„Wenn wir das Tempo hochhalten, wissen wir, dass die Gegner schwer mithalten können“

Am 23.04.2022 spielten die ROSTOCK SEAWOLVES gegen Karlsruhe in der ProA. Genau ein Jahr später: Sonderzug, 1.500 mitgereiste, frenetisch-anfeuernde Fans, Playoff-Atmosphäre in Berlin. Beim Kampf um den Playoff-Einzug mussten die Gäste aus Rostock gegen Ligaprimus ALBA BERLIN nach der Halbzeit Federn lassen. Zu abgezockt traten ALBA auf, die für den ersten Tabellenplatz wiederum auf jeden Sieg angewiesen sind.

Für die ROSTOCK SEAWOLVES – mit einem Sieg, aber auch einem Spiel Rückstand auf den Tabellenachten Würzburg – zählt jedes Spiel. Mit dieser Intensität starteten die Seawolves ins Spiel. Sehr physisch wollten die Gäste den Takt angeben und fingen sich schnelle Fouls ein (0:4 Fouls nach fünf Minuten).

ALBAs Jaleen Smith sorgte derweil für schnelle Körbe: Neun Punkte ohne Fehlwurf schoss der Guard durch die Reuse und zeigte sein facettenreiches Repertoire. Dreier nach dem Pick-and-Roll oder aus dem Catch-and-Shoot? Check. And-One-Drive gegen den Big Man? Check. Rostock? Antwortete mit JeQuan Lewis: Fast identisch scorte der Rostocker Anführer, steuerte allerdings noch drei Assists zur 25:22-Führung der Gäste nach zehn Minuten bei.

Seltener Anblick zu Beginn des zweiten Viertels: Malte Delow half als Point Guard aus. Der Grund? Tamir Blatt und Maodo Lo pausierten. „Das macht er sehr gut! Für seine 22 Jahre ist er unglaublig ruhig und hat ein starkes Spielverständnis. Er liest das Spiel gut und kann gut über die Gegenspieler passen“, lobte Johannes Thiemann.

Im zweiten Viertel deutete sich bereits an, was ausschlaggebend für Berlins Sieg werden würde: die Dominanz an den Brettern, allen voran durch 2,23-Meter-Hüne Christ Koumadje. Wie der Hulk verwüstete der ALBA-Center die Zone der Gäste, drei Offensiv-Rebounds in sechs Angriffen sammelte Koumadje ein. „Rebounding ist einfach harte Arbeit. Wer zuhause sitzt und denkt, es geht beim Rebounden nur um die Größe, hat es nicht verstanden“, fand Christ Koumadje passende Worte nach dem Spiel. Top-Rebounder bei ALBA war übrigens am Ende Point Guard Delow mit acht Rebounds. Mit 42:27 gewannen die Albatrosse an diesem Abend das Rebound-Duell.

Berliner Dominanz in der zweiten Hälfte

Heißer als die Atmosphäre in der Halle (12.117 Zuschauer) war nur einer: Jaleen Smith. 21 Punkte standen für den Berliner Guard zu Buche (bei 8/9 FG und 17 Minuten Spielzeit). (Fast) 21 Punkte, inklusive 12:0-Lauf direkt nach der Halbzeit, erzielte ALBA im dritten Viertel … innerhalb von fünf Minuten. Rostock taumelte, ALBA riss das Spiel an sich.

Bissen sich die Hansestädter mit dem hohen Tempo zu Beginn doch mehr ab als sie schlucken konnten? Yovel Zoosman meinte dazu: „Wenn wir das Tempo hochhalten, wissen wir, dass die Gegner schwer mithalten können.“ ALBA rotierte in der Defensive wie die gute geölte Maschine und zwang Rostock zu immer schwierigeren Abschlüssen. „Coach sagte uns [in der Halbzeitpause], dass wir unser Spiel weiterspielen sollen. Sie hatten bis dahin eine Dreierquote von 64 Prozent, das ist schwierig aufrechtzuerhalten“, sagte Zoosman.

Für das I-Tüpfelchen sorgte dann Gabriele Procida mit folgender Aktion:

79:61 stand es … nicht zum Spielende, sondern vor dem vierten Viertel.

18-Punkte-Rückstand gegen so ein stark aufgelegtes ALBA BERLIN in zehn Minuten aufzuholen, war zu viel verlangt von den Rostockern. Dennoch ließen die Hanseaten nicht locker und probierten mit ihren Fans im Rücken noch einmal eine Aufholjagd – die Berlin aber wiederum konterte. „Respekt an die vielen [Rostocker] Fans, die ihr Team angefeuert haben. Ich wünsche ihnen viel Erfolg beim Rennen um die Playoff-Plätze“, richtete Koumadje nette Worte an den Gegner.

Ganze 19:25 BBL-Minuten konnte derweil Berlins Rikus Schulte sammeln. Der 18-jährige Forward spielte auch den Assist auf Tim Schneider, der per Dreier die 100-Punkte-Marke brach und anschließend zum 104:79-Endstand einstopfte.

„Rikus spielt wie ein ‚Man-Child‘ in der ProB und verängstigt dort den Nachwuchs. Er arbeitet sehr hart in unseren Trainingseinheiten und hat sich seine Spielzeit wirklich verdient. Es überrascht mich nicht, dass Rikus so stark auftritt“, reflektierte Koumadje nach dem Spiel.