Dank 13:1-Lauf in der Crunchtime: DBB-Team feiert zweiten Erfolg über Israel

Die deutsche Herren-Nationalmannschaft gewinnt auch das zweite WM-Qualifikationsspiel gegen Israel und steht in der Gruppe D nun alleine an der Spitze.

„Wir haben nicht unseren besten Basketball gespielt, aber wir haben einen Weg gefunden.“ Die Worte von DBB-Bundestrainer Gordon Herbert treffen wohl für so viele Länderspielfenster während der Saison zu – aber sind gerade für das zweite WM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Israel so treffend. Denn auf einen Einbruch im dritten Viertel ohne Rhythmus offensiv wie defensiv folgte eine herausragende Crunchtime mit Intensität – für einen 84:80-Comeback-Erfolg. „Wir haben viel Charakter gezeigt“, machte demnach auch Christian Sengfelder klar.

Dabei konnte Gordon Herbert mit gleich EuroLeague-Spielern im Rückspiel gegen Israel antreten – zum ersten Mal während seiner noch kurzen Amtszeit. Per Dreierwechsel kamen Berlins Maodo Lo und Johannes Thiemann sowie Münchens Andi Obst Mitte des ersten Viertels zusammen ins Spiel. Lo taute Anfang des zweiten Viertels auf: per Give-and-Go mit Thiemann und anschließendem step-back-Dreier. Doch so großen Einfluss hatten die drei zunächst nicht, im Gegenteil: Das deutsche Team stand bei -1 in 6:46 Minuten mit dem EuroLeague-Trio zusammen auf dem Parkett.

Zwar lief es offensiv allgemein nicht so flüssig, auf Drives, Offensiv-Rebounds und Punkte in der Zone war aber Verlass. Und letztlich auch auf Lo nach Dribblings. Zudem bekam die DBB-Auswahl im Lauf des zweiten Durchgangs Israel defensiv besser in den Griff: Nur sieben Punkte gestatte das deutsche Team in den letzten gut sieben Minuten vor der Pause. Cuts wurden besser verteidigt, die Big Men kamen nicht mehr so frei zum Abschluss. Mit einer 39:34-Führung ging die DBB-Auswahl in die Kabine.

Einbruch im dritten Viertel, Comeback in der Crunchtime

Dieser Zugriff in der Verteidigung fehlte nach der Pause, Israel kam ungehindert nach backdoor-Cuts zu Punkten. Auch offensiv stockte es – trotz des EuroLeagu-Trios auf dem Parkett. Dabei wusste die DBB-Auswahl weiterhin Andi Obst nicht freizuspielen. Auch Justus Hollatz konnte seine starke Vorstellung im Hinspiel (noch) nicht wiederholen und leistete sich Ballverluste im Spielaufbau. Israel dominierte den dritten Durchgang mit 31:15 und hatte mit einer 65:54-Führung vor dem Schlussabschnitt die Partie gedreht.

Hollatz übernahm dann aber im Schlussviertel und kam immer wieder mit Leichtigkeit in die Zone. Nach 2:40 Minuten nahm ihm Herbert aber wieder raus. Doch auch Lo nutzte seine Schnelligkeitsvorteile und Ballhandling-Stärken aus. Wenn das deutsche Team punktete, dann kaum nach ausgeklügelten Spielzügen, sondern nach einfachen Pick-and-Rolls.

Aus einem starken Einwurfspielzug samt Flare-Screen kam Obst dann doch zu seinem ersten Dreier – und läutete spätestens mit dem 72:75 die Crunchtime ein. Eine Minute später hatte Obst per Midrange-Pullup sogar die Führung hergestellt – die erste seit Mitte des dritten Viertels – und den 9:0-Lauf gekrönt. Lo belohnte Thiemann für seinen Hustle und seine Offensiv-Rebounds.

Mit Einsatz in der Defense, den richtigen Optionen in der Offense und einer Lineup aus Lo, Obst, David Krämer, Christian Sengfelder und Thiemann entschied das deutsche Team per 13:1-Lauf schließlich die Partie mit sich – alle Zähler durch das EuroLeague-Trio, das am Ende doch ganz spielentscheidend war.

„Deshalb wird Maodo Lo auch so gut bezahlt“

Jedoch stellte Herbert auch das Kollektiv heraus: „In den letzten drei, vier Minuten war unser Kampf herausragend“. Auf die angesprochene Crunchtime-Lineup angesprochen, erklärte Herbert, dass „Chris Sengfelder mit seiner Intensität bereits davor den Ton gesetzt hat. Wir haben den Ball zudem etwas öfter nach innen bringen können.“ So avancierte Sengfelder mit 14 Punkten zum zweitbesten Scorer hinter Lo (18 Pkt).

„Und dann haben wir das Momentum bekommen, vor allem dank der Verteidigung. Andi Obst hat ein paar wichtige Würfe getroffen, nachdem er davor Probleme hatte, ins Spiel zu kommen“, führte Herbert aus und schloss mit einem Schmunzeln. „Und wir hatten Spieler, die Plays gemacht haben: wie Maodo Lo. Deshalb wird er auch so gut bezahlt.“

Mit einer Bilanz von 3-1 ist das deutsche Team nun alleiniger Tabellenführer der Gruppe D. Das nächste Länderspielfenster ist für Ende Juni / Anfang Juli angesetzt, dann stehen für das DBB-Team die letzten beidem WM-Qualifikationsspiele der ersten Gruppenphase an: am 30. Juni in Estland, am 3. Juli gegen Polen. Dann könnte Bundestrainer Gordon Herbert auch wieder auf alle EuroLeague- und viele NBA-Spieler zurückgreifen. Wobei abzuwarten bleibt, ob beispielsweise Dennis Schröder zur Verfügung stehen wird: Schließlich wird der Point Guard der Houston Rockets vertragsfrei, und während die Free Agency am 1. Juli beginnt, dürfen Verträge offiziell erst bis zu sechs Tage später unterzeichnet werden.