Franchise Fives: Memphis Grizzlies
Grint and Grind: Dieses Motto prägte die jüngere Vergangenheit der Memphis Grizzlies. So finden sich einige dieser bissigen Bären auch in unserer All-Time Lineup wieder.
In einer lose fortlaufenden History-Serie stellen wir auf basketball.de die herausragenden Starting Fives aller 30 NBA-Franchises zusammen und zur Diskussion.
Neben den Startern werden im Hinblick auf 70 Jahre NBA (inklusive ABA) zudem ihre Backups sowie insgesamt 30 Head Coaches benannt.
Die „Auserwählten“ müssen mindestens vier Jahre für das jeweilige Team erfolgreich gespielt/gearbeitet haben. Dabei stehen ihre Leistungen für die betreffende Mannschaft und nicht die Gesamtkarrieren im Fokus. Auch müssen die Profis auf der Position zum Einsatz kommen, auf der sie für das jeweilige Team aufgelaufen sind.
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Die Grizzlies spielen seit 1995 in der NBA und gehören damit zu den jüngsten Franchises der Liga. Von 1995 bis 2001 war das Team im kanadischen Vancouver beheimatet; 2001 wurden die Bären dann nach Memphis, Tennessee, umgesiedelt.
In bisher 23 vollen Spielzeiten erreichte der Klub zehnmal die Postseason (siebenmal in der laufenden Dekade). Am weitesten ging es in der Saison 2012/13, als das Team 56 Saisonsiegen einen Playoff-Run bis in die Western Conference Finals folgen ließ.
Point Guard: Mike Conley
Teamzugehörigkeit: 2007- | Kernstats: 14,4 PpG, 5,7 ApG, 2,9 RpG, 1,5 SpG
Die Karriere von Mike Conley ist noch lange nicht vorbei. Doch wird der 31-Jährige wohl als einer der besseren Spieler in die Geschichte der NBA eingehen, die nie All-Star waren. So gilt Conley seit Jahren als extrem unterschätzt und wird aufgrund der starken Konkurrenz auf der Eins oft übersehen.
Dabei hat er trotz unauffälliger Assist-Werte ein sehr gutes Auge für die Mitspieler, kann aber jederzeit – auch in entscheidenden Momenten – als Scorer vorangehen. Auch in der Defense ist Abend für Abend auf „Money Mike“ Verlass.
Dass Conley bei der Vergabe individueller Auszeichnungen stets leer ausgegangen ist, liegt auch an seinen oftmals unspektakulären, dafür aber konstanten Statistiken. Abseits der laufenden Saison (20,0 PpG, 6,3 ApG) sticht einzig die Spielzeit 2016/17 etwas heraus, als er bei Quoten von 46,0 Prozent aus dem Feld und 40,8 Prozent aus dem Dreipunktebereich auf 20,5 Punkte kam. Mehr wurde vom Point Guard auch nicht verlangt; denn er hatte stets talentierte Offensivspieler wie Marc Gasol, Zach Randolph und Rudy Gay an seiner Seite.
In der Franchise-Geschichte der Grizzlies amtiert Conley als vielfacher All-Time-Leader: So hat der 31-Jährige unter anderem die meisten Partien absolviert, die meisten Dreier versenkt, die meisten Korbvorlagen gegeben und die meisten Ballgewinne verbucht.
Backup: Jason Williams (2001-2005, 2011: 11,5 PpG, 7,0 ApG, 2,3 RpG, 1,3 SpG)
Shooting Guard: Tony Allen
Teamzugehörigkeit: 2010-2017 | Kernstats: 8,9 PpG, 4,3 RpG, 1,7 SpG, 47,4% FG
Tony Allen gehörte nie zu den besseren Scorern, nicht einmal im eigenen Team. Nie erzielte er über eine Saison mehr als zehn Punkte pro Partie. Aufgrund seiner fehlenden Gefahr aus der Distanz war er für die Offensive der Grizzlies oft eine Belastung. Und doch war Allen mit seinen Fähigkeiten als Verteidiger von großer Bedeutung. Allen war ein Stopper, der sich stets wie ein Kettenhund an den besten Guard oder Forward des Gegners heftete und selbst Ausnahmespielern das Leben schwer machte.
Ohne Allens Defense wären die Playoff-Runs der Grizzlies kaum möglich gewesen. Auf allerhöchstem Niveau konnten seine Schwächen dann aber doch nicht kaschiert werden. So nutzten die Golden State Warriors 2015 in der zweiten Runde diese zu ihrem Vorteil und drehten die Serie nach 1-2-Rückstand noch in ein 4-2 um. Dennoch stand Allen wie kaum ein Zweiter für die Identität der Grizzlies. So verkörperte der Fan-Favorit die „Grit and Grind“-Philosophie auf unnachahmliche Weise.
Seine elitären Qualitäten als Perimeter-Verteidiger zeigen sich an sechs Nominierungen für eines der beiden All-Defensive-Teams. Dreimal gelang ihm sogar der Sprung ins All-Defensive-First-Team (2012, 2013, 2015). Nur in der Saison 2013/14, wo er wegen Verletzung, Krankheit und Sperre 27 Spiele verpasste, wurde er nicht berücksichtigt.
Backup: O.J. Mayo (2008-2012: 15,2 PpG, 3,3 RpG, 2,7 ApG, 1,1 SpG)
Small Forward: Rudy Gay
Teamzugehörigkeit: 2006-2013 | Kernstats: 17,9 PpG, 5,8 RpG, 2,0 ApG, 1,3 SpG
Auf dieser Position fiel die Wahl des Starters am knappsten aus. Zunächst einmal muss erklärt werden, dass Shareef Abdur-Rahim als Power Forward eingestuft wurde, obwohl er von Mitte der 1990er bis Anfang der 2000er Jahre für die Vancouver Grizzlies als Small Forward auflief. Auf der Drei hätte der Mann mit der besten Scoring-Saison in der Franchise-Geschichte (1998/99: 23,0 PpG) den Vorzug vor den weiteren Kandidaten erhalten. Doch ohne passablen Distanzwurf wäre er in der heutigen NBA auf dieser Position nicht gut aufgehoben gewesen. Als der Forward die Grizzlies verließ, kam er auch vermehrt auf der Vier oder sogar als Center zum Einsatz.
Und so fiel die Wahl auf Rudy Gay – knapp gefolgt von Mike Miller und Shane Battier. Gay war während seiner Zeit in Memphis ein verlässlicher Scorer und einer der besseren Small Forwards der Liga. Zwischen 2007 und 2012 legte er pro Partie stets 18,9 bis 20,1 Punkte auf. Dabei führte er das Team in vier Spielzeiten beim Scoring an. Zudem verbesserte er sich auch als Verteidiger. In vier Saisons verbuchte er im Schnitt mindestens 1,4 Steals.
Auf der anderen Seite gab es Diskussionen über die fehlende Effizienz in seinem Spiel. Nach Gays Trade zu den Toronto Raptors (2013) spielte Memphis prompt die beste Saison der Team-Historie und erreichte die Conference Finals. Dies bestärkte die Kritiker in ihrer Meinung, dass Gay es trotz seines Talents nicht schaffte, das Team besser zu machen. Nichtsdestotrotz sollte der streitbare Forward bei den Fans als einer der besten Spieler der Franchise-Geschichte in Erinnerung bleiben.
Backup: Mike Miller (2003-2008: 13,2 PpG, 4,5 RpG, 3,0 ApG, 42,0% 3FG)
Power Forward: Zach Randolph
Teamzugehörigkeit: 2009-2017 | Kernstats: 16,8 PpG, 10,2 RpG, 2,0 ApG, 47,6% FG
Vor seinem Trade zu den Grizzlies galt Zach Randolph als „Problemfall“. Er handelte sich Sperren für Auseinandersetzungen mit Gegenspielern ein und fiel durch Undiszipliniertheiten auf. In Memphis entwickelte er sich indes zum Anführer und Musterprofi.
Auf dem Spielfeld hatte sich Randolph bereits als einer der besseren Power Forwards der Liga etabliert, obwohl er auch seine Leistungen und Statistiken noch einmal zu steigern vermochte. In seinen ersten beiden Jahren in Tennessee erzielte er durchschnittlich 20,4 Punkte, 11,9 Rebounds und 2,0 Assists. Dies brachte ihm 2010 seine erste All-Star-Nominierung und 2011 die Wahl ins All-NBA-Third Team ein.
Mit ihm als besten Spieler traten auch die Grizzlies in nie erreichte Sphären vor. 2011 gelang ihnen der erste Playoff-Sieg der Franchise-Geschichte (zuvor war Memphis dreimal in der ersten Runde gesweept worden). Und noch mehr: Die Grizzlies warfen als an Nummer acht gesetztes Team sensationell die San Antonio Spurs raus. In der zweiten Runde war dann gegen die OKC Thunder erst nach sieben Spielen Schluss. Randolph legte über die gesamte Postseason 22,2 Punkte und 10,8 Rebounds pro Partie auf.
In den Folgejahren ging „Z-Bos“ Produktion etwas zurück, auch wenn er es 2013 noch einmal ins All-Star-Team schaffte. Dies lag vor allem daran, dass er mit Marc Gasol und Mike Conley fähige Mitspieler an seiner Seite hatte, die ebenfalls Verantwortung schultern konnten. 2013 trug dieses Trio die Grizzlies bis in die Conference Finals und 2015 noch einmal in die zweite Playoff-Runde. In beiden Saisons gewannen die Grizzlies mindestens 55 Partien.
Randolph blieb bis zu seinem Abschied in der Free Agency 2017 ein wesentlicher Bestandteil der „Grit and Grind“-Philosophie und prägte die bis heute erfolgreichste Ära der Franchise-Historie wie kein anderer. Er war der beste Rebounder, den die Grizzlies je hatten und zudem einer ihrer versiertesten Scorer – vor allem im Low-Post. Nicht zuletzt ist „Z-Bo“ einer von nur drei Spielern, die als Grizzlies in die All-Star-Auswahl berufen wurden.
Backup: Shareef Abdur-Rahim (1996-2001: 20,8 PpG, 8,2 RpG, 2,9 ApG, 2,1 S/BpG)
Center: Marc Gasol
Teamzugehörigkeit: 2008- | Kernstats: 15,2 PpG, 7,7 RpG, 3,4 ApG, 1,5 BpG
Marc Gasol wurde im Draft 2007 von den Los Angeles Lakers an Nummer 48 gezogen und anschließend unter anderem für seinen Bruder Pau nach Memphis getradet. 2008 kam Marc dann in die NBA, wo er sofort den Spot als Starter eroberte und mit durchschnittlich 11,9 Punkten und 7,4 Rebounds eine solide Rookie-Saison spielte. In der Folge verbesserte er sich kontinuierlich und verdiente sich drei All-Star-Nominierungen (2012, 2015, 2017).
Gasol etablierte sich in der Offensive als einer der vielseitigsten Big Men. Er trat als Scorer in Erscheinung, allen voran im Low-Post, aber auch im Pick-and-Roll/-Pop mit Spielmacher Mike Conley. Zudem gehört er nach wie vor zu den besten Passgebern auf der Center-Position.
Gemeinsam mit Zach Randolph bildete der Spanier eines der besten Big Man-Duos der Liga. Seit 2016 nimmt er auch regelmäßig den Wurf aus der Distanz und trifft diesen passabel: durchschnittlich vier Dreierversuche bei einer Trefferquote von 34,4 Prozent.
Herausragend waren zudem Gasols Fähigkeiten in der Verteidigung. 2013 gewann er den „Defensive Player of the Year“-Award. Diese Kombination aus Offense und Defense machten ihm zu einem der besten Center der Liga. 2015 wurde er folgerichtig ins All-NBA-First Team gewählt, 2013 ins Second-Team. Auch dank seiner Leistungen erreichten die Grizzlies zwischen 2011 und 2017 stets die Playoffs. Seine Vielseitigkeit stellte er insbesondere in der Postseason 2015 unter Beweis, als er starke 19,7 Punkte, 10,3 Rebounds, 4,5 Assists, 1,7 Blocks pro Spiel erzielte.
In der Geschichte der Franchise hat Gasol unter anderem die meisten Punkte generiert, die meisten Rebounds abgegriffen, die meisten Würfe geblockt sowie die mit Abstand meisten defensiven Win Shares verbucht.
Backup: Pau Gasol (2001-2008: 18,8 PpG, 8,6 RpG, 3,1 ApG, 1,8 BpG, 1x All-Star)
Head Coach: Lionel Hollins
Lionel Hollins war schon lange bei den Grizzlies, bevor er im Januar 2009 den Posten als Head Coach übernahm. Zehn Jahre lang war er zuvor Assistenztrainer in Memphis und Vancouver gewesen und hatte in der Saison 1999/2000 und 2004/05 für kurze Zeit als Interims-Coach übernommen. Kaum einer arbeitete also so lange für die Grizzlies wie Hollins.
Seine viereinhalb Jahre als Head Coach waren äußerst erfolgreich. In seinen vier kompletten Spielzeiten führte er seine Teams immer zu mindestens 40 Siegen. Dabei verbesserte sich die Bilanz der Grizzlies von Jahr zu Jahr. Höhepunkt war die Saison 2012/13 mit 56 Siegen und einem tiefen Playoff-Run. Dennoch musste Hollins ausgerechnet nach dieser starken Saison aufgrund von Differenzen mit dem Management seinen Stuhl räumen. Dies ändert jedoch nichts daran, dass er der erfolgreichste Coach in der Geschichte der Franchise war und nach wie vor ist.