Es steckt ein „Lo“ in „Closer“
Maodo Lo rettete den FC Bayern München gegen ALBA BERLIN in die Verlängerung und sorgte an der Linie für den ersten EuroLeague-Auswärtserfolg des Deutschen Meisters. Es ist nicht das erste Mal, dass Lo in dieser Saison „clutch“ gewesen ist.
Foulen oder nicht foulen? Diese Frage wurde während und nach dem deutschen EuroLeague-Duell zwischen ALBA BERLIN und dem FC Bayern München häufig diskutiert, auch im aktuellen basketball.de-Podcast. Doch erst der Verzicht eines Fouls, um den Gegner an die Linie zu bringen, bereitet den Boden für jene Aktionen, die die größten im Basketballsport sind: Gamewinner, Buzzerbeater, Würfe zur Verlängerung.
Auftritt Maodo Lo. Durch zwei Dreier in den letzten zwölf Sekunden des vierten Viertels rettet er sein Team in die Verlängerung. Die Berliner entscheiden sich bei einer 72:69-Führung dazu, zu „ademolen“ und Lo nicht durch ein Foul an die Linie zu bringen – der lässt aus seinem Signature-Move des Crossover-Dribblings samt Pullup-Jumper den Ausgleich folgen. Nennt es Abgezocktheit, nennt es Swag, Maodo Lo ist der Go-to-Guy der Bayern in dieser Saison – es steckt ein „Lo“ in „Closer“.*
In Erinnerung geblieben ist aus dieser Spielzeit zudem Los königlicher Auftritt gegen Real Madrid: Der Guard trifft in der Crunchtime back-to-back-Dreier, acht Punkte legt er innerhalb von 48 Sekunden auf, um aus einem Gleichstand eine Fünf-Punkte-Führung zu machen. Danach bedient Lo noch Danilo Barthel und Greg Monroe.
Gegen die Telekom Baskets Bonn scheiden die Bayern zwar aus dem Pokal aus, und auch Lo kann in den Schlusssekunden keinen Wurf los werden. Doch davor netzt er drei Dreier ein, um sein Team kurzzeitig mit 84:81 in Führung zu bringen.
Gegen die BG Göttingen sucht Lo nicht selbst den Abschluss, attackiert aber die Göttinger Defense, zieht die Aufmerksamkeit auf sich und bedient in der Ecke Petteri Koponen, der mit der Schlusssirene den Gamewinner trifft und damit die erste Münchener BBL-Niederlage verhindert.
Maodo Lo ist zweifellos der Bayern-Spieler mit der größten „Clutch“-Qualität in dieser Saison. Doch wie „clutch“ ist Lo wirklich? Und wer aus dem Bayern-Kader ist dies noch? Im Folgenden eine Übersicht, wieviele Punkte jene Bayern-Spieler auflegen, wenn sie in der „Clutch“-Zeit eine Aktion verbucht haben. Es werden Würfe aus dem Feld und von der Freiwurflinie, Ballverluste und Assists berücksichtigt.
Die „Clutch“-Zeit wird wie folgt definiert: während des vierten Viertels sowie in der Verlängerung, wenn weniger als fünf Minuten zu spielen sind und kein Team mit mehr als fünf Punkten Differenz führt. Innerhalb jenen fünf Minuten kann die „Clutch“-Zeit also kurz mal aussetzen, womit dann Aktionen nicht gewertet werden.
Spieler | FG | FT | AST | TO | PKT |
---|---|---|---|---|---|
Maodo Lo | 8/9 (7/8 3FG) | 7/8 | 5 | 0 | 30 |
Vladimir Lucic | 4/5 | 6/6 | 3 | 1 | 15 |
Danilo Barthel | 5/8 | 2/2 | 1 | 1 | 12 |
DeMarcus Nelson | 3/3 | 4/7 | 1 | 0 | 10 |
Petteri Koponen | 3/3 (2/2 3FG) | 1/1 | 1 | 0 | 9 |
Greg Monroe | 3/6 | 3/4 | 1 | 2 | 9 |
Nihad Djedovic | 2/3 | 0/0 | 1 | 2 | 4 |
Alex King | 1/1 | 0/2 | 0 | 0 | 3 |
Paul Zipser | 1/2 | 1/2 | 0 | 0 | 3 |
Leon Radosevic | 0/2 | 1/2 | 0 | 0 | 1 |
Auffällig ist die allgemein hohe Wurfquote Münchens: 71,4 Prozent ihrer Versuche (30/42 FG) aus dem Feld verwandeln die Bayern als Team in der „Clutch“-Zeit! Petteri Koponen wird dabei gar nicht so häufig gesucht – dabei agiert der „Finn-isher“ ohne Fehlwurf und ohne Ballverlust bislang perfekt in der heißen Phase.
Über allen thront aber Maodo Lo. Mit Abstand erzielt der Guard die meisten Punkte aller Bayern-Spieler in der „Clutch“-Zeit und trifft dabei absurd gute 87,5 Prozent seiner Dreier. Zudem verteilt er in der heißen Phase die meisten Assists. Maodo Lo ist in dieser Saison die Lebensversicherung des FC Bayern München.
In folgenden Partien Bayerns kam es – teils kurrzeitig – zu einer „Clutch“-Zeit: gegen die FRAPORT SKYLINERS, Armani Mailand, Telekom Baskets Bonn, ALBA BERLIN (einmal in der BBL, einmal in der EuroLeague), BG Göttingen, Real Madrid, Olympiacos Piräus.
* Props an Eddie Keller für das Wortspiel