P.J. Washington im Interview: „Die Gegner verteidigen mich jetzt anders“

Die Charlotte Hornets sind in Paris angekommen. Vor dem Spiel gegen die Milwaukee Bucks am Freitag haben wir uns mit P.J. Washington über seine Rookie-Saison unterhalten.

„Was ich denke, wer Rookie des Jahres wird? Ich!“ An Selbstbewusstsein mangelt es P.J. Washington definitiv nicht. Und das zurecht: Der 21-Jährige spielt eine sehr gute erste NBA-Saison. Der Power Forward kommt bislang auf 12,6 Punkte und 5,5 Rebounds pro Partie bei hervorragenden Wurfquoten von 48,3 Prozent aus dem Feld sowie 42,1 Prozent von hinter der Dreierlinie. Insgesamt ist Washington zu diesem Zeitpunkt vielleicht sogar der kompletteste Basketballer seines Draft-Jahrgangs.

Wir hatten im Vorfeld des NBA Paris Games gegen die Milwaukee Bucks die Möglichkeit, mit dem Rookie über die Entwicklung seines Teams und Distanzwurfes sowie Hornets-Überraschung Devonte‘ Graham zu sprechen.

basketball.de: Vor der Saison wurde Euch wenig zugetraut. Sorgte das bei Euch für Extra-Motivation, allen zeigen zu wollen, dass Ihr besser seid als in den Prognosen der Experten?

P.J. Washington: Für uns ist es am Wichtigsten, uns selbst zu beweisen, dass wir mithalten und Spiele gewinnen können. Wir achten nicht wirklich darauf, was Leute über uns sagen. Wir wollen einfach rausgehen und jeden Tag besser werden.

Ihr spielt sehr gut in der Crunchtime [Net-Rating von +11,3 in den letzten fünf Minuten bei höchstens fünf Punkten Führung oder Rückstand, Anm. d. Red.] und habt sehr viele knappe Spiele gewonnen. Das ist sehr ungewöhnlich für ein junges Team wie ihr es seid. Worin liegen deiner Meinung nach die Gründe dafür?

Unsere Stärke besteht darin, dass jeder an den Prozess glaubt und – wie gesagt – versucht, jeden Tag besser zu werden. Wir hängen uns rein und stellen sicher, dass wir alles geben. Natürlich hat auch unser Coach einen Anteil daran, indem er uns in die richtigen Positionen bringt.

Du zählst zu den besten Dreierschützen in der bisherigen Saison. Hast du das vor der Saison kommen sehen und wie erklärst du dir diese Fortschritte?

Ich habe natürlich jede Menge Würfe genommen im Sommer, das war das Wichtigste für mich. Und dass ich Selbstvertrauen habe, die Würfe zu nehmen und zu verwandeln, auch die wichtigen. Ich muss da auch meine Mitspieler loben, die mich gut in Szene setzen.

„Jedes Mal, wenn ich mit Devonte‘ das Pick-and-Roll spiele, geschieht etwas Gutes“

Die Saison ist mittlerweile fortgeschritten. Gegen einige Teams habt ihr inzwischen schon ein zweites Mal gespielt. Stellst du fest, dass du vom Gegner anders verteidigt wirst?

Ja, das stelle ich schon fest. In den ersten Saisonspielen hatte ich den Eindruck, dass mich die Gegner nicht wirklich gekannt haben und nicht so wirklich wussten, was ich kann. Nachdem ich in den ersten Spielen all die Würfe getroffen habe, wurde ich dann anders verteidigt. Die Gegenspieler lassen mich nun nicht mehr so freistehen. Sie kommen näher an mich heran, wenn ich den Ball habe, und treiben mich dazu, zum Korb zu ziehen. Das eröffnet mir wiederum mehr Möglichkeiten in meinem Spiel. Wenn die Gegner auf mich zukommen, passe ich den Ball zu meinen Mitspielern oder schließe selbst am Ring ab. Ich musste mich definitiv daran anpassen, denn du wirst von den ganzen Teams gescoutet. Deswegen musst du selbst besser werden.

Devonte‘ Graham und du scheint Euch auf dem Spielfeld gut zu verstehen. Deine Wurfquote ist sehr gut, wenn das Zuspiel von ihm kam. Stimmst du der These zu?

Auf jeden Fall. Ich meine, Devonte‘ ist ein großartiger Passer und auch Leader. Er setzt uns Mitspieler gut in Szene. Ich habe das Gefühl, dass jedes Mal, wenn ich mit ihm das Pick-and-Rolle spiele, etwas Gutes geschehen wird. Er findet mich, wenn ich in der Ecke stehe und generell wann immer ich freistehe. Er ist einer der besten Point Guards der Liga.

Ihr seid ein Team, wo die Youngster viel Spielzeit bekommen. Auf dem Feld sind die Jungen wie Devonte‘ die Leader, aber wer sind die Wortführer in der Kabine?

Ich denke, wir alle kommunizieren viel. Es ist auch besser für alle, wenn sich jeder einbringt. Wir haben nicht den einen Leader, sondern jeder trägt seinen Teil zur Stimmung im Team bei.

Coach Borrego gibt Euch jungen Spielern viele Chancen. Was zeichnet ihn aus?

Er ist ein guter Coach. Er wird nur selten laut, es sei denn, er ist sauer. (lacht) Ich bin froh darüber, dass er mein Trainer ist.