Gunnar Wöbke: „Die ganze Welt wird auf uns schauen“

Die BBL hat einen Plan für eine Saisonfortsetzung ausgearbeitet. Gunnar Wöbke, Geschäftsführer der FRAPORT SKYLINERS, hat sich in einem teaminternen Podcast über die Hygiene- und Sicherheitsbedingungen vor Ort sowie den Wert von Wohnzimmerspielen geäußert.

Zehn Teams in einem Turnierformat an einem Ort: So sieht der Plan der easyCredit BBL aus, um die Saison 2019/20 doch noch fortzusetzen. Bis zum 18. Mai wird die Liga entscheiden, ob dies auch gesundheitspolitisch umsetzbar ist.

Gunnar Wöbke, Geschäftsführer der FRAPORT SKYLINERS, sieht ein solches Turnier auch als Chance, wenn er im teaminternen Podcast sagt: „Wir werden uns bemühen, alle Spieler zurückzubringen. Wir wollen einen sportlich möglichst hochrangigen Wettbewerb daraus machen. Die ganze Welt wird auf uns schauen. Ich glaube auch, dass die NBA-Teams darauf schauen werden, was wir tun.“

In knapp 40 Minuten hat sich Wöbke über vielerlei Themen geäußert. Hier ist der Podcast in voller Länge zu hören, im Folgenden ein paar der wichtigsten Aussagen:

Über die Trainingsbedingungen für die Spieler:

„Die Spieler kommen zurück und werden erstmal individuell trainieren – genau die 14 Tage, bis sichergestellt ist, dass sie gesund sind. Erst dann kann man sie auf ihre Mitspieler „loslassen“. 14 Tage lang werden sie jeden Morgen medizinisch untersucht und zweimal die Woche getestet. Das wird auch genauso für unsere Physiotherapeuten und die Leute, die ganz nah an der Mannschaft sind, gelten. Dann werden sie in einer noch zu definierenden Zeit in einem Mannschaftstraining sein. Diese Zeit wird so kurz, wie es nur geht, und so lang wie nötig sein. Und dann erst beginnt der Spielbetrieb.“

Über die Bedingungen am Standort und in der Halle:

„Die Spieler werden sich in einem sicheren Hotel aufhalten, in dem wir das Hotelpersonal verpflichten werden, Handschuhe und Masken zu tragen. … Den Standort können wir total safe machen. Alle Leute, die nicht selbst spielen und die Halle betreten, bekommen ihre Hände desinfiziert – wir werden den Leuten es nicht selbst überlassen, dass sie das tun – und bekommen eine Maske. Die nötigen Sicherheitsabstände werden in der Halle eingehalten; die Kampfrichter werden weit genug auseinander sitzen und eine Maske tragen. Es werden maximal 80, 90 Leute in solch einer Halle sein, inklusive des TV-Personals. Spieler und Schiedsrichter werden nicht mit Maske auflaufen – aber die sind natürlich in Quarantäne, werden jeden Morgen untersucht und zweimal die Woche getestet. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand in diesem System ansteckt, ist natürlich nicht bei null, aber viel, viel geringer als bei jedem in der Gesamtbevölkerung.“

Über den noch festzulegenden Standort:

„Die BBL wird in Zusammenarbeit mit absoluten Profis ihr Konzept finalisieren, das vom Robert-Koch-Institut dann geprüft werden muss. Wenn das getan ist, wird die BBL eine Abfrage machen, in welchen Standorten ein solches Konzept umzusetzen ist. Es wird einen Maßnahmenkatalog geben: Klappt das mit der Hygiene, mit den Tests, mit dem Hotel, mit dem Training? Wie ist es mit dem Transport, mit der Verpflegung? … Es werden mehre Spiele an einem Tag stattfinden. Man muss umrüsten und seine eigenen Sponsoren präsentieren können. … Sobald die Bedingungen da sind, werden wir das auch bei uns [in Frankfurt] prüfen.

Über die benötigten Testkapazitäten:

„Es ist eine Mär, dass es nicht genug Tests gibt. Es gibt so viele Tests in Deutschland, dass jeder, der getestet werden soll, auch getestet werden kann. Mit jedem Profi, mit dem man spricht, wird das klar. Es ist einfach nur eine Frage des politischen Willens, dass die Industrie beauftragt wird, diese Tests zu erstellen.“

Wohnzimmerspiele als Probe für die nächste Saison

Über Spiele ohne Zuschauerbeteiligung:

„Das ist so etwas wie eine Probe für die nächste Saison. Denn dass wir zum Start der nächsten Saison wieder Zuschauer in die Halle lassen dürfen, halte ich zum heutigen Zeitpunkt für quasi ausgeschlossen. Wir werden Fans, Werbepartner und auch die Telekom fragen, ob das für sie okay und interessant ist, [solche Wohnzimmerspiele] auch nächste Saison zu machen. Und das aus der Erfahrung, die wir jetzt machen könnten … Wir müssen Wege finden, wie wir damit umgehen, ohne dass die Clubs ausradiert werden und wir unsere gesamte Infrastruktur verlieren, die wir aufgebaut haben.“

Über mögliche Spiele im Free-TV (über SPORT1 hinaus):

„Was ich gehört habe, ist, dass das Interesse der Öffentlichen-Rechtlichen sehr groß ist. Momentan haben sie ja überhaupt keinen aktuellen Sport zu bieten. Was die Telekom machen wird, um die Rechtekosten, die sie bei uns haben, zu refinanzieren, weiß ich nicht. Es würde mich aber schon sehr wundern, wenn wir im Öffentlichen-Rechtlichen nicht erheblich mehr stattfinden würden, als das bisher der Fall gewesen ist.“

Über europäische Wettbewerbe:

„Europäische Wettbewerbe sehe ich für nächstes Jahr gar nicht. Ich weiß nicht, wie man grenzübergreifend mit Quarantäneregeln einen Spielbetrieb organisieren will. Und wenn man in der eigenen Liga schon mit Wohnzimmerspielen agieren muss, um wirtschaftlich überleben zu können, habe ich erhebliche Zweifel, dass man auch noch in einem europäischen Wettbewerb mit Wohnzimmerspielen agieren will.“