Körbe für D

Bronzemedaille, WM-Qualifikation, zweifacher Aufstieg: Die deutschen Nachwuchs-Nationalmannschaften waren in diesem Sommer sehr erfolgreich und könnten ein starkes DBB-Jahr mitbestimmen.

Mit der Basketball-Weltmeisterschaft der Männer steht das unbestrittene Highlight des Basketballkalenders noch an, auch aus deutscher Sicht, sind der DBB-Auswahl um den EM-Bronze-Kern samt punktueller Verstärkungen doch erneut Medaillenchancen zuzutrauen. Doch schon jetzt kann der Deutsche Basketball-Bund auf einen enorm erfolgreichen Sommer blicken – nach den kürzlich abgeschlossenen Europameisterschaften der Jugend- und Nachwuchs-Nationalmannschaften.

Dabei sticht die männliche U18-Nationalmannschaft heraus, die die EM-Bronzemedaille gewann – als erste DBB-U18-Auswahl überhaupt. „Dieser Jahrgang ist wirklich etwas Besonderes“, lobte DBB-Vizepräsident den Kader, aus dem fünf Spieler im vergangenen Jahr den Aufstieg der U16-Auswahl in die A-Division besiegelt hatten.

„Ich bin mir sicher, dass die Jungs auch in Zukunft für Furore sorgen werden und wir den ein oder anderen künftig im A-Kader begrüßen dürfen“, fügte Andres an und könnte unter anderem den vielseitigen Flügelspieler Ivan Kharchenkov (nach 17,1 PpG, 4,9 RpG, 2,0 ApG im All-Tournament-Team), den spielwitzigen Scoring-Point-Guard Christian Anderson (14,0 PpG, 2,9 RpG, 2,1 ApG, wird 2024 seine College-Karriere in Michigan beginnen) oder Ringbeschützer Johann Grünloh (9,9 PpG, 7,6 RpG, 3,9 BpG, dürfte in der kommenden Saison bereits Minuten in Vechtas BBL-Team sehen) meinen. Grünloh könnte in der ProA mit der Zweiten Vechtas übrigens zusammen mit Kaya Bayram, Joshua Bonga, Jack Kayil und Linus Trettin (die beiden Letztgenannten ebenfalls in der U18-Auswahl) in einer Lineup auflaufen, die aus deutscher Sicht interessanter sein könnte als manche BBL-Formationen.

Während sich die männliche U18-Auswahl die Bronzemedaille umhing, standen auch die U16- und U20-Mannschaft im EM-Viertelfinale. Einen derartigen Erfolg hatte es im männlichen Nachwuchsbereich seit NBBL- und JBBL-Gründung noch nicht gegeben. Mit dem fünften EM-Platz machte die U16-Auswahl um Declan Duru (12,0 PpG, 9,9 RpG, 3,3 ApG, 3,7 SpG), Mathieu Grujicic (14,4 PpG, 40,0% 3FG, 5,7 RpG, 2,4 SpG) und Davi Remagen (14,4 PpG, 3,7 RpG, 3,3 ApG, 2,1 SpG) die Qualifikation für die U17-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr perfekt. Bundestrainer Dirk Bauermann machte einen „riesigen Erfolg“ aus und sah generell „einen tollen Tag für den deutschen Jugendbasketball“ – was für den gesamten DBB-Nachwuchssommer gilt, wie folgende Auflistung zeigt.

  • rot markiert: Abstieg aus A-Division / Teilnahme in B-Division ohne Aufstieg
  • orange markiert: Aufstieg von B- in A-Division
  • grün markiert: Halbfinalteilnahme in A-Division
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Denn auch im weiblichen Nachwuchsbereich sind Erfolge auszumachen: Immerhin feierten die U16- und U20-Teams die Rückkehr in die A-Division, die U16 um Turnier-MVP Clara Bielefeld gewann die B-Europameisterschaft sogar. Alle drei weiblichen Nachwuchs-Teams (wieder) in der A-Division? Gab es seit 2010 in nur zwei anderen Jahren.

Auch bei der B-EM der U20-Teams gewann mit Frieda Bühner eine deutsche Spielerin den MVP-Titel, Bühner war zuvor bereits bei der U19-WM aktiv und stellte auch dort die beste Spielerin ihres Teams. Mit Annika Soltau legte ein weiteres weibliches DBB-Prospect eine Doppelschicht hin, neben der U19-WM lief Soltau bei der U18-EM auf.

Folgende Liste schneidet an, wie sehr deutsche Spieler*innen den Europameisterschaften ihren Stempel aufdrückten:

    • Frieda Bühner: Turnier-MVP + All-Tournament Team bei der U20-BEM
    • Clara Bielefeld: Turnier-MVP + All-Tournament Team + Assist-Beste bei bei der U16-BEM
    • Ivan Kharchenkov: All-Tournament Team U18-EM
    • Annika Soltau: Block-Beste bei der U19-EM (3,4) + Rebound-Beste bei der U18-EM (11,8)
    • Johann Grünloh: Block-Bester bei der U18-EM (3,9)
    • Declan Duru: Steal-Bester (3,7) + Rebound-Bester bei der U16-EM (9,9)

So sehr wie nach Andres der ein oder andere aktuelle U18-Nationalspieler zukünftig für die A-Nationalmannschaft auflaufen wird, könnten das Bühner und Soltau auch für die Frauen-Auswahl, eventuell ja auch für die Heim-Weltmeisterschaft in drei Jahren. Als 19-Jährige ist Bühner bereits jetzt eine wichtige Rotationsspielerin der Erstligisten Osnabrück, die 18-jährige Soltau hat für den Deutschen Meister Keltern bereits EuroCup-Minuten gesehen. Wie bei den Männern könnte in Zukunft auch bei den Frauen der Frontcourt enorm stark besetzt sein (so fehlten bei der EM ja die Sabally-Schwestern).

Um vom Nachwuchs zu den Profis zu kommen: Dort haben die DBB-Frauen auch für Aufsehen gesorgt und mit dem sechsten Platz bei der Europameisterschaft – samt Qualifikation für die Olympia-Qualifikation – für das beste Abschneiden bei einer EM seit 1997 gesorgt. Im vergangenen Jahr feierten die Männer mit der Bronzemedaille bei der Heim-EM ihr orangefarbenes Sommermärchen, einen derartigen Erfolg der Männer und Frauen in nachfolgenden Turnieren hatte es in der DBB-Geschichte noch nicht gegeben. Gut möglich also, dass das Jahr 2023 in der Breite – vom Nachwuchs zu den Profis, im weiblichen wie männlichen Bereich – das erfolgreichste des deutschen Basketballs überhaupt werden wird.