist, dass wir eine Kontaktplattform sein wollen. Es gibt viele Leute, die sich für Basketball interessieren, aber nur für die NBA oder auf der Konsole. Und da gibt es eine große Schnittmenge. Die kennen aber uns und vielleicht auch die Bundesliga nicht. Wir wollen Ansprechpartner für diese Basketballfans sein, und das hat wirklich wunderbar funktioniert. Das wird auch immer wieder an uns herangetragen aus der Szene und aus der Community, dass die uns jetzt kennen und dass die uns wahrnehmen und wertschätzen, dass wir diese Community ernst genommen haben und ernst nehmen. Und die Entwicklung geht weiter mit dem Einstieg von München, Ulm und Oldenburg.
Du sprichst die anderen eSports-Teams aus der BBL an. Wie steht ihr mit den Vereinen im Kontakt?
Der Kontakt ist da. Wir tauschen uns immer mal aus, was auch notwendig ist, weil wir quasi eine Saison lang völlig asynchron nebeneinander hergelaufen sind: Als wir unsere Saison Ende Mai beendet haben, sind die anderen erst eingestiegen. Die große Aufgabe ist jetzt natürlich, dass wir das synchronisiert bekommen. Es gibt ein ganz natürliches Datum mit dem Release von 2K19 im September, aber da gibt es ja noch viele weitere Punkte: Wollen wir eine eigene Turnierserie oder Liga auf die Beine stellen? Wie soll das aussehen? In diesen Bereichen gibt es Kommunikation, und die wird auch weiter verstärkt. Diese Fragen müssen jetzt mit dem neuen Titel noch viel mehr in den Fokus rücken. Wir Klubvertreter der vier easyCredit BBL-Teams skypen dazu mittlerweile wöchentlich.
Es müssen auch nicht unbedingt nur Bundesliga-Teams dabei sein. Ganz spannend sind auch eSports-Clans wie die „Playing Ducks“, die eigentlich aus einer anderen Richtung kommen und sich nun auch für 2K interessieren. Da kommt also auf einmal noch eine ganz andere Komponente und frischer Wind in diese Basketball-Welt rein. Viele kleinere Klubs haben damit begonnen, eine Mannschaft aufzustellen. Das bedeutet, dass eine Bundesliga nur aus BBL-Teams bestehen kann, aber nicht zwingend muss. Warum nicht fünf BBL-Teams, drei eSports-Clans und zwei kleinere Klubs? Das ist genauso ein Ligakonstrukt.
Ich habe mitbekommen, dass das Verabreden mit anderen Teams und das Match-Making nicht so einfach ist. Ist das einer eurer Wünsche an das neue Spiel, dass das verbessert ist?
Das muss eine der Entwicklungen sein, wenn man das Thema Basketball als eSports-Titel ernst nehmen und dem Ganzen eine Öffentlichkeit geben möchte. Das Match-Making hat mal gut, mal weniger gut funktioniert. Wenn wir uns mit einem Team verabreden und das beim ersten Mal nicht klappt, hast du fünf bis zehn Minuten, die du überbrücken musst. Das ist dann zur Not auch mal echt langweilig gewesen, und da mussten Marius und ich uns überlegen, was wir in diesen Situationen machen, denn es passiert einfach nichts. Solche Down-Phasen sind natürlich schlecht für das Produkt.
Für den Unterhaltungsfaktor wäre es also toll, wenn eine der Entwicklungen wäre, dass man sich mit dem Match-Making gezielt verabreden kann. Damit schaffst du natürlich auch eine Verbindlichkeit. Dann kannst du sagen: „Am Donnerstag um 20 Uhr spielt Frankfurt gegen München. Schaltet ein.“ Vorher war das so: „Ja, Donnerstagabend schauen wir, dass wir gegen 20 Uhr das irgendwie hinkriegen.“ Das ist natürlich eine unbefriedigende Aussage. Aber das können wir nicht beeinflussen, das liegt an den Entwicklern von 2K.
Habt ihr geschaut, was in Europa passiert? Zum Beispiel bei euren EuroCup-Gegnern? Gibt es dort auch Teams? Wie ist die Szene generell in Europa?
Ich glaube, dass wir tatsächlich die ersten waren, die so ein Team offiziell gemacht haben. Ich weiß, dass große Vereine wie Galatasaray zum Beispiel „League of Legends“-Teams usw. haben. Das heißt, das Thema eSports ist da auch bekannt, 2K aber meines Wissens zumindest nicht so. Ich glaube, dass die ersten offiziellen Teams wirklich hier in Deutschland gegründet worden sind. Das heißt, wir sind da schon Vorreiter als Liga und als Land. Die Szene ist aber dennoch europaweit sehr aktiv. Die Franzosen und Spanier sind sehr aktiv. Es gibt viele Teams aus dem baltischen Raum.
Das ist aber alles unstrukturiert und unkoordiniert. Es gibt immer wieder mal Turniere, die auch von solchen Teams organisiert werden. Denn man kennt sich, die Szene ist klein. Das heißt, dass man sich gegenseitig zu den Turnieren einlädt. So entsteht halt ein Eventkalender. Aber ohne Organisation, Liga oder Turnierserie, die mit Verbindlichkeit verbunden wäre. Und das ist genau das Feld, das man eben jetzt aufbauen kann.
„Regionalität und physische Präsenz sind uns wichtig“
Kannst du schon Genaueres zu dem neuen Team und den Zielen für die kommende Saison sagen?
Unser Ziel der vergangenen Saison, die Top-100 zu erreichen, haben wir leider verpasst. Das ist kein Beinbruch, wir werden es deswegen aber natürlich in der nächsten Saison wieder auf die Agenda holen. Allerdings wird das eher schwieriger werden als letzte Saison, weil immer mehr organisierte Teams dazukommen aufgrund der gestiegenen Aufmerksamkeit – auch durch die „NBA 2K League“. Wir sind uns bewusst, dass das nicht leichter wird, aber wir gehen davon aus, dass wir auch besser werden.
Es wird Veränderungen im Team geben, da ein paar Jungs aus beruflichen und privaten Gründen ein bisschen weniger spielen werden können, vor allem auch nicht bis in die Nachtstunden hinein. Es sind mit Mert Suluoglu („LeRoc96“) und Julian Andres Solis Delgado („washedupJuan“) zwei neue Spieler dabei, die beide auch aus dem Rhein-Main-Gebiet kommen und uns sportlich, aber vor allem auch menschlich weiter voranbringen. So wie es aussieht, werden wir zeitnah auch noch Tryouts machen, um vermutlich noch zwei oder drei neue Spieler in den Kader zu holen. Das Team wird also ein gewisses Facelifting bekommen, der harte Kern der Mannschaft ist aber zusammengeblieben und weiter hochmotiviert.
Welche Kriterien werden besonders wichtig sein bei der Auswahl der Spieler?
Das übergeordnete Thema ist Regionalität. Wir würden gerne noch mehr Leute aus dem Rhein-Main-Gebiet ins Team holen, weil wir wollen, dass die Jungs bei den Heimspielen sind. Die gehören zu unserer Basketball-Familie. Wir wollen, dass die Jungs da sind, um die Gaming-Station zu betreuen, um präsent zu sein und um auch das Basketball-Heimspiel zu genießen und unsere Jungs anzufeuern, die dann auf dem Parkett stehen. Denn ich weiß, dass viele aus unserem Bundesliga-Team auch unsere Streams gucken und die Jungs da anfeuern. Wenn die hier nach dem Training vorbeikommen, dann setzt sich Richard Freudenberg auch mal neben einen Nenad Radanovic („A1R23JORDAN069“) und schaut ihm über die Schulter, wie er das spielt.
Regionalität und physische Präsenz sind uns also wichtig, um auch das Teamgefühl aufzubauen. Wenn das aus irgendwelchen Gründen nicht möglich sein sollte, wird es natürlich auch spannend, da das Thema digital ist, auch deutschlandweit zu schauen. Deutschsprachig sollte es aber auf jeden Fall sein. Was uns fast noch wichtiger ist als die Skills am Controller sind Themen wie das Zwischenmenschliche, Kommunikation, wie Leute unter Stresssituationen reagieren und wie sie sich auch in das Team eingliedern. Wir haben jetzt schon mal inoffiziell die Fühler ausgestreckt, testmäßig mit ein paar Jungs Tryouts gemacht und waren total überrascht, wie gut das funktioniert hat. Es war gut zu erkennen, wie jemand kommuniziert, in der Defense reagiert, ein System aufnimmt oder sich einfach zwischen den Spielen in das Team einbringt. So sind Mert und Julian ins Team gekommen.
„Wir wollen eines der Top-Teams in Deutschland sein“
Was plant ihr für die neue Saison? Wird es weiterhin Live-Shows geben? Wird es neue Formate geben?
Es wäre schon gut, wenn wir das gleiche Niveau halten wie letzte Saison mit einer Live-Show alle zwei Wochen. Der Mittwochstermin aus der vergangenen Saison ist eigentlich nicht zu halten, weil wir europäisch spielen – zumindest am Anfang der Saison und je nachdem, wie weit wir da kommen. Das ist der limitierende Faktor. Nichtsdestotrotz ist definitiv geplant, diese Live-Show, wenn möglich, alle zwei Wochen beizubehalten, auch mit Kommentierung, Kameras und einer gewissen Regie. Dazu werden die Jungs immer mal wieder streamen. Weitere Formate sind in Gedanken vorgesehen, aber noch in der Planungsphase.
Welche Ziele steckt ihr euch als Skyliners für die neue eSports-Saison?
Ein Ziel ist, die Top-100 zu erreichen, in Deutschland eines der Top-Teams zu werden und jedes andere Bundesliga-Team mit einer eSports-Mannschaft zu schlagen. Deswegen treten wir an. Wir wollen gewinnen wie alle anderen auch. Das ist ja auch die gesunde Konkurrenz, und jeder weiß, dass das auf einer sehr freundschaftlichen Ebene stattfindet.
Der zweite Punkt, der für die Community und die Klubs wichtig ist, ist natürlich, dem ganzen Thema noch mehr Reichweite und Interesse zukommen zu lassen. Also das Thema noch viel mehr in die Öffentlichkeit zu bringen. Wir als Klub wollen weiterhin der Ansprechpartner im Bereich eSports-Basketball sein und uns in dieser Richtung weiterentwickeln. Was für uns auch noch wichtig ist, ist die Verschmelzung zwischen online und offline. Wir wollen, dass auch der normale FRAPORT SKYLINERS-Fan, der Fan von „Tez“ Robertson und Niklas Kiel ist, auch Fan von „Chris DiMa“ oder „LeRoc96“ (Mert Suluoglu) wird. Für uns als Organisation ist es zudem wichtig, mehr in das Thema eSports ganz allgemein reinzuwachsen. Da gibt es noch so viel zu lernen und so viel zu erkunden. Es gibt so viele Möglichkeit, die man noch gar nicht wirklich sieht und erahnt.