Erstmals im WM-Finale: DBB-Team schlägt erstmals das Team USA
Der Titeltraum lebt: Die deutsche Nationalmannschaft bezwingt das Team USA, zum ersten Mal überhaupt in der DBB-Geschichte, und steht im WM-Finale. Dort wartet Serbien um Svetislav Pesic.
Die bisher einzige Goldmedaille bei einem großen Turnier hat die deutsche Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 1993 gewonnen – unter Bundestrainer Svetislav Pesic. Nun hat die DBB-Auswahl wieder die Chance auf Gold – und trifft im WM-Finale am Sonntag (Tip-Off: 14:40 Uhr) auf Serbien um deren Nationaltrainer Svetislav Pesic .
Die DBB-Auswahl brillierte im Halbfinale gegen die USA und sicherte sich durch einen 113:111-Sieg den Finaleinzug – zum ersten Mal überhaupt bei einer Weltmeisterschaft, und zum dritten Mal nach der EM 1993 und EM 2005 bei einem großen Turnier. Dabei präsentierte sich das DBB-Team offensiv enorm variabel und ausgeglichen.
Einen Spieler stellte dann aber auch Franz Wagner im Interview bei Magenta Sport heraus: „Man muss Andi Obst herausheben, er hat unfassbar gespielt“, sagte Wagner zur Vorstellung von Obst, der mit 24 Zählern zum Topscorer der Partie avancierte und 74 Sekunden vor Spielende einen Dreier zur Vier-Punkte-Führung traf.
„Das war wahrscheinlich das geilste, das wichtigste Spiel [meiner Karriere]“, sagte Obst im TV-Interview zu seiner eigenen Vorstellung und analysierte: „Wir wussten, dass sie Schwächen haben – und haben diese ausgenutzt. Wir waren selbstbewusst. Wenn es nicht so lief, haben wir in der Defensive gekämpft, Rebounds geholt, sind aggressiv gewesen und haben Fouls gezogen – deswegen haben wir das Spiel gewonnen, weil wir tough gewesen sind.“
Konzentrierter Start mit variabler Offensive
Entgegen der meisten WM-Spiele startete das deutsche Team mit Rhythmus: Offensiv ausgeglichen und variabel zwang die DBB-Auswahl die USA nach einem 14:9-Start und vier Minuten zur ersten Auszeit. Dennis Schröder hielt sich bis dahin mit eigenen Abschlüssen zurück, nahm erst nach fünfeinhalb Minuten seinen ersten Wurf – und dies per Catch-and-Shoot.
Stattdessen setzte Johannes Voigtmann mit seinem Passspiel und nach Cuts Akzente, Andreas Obst fand seinen Touch und nutzte seine Anziehung als Schütze, die deutsche Offensive brillierte – und hatte nach fünfeinhalb Minuten 25 Punkte auf dem Konto und sich zweistellig abgesetzt. Während die DBB-Defense die USA nicht ins Laufen kommen ließ, fand die Herbert-Truppe selbst immer wieder schnelle Abschlüsse.
Erst nach acht Minuten verlor das DBB-Team das erste Mal den Ball, die USA war aber da schon zurückgekommen – dank ihrer starken Bankformation um Tyrese Haliburton und Austin Reaves. So konnte diesmal die deutsche Bank nicht einen Vorsprung ausbauen, die USA hatte zum Viertelende auf 31:33 verkürzt.
Franz Wagner (14 Pkt zur Pause), diesmal von Beginn an gestartet, lief zu Beginn des zweiten Viertels zusammen mit vier Bankspielern um Energizer Johannes Thiemann auf. Der Flügelspieler fand offensiv sehr gut in die Partie und zeigte sich aggressiv mit der Drives. Auf der Gegenseite tat dies auch Anthony Edwards, Mikal Bridges (15 Pkt, 5/5 FG zur Pause) überzeugte mit Jumpern. Die USA hatte erst nach 13 Minuten den ersten Ballverlust begangen, Mitte des zweiten Spielabschnitts hatte sich die Kerr-Truppe das Momentum geholt.
Hatte in den bisherigen WM-Partien bei Deutschland häufig die Bank Impulse in der ersten Hälfte gesetzt, brachten diesmal die Starter das DBB-Team zurück. Beide Teams trafen hochprozentig, zusammen zur Pause 57,5 Prozent aus dem Feld. Mit einem 59:60-Rückstand ging die deutsche Auswahl in die Kabine.
Obst läuft heiß, Schröder trifft über Reaves
Daniel Theis überzeugte auch nach der Pause mit Short-Rolls und Offensiv-Rebounds, das Team USA kam ohne Fokus aus der Kabine – nach knapp drei Minuten musste Kerr nach einem 11:4-Start Deutschlands eine Auszeit nehmen. Mitte des dritten Viertels hatte sich die DBB-Auswahl nach dem dritten erfolgreichen Catch-and-Shoot-Dreiers von Schröder auf 76:68 abgesetzt.
Derweil agierte Obst auch als Passgeber nach Catch-and-Drives stark und las das Spiel offensiv nahe an der Perfektion. Immer wieder hatte der Guard Antworten auf die Comeback-Versuche der US-Amerikaner. Vor dem Schlussabschnitt behauptete das DBB-Team eine 94:84-Führung, im dritten Viertel war es zu 35 Punkten explodiert.
Bei den USA übernahm zu Beginn des vierten Viertels Jalen Brunson, doch defensiv konnte die Kerr-Truppe Deutschland nicht bremsen. Viereinhalb Minuten vor Spielende lag die DBB-Auswahl immer noch zweistellig in Führung … dann übernahm Anthony Edwards und verkürzte bei gut drei Minuten auf der Uhr auf 103:106.
Das DBB-Team lief in der Crunchtime mit einer kleinen Formation samt Isaac Bonga und Franz Wagner auf den Forward-Positionen auf. Offensiv hatte das deutsche Team zunächst kein Wurfglück, vergab fünf von sechs Würfen – ehe Obst aus dem Einwurfspielzug 74 Sekunden vor Spielende per Dreier die 111:107-Führung besorgte. Auf der Gegenseite blockte Bonga von der Helpside Mikal Bridges, bei 40 Sekunden zu spielen traf Schröder einen Midrange-Jumper über seinen ehemaligen Teamkollegen Austin Reaves zum 113:107. Letztlich ein Polster, das Deutschland zum Sieg gegen die USA und für den Finaleinzug reichte.
Damit hat das DBB-Team schon jetzt Geschichte geschrieben – dank einer enorm ausgeglichenen Leistung: Andreas Obst (24 Pkt, 4/8 3FG, 6 Ast), Franz Wagner (22 Pkt) und Daniel Theis (21 Pkt, 10/15 FG) legten jeweils über 20 Punkte auf. Dennis Schröder folgte mit 17 Zählern und neun Assists (bei null Ballverlusten), Johannes Thiemann lieferte erneut ein perfektes Spiel (10 Pkt, 4/4 FG), und Johannes Voigtmann präsentierte sich vielseitig (6 Pkt, 7 Reb, 5 Ast).
Das DBB-Team verteilte 30 Assists und verlor nur zehnmal den Ball, mit 57,7 Prozent aus dem Feld und 43,3 Prozent von Downtown bezwang Deutschland das Team USA, weil es offensiv einfach das bessere Team war. Willkommen im Jahr 2023. 1,27 Punkte pro Possession erzielte das DBB-Team, in keinem WM-Spiel war es effizienter.