Ohne Franz: Schröder und Lo führen DBB-Team zum Crunchtime-Sieg gegen Australien

Trotz des Verletzungsaus von Franz Wagner bezwingt das DBB-Team im Top-Spiel Australien. Dennis Schröder mit 30 Punkten und Maodo Lo mit 20 Zählern überzeugen beim 85:82-Crunchtime-Sieg. Durch die Niederlage Finnlands wird Deutschland als Gruppensieger in die Zwischenrunde gehen.

Gehorthese statt Geburtstagsspäße. An seinem 22. Geburtstag musste Franz Wagner aussetzen: Nachdem der Flügelspieler in der Schlussphase des Auftaktspiels gegen Japan umgeknickt war, verfolgte Wagner die Partie der deutschen Nationalmannschaft gegen Australien von der Bank aus in einer Kunststoffgehilfe. Eine schwerwiegende Sprunggelenksverletzung wurde zwar bereits ausgeschlossen, ob und wann er bei der Weltmeisterschaft wieder auf das Parkett zurückkehren wird, bleibt derzeit aber ungewiss. Die DBB-Auswahl wird von Tag zu Tag die Genesungsfortschritte Wagners beobachten.

Heißer Start: Dennis Schröder gegen Patty Mills

Gegen Australien rutschte Isaac Bonga für Wagner in die Startformation, Bonga nahm mit seiner Defense und offensiv mit Cuts und einem Catch-and-Shoot-Dreier (und sieben der ersten 13 DBB-Punkten) direkt Einfluss auf das Spiel. Das deutsche Team profitierte von den Unstimmigkeiten in der australischen Defense, agierte selbst variabel – und nicht zu sehr auf Dennis Schröder als Ballhandler fixiert – und hatte nach viereinhalb Minuten 16 Punkte erzielt.

Noch heißer als DBB-Kollektiv lief individuell Patty Mills, der in seinen FIBA-Modus schaltete und jeden der ersten 13 Punkte Australiens erzielte – inklusive Parkplatz-Dreier aus dem Fastbreak. Das hauchte den Boomers Leben ein, 75 Sekunden vor Viertelende holte sie sich das erste Mal die Führung.

Gegen die australische Switching-Verteidigung versuchte es das deutsche Team immer wieder im Eins-gegen-Eins, vor allem Dennis Schröder bestrafte dies mit Pullup-Jumpern und Drives. In acht Offensivaktionen aus der Isolation erzielte der Point Guard in der ersten Hälfte zehn Punkte, mit insgesamt 18 Zählern hatte Schröder sein Team zum 49:44 zur Halbzeit geführt.

Maodo Lo tänzelt, Deutschland stark in der Crunchtime

Nachdem Bonga Mitte des zweiten Viertels zweimal im Block hängengeblieben war und seine Schulter mit Eis gekühlt werden musste, kehrte der Flügelspieler zur zweiten Hälfte zurück – und übernahm phasenweise als Ballhandler.

Derweil rotierte das DBB-Team nun in der Verteidigung nicht mehr so gut, zudem fiel bei Australien der Dreier besser. Auch offensiv tat sich das deutsche Team nun schwer, der mit Selbstvertrauen agierende Maodo Lo sorgte für die einzige deutschen Punkte in den letzten viereinhalb Minuten des dritten Viertels. Mit einem Drei-Punkte-Rückstand ging die DBB-Auswahl in den Schlussabschnitt.

Dort glänzte das DBB-Team mit einer Drei-Guard-Lineup und einem weiterhin stark aufspielenden, tänzelnden Maodo Lo: Durch einen 10:0-Auftakt hatte Deutschland die Partie wieder gedreht. „Der Beginn des vierten Viertels war ein Schlüsselpunkt für uns, wir hatten zuvor das Momentum verloren“, sagte Herbert zu diesem Start. Mitunter versuchte es das deutsche Team nun sehr viel aus der Isolation, Lo war es derweil aus dem Catch-and-Shoot, der per Buzzerbeater-Dreier übers Brett die 79:75-Führung zweieinhalb Minuten vor Schluss herstellte.

In der Crunchtime wechselten sich Schröder und Josh Giddey mit guten Aktionen ab, Australien glich die Partie immer wieder aus – doch 31 Sekunden vor Schluss vergab der australische Guard einen Freiwurf, danach ahndeten die Unparteiischen Schröder mit einem Aus-Ball. Beim Drive von Patty Mills war Daniel Theis erneut mit guter Pick-and-Roll-Defense zur Stelle, Mills verlor den Ball, und auf der Gegenseite fand Johannes Voigtmann beim Einwurf an der Mittellinie den überraschend offenen Lo für den siegbringenden Layup (wobei Lo auch die restliche Spielzeit hätte ausdribbeln können).

In der Vorbereitung noch etwas schwächelnd in der Crunchtime, überzeugte das deutsche Team diesmal in einem Krimi. „Wir haben das Spiel wirklich gut begonnen, und wir haben es wirklich gut beendet“, freute sich Herbert. Über die gesamte Partie drehten Schröder (30 Punkte, 5/9 FG, acht Assists, vier Steals) und Lo (20 Punkte, 4/8 3FG) enorm auf und agierten auf Medaillen-Niveau. Der letzte deutsche Spieler, der in einem WM-Spiel 30 Punkte geknackt hatte, war Dirk Nowitzki (mit 47 Zählern gegen Angola 2006) – welcher das Spiel von der ersten Reihe aus verfolgte.

„Im Training haben wir bereits geübt, gegen eine Switching-Defense zu spielen. Dass Dennis mit seiner Geschwindigkeit den Verteidiger daraus schlagen kann, ist manchmal wirklich eine Erleichterung. Denn wenn Teams so viel und so gut switchen, kann das Spiel statisch werden“, erklärte Lo – der nach seiner Nullnummer gegen Japan auch selbst hierbei überzeugte und wieder mit seiner leichtfüßigen Art agierte. Ohne Franz Wagner einen solchen One-Two-Punch zu haben, sollte dem deutschen Team für den weiteren Turnierverlauf noch mehr Selbstvertrauen geben.

Update: Durch die 88:98-Niederlage von Finnland gegen Japan steht das deutsche Team sicher in der Zwischenrunde, und das als Gruppensieger.