Franchise Fives: Minnesota Timberwolves

Keine Frage, Franchise-Ikone Kevin Garnett führt das All-Time-Team der Minnesota Timberwolves an. Doch welche weiteren Wölfe haben es in unseren Auswahlkader geschafft?

In einer lose fortlaufenden History-Serie stellen wir auf basketball.de die herausragenden Starting Fives aller 30 NBA-Franchises zusammen und zur Diskussion.

Neben den Startern werden im Hinblick auf 70 Jahre NBA (inklusive ABA) zudem ihre Backups sowie insgesamt 30 Head Coaches benannt.

Die „Auserwählten“ müssen mindestens vier Jahre für das jeweilige Team erfolgreich gespielt/gearbeitet haben. Dabei stehen ihre Leistungen für die betreffende Mannschaft und nicht die Gesamtkarrieren im Fokus. Auch müssen die Profis auf der Position zum Einsatz kommen, auf der sie für das jeweilige Team aufgelaufen sind.

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Die Minnesota Timberwolves betraten 1989 die Bühne der NBA. Bis heute kann die Franchise keine Finals-Teilnahme vorweisen. Immerhin stehen bisher neun Playoff-Teilnahmen und eine Teilnahme an den Conference Finals zu Buche.

Gleichwohl gehört Minnesota seit dem Ligaeintritt zu den unerfolgreichsten Teams der NBA. Allein die jüngeren New Orleans Pelicans haben seltener die Postseason erreicht. Nur zwei Mannschaften weisen in der Endrunde eine schlechtere Siegesquote auf.

In der Folge präsentieren wir den besten Kader aus allen Spielern, die das Trikot der Timberwolves getragen haben.


Point Guard: Ricky Rubio

Teamzugehörigkeit: 2011-2016 | Kernstats: 10,3 PpG, 8,5 ApG, 4,2 RpG, 2,1 SpG

In dem Moment, als Ricky Rubio 2009 an fünfter Stelle gezogen wurde, konnten die meisten Experten und Fans die Entscheidung der Timberwolves nachvollziehen. Manche feierten diese sogar. Schließlich galt der junge Spanier als eines der vielversprechendsten europäischen Talente aller Zeiten.

Im Nachhinein war diese Wahl dennoch bitter. Nicht nur, dass Minnesota zwei Jahre auf sein NBA-Debüt warten musste und der Point Guard die Erwartungen (auch aufgrund von Verletzungen) nie ganz erfüllen konnte. Auch die Tatsache, dass Stephen Curry oder Jrue Holiday im selben Draft noch verfügbar gewesen war, half nicht gerade weiter.

Rubio spielte bis zu seinem Kreuzbandriss im März 2012 eine ordentliche Rookie-Saison (10,6 PpG, 8,2 ApG). Nach seiner Rückkehr knüpfte er an seine im ersten NBA-Jahr erbrachten Leistungen an. Der Point Guard glänzte durch brillante Übersicht, spektakuläre Pässe und gehörte jährlich zu den besten Balldieben der Liga.

Gleichzeitig gelang es dem inzwischen in Utah aktiven Spanier nicht, seine Schwächen zu beseitigen. Bei seiner größten Schwachstelle, dem inkonstanten Distanzwurf, machte er sogar Rückschritte. Die Wurfquote aus dem Dreipunktebereich in seiner Rookie-Saison von 34 Prozent sollte die beste während seiner Zeit in Minnesota bleiben. Generell tat sich Rubio als Scorer schwer, wie seine miese Feldwurfquote von 37,5 Prozent in den sechs Jahren bei den Timberwolves beweist.

Rubios Konstanz und Popularität sind dafür verantwortlich, dass er dennoch den Spot als Starter auf der Eins erhält.* Der 28-Jährige führt die Franchise in den Kategorien Assists und Steals pro Spiel an und liegt bei der totalen Anzahl jeweils auf Rang zwei.

Backup: Terrell Brandon (1999-2003: 15,6 PpG, 8,3 ApG, 3,5 RpG, 1,9 SpG)

*Anmerkung: Der talentierteste Point Guard der Wolves war fraglos Stephon Marbury. Doch absolvierte er für Minnesota nicht mehr als 167 Saisonspiele (16,9 PpG, 8,3 ApG).


Shooting Guard: Doug West

Teamzugehörigkeit: 1989-1998 | Kernstats: 10,2 PpG, 2,6 RpG, 2,0 ApG, 48,4% FG

Beim Blick auf seine Karrierestatistiken als Timberwolf dürfte es einige verwundern, dass Doug West als Starter auf Zwei ausgewählt wurde. Diese Zahlen wurden allerdings durch seine ersten beiden NBA-Saisons verfälscht, in denen er kaum Spielanteile bekam.

In seiner (zugegebenermaßen kurzen) „Prime“ gehörte West zu den wichtigsten Spielern des Teams. In der Saison 1992/93 – seiner besten in der NBA – war er sogar Topscorer der Wolves: mit 19,3 Punkten pro Partie und einer effizienten Wurfquote von 51,7 Prozent. Zwischen 1991 und 1995 legte er durchschnittlich 15,3 Punkte bei einer Quote von 49,9 Prozent aus dem Feld auf und war damit Minnesotas konstanteste Scorer auf den Guard-Positionen. Zudem war der athletische Swingman einer der besten, wenn nicht gar der beste Verteidiger des Teams. Auch hat er in der Historie der Franchise die drittmeisten Partien absolviert.

So gehörte West bereits dem Gründungsteam der Timberwolves im Jahre 1989 an. Er war einer der drei ersten Draft-Picks in Minnesotas NBA-Historie und wurde an 38. Stelle ausgewählt. Als dem Klub 1997 seine erste Playoff-Teilnahme gelang, war West immer noch Teil des Teams. Allerdings wurden die Wolves von den Houston Rockets gesweept. Bei Minnesotas erstem Playoff-Sieg im Jahr darauf war West dann nicht mehr im Team, sondern sein Backup in diesem All-Time-Roster: Anthony Peeler, für den er im Februar 1998 nach Vancouver getradet worden war.

Talentiertere Guards wie Latrell Sprewell und Isaiah Rider haben hingegen für Minnesota zu wenige Spiele bestritten, um hier berücksichtigt werden zu können.

Backup: Anthony Peeler (1998-2003: 9,6 PpG, 2,8 RpG, 2,6 ApG, 37,9% 3FG)


Small Forward: Wally Szczerbiak

Teamzugehörigkeit: 1999-2006 | Kernstats: 15,5 PpG, 4,4 RpG, 2,7 ApG, 50,0% FG, 40,4% 3FG

Wally Szczerbiak war Teil der erfolgreichsten Ära in der Timberwolves-Historie. An der Seite von Kevin Garnett verpasste er nur in der letzten seiner sechs kompletten Spielzeiten in Minnesota die Playoffs. Der Flügelspieler kann auch als zweitbester Spieler der T-Wolves nach KG bezeichnet werden.

In seiner dritten Profisaison (2001/02) schaffte er sogar den Sprung ins All-Star-Team. Der sechste Pick des 1999er Drafts erzielte in dieser Spielzeit durchschnittlich 18,7 Punkte und traf dabei 50,8 Prozent seiner Feld- sowie 45,5 Prozent seiner Dreipunktewürfe. In den anschließenden Playoffs legte „Wally World“ 20 Punkte und sieben Rebounds pro Begegnung auf, konnte das frühe Ausscheiden gegen Dallas aber nicht verhindern. In der darauffolgenden Saison stellte der Small Forward im vorletzten Spiel der Regular Season gegen Chicago den bis dahin gültigen Franchise-Rekord von 44 Punkten ein.

Szczerbiaks große Stärke war der Sprungwurf. Von 2001 bis 2004 gehörte er stets zu den sechs besten NBA-Spielern, was die Wurfquote von Downtown betrifft. Auch aus der Mitteldistanz war der in Madrid geborene Schütze treffsicher. Seine Feldwurfquote von 50 Prozent während seiner gesamten Zeit in Minnesota ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass er nur selten in Korbnähe zum Abschluss kam.

Bereits früh in seiner Karriere litt Szczerbiak unter Knieproblemen und musste im Verlauf seiner Karriere immer wieder lange aussetzen. Diese Verletzungen verwehrten ihm eine noch erfolgreichere Laufbahn in der NBA.

Backup: Andrew Wiggins (2014- : 19,4 PpG, 4,2 RpG, 2,1 ApG, 43,9% FG)


Power Forward: Kevin Love

Teamzugehörigkeit: 2008-2014 | Kernstats: 19,2 PpG, 12,2 RpG, 2,5 ApG, 36,2% 3FG

Kevin Love war der erste Star in Minnesota seit dem Abgang von Kevin Garnett. Der Power Forward wurde 2008 zwar von den Memphis Grizzlies gedraftet, aber umgehend nach Minnesota getradet. Dort blitzte bereits in den ersten beiden Jahren sein Potenzial auf. Der richtige Durchbruch gelang ihm dann, als er 2010/11 dauerhaft zum Starter wurde. Love etablierte sich schnell als Topscorer des Teams und als einer der besten Rebounder ligaweit. Zudem verfügte er über einen guten Wurf und war daher nicht nur in Korbnähe, sondern vor allem auch aus der Distanz gefährlich.

Love entwickelte sich zu einer wahren Double-Double-Maschine. In der Spielzeit 2010/11 legte er 53-mal in Folge mindestens zehn Punkte und zehn Rebounds auf. Am 12. November 2010 erzielte er gegen die New York Knicks 31 Punkte und 31 Rebounds. Er schloss die Saison als bester Rebounder der NBA ab (20,2 PpG, 15,2 RpG, 41,7% 3FG) und gewann den „Most Improved Player“-Award. Im Jahr darauf gelangen ihm die meisten Spiele mit mindestens 30 Punkten in der Klubhistorie (19). Zudem stellte er gegen Oklahoma City einen Franchise-Rekord mit 51 Punkten in einem Spiel auf.

Der Power Forward verließ Minnesota 2014 per Trade. Love ist neben Kevin Garnett der bisher zweite Spieler, der während seiner Zeit in Minnesota mehrere All-Star-Nominierungen erhalten hat (2011, 2012, 2014). Er wurde zweimal ins All-NBA-Second-Team gewählt (2012, 2014). 2013 war er durch Verletzungen häufig außer Gefecht gesetzt.

Trotz einiger individueller Auszeichnungen und Monster-Stats haben sich seine Leistungen jedoch nur selten auf den Teamerfolg ausgewirkt. In seinen sechs Jahren als Timberwolf gewann die Franchise im Durchschnitt lediglich 25 Spiele pro Saison. Eine Playoff-Teilnahme war ihm erst nach seinem Wechsel nach Cleveland vergönnt.

Backup: Christian Laettner (1992-1996: 17,2 PpG, 8,1 RpG, 3,2 ApG, 47,4% FG)


Center: Kevin Garnett

Teamzugehörigkeit: 1995-2007 | Kernstats: 19,8 PpG, 11,0 RpG, 4,3 ApG, 3,0 S/BpG, 49,1% FG

„Moment, Kevin Garnett auf Center?“, werden einige fragen. Ja, an dieser Stelle wurde ein bisschen geschummelt, um beide Kevins, sprich Love und Garnett, in die Starting Five stellen zu können. Und gleichzeitig ist es eine Anpassung an die moderne NBA, denn in der heutigen Zeit wäre Garnett mit seinen Fähigkeiten auf der Fünf wohl am besten aufgehoben. Nichtsdestotrotz ist KG natürlich als einer der besten Power Forwards aller Zeiten in die NBA-Geschichte eingegangen. Und als bester und bissigster Timberwolf sowieso.

Während seiner langen Zeit in Minnesota gewann Garnett den MVP-Award (2004), schaffte es zehnmal ins All-Star-Team, wurde achtmal in eines der drei All-NBA-Teams berufen (davon dreimal ins First-Team) und achtmal in eines der beiden All-Defensive-Teams gewählt. Obwohl der Big Man direkt von der Highschool in die NBA wechselte, war er sofort bereit für das höchste Level. Nach einer ordentlichen Rookie-Saison legte er bereits in seinem zweiten Jahr 17 Punkte und acht Rebounds pro Spiel auf, was ihm 1997 seine erste All-Star-Teilnahme bescherte.

Damit hatte sich Garnett unter den besten Spielern der Liga etabliert, was über lange Zeit der Fall sein sollte. Er dominierte an beiden Enden des Feldes, vor allem aber in der Verteidigung. Statistisch zeigt sich dies im Rebounding (er führte die Liga zwischen 2003 und 2007 durchgehend bei den Rebounds pro Spiel an), aber auch an 1,6 Blocks und 1,4 Steals pro Begegnung während seiner Zeit bei den Timberwolves. In seiner persönlich besten Saison und auch der besten in der Geschichte der Timberwolves (2003/04: Bilanz 58-24) kam „The Big-Ticket“ durchschnittlich auf 24,2 Punkte, 13,9 Rebounds, 5,0 Assists und 2,2 Blocks. Er führt die Bestenliste der Franchise bei Punkten, Rebounds, Assists, Blocks und Steals nach wie vor meilenweit an.

Doch der fünfte Pick des 1995er Drafts kam mit dem Team nie über die Conference Finals hinaus. KG war immer loyal zu den Timberwolves, doch dem Management gelang es zu keiner Zeit, ihm ein titelreifes Team an die Seite zu stellen. Und so wurde er schließlich nach Boston getradet, wo sich sein Meisterschaftstraum endlich erfüllte. 2015 kehrte er noch einmal nach Minnesota zurück, um den jungen Spielern als Mentor zu dienen und seine NBA-Karriere an dem Ort beenden zu können, wo sie mehr als 20 Jahre zuvor begonnen hatte.

Backup: Karl-Anthony Towns (2015- : 22,1 PpG, 11,8 RpG, 2,5 ApG, 1,5 BpG, 53,8 FG%, 39,1% 3FG, 1x All-Star)


Head Coach: Flip Saunders

Wenn es um den besten Timberwolves-Coach aller Zeiten geht, führt kein Weg an Philip „Flip“ Saunders vorbei. Der im Oktober 2015 verstorbene Saunders führt alle Trainer bei der Siegquote (52,1%) und den Siegen insgesamt (427) an. Letzteres ist nicht überraschend, schließlich hat er auch die mit Abstand meisten Amtsjahre als Wolves-Cheftrainer absolviert (elf, alle anderen nicht mehr als drei).

Saunders führte die Franchise aus Minnesota zu ihren größten Erfolgen. Unter seiner Leitung gelang den Timberwolves achtmal der Einzug in die Postseason. 2004 gewann das Team mit 58 Siegen die Division und erreichte das Conference Finale, wo man den Los Angeles Lakers in sechs Spielen unterlag.

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